Die größte aller Zeitreisen
Teil 2 - Die Erben der Macht
Teil 3 - Ein neuer Anfang

Autor: Kim


1. Kapitel

"Und er kehrte zurück um seine verlorenen sieben Jahre nachzuholen…Ende" "Erzähl sie noch mal, bitte Opa!" bettelte der kleine Junge. Der alte Mann lachte: "Benny, du hast die Legende schon so oft gehört, du kennst sie doch schon in- und auswendig." "Sie ist so schön. Was wohl danach passiert ist?" "Frag ihn doch! Du musst nur ein paar Jahrhunderte zurückreisen.", meldete sich Lin zu Wort. Sie lag auf dem Bett und genoss die wohltuende Wärme der Sonnenstrahlen, die durchs Fenster fielen. Sanft streichelten sie über ihre Haut.

Wunderbar, endlich Ferien. Sie spürte wie sich jemand über sie beugte. Ihr Bruder schaute sie mit himmelblauen Augen an. Sein kurzes, blondes Haar legte einen Schatten über ihr Gesicht. "Soso, du kannst das natürlich, wenn du schon so klingst."

Schnell drehte er sich um und biss ihr in den Fuß. Sie sprang auf. "Hey was soll das?" fragte sie mit gespielter Wut und warf ein Kissen nach ihm. "Haha, ich bin der mächtige Ganon und ich werde dich jetzt zur Strecke bringen." "Ah, das versuch mal du Möchtegern-Bösewicht." Eine wilde Kissenschlacht begann. Lächelnd beobachtete der Alte das fröhliche Treiben der Kinder. Beide hatten sie dieselben blauen Augen wie er und auch dieselben blonden Haare. Nun ja, jetzt da er ins hohe Alter gekommen war, hatten sich seine Haare natürlich grau gefärbt.

Doch viele Generationen hindurch hatten alle Familienmitglieder diese Merkmale geerbt, die, an denen der Held der Zeit zu erkennen gewesen war. "Opa?", riss ihn Lin aus seinen Gedanken. "Du weißt doch was Übermorgen für ein Tag ist…" "Keine Sorge, ich habe deinen Geburtstag nicht vergessen. Ja du wirst 15… Ach wie schnell doch die Zeit vergeht. Mir kommt es vor als wäre es erst gestern gewesen, als du noch auf meinem Schoß saßt und wir ´Hope-Hope-Reiter´ spielten."

Lin schüttelte den Kopf. Solche übertriebenen Schwärmereien von der Vergangenheit kannte sie schon. "Lin hast du heute nicht Training? Es ist schon dreiviertelzwei.", drang die Stimme ihrer Mutter zu ihnen hoch. "WAS? Verdammter Mist verdammter…" "Lin, wie oft habe ich dir schon gesagt du sollst nicht fluchen." Mit enttäuschter Miene blickte Opa sie an. "Ja ok, ich werd´s mir abgewöhnen, ciao bis später." Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange, ihren Bruder einen Klaps und flitzte los.

Der alte Mann wusste, dass das nur leere Versprechungen waren. Lin war viel zu stur und energiegeladen. Man kannte sie eben nicht anders. Ihre Lebhaftigkeit und Wildheit würde sie aber mit der Zeit unter Kontrolle bringen. Der 8-jährige Benjamin dagegen war ein stiller und ruhiger Junge. Er hatte eine für sein Alter erstaunliche Geduld und Intelligenz, und manchmal kam es einem so vor, als würde ihn eine mysteriöse Aura umgeben. Der Großvater lehnte sich zurück und schloss die Augen. Schon von seinem Großvater hatte er die Legende von Link, seinem Vorfahren, erzählt bekommen. Nun lag es an ihm die Tradition fortzuführen. Und das tat er auch.

Lin war gerannt wie selten. Ganz außer Atem zog sie ihren Traininganzug an. Hektisch band sie ihre bauchlangen Haare zu einem zerzausten Knäuel zusammen. Auf einmal packte sie ein eigenartiges Gefühl. Alles um sie herum schien sich zu verändern. Die Wände verformten sich. Aus dem viereckigen, kleinen Umkleideraum wurde eine riesige Halle, die acht Kanten bildete. Spärliches Licht fiel durch ein Fenster ganz oben. Von irgendwo her erklang engelsgleicher Gesang. Sie sah ein dreistufiges Podest, auf dem ein gerader Stein lag. Und in ihm eingeschlagen war ein Schwert. Lins Augen weiteten sich, als sie es sah.

Langsam ging sie darauf zu, Stufe für Stufe. Sie streckte ihren Arm danach aus. Ihre Fingerspitzen kribbelten. Nur noch einen fingerbreit entfernt! Plötzlich wurde ihre Hand von einem Sog erfasst. Das Schwert zog sie an. "NEIN!" schrie sie. Es ließ sie los und der Raum löste sich auf. Sie zitterte am ganzen Körper und war überglücklich wieder in ihrer vertrauten Kabine zu stehen. Die Tür ging auf und ihre Freundin stürmte herein.

"Was ist los? Warum schreist du so?" Lin war bleich im Gesicht. "Lin... geht`s dir nicht gut?" Besorgt blickte Jenni sie an. "Nein nein, alles in Ordnung. Wirklich!" Skepsis lag in Jennis Visage.

Trotzdem drehte sie sich um und ging Lin voraus, in die Turnhalle. "Da bist du ja, Lin. Du kommst nicht ZU früh.", stellte die Lehrerin fest. "´Tschuldige Mona, hab mal wieder zu viel geträumt", antwortete Lin wahrheitsgemäß. Monika Ebner war ihre Tanzlehrerin doch nach 4 Jahren war die ganze Gruppe schon so stark zusammengewachsen, dass sich alle duzten. Theatralisch zog Lin eine alte, grüne Zipfelmütze hervor und setzte sie sich auf den Kopf. Man traf Lin eigentlich nie ohne sie. "Wieso setzt du diesen komischen Stofflumpen immer auf?", fragte Maria im gespielt angewiderten Ton.

Lautes Gelächter brach aus. "Ja ja, lacht ihr nur. Das ist die Kappe vom legendären Helden der Zeit. Vor vielen Jahrhunderten rettete er unsere Welt. Ihm ist es zu verdanken, dass wir alle heute leben. UND ich bin stolz darauf, direkt von ihm abzustammen." Lin würdigte sie keines Blickes mehr. "Hach, du glaubst dieses Ammenmärchen auch noch. Dir ist nicht zu helfen.", stöhnte Jenni. "So meine Damen, jetzt ist aber Schluss. Fangen wir an." "Ich möchte heute etwas Neues ausprobieren.", sagte Mona. "Musik wird spielen und jede von euch soll dazu tanzen. Aber es soll etwas eigenes,…spontanes sein." Der Reihe nach tanzten alle Mädchen.

Als letztes war Lin dran. "Also los." Sie schloss die Augen und lauschte der Musik. Es war schöner Hip-Hop mit tiefem Bass. Ihr Körper begann leicht zu vibrieren. Sie setzte einen Fuß vor dem anderen. Jetzt fing sie richtig an zu tanzen. Eilens schliff sie nach links, dann nach rechts. Sie setzte sich auf die Knie und rutschte ein Stück diagonal nach vorne, schwang ihr Bein kraftvoll und im weiten Bogen über das andere und sprang auf. Ihre Arme rissen zu allen Seiten…und dann stand sie still aber bereit zum Weitermachen da. Sie öffnete ihre Augen wieder und schaute in die erstaunten Gesichter der Anderen. "Wow", kam es aus allen Mündern. "Das hab ich dir nicht beigebracht.", erwiderte die Lehrerin. "Woher kannst du das?" Doch Lin wusste selbst nicht was über sie gekommen war. Wie hatte sie das gemacht?

Später am Abend saß sie in ihrem Zimmer und kämmte ihr langes Haar. Die Stoffmütze lag vor ihr auf der Kommode. Jemand klopfte an die Tür. "Herein.", murmelte sie. Ihre Mutter trat ein. Sie nahm Lin die Bürste aus der Hand und kämmte weiter. "Wie geht es dir?" "Gut." Lin blickte durch den Spiegel direkt auf ihre Mutter. Von ihr hatte sie die tiefen, wasserblauen Augen. Und nicht zu vergessen; die geschmeidigen, blonden Haare. Es war nicht goldblond, nein, eher wie die Farbe der aufgehenden Sonne, wenn sie am frühesten Morgen ihre Strahlen auf die Erde schickte. Lin pflegte ihre Haare jeden Tag und sehr sorgfältig, denn sie wollte das auch ihre so schön wurden wie die ihrer Mutter. Mutter fing an zu summen. Die Melodie hörte Lin jeden Abend, schon seit sie denken konnte. "Sag mal Mam, was ist das für ein Lied?" "Es ist ein uraltes Wiegenlied. Schön nicht war?" "Ja, sehr schön."

2. Kapitel

Sie lag auf der Seite und krümmte sich vor Schmerz. Die Kälte des Steinbodens drang in ihre Knochen. Der komische achteckige Raum! Sie blickte auf, direkt in ein grässliches Gesicht, das hämisch auf sie herabsah. Die glühenden, gelben Augen stachen wie Dolche. Der dazugehörige Mann war groß und muskulös, hatte rotes, kurzes Haar. Seine Haut schimmerte grünlich. UND er machte ihr Angst. Ein lederner schwarzer Anzug bedeckte seinen gesamten Körper. Weiße Stulpen, bestickt mit roten und blauen Mustern, waren über seine Arme und Beine gezogen. Ein blutroter Umhang wiegte sich leicht in seinen Bewegungen. Aber am auffälligsten war ein golden schimmernder, großer Stein auf seiner Stirn.

"Du mieser Dreckskerl!", hörte sie sich schreien, mit einer jungen Männerstimme. "Was fällt dir ein mich…." "Hast du wirklich geglaubt du kannst dem Schicksal entrinnen? Wie töricht von dir, hahaha." Das Lachen klang dunkel und bedrohlich. Neben ihr lag das Schwert. Das, das sie schon kannte. Sie versuchte danach zu greifen. Doch der andere war schneller. Er feuerte eine glühende Energiekugel ab, die sie traf. Das Schwert wurde aus ihrer Reichweite geschleudert. Eine tiefe Wunde verlief ihren linken Unterarm entlang. "Jetzt reicht es. Verabschiede dich von deinem Leben.", sagte der Mann. Kaum waren die Worte verklungen umgaben sie plötzlich Schatten. Die wurden materiell, zu einem schwarzen Schleim. Langsam hüllte er sie ein. Mit aller Kraft werte sie sich, doch es half nichts. Sie schrie, wie sie noch nie geschrieen hatte und auf einmal erhellte ein grünes Licht die Halle… und dann wurde alles schwarz. Der Schleim hatte sie gänzlich verschlungen… Lin riss die Augen auf und sprang hoch.

Kalter Schweiß ran ihr die Stirn herunter. Was war das eben gewesen? Keuchend erhob sie sich vom Bett. Irgendwas stimmte nicht, das spürte sie ganz genau. Jemand weinte leise. Es kam aus dem Schlafzimmer ihrer Eltern. Knarrend ging die Tür auf und gab den Blick frei, auf eine liegende Frau und einen Mann, der neben ihr kniete. "Papa, was ist passiert?" "Mam wacht einfach nicht mehr auf, mein Schatz! Sie ist einfach umgefallen und…" Sie ging ans Bett und rüttelte sanft an den Schultern derer, die noch vor kurzem summend in ihrem Zimmer gestanden hatte. "Mama, Papa!" Benny kam hereingestürzt. Entsetzen stand ihm ins Gesicht geschrieben. "Opa ist TOT!" er brach heulend zusammen. Lin stürzte sofort in den Raum in dem sie ihren Opa immer zu schlafen wusste. Er lag ruhig da. Sie legte ihren Kopf auf seine Brust. Zum Glück! Da sie das Herz noch schlagen hörte, konnte er nicht tot sein. Tief schlafend, das war es was er war. Doch auch er wollte einfach nicht aufwachen.

Ihr Vater lief den Gang auf und ab. Er versuchte sich zu beruhigen. Ihr Bruder lag in ihrem Schoß und schlief. Sie selbst versuchte sich genau an ihren Traum zu erinnern. Wer war der bösartige Mann gewesen? Und wer sie? Auf jeden Fall kein Mädchen, das hatte sie selbst zu hören bekommen. Benny klammerte sich fest an sie. "Nein, lass mich in Ruhe.", flüsterte er. Tränen rannen ihm die Wangen hinunter. Der Arzt kam aus dem Krankenzimmer. Erwartungsvoll trat Vater auf ihn zu. Als der Arzt das sah ergriff er gleich das Wort: "Nun, wir haben ihre Frau und ihren Schwiegervater medizinisch versorgt. Aber leider wissen wir noch nicht was der Grund dieses…Komas ist. Es wäre das Beste, wenn sie jetzt nach Hause fahren und später wieder kommen." Auf dem Rückweg sprach niemand ein Wort. Wieder in ihrem Haus ging es Vater nicht besser.

Lin vergrub ihr Gesicht ganz in ihre grüne Mütze aus Stoff. "Ich fahre jetzt zurück ins Krankenhaus. Wann ich wieder komme weiß ich nicht, aber stellt euch schon mal darauf ein, die Nacht alleine zu verbringen." Mit diesen Worten knallte die Türe zu. Die Geschwister hörten noch das aufbrummen eines Motors und wie sich das Auto immer weiter entfernte. Irgendwann sah Lin aus dem Fenster, um festzustellen, dass es bereits dunkel war. Ihr Bruder lag sicher schon tief schlummernd in seinem Bett. Sie zog sich ihren dunkelblauen Lieblingspulli, der ihr viel zu groß war, über und stieg, so angezogen wie sie war, in ihr Bett. Aber da lag schon jemand. "Benny! Was machst du in meinem Zimmer?" "Ich kann nicht schlafen. Darf ich bei dir?" "Aber nur heute, klar!" Fast wäre es ihr gelungen einzuschlafen, da riss sie die Nervensäge aus ihren Träumen. "Ich hab durst!" "Dann hol dir was." "Bitte mach du.", flehte er.

"Hättest du nicht was trinken können, bevor du in mein Bett stiegst…", murmelte Lin und rieb sich die Augen wach. Taumelnd lief sie dir Treppe runter, in die Küche. Mit dem halbvollen Glas in der Hand wollte sie wieder hoch, da fiel ihr Blick in den Spiegel neben dem Brotschrank. Gutgütiger, sehen meine Haare schrecklich aus, dachte sie. Plötzlich lies sie das Glas los. Mit lautem Klirren zerschellte es auf den Fließen und der Inhalt verteilte sich. Gelbglühende Augen funkelten sie an. Lin zitterte und drehte sich mit einem Ruck um. Da war niemand… Wieder blickte sie in den Spiegel. Nur ihr eigenes Spiegelbild. Hatte sie sich die Augen nur eingebildet? Das komische Gefühl war wieder da. Alles schien zu verwischen. Und sie hörte eine Stimme. Jemand rief nach ihr. Es war ihr Bruder. Ein Ruf reiner Panik und Angst. Stürmisch rannte sie die Treppe hoch öffnete die Tür und…blickte direkt durch ein riesiges Skelett. "Sie sind zu zweit.", sagte es. "Dann schnapp du dir den andern."

Ein anderes packte ihren weinenden Bruder. Der an der Tür, streckte die Arme nach ihr aus, doch Lin war schneller. Trotz ihres Schocks und ihrer Ungläubnis war sie im Stande einen kühlen Kopf zu bewahren. Sie fiel auf die Knie, rutschte zwischen den Beinen des Skeletts hindurch und riss ihr Bein in einem Bogen herum. Dadurch hatte sie das Skelett das ihren Bruder festhielt von den Beinen gerissen. Flink nahm sie Benny, hob ihn auf ihre Schultern und öffnete das Fenster. Hinter sich spürte sie wie sich das eine Skelett umgedreht und das andere erhoben hatte. "Halt dich jetzt gut fest, Benny.", hechelte sie und kletterte aufs Fensterbrett. Sie griff nach der Regenrinne und kletterte daran herunter.

Wobei sie kaum festen Halt hatte und sich, um nicht runter zu fallen, mit den Händen festklammerte. Leider kam ihnen das nicht zu Gute. Blut rann ihr über die Arme. Von oben schauten ihr die Wesen mit äußerstem Ärgernis nach, was ihr trotz allem ein flüchtiges Lächeln entlockte. Eins das zu früh kam. Kaum hatte sie wieder festen Boden unter den Füßen, sprangen die Skelette herunter. "Scheiße!", keuchte sie und raste davon, die Monster hinterher. "Beeil dich! Sie holen auf." Ihr Bruder blickte zurück. "Wenn es dir nicht passt dann können wir ja Plätze tauschen. Du rennst und ich hetze." Vor ihr tauchten weitere dieser Kreaturen auf. Stalfos kam es ihr in den Sinn. Sie waren umzingelt. Lin setzte ihren kleinen Bruder ab und flüsterte: " Ich lenke sie ab und du rennst weg." "Aber…", wollte Benny protestieren. Doch seine Schwester ballte bereits die Fäuste, bereit zum Angriff. "Ergreift sie!"

Ein Stalfos trat aus der Menge genau auf sie zu. Er hatte auf seinem Helm eine Art rote Feder. Bestimmt ist er ein General oder so, überlegte Lin und schlug zu, wobei sie in ihrer Torheit noch hoffte die Rippen ihres Gegners würden brechen, ehe sie den großen Schmerz in der Faust spürte. Bei ihm probierte sie die gleiche ´Beinbogentechnik´ und auch er fiel zu Boden. Alle anderen kamen auf sie zu. Sie rollte sich weg, ergriff die Hand von Benny und setzte sich wieder in Bewegung. Erschöpft wie sie war, konnte sie ihn nicht mehr tragen. "JETZT REICHT ES!" brüllte der General. Und ehe sie sich versah stand er neben ihr und versetzte ihr eine gewaltige Rechte. Hart schlug sie auf der Erde auf. Dann spürte sie nichts mehr. Sie war ohnmächtig.

3. Kapitel

Welcher Tag war heute? Ja, genau ihr Geburtstag!!! Jetzt stehe ich auf und alle singen ´Happy Birthday´, war Lins erster Gedanke und sie öffnete voller Vorfreude die Augen. Ein kleiner, kalter Raum mit Steinwänden, kein Fenster. Eine Fackel erhellte, zwischen dicken Eisenstäben hindurch, spärlich das Gefängnis. Sie lag unbequem auf dem Boden. Irgendetwas piekste ihr in den Rücken. Stöhnend hob sie ihren Oberkörper, nur um sich schnell an ihre schmerzende rechte Seite zu greifen. Sie tastete mit der anderen Hand nach hinten und holte den Gegenstand auf dem sie gelegen hatte hervor. Eine Schleuder? Was hatte eine Schleuder hier zu suchen? Was hatte sie hier zu suchen? "Lin?", flüsterte eine vertraute Stimme. Ihr Bruder kam auf sie zu. Sein Gesicht glänzte nass im Schein der Flamme. Er musste schrecklich geweint haben. Sie umarmte ihn und versuchte ihn zu beruhigen.

Doch eigentlich konnte sie sich selbst nicht mal beruhigen. "Benny, wo sind wir?", fragte sie nach einer Weile. "Die Monster haben uns durch so einen Lichtschleier gebracht, in so eine schwarze Burg auf der anderen Seite. Ich hab Angst!" "Keine Sorge, irgendwie kommen wir hier raus… irgendwie…" Suchend lief sie den Boden mit den Augen ab. Überall lagen winzig aber spitz, Steine verteilt. Vorsichtshalber steckte sie einige davon in ihre Hosentasche, zusammen mit der Schleuder und zog ihren langen Pulli drüber. Keine Sekunde zu früh, denn schon hörten sie schwere Schritte. Die zwei Skelettkrieger die die Geschwister schon kannten öffneten das Gitter und der blöde General trat in die Zelle. Der hatte ihr doch so einen ordinären Hieb verpasst; das würde sie sich merken. "Ihr habt die Ehre um eine Audienz." "Mit wem?", fragte Lin frech. Er führte eine befehlende Handbewegung aus und die beiden anderen kamen auf sie zu und schupsten sie brutal vor sich her. Durch unzählige Gänge und Hallen wurden sie, wenn man die Brutalität nicht erwähnte, geführt.

Ein roter Teppich eilte ihnen stets voraus. Überall an den dunklen, kalten Steinschichten waren Fackeln angebracht, die den Weg einigermaßen erleuchteten. Lin sah Statuen aus Marmor. Zähnefletschende Monster, richtige Dämonen. Ein Schauder spukte in ihren Gedanken. Hier fühlte sie sich ganz und gar nicht wohl. Unzähliger Treppen schritten sie empor, bis sie vor einem gewaltigen golden verziertem Tor standen. Mit einem Mal wusste sie, dass sie dort nicht rein wollte. Es interessierte sie nicht mehr dem Geringsten wer sich dahinter befand. "Geh schon!" Das Tor ging auf und sie stolperte in den Saal. Das Licht war hier noch schwächer als im Kerker obwohl sie im höchsten Raum sein mussten. Was auf der anderen Seite war konnte sie, egal wie sich ihre Augen anstrengten, nicht erkennen. "Verneigt euch ihr Unwürdigen!", sagte der General und stieß Benny zu Boden. Doch ehe er Lin das gleiche antun konnte, wich diese aus. Sie nahm ihre Kampfstellung ein, die sie bei der ersten Begegnung mit ihm schon gehabt hatte. Böse funkelte er sie an. "Lass sie Karos. Sie dürfen ruhig stehen.", sagte eine Stimme, die aus der Dunkelheit drang.

Lin lief es kalt den Rücken hinunter, so kalt wie diese Stimme. Ein Fingerschnips hallte durch den Raum und die Fackeln brannten blitzartig auf. Ein schmuckloser Thron kam zum Vorschein. Ihr stockte schlagartig der Atem. Die Person die darauf saß, war kein geringerer als der Mann, den sie in ihrem Traum gesehen hatte. Wieder sah sie die unangenehm durchdringenden Augen auf sich gerichtet. Die Stalfose traten gebeugt ein paar Schritte nach hinten. Benny sprang auf und versteckte sich hinter Lin. "Er ist es, aus den Erzählungen von Opa." flüsterte er angsterfüllt. "Gestatten! Ich bin Ganon, Herr über Hyrule.", majestätisch neigte er seinen Kopf. "Dürfte ich auch eure Namen erfahren?" Schweigen erfüllte den Saal, dann holte Lin tief Luft und antwortete: "Hören Sie, das nennt man Kindesentführung. Wenn Sie uns nicht frei lassen dann…"

Ganon lachte laut auf. "Was dann? Glaubst du eure - wie hieß das? - POLIZEI wird euch retten? Haha, die gibt es hier nicht." Natürlich nicht! Das konnte niemals ihre Welt sein… "Was wollen sie von uns?", fragte Lin und versuchte bestimmt zu klingen. "Eure Namen?", fragte er noch einmal. "Lin und Benjamin." "Nun, ich weiß, dass zwei eurer Familienmitglieder sehr krank sind. Ich kann ihnen helfen und bin auch gern bereit zu verhandeln…" "DAS IST GELOGEN! ", warf Benny ein. "Sie sind daran schuld. Sie haben Link. Und wenn er nicht mehr existiert, werden wir, mit dem selbem Blut, uns auflösen!" Ganon stand mit einem Ruck auf, was den Kleinen veranlasste sich schnell wieder hinter seiner großen Schwester zu verkriechen. Automatisch griff sich Lin an den Unterarm, der in ihrem Traum auf so real wirkende Weise aufgeschlitzt worden war. War das die Bedeutung? War es wirklich passiert? Das hieße dann ja, dass ihre Jungenstimme…

Doch woher wusste Benny davon? Sie erinnerte sich wie er in ihren Armen im Schlaf gesprochen hatte. Ob er genau dann den gleichen Traum gehabt hatte? Langsamen Schrittes lief Ganon auf die beiden zu, Benny fixierend. Als er nahe war, streckte Lin ihren Arm zur Seite. "Lassen Sie ihn in Ruhe!", sagte sie. Als ältere Schwester hatte sie nicht nur die Pflicht, sondern auch das Verlangen ihren kleinen Bruder zu beschützen. Ganon setzte ein süßliches Lächeln auf, das bei ihm extrem falsch aussah. Er legte seine Hand an ihr Kinn und hob es, sodass sie ihm genau in die Augen blickte. Sie fletschte leicht die Zähne und versuchte stolz und mutig zu wirken. Dabei hoffte sie ihr stark pochendes Herz war nicht zu hören.

Im Augenblick konnte sie sich an keine Szene mehr erinnern in der sie mehr Angst gehabt hatte als jetzt. Ihr war heiß und das nicht wegen der Zimmertemperatur. Hinter ihr vergrub Benny seinen Kopf noch tiefer in ihren Rücken. Sie fühlte wie sich seine Fingernägel tiefer in ihre Haut bohrten. "Für eure Frechheit könnte ich euch einfach töten." "Kannst du nicht", warf Lin ein. "Sonst hättest du es schon längst getan." Das war's mit dem höflichen Siezen. Ganon zog die Hand zurück und drehte sich um. "Ihr habt eine ausgezeichnete Kombinationsgabe. Das muss man euch lassen." Lin hielt ihren Blick noch kurz hoch und da kam ihr endlich der rettende Einfall. Zumindest hoffte sie das. "Also was hast du jetzt mit uns vor?", fragte sie und kratzte sich mit dem rechten Zeigefinger den linken Handrücken.

Ihr Bruder wurde hellhörig. Er kannte diese Geste seiner Schwester. Immer wenn sie das tat, schmiedete sie einen Plan. Wenn jetzt alle so reagieren wie ich es mir ausmale, dann könnte es klappen, überlegte sie. "Nun, ihr wist bestimmt vom Triforce. Es ist uns etwas abhanden gekommen. Ich bin mir aber sicher, ihr könnt es finden." Jetzt war es an Lin zu lachen. Ihr Gelächter klang etwas schriller als beabsichtigt. Plötzlicher Zorn stieg in ihr auf von dem sie nicht wusste woher er kam. "Du glaubst wirklich wir würden dir helfen? Ausgerechnet dir! Jetzt reicht´s MIR!!!" Sie holte blitzschnell ihr Zeug, das sie hatte mitgehen lassen, spannte einen Stein auf die Schleuder und zielte auf Ganon. Der war von dem lächerlichen Manöver so überrascht worden, dass er einfach stocksteif stehen blieb. Im Gegensatz zu den Wachen. Die eilten herbei. Ja, genau wie Lin es geplant hatte. Noch ein kleines Stück, JETZT.

Sie änderte schlagartig ihr Ziel. Mit einem Ruck drehte sie sich um ihren Bruder bis sie mit ihrem Rücken an seinem stieß. Benny war so perplex, dass er sich krampfhaft zusammenzog und Lin schoss mit aller Kraft. Bitte lass es klappen, bitteeeee, dachte sie. Der Stein traf das dicke Seil und durchtrennte es mit der scharfen Kante. Lin zog ihren Bruder eng an sich. Die drei schwer aussehenden Kronleuchter stürzten gen Boden. Der erste stürzte auf die Gruppe von Skeletten herab, die nicht mal die Zeit hatten zu erschrecken. Der zweite auf die Geschwister. Lin drückte ihren Bruder fest an sich und sie konnten durch eines der Löcher im Kronleuchter schlüpfen. Sie stiegen drüber und rannten zum Ausgang. Der dritte fiel direkt auf Ganon, der ihn unbeeindruckt durch Magie zur Seite stieß. "Lauft nur, weit kommt ihr nicht."

4. Kapitel

Lin zog ihren Bruder hinter sich her und blickte sich hektisch zu allen Seiten um, mit dem guten Vorsatz, sie beide heil hier raus zu bringen. Ständig ging es Treppen hinunter. An einer Kreuzung angekommen wollte sie geradeaus weiter laufen. Ihre Orientierung war gleich null. "Nein, hier lang. Dort geht es raus!" Ben schlug den rechten Weg ein. Und tatsächlich gelangten sie ans Tageslicht? Besonders hell war es eigentlich nicht. Das Schloss sah von außen noch scheußlicher aus als von innen. Verblüfft fragte sie ihren Führer woher er sich denn bitte hier auskannte. " Kann ich dir nicht sagen.", kam die Antwort. "Ich weiß es einfach." Sie blickte nach oben und erkannte ein Fenster. Also befanden sie sich doch nicht im obersten Raum, denn der in dem sie gewesen waren hatte keines. Dahinter huschte ein Schatten vorbei. "Wir müssen eine Etage höher!" kommandierte Benny. Zeit blieb ihr nicht mehr über den Schemen nach zu denken. "Ok." Sie bildeten eine Räuberleiter und ihr Bruder kletterte hinauf.

Viele schnelle Schritte kamen hörbar näher. "Beeil dich!" kreischte der Kleine. Sie sprang und hielt sich an der Kante der Mauer fest. Jetzt musste sie sich ja nur noch hochziehen, was für eine Ironie. Ganon stand noch höher. Belustigt schaute er zu wie sich das Mädchen abmühte, angefeuert von dem Jungen. Man sah ihr an, dass sie am Rande ihrer Kräfte war. Ihr eiserner Wille war bemerkenswert und trotzdem umsonst. Er sprang hinunter, genau hinter Benny und packte dessen Oberarm. Benny zuckte erschrocken zusammen. "Nein, lass!" Er wand sich in Ganon´s Griff. Lin sah erschrocken auf ehe ihr der Burgherr auf die Hand trat. Instinktiv lies sie los und knallte hart mit dem Hintern auf den Steinboden. Schon waren diese Biester von Wachen angekommen. Wie sollten sie jetzt noch entkommen? "Gib auf, Kleine. Ihr werdet nie wieder einen Fuß in eure Dimension setzen." Ganon´s Lachen lies sie frösteln. Die Stalfose drängten sie bis an die Wand. In ihrer Verzweiflung schlug sie um sich. Sie kratzte und biss, was ihr mehr schadete als den Monstern aus reinem Kalk.

Mit einem Ruck riss sie einem von ihnen die Hand ab und drängte sich auf die andere Seite. Der Stalfos, wutendbrand, verpasste ihr so einen Schlag, dass sie mit ihren Beinen gegen die Randwand der Etage stieß und noch mehr. Der Schwung reichte aus um sie über die Brüstung zu werfen. Sie verlor das Gleichgewicht und stürzte kopfüber in die Tiefe. "NEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIN!", hörte sie ihren Bruder schreien. Die Dunkelheit umhüllte sie und die Burg wurde immer kleiner. War jetzt alles aus? Nie wieder würde sie ihre Eltern umarmen, nie wieder den alten Geschichten ihres Großvaters lauschen, nie wieder würde sie tanzen. Flügelschläge drangen an ihre Ohren… Eine riesige Eule erschien am wolkenbedeckten Himmel und stürzte auf Lin herab. Sie packte das Mädchen an der Talje und flog eilends davon ehe es wusste wie ihm geschah. "Du Idiot!", brüllte Ganon und schleuderte eine leuchtende Kugel, die den Skelettkrieger verpuffen lies.

Er hörte das leise Wimmern des Jungen. Doch unverkennbar war da eine gewisse Erleichterung in der schniefenden Stimme. Flüchtig strich er mit der Handfläche über seine Stirn und flüsterte: "Schlaf!" Benny überkam eine starke Müdigkeit. Seine Knie gaben nach und er schlief auf der Stelle ein. Der Mann fing ihn auf. "Ashanti!" Sofort stieß eine schöne, junge Frau zu ihnen. Sie war im gelbfarbenem Wüstenstil gekleidet. Eine lange, dünne Pumphose und ein trägerloses Top. Ihre roten Haare, wie sie alle Gerudos hatten, waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. "Was wünscht ihr, mein Gebieter?" sagte sie und verbeugte sich. "Ich gebe den Jungen in deine Obhut. Kümmere dich um ihn und pass auf das ihm nichts geschieht." "Sehr wohl." Sie nahm den Kleinen entgegen und trug ihn zurück in die Burg. Nachdem sie verschwunden war blickte Ganon hoch. Hoch zu dem Schatten der das gesamte Geschehen hier draußen beobachtet hatte.

5. Kapitel

Lin wusste nicht wie lange sie schon geflogen waren, ohnehin hatte sie jedes Zeitgefühl verloren. Sie konnte nur noch an ihren Bruder denken. Benny war immer noch gefangen, in der Hand dieses Mannes. Natürlich hatte sie schon versucht mit der Eule zu sprechen, in dieser verrückten Welt durfte man ja nichts unversucht lassen, aber der Wind lies all ihre Worte zurück. So konnte sie nichts tun außer abwarten. Nach einer halben Ewigkeit nahm der große Vogel endlich Anflug auf die Erde. Alles Grün! Wo man auch hinsah, spross und wuchs ein wildes Durcheinander, ein Chaos aus Holz und Blättern. Ungefähr einen Meter über dem Boden wurde sie losgelassen und stürzte darauf. "Danke für die sanfte Landung.", meinte sie ironisch Also wirklich, sei mal etwas dankbarer, Lin. Immerhin hat sie dich gerettet :( und blickte sich um. Sie befand sich mitten auf einer Lichtung. Eine, von der Zeit, zertrümmerte Ruine fiel ihr sofort ins Auge. Ein morscher Baum ohne Blätter und Äste, auf der linken Seite, bot die einzige Möglichkeit zum Eingang des Gebäudes zu kommen.

Auf der anderen vergrub ein Stumpf noch seine toten Wurzeln in der Erde. Überall schwirrten buntleuchtende Staubkörner, oder was immer das auch waren, herum. Ihr Hintern tat weh und als sie ihn rieb bemerkte sie, auf was sie saß. Auf einem großen Plateau. Träge stand sie auf um es genauer zu betrachten. Ein großes graues Dreieck und in der Mitte eine komische Strudelförmige Verschnörkelung. Sah aus wie ein Wappen. Plötzlich hörte sie ein Stimmengeschwirr. Viele Leute flüsterten eifrig miteinander. Doch wie sie sich auch drehte und wendete, sie konnte niemanden entdecken. Auf einmal verstummten alle und eine schreckliche Stille legte sich über den Ort. Ein besonders großes strahlendes Etwas umflog ihren Kopf. Aus Spaß fing sie es mit der Hand und quetschte es. "AU, HEY BIST DU VON ALLEN GUTEN GEISTERN VERLASSEN?" Erschrocken ließ sie los.

Das Etwas stieß mit so einer Geschwindigkeit gegen ihre Stirn, dass sie rücklings umflog. Ihr Kopf brummte und für kurze Zeit sah sie alles doppelt. Die Lichtkugel erschien wieder in ihrem Gesichtsfeld. "D…du sprichst?" "Natürlich, du Dummkopf. Ich bin nicht dein Spielball, ich bin eine FEE!" Erst jetzt bemerkte sie die winzigen, fast durchsichtigen Flügelchen. Schuldbewusst…Was? Total überfordert blickte Lin die Fee an. "Mann, bist du dämlich! Steh auf und kuck mal etwas intelligenter!", befahl die Stimme aus dem Leuchten. Lin sprang auf. "Und du sollst uns retten? Na danke." Musik ertönte und von einer Sekunde auf die andere erschien ein Mädchen auf dem Baumstumpf. Sie hatte grünes Haar, das ihr bis zum Halsanfang reichte. Ihre Kleidung bestand aus einem kurzen, hellgrünen Kleid und darunter ein langer dunkelgrüner Pullover. Sie spielte auf einer Okarina. Lin hatte diese Melodie noch nie gehört und dennoch kam sie ihr so vertraut vor. Das Mädchen setzte das Musikinstrument ab und sprach: "Taya, sei doch nicht gleich so streng mit ihr. Sie weiß nicht warum sie hier ist." "Sei du doch nicht so nachsichtig! Außerdem, wir wissen gar nicht ob sie die Richtige ist."

Lachend trat sie auf Lin zu. "Auch wenn wir die falsche in Augenschein genommen hätten, spielt das keine Rolle. Wir haben sie nicht hergebracht. Ganon ist uns zuvorgekommen und ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich dermaßen irrt." "Das sehe ich genau wie Salia." Eine junge Frau in weißer Kleidung und mit rotem, langem Haar erschien. Auffällig waren die schneeweißen Lippen. "Na schön. Dann soll sie es beweisen.", trotzte die kleine Fee. Das grüne Mädel überreichte Lin siegessicher die komische Flöte. "Bitte spiel." "Aber…" "Mach schon!", kommandierte sie das fliegende Fünkchen. Sie hob die Okarina an ihre Lippen und blies ein paar Töne, zum Test. Es war einfacher als sie anfangs gedacht hatte. Sie spielte das einzige Lied das ihr einfiel. Um sie herum entspannten sich alle, selbst die bösgesellte Fee hörte zu, ohne ihren üblichen Kommentar. "Ja, das ist es. Das ist das Wiegenlied der Königsfamilie Hyrules. Nur Familienmitglieder können es." Eine schöne, junge Frau mit hellen, himmelblauen Augen gesellte sich zu ihnen.

Darüber befand sich ein prächtiges Diadem, das sie eindeutig als Prinzessin ausweiste. Sie trug ein weißes Kleid, darüber eine rosane Tunika, mit einem Symbol darauf. Lin kannte es sehr genau. Die drei goldenen Dreiecke, die sich übereinander stapelten und dadurch ein großes Dreieck bildeten. Das Triforce! Das furchtbare Ding, weshalb sie anscheinend hier war. Weshalb Benny in Gefangenschaft saß. Die Frau fiel ihr um den Hals. "Oh, es ist alles so schrecklich.", seufzte sie. "Und es tut mir so leid, dich da mit hineinziehen zu müssen." Das gab Lin den Rest. Sie schrie die Prinzessin an: "Dir tut es Leid? Mein Bruder ist immer noch bei…und…und ich kann ihm nichts als Gegenleistung geben…er wird Benny umbringen!" Sie sank zu Boden und schlurzte. Kräftige Arme hoben sie wieder hoch. "Sei nicht traurig, ihm passiert nichts." Ein gorillaartiges Wesen mit einer weißen Mähne und unglaublich großen Muskeln tätschelte tröstend ihre Schulter, was sie gleich wieder hinfallen lies. "Genau! Ganon ist kein Narr. Er wird den Kleinen bei sich behalten und seinen Vorteil ausnutzten." Eine weitere Frau erschien. Sie trug eine Art Rüstung und hatte kurzes weißes Haar. "Du musst dir wirklich keine Sorgen machen.", meinte die Prinzessin.

Lin sah auf. Das blonde Haar! Es fiel ihr so geschmeidig und schimmernd über die Schultern, genau wie bei Lins Mutter. "Zelda!" Sie sprang die Frau förmlich an und umarmte sie. "Oh, schau sich einer das arme kleine Ding an, das vor Selbstmitleid schon am Anfang ihrer Reise zerfließt.", höhnte Taya. "Schwester, sei nicht so gemein." Eine weitere Fee, diesmal mit dunkellila schimmerndem Licht, umschwirrte das von ihren Gefühlen überwältigte Mädchen. "Sie hat auch ohne deine Kommentare genug durchzumachen." Taya schwieg. "Also wir sollten so langsam mal aufbrechen.", sagte eine neue weibliche Stimme und, einem Fisch sehr ähnlich aussehendes, Wesen kam wie aus dem Nichts zum Vorschein. "Aber erst mal sollten wir dir alles erklären…", meinte ein weiterer Erscheinender.

Er war sehr alt und hatte eine goldbraune Robe an. Er erinnerte Lin an einen Priester. Sie unterbrach ihn bevor er seinen Satz beenden konnte. "Muss ich noch was wissen außer: Ihr seid die Weisen Impa, Naboru, Ruto, Salia, Darunia, Rauru, Zelda, " dabei zeigte sie auf die jeweilige Person. "Euer Siegel ist gebrochen und eure Macht verschwunden, Link ist weg und Ganon sucht das Triforce?" Die Weisen sahen sich an, dann sagten sie einstimmig: "Nein." Sie gingen einen schmalen Weg entlang, durch ein Labyrinth aus Tunneln und kamen schließlich an einem Dorf an. Die Gebäude bestanden aber nicht aus Stein und Lehm, sondern aus ausgehöhlten Bäumen. Richtig gemütlich, wie Lin fand. Viele Kinder in ihrem Alter kamen wild rennend auf sie zu. "Salia, da seid ihr ja…und ihr habt ihn mitgebracht!", sagte eines der Mädchen. Wie im Chor folgte ein Jubelsruf: " Der Retter ist daaaaaa!" "Hey ihr Doofen, schaut genauer hin. Es ist ein Weib." Großes Staunen ging durch die Runde. Der Junge, der die grausame Wahrheit verkündet hatte, trat aus der Menge. "Na toll, wir legen unser Schicksal in die Hände dieser Pseudo-Heldin, " mäkerte er. "Was soll das heißen, Mido? Zweifelst du an ihr? An der Person, zu dessen Begleiterin ich bestimmt wurde?"

Auf einmal war Tayas Stolz und Tatendrang geweckt. Oder ihr gefiel es nicht, dass jemand anders außer ihr an Lin etwas auszusetzen hatte. Noch viele weitere Beschimpfungen fielen, was Mido allerdings unbeeindruckt lies. Salia nahm Lin an der Hand und führte sie zu einem Haus, das anders als die anderen den Eingang nicht am Boden hatte. Man musste erst eine Leiter hochklettern. Taya gesellte sich dazu und umschwirrte Lins Kopf. "Na das kann ja heiter werden.", sagte Mido an Tael, der lila Fee gewandt. Währendessen waren Salia, Taya und Lin in dem Baumhäuschen angekommen. Der einzige Raum war sehr klein und nur ein Bett, ein Waschbecken und ein Stuhl standen herum. "Da auf dem Bett sind frische Klamotten, zieh dich um. Lass dir Zeit.", sagte Salia und schnipste mit den Fingern. Sofort erschienen Sachen auf der Decke. "Ach ja, wie heißt du eigentlich?" Zögernd kam die Antwort. "Lin!" "Lin? Was für ein hübscher Name."

Die Kokiri ging. Jetzt war sie völlig allein im Zimmer, mal abgesehen von dem Lichtkügelchen, das dauernd ihren Kopf umkreiste. Langsam begann sie sich auszuziehen. Etwas kritisch beäugte sie die Sachen auf dem Bett, zog sie aber dann doch an. Ein weißes, kurzes Kleid, darüber eine grüne Tunika und eine grüne Radlerhose. Die Schuhe waren aber immer noch das Beste. Stoffstiefel, so weiß wie das Kleid. In sie musste man hineinschlüpfen und mit einem grünen Band fest um die Beine binden. Etwas aufgeheitert versuchte sie die Melodie, die Salia gespielt hatte nach zu pfeifen. Als sie fertig war ging sie wieder nach draußen, wo alle auf sie warteten. Mit großen Augen sah die ganze Runde sie an. "Sie sieht ihm so ähnlich!", schwärmte ein Mädel.

"Nur das Haar sieht aus wie bei Zelda.", rief ein anderes begeistert. Lin bekam bei der ganzen Aufmerksamkeit, die ihr zu Teil geworden war, rote Wangen. "Aber es fehlt noch etwas." Einer der Jungen, der mit den dicken Backen, wollte ihr gerade zwei eingewickelte Gegenstände übergeben, als Mido ihm seine Ware aus der Hand riss. "Ich mach das schon. Also mit Kraft meines verliehenen Amtes überreiche ich dir hiermit…" Salia verdrehte genervt die Augen. "Komm zum Punkt, Mido." Er entschloss sich dann doch es kurz zu machen. "Hier!" Gespannt begann Lin auszupacken, obwohl sie schon ahnte, was sich darin befand. Tatsächlich, ein kleines eisernes Schild und ein Schwert, in dessen Griff ein winziger kleiner Smaragd eingegeben war. "Ihr erwartet also wirklich, dass ich kämpfe.", sagte sie, eigentlich mehr zu sich selbst. "Also zeig mal was du kannst.", rief ihr irgendjemand zu und schon schoss ein Deku aus der Erde.

"Na los! Schlag auf ihn ein.", kommandierte die Stimme, die ihr schon tief ins Gehirn gebrannt war. Nicht schon wieder Taya! "Achtung, schütz dich!" Doch die Warnung kam zu spät. Der Deku sprang ihr auf das Schild. Lin verlor den Halt und knallte auf den Boden. "Also so wird das nichts.", stellte Ruto unnötiger Weise fest. "Sie muss einfach noch üben.", verteidigte sie Zelda. "Na wenn sie so gut schießt wie sie ihr Schwert führt, dann kann sie gleich wieder in ihre Welt zurück." Naborus Rücksichtslosigkeit versetzte allein einen Schock. Aller Blicke waren stumm auf sie gerichtet. "Was denn? Sie anzulügen nützt nichts. Die Lage ist dafür zu ernst." Als diese Worte ausgesprochen waren, erschienen Bilder vor Lins geistigem Augen. Ihr Bruder, der nun um sich schlug, um sich die Untergebenen Ganons vom Leib zu halten. Mutter und Großvater die immer durchsichtiger wurden. Vater, der mit dicken Augenringen am Krankenbett seiner Ehefrau saß. Und schließlich LINK, in seiner Agonie alleine gelassen.

"Sie hat recht.", sagte Lin und stand entschlossen auf. "Wenn ich jetzt nicht anfange, wann dann?" Darunia lachte auf. "Anscheinend siehst du Link nicht nur erstaunlich ähnlich, sondern hast auch noch seine Charakterzüge. Ich hätte nie gedacht, das es zwei Menschen gibt die sich so gleichen können." Lin runzelte die Stirn. Was sollte das heißen? "Genug geredet.", Naboru drückte ihr plötzlich Pfeil und Bogen in die Hand. "Mal sehen…Aha! Schieß das Schild dort drüber an der Flussmündung ab." Auf Befehl spannte Lin den Pfeil auf den Bogen und konzentrierte sich. Opa war ein begnadeter Schützte.

Ein Regal in seinem Zimmer stand voll mit Pokalen. Immer erster Platz. Oft hatte er sie mitgenommen und ihr genau gezeigt wie es funktionierte. "Du wirst mal noch besser als ich, du hast einfach das Talent dazu.", hatte er ihr versichert. Nun war der Zeitpunkt gekommen, um zu sehen ob seine Prophezeiung eintraf. "Das schafft sie nie, das Ziel ist doch zu weit weg." Zustimmendes Gemurmel… Lins Augen verengten sich zu Schlitzen. Ihre Fingerspitzen spannten sich an. Sie brachte ihren rechten Arm zum Stillstand. Dann lies sie los. Der Pfeil zischte durch die Luft und traf wenige Millisekunden später sein Ziel. Das Schild spaltete sich. Sofort raste Mido davon und kam mit den Holzstücken zurück. Erstaunt berichtete er:

"Genau in der Mitte getroffen!" Die Leute drängelten um sich selbst zu überzeugen. "Tatsächlich." Naboru legte Lin eine Hand auf die Schulter. "Ich hab auch nichts anderes erwartet." Erleichtert stöhnte Lin auf. Die Sonne stand mittlerweile schon sehr weit unten am Horizont und verlieh dem Land wunderschöne, feurige Farben. "Genug für heute, wir sollten jetzt zu Bett gehen. Und du Lin solltest dich besonders gut ausruhen nach so einem langen, harten Tag.", sagte Rauru. Lin nickte und gähnte anschließend herzhaft. Sie wünschte allen eine gute Nacht und drehte sich ohne ein weiteres Wort um. Taya und Tael umschwirrten immer noch ihren Kopf, aber irgendwie hatte sie sich schon daran gewöhnt. Müde schlurfte sie in das Bett in dem einen höher stehenden Häuschen und lies sich, angezogen wie sie war, einfach darauf fallen. Rasch schlief sie ein.

6. Kapitel

Der Schatten schlich lautlos die Treppe hinunter. Nur der lange, schwarze Mantel in dem er eingehüllt war, machte schleifende Geräusche. Er dachte über das nach, was er noch vor wenigen Stunden gesehen hatte. So einen Amateur wie diesen Schwächling hatte er noch nie erlebt. Erst sich im Kampf anstellen und dann noch über die Brüstung fallen. Ein solcher Feigling hatte nicht das Recht zu leben… Ashanti kam ihm entgegen. Als sie ihn bemerkte verbeugte sie sich rasch, was nicht so einfach war. Sie hielt eine kleine Gestallt fest an sich gedrückt.

Der Schatten betrachtete den Jungen jetzt genauer. Eigentlich war an ihm nichts ungewöhnliches, nur seine Kleidung sah merkwürdig aus. Eine lange schlabbernde Hose, die zu groß wirkte, und dazu noch aus einem sehr komischen Stoff. Und ein kreuzförmiges Hemd mit einer Schrift darauf. S. Oliver? Wer oder was sollte das sein? Soll jetzt keine eingebaute Markenwerbung sein "Wo bringt ihr ihn hin?", fragte die Stimme aus der Kapuze heraus. "Es tut mir leid, aber der Herr hat mir ausdrücklich verboten, diese Information an dich weiter zu geben.", sagte die Frau ehrfürchtig. Der Schemen trat zur Seite. Einerseits um ihr Platzt zu verschaffen, andererseits um ihr verständlich zu machen, dass er nicht weiter nachbohren werde. Er ging weiter Richtung Thronsaal. Doch da war niemand. Wo konnte Ganon nur sein? "Was machst du hier?" Karos betrat den Raum. "Wo ist der Meiser?"

Er drehte sich nicht um. Das Skelettwesen beäugte ihn misstrauisch. "Was hast du vor?" Blitzschnell stand er vor dem Monster und packte es an den Knochen des Brustkorbes. "Deinen Fehler wieder gut zu machen. Also wo ist er?" Natürlich, fiel es ihm wie Schuppen von den Haaren. Der Burgherr befand sich sicher im Keller und spielte Orgel. Er ließ los und schritt davon. "Dir fehlt der nötige Respekt.", rief ihm Karos nach. "Dir gegenüber? Das ich nicht lache." Schnell schweiften seine Gedanken wieder zurück zu dem Geschehnis. Ein solcher Schandfleck hatte nicht das Recht zu leben,…musste beseitigt werden. Er faste einen Entschluss. Schon schallte Musik an den Wänden und wurden durch das Echo noch verdoppelt.

Es klang irgendwie grusselig und das immer wieder aufs Neue, obwohl er es schon unzählige Male wahrgenommen hatte. Die Tür öffnete sich von allein. Für einen kurzen Moment hatte er die Möglichkeit in Betracht gezogen, bereits erwartet zu werden. Das Orgelspiel hörte abrupt auf. Er ging auf seinen Meister zu und vor ihm auf die Knie. Ganon jedoch machte sich nicht die Mühe sich zu ihm umzudrehen. Stadtessen erwartete er was die verhüllte Person zu sagen hatte, als diese das nach kurzem Schweigen bemerkte. "Ich gehe!" Der Ton in der Stimme lies Jedem klar werden, dass eine Meinungsänderung nicht in Frag kam. "Was willst du machen?" Die dunkle Gestallt überlegte kurz, um sich die richtigen Worte zu Recht zu legen.

Doch warum es sich so kompliziert machen. "Ich werde diesen idiotischen Kerl, der entkommen ist, zur Strecke bringen." "Kerl?" Ganon drehte sich doch noch um und blickte amüsiert auf die Gestallt vor ihm. Allerdings wusste diese nicht was daran so witzig sein sollte. "Nun gut, wenn das dein Begehr ist, ich halte dich nicht auf." Mit einem tiefen Kopfnicken stand der Schemen auf und ging. Das Licht der brennenden Fackeln flimmerte. "Schatten.", sagte Ganon und seiner fing an sich selbstständig zu bewegen. "Folge ihm! Lass mich sehen was du siehst." Der Schatten löste sich von seiner wahren Existenz und schoss aus dem Raum. Der Schatten erreichte die Person, die eben noch dort gewesen war und verschmolz unbemerkt mit dessen Schatten. Mit festem Ausdruck im Gesicht ging er seinen Weg. Endlich ein Grund den düsteren Wänden eine Zeit lang zu entrinnen.

7. Kapitel

"Ich weiß nicht ob das so gut war, dass wir einfach abgehauen sind." "Tael du nervst. Wenn du das für soho falsch hälst, warum bist du dann mitgekommen?", machte Taya ihren Bruder fertig. "Ich kann euch ja nicht alleine lassen.", erwiderte er kleinlaut. Lin war in aller Herrgottsfrühe aufgestanden, hatte sich Schwert, Schild, Kocher und Bogen auf den Rücken gebunden und sich, ohne Jemandem Bescheit zu sagen, auf den Weg gemacht. Wohin wusste sie nicht. Nur eins; sie wollte Benny finden. Und -zugegeben- glücklicher Weise hatten sich die Feengeschwister entschlossen sie zu begleiten. Nun liefen sie in der hyrulianischen Steppe herum. Sie genoss den frühmorgendlichen Tau und die Frische. Jeder Atemzug war so entspannend und angenehm wie ein heißes Bad. Nur der Nebel war etwas unpassend. Aber vorher lag ihr noch eine Frage auf der Zunge…

"Taya, Tael?" "Ja?", kam es wie aus einem Mund. "Wisst ihr wer ich bin?" "Was soll das denn jetzt? Leidest du unter Identitätskomplexen?", war Tayas Antwort, wie immer frech und unverschämt. Tael stupste sie warnend an und sagte: "Du bist geholt worden um den Helden der Zeit zu retten. Nur du bist dazu in der Lage." "Nein, das meinte ich nicht", Lin schüttelte heftig den Kopf. "Warum sehe ich Link so ähnlich?" Die beiden Lichtkugeln über ihr sahen sich an. Taya nahm zu dieser Frage Stellung "Naja, ich nehme an, dass das Schicksal deine Form deswegen so gewählt hat, um uns die Suche nach dir zu erleichtern…oder unserem Feind." Das bestätigte ihre Vermutung. Keiner wusste also, dass sie und Benny direkte Nachkommen von Link waren. Abgesehen von Ganon. Aber warum er sie beide hierher, in die Vergangenheit, entführt hatte, wusste sie immer noch nicht.

Warum war sie nur so voreilig gewesen. Sie hätte noch etwas warten sollen um genaueres zu erfahren. Aber es hatte mit dem Triforce zu tun. "Da vorne ist jemand!", riss sie Tael aus ihren Selbstvorwürfen. Lin beugte sich vor und kniff die Augen zusammen um besser sehen zu können. Tatsächlich, einige Meter von ihnen entfernt bewegte sich ein dunkler Schemen. "Hey du da vorne! Hallo…" "Schhhhhht! Sag mal hast du sie noch alle? Was machst du wenn das ein Anhänger von Ganon ist und er dich angreift?", Taya gestikulierte heftig mit ihrem ganzen Körper. Lin schlug sich mit der Hand vor den Mund. Ihre Einsicht kam leider zu spät, den die Gestallt drehte sich zu ihnen um. Wer hatte da so laut gerufen? Er blickte nach allein Seiten. Dann sah er etwas. Er beute sich vor und kniff die Augen zusammen um besser sehen zu können.

Tatsächlich, einige Meter vor ihm bewegte sich etwas und darüber leuchteten zwei kleine Lichter. Mit noch konzentrierterem Blick, erkannte er die Person. Eine grüne Kokirimütze, die Mütze, die er auf dem Kopf dieses Tölpels gesehen hatte. Er hatte sich ja vorgestellt, dass es einfach wird ihn zu töten, aber dass dieser sich gleich freiwillig ans Messer lieferte? Wie dumm konnte ein Mensch nur sein? Auch gut, je schneller es vorbei ginge, umso weniger seiner kostbaren Zeit musste er verschwenden. Mit riesiger Geschwindigkeit eilte er in Richtung seines Opfers. Im Rennen zog er sein Schwert aus der Scheide, die an seiner Hüfte befestigt war. Es hatte einen Pechschwarzen Griff und auf der Klinge waren Runen eingraviert. Die alte Sprache, nur die Gerudos konnten sie noch lesen. Auf seinem Schwert stand geschrieben: Der mit der dunklen Macht Gesegnete.

"Er hat sein Schwert gezogen. Er greift an!", schrie Tael. Lin wusste nicht wie sie sich jetzt verhalten sollte. In Panik zog sie ihr Schwert, aber etwas damit anzufangen wusste sie nicht. Schon stand der Gegner vor ihr. Sie konnte sein Gesicht unter dem Mantel nicht erkennen. Die Schneidefläche brauste schon auf sie hernieder. Reflexartig hob sie ihre Waffe über ihren Kopf in die Waagerechte um sich vor der Entzweispaltung zu schützen. Die gewaltige Kraft drückte sie fast bis in die Hocke. Mit einem siegessicheren Kichern schlug er Lin das Schwert aus der Hand. Es flog in einen hohen Bogen und landete mit der Spitze voraus in der Erde, zu weit um es sich blitzschnell wieder zu holen.

Angsterfüllt blickte sie in das Dunkle unter der Kapuze. Er war um mindestens einen Kopf größer als sie. Triumphal hob er zum erneuten Schlag aus. Was Lin das Leben rettete, war die blitzschnelle Reaktion von Taya. Sie flog mit voller Pulle gegen seinen Kopf so wie sie es schon einmal gemacht hatte. In seiner Überraschung wurde er unachtsam. Lin zögerte nicht und nutzte ihre Chance. Wie eine Katze sprang sie ihren Gegner an und riss ihn zu Boden. Sie biss ihn mit aller Macht in den rechten Unterarm und stieß das schwarze Schwert mit ihrem Fuß weg. Nun saß sie auf der Brust dessen, der noch drauf und dran war sie umzubringen. Wie schnell sich doch das Blatt wendet, dachte sie…bis sie herumgerissen wurde und ebenfalls auf dem Boden knallte. Der Unbekannte schlug beide Feen mit einer Handbewegung k.o., griff nach seiner Waffe, presste Lin nach unten und hielt ihr die Klinge an die Kehle.

Doch durch den plötzlichen Ruck rutschte ihr die grüne Mütze runter. Ihre langen Haare übergossen den Boden als hätte jemand blondes Wasser ausgeschüttet. Ihre Brust hatte zwei Wölbungen nach außen und die Figur war nicht gradlinig. Als er das sah hielt er mitten in der Bewegung inne. Mit riesigen wunderschönen blauen Kulleraugen sah sie ihn an. "Du bist ein Mädchen!", staunte er. Darum also hatte Ganon so belustigt ausgesehen. Er hatte ja nicht ahnen können, dass der Entkommene eine SIE war. Oben vom Fenster hatte er das nicht erkennen können und sie automatisch für einen Jungen gehalten. "Du mieser…" Lin stieß ihm kräftig mit den Beinen gegen den Oberkörper. Benommen setzte er sich wieder auf und starrte auf das Mädchen, das ihm mit beiden Händen seine Waffe hinhielt. Nur mit der scharfen Seite! Das Schwert des Fremden wog um einiges mehr als ihr einiges, wie sie merkte. Das ging ganz schön auf die Armmuskeln. "Wer bist du? Antworte!", brüllte sie, in der Hoffnung cool und furchtlos zu klingen.

"Genau! Wer bist du?" Taya und ihr Bruder hatten sich einigermaßen wieder aufgerafft. Der Fremde nahm die Kapuze des Mantels runter. "Ein Junge?", flüsterte Lin perplex. Sie hatte ja alles erwartet von A bis Z, aber ausgerechnet einen stinknormalen Boy? Seine schwarzen, kurzen Haare zottelten ihm wirr ums Gesicht. Seine Haut war zwar etwas unnatürlich blass, aber einen so schönen hatte sie im Leben noch nicht gesehen. Und erst seine Augen. Sie glitzerten so atemberaubenden gelblich. Und die Pupillen waren nicht rund, sondern schlitzförmig - wie bei einer Katze. Wo hatte sie die schon mal gesehen? "Na los! Gib mir schon den Gnadenstoß.", forderte er. Sie ließ das Schwert sinken. "Warum tötest du mich nicht?"

"Warum hast du es nicht gemacht?", entgegnete sie seiner Frage. Abfällig drehte er den Kopf "Ich töte keine wehrlosen Mädchen." "Gut ich auch keine eingebildeten Machos." Sie lächelte ihm ins Gesicht. Er erhob sich und schüttelte sich den Staub aus dem Umhang. Na toll, und jetzt? Was sollte er machen? Er konnte doch nicht zurück zum Schloss marschieren und Ganon erzählen, er habe es nicht übers Herz gebracht seinen Feind umzubringen, weil der weiblich war. Für seine Dummschwätzerei, von wegen er gehe mal kurz weg um das zu erledigen, hatte er es jetzt doppelt zu büssen. Auslachen werden ihn die anderen. Das Beste war es wohl, er ginge zurück und löge ihnen das blaue vom Himmel runter. Ihm würde schon etwas einfallen.

Der schwarzhaarige Junge drehte sich um und wollte schon verschwinden. Nicht mal ein Machs gut! oder sonst was kriege Lin zu hören. Allerdings hatten sie ja auch kein Kaffeekränzien gehalten, sondern gegeneinander gekämpft. "Hey du kannst doch nicht einfach gehen." "Und warum nicht?" Er drehte sich genervt wieder zu ihr um. Mann, dem sein Blick ist ja noch schwärzer als seine Klamotten, dachte sie. Was hat er bloß? "Äh, wie heißt du?" Er musste ungefähr so alt sein wie sie, vielleicht ein Jahr älter oder so. Der Knabe stöhnte gelangweilt. "Was geht dich das an." Lins Miene verfinsterte sich. "Du könntest ruhig etwas netter sein." "Und du solltest nicht vergessen, dass ich dich beinahe getötet hätte." "Hast du aber nicht." "Werde ich aber gleich, wenn du mich nicht in Ruhe lässt." "Du bist echt gemein.", sagte sie mit einer weinerlichen Stimme Sie gab schlurzende Geräusche von sich. Dann liefen ihr Krokodilstränen übers Gesicht. Er erschrak. Warum weinte sie jetzt? Es gab doch gar keinen Grund dazu. "Hey du, beruhig dich.", sagte er in gedämpftem Ton.

"Ok, aber nur wenn du netter bist, ja?" Plötzlich strahlte sie ihn mit allen Farben des Regenbogens an. Er verzog sein Gesicht. Sie hatte keine Ahnung wie er jetzt weiter reagieren würde. Ausdruckslos starrte er sie an, dann begann er lautstark zu lachen. Seine Augen veränderten sich. Nicht die Form oder die Farbe. Lin wusste nicht genau was, aber sie wirkten jetzt irgendwie warm. Ein Gefühl breitete sich in ihr aus. Es war wie damals als sie auf dem Bett gelegen und die Sonne genossen hatte. Und genau das gleiche Prickeln, nur kam es diesmal nicht von außen, sondern von innen. "Du bist komisch.", verkündete er ihr. "Danke...Aber wie heißt du denn jetzt?" Er wurde ganz ernst. Wenn er ihr das jetzt sagte… Betrübt wendete er seinen Blick von ihr ab. "Schon verstanden, aber dann denk ich mir eben einen Namen für dich aus." Sie fuhr sich mit dem rechten Zeigefinger über die linke Handfläche. Es musste ein sehr schöner sein, für den tollsten Jungen, den sie je gesehen hatte. Bei dem Gedanken wurde sie ganz rot im Gesicht. Ihre Wangen glühten. "KIM!"

Sie hatte den Namen mal in einem schönen Buch gelesen. Stirnrunzelnd guckte er sie an. "Na, wenn du willst.", meinte er schulterzuckend und nahm sein Schicksal gelassen an. "Also wenn ihr bitte zum Ende kommen wollt. Wir kriegen Besuch.", riss Taya sie aus ihrem Gespräch. Gleichzeitig drehten sie sich um und sahen die Kreaturen auf sich zueilen. "Knochengänger!", schoss es ihren Hals hoch und zum Mund heraus. Sie wunderte sich immer noch darüber. Warum fielen ihr ständig Bezeichnungen für diese vielen Wesen ein? "Ich dachte die sind nur nachts aktiv.", wunderte sich Kim. Ich nenn ihn jetzt einfach mal so ;) Wieder mal in Panik geraten zog Lin ihr Schwertchen aus der Erde und stellte sich auf. Sie hatte doch erst gerade einen Kampf hinter sich gebracht.

Die neue Bekanntschaft stützte die Arme hinter den Kopf und setzte sich gelassen in Bewegung. "Hey, du willst doch nicht gehen?" Fragend blickte der Junge zurück. Wo war die Wärme in seinen Augen geblieben? "Bitte, du darfst mich jetzt nicht alleine lassen. Ich schaff das nicht." Gelangweilt erwiderte er: "Was geht mich das an. Wenn du unterliegst, stirbst du eben. Das ist ja wohl dein Problem." "Bitte! I…ich…habe Angst." Plötzlich war alle Farbe aus ihrem Gesicht verschwunden. Ihre großen, runden Augen glitzerten feucht und sie zitterte. Da war kein Übermut und keine freche Art mehr.

Zum ersten Mal, fühlte er sich schuldig. Es war ihm ein Leichtes ihr zu helfen, aber warum sollte er es tun? Warum hatte er auf einmal Mitleid mit ihr? Was sollte sie nur tun. Kim wollte ihr nicht beistehen. Nur die Feen blieben ihr, aber was konnten sie schon ausrichten. Tayas Kopfnuss schadete nicht jedem. Aber warum hatte sie solchen Schiss? Wo war all ihr Mut hin? Aus dem Boden vor Kim sprang einer der Monster heraus. Doch sein Reaktionsvermögen war bestens ausgebildet. Schwungvoll sprang er zurück und schlug den Knochengänger in zigtausende kleiner Stücke. Sofort lösten die sich in blauen Flämmchen auf. Lin dagegen fiel es nicht so einfach mit ihren Gegnern fertig zu werden. "Nein, nicht so. Du musst das Schwert gerader halten. Pass auf!", brüllte ihr Taya ins Ohr.

Verzweifelt versuchte sie den Armschlägen auszuweichen. "Da musst du hinschlagen!" Die kleine Fee schwebte vor dem Brustkorb der Kreatur. Schreiend stieß sie ihre Waffe nach vorne, direkt in die Rippen ihres Gegners. "Vorsicht, hinter dir!!!" Tael flog wild hinter ihr herum. Zu spät! Ein weiteres Monster holte zum Angriff aus. Sie kniff die Augen und wartete auf den Schmerz. Doch der kam nicht. Verwundert machte sie sie wieder auf. Kim hatte seine Klinge in den Schädel des Monsters gebohrt. Er zog es heraus und trat auf das Wesen ein. Lin, von Erleichterung durchdrungen, schwang ihr Schwertchen in einem Bogen herum und zerschmetterte auch den letzten verbliebenen Feind. Sie konnte ihr Glück kaum fassen, sie hatte es überstanden und -lebt. "Danke!", sagte sie etwas verlegen zu Kim gewannt. Mit herablassendem Ausdruck erwiderte er: "Du bist eine Schande." Die härte in seiner Stimme erdolchte Lin fast. Das was Naboru gesagt hatte, war ihr im Gegensatz zu dem was sie jetzt hören musste wie ein Scherz vorgekommen. Schwer erschüttert schluckte sie. Kim schlug sie zur Seit und lief an ihr vorbei, ohne sie noch eines letzten Blickes zu würdigen.

8. Kapitel

Kim war auf dem Weg zurück zum Schloss und zerbrach sich den Kopf darüber, was für eine Ausrede… Abrupt blieb er stehen und Lin donnerte ihm voll in den Rücken. Mit knallrotem Kopf drehte er sich um und schrie sie an: "Hör auf mir hinterher zu laufen!!! Wie oft soll ich dir das noch sagen." Mit Unschuldsmiene funkelte sie ihn an. "Aber ich weis nicht wo ich hin soll, ich kenn mich hier doch nicht aus. Und wenn du schon mal da bist…" "Frag doch deine leuchtenden Insekten um Rat. Für irgendwas müssen die ja gut sein." Taya flog ihm auf die Nasenspitze und Kim faste sich mit einem kurzen "Au!" daran und rieb sie. "Erstens sind wir FEEN und zweitens; wir kommen aus Termina. Das liegt am anderen Ende der Welt." Tael wippte nach oben und unten, wie um das Gesagte zu bestätigen. Kim zog eine Augenbraue hoch. "Ihr seid lästig. Vielleicht sollte ich euch doch einfach beseitigen. Also zischt ab, wenn euch euer Leben lieb ist." Er wedelte mit der Hand, drehte sich um und setzte sich wieder in Bewegung. UND schon wieder hörte er Schritte hinter sich. "Also gut! Was willst du von mir?" Hatte sie nicht erst gestern, die gleiche Frage nur in der Mehrzahl gestellt? Sie ergriff seine Hand und drückte sie fest.

"Lehre mich die Schwertkunst! Bring mir das Kämpfen bei!" Dann fuchtelte sie wild mit den Armen. "Ich flehe dich an!" Kim verschränkte die Arme vor dem Körper und rümpfte die Nase. "Was habe ich davon?" "Naja…Du hast meinen größten Dank…und…die wohltuende Gewissheit, jemandem etwas Gutes getan zu haben. Ist das nicht Grund genug?" Kim sah sie hoffnungslos an und fing an zu lachen. Er krümmte sich schon. Seine rechte Hand legte sich auf Lins Schopf und zerzauste ihr, durch heftiges Reiben, das Haar. "Bitte; gewöhn dir deine Wahnvorstellungen ab." Dieses Mal war es Lin, der die Röt ins Gesicht stieg. Irgendwie musste sie ihrer Wut Luft verschaffen. "Ich bin total unfreiwillig hier und deine saublöden Beleidigungen gehen mir so was von auf die Nerven. Wenn bitten und betteln nichts bringt, dann werde ich dich eben zwingen. DU WIRST JETZT SOFORT TUN WAS ICH VERLANGT HABE, SONST LASS ICH DICH ÜBER MEINE KLINGE SPRINEN!"

Völlig unerwartet riss sie sich den Bogen vom Leib, spannte einen Pfeil auf und hielt ihm die Spitzte an die Kehle. "Wag es, dein Schwert zu ziehen und ich bin das letzte was du in deinem Leben gesehen hast." "Uihh, du kannst einem ja richtig drohen." Kim kniff die Augen zusammen. "Na los, mach schon. Aber wahrscheinlich traust du dich gar nicht mich umzubringen." "Ach du hirnabotierter Depp!" "Was?" Gereizt blickte sie über die Zugbrücke bei der sie standen und die Mauer hinauf. Jeweils eine Fackel brannte links und rechts vom großen Torbogen. Sie hob den Bogen an und schoss gezielt auf eine. Der Pfeil zischte und trennt das obere brennende Holz ab. Keine Spliter fielen in das Wasser des Grabens, nur das plumpe Stück, dessen Flamme sofort, bei Berührung der nassen Substanz, erlosch. Ein sauberer Schnitt und das mit einer Pfeilspitze. "Wow, hast du darauf etwa gezielt?" "Wenn nicht, würde das Teil nicht im Wasser liegen.", sagte Lin, immer noch im zornigen Ton. Mit einer uneleganten Drehung wendete sie sich ab und stampfte davon. Kim überlegte, erst später wieder in die Burg zu gehen. Es erwarte ihn sowieso niemand so früh.

Außerdem war er das allererste Mal seit langem außerhalb dieser düsteren Mauern. Und irgendwie hatte das Mädchen was an sich. Er setzt sich in Bewegung und folgte ihr. Lin schlenderte völlig orientierungslos in der Gegend herum. Ein gigantischer Bauernhof trat irgendwann aus der Weite dieser Steppe hervor und ihr blieb nicht viel mehr übrig, als darauf zu, zu laufen. "Hm…willst du zur Lon Lon-Farm?" Erschrocken sprang sie auf, trat sich aber auf den Fuß und fiel der Länge nach hin. Selbst die Feen fuhren, überrascht von der Lautlosigkeit Kims, herum. Noch wütender blickte Lin ihn an. So eine miese Anschleichmethode. Wobei nicht seine Fähigkeiten infrage gestellt wurden, sondern ihre. Er folgte ihr wohl schon die ganze Zeit. Wieso hatte sie ihn nicht früher bemerkt? Seine Mundwinkel zuckten. Mit einem Satz stand sie wieder. "Hör auf mir zu folgen."

"Ach…du darfst mir nachlaufen, ich dir aber nicht." Skepsis! "Das ist was anderes.", konterte sie billig. "Und warum?" Ohne ihn noch eines Blickes, geschweige denn einer Antwort, zu würdigen drehte sie sich um und ging weiter, die Nase hoch gen Himmel gestreckt. Leider übersah sie dadurch den großen, dicken, eigentlich unübersehbaren Baum und knallte mit voller Wucht gegen den Stamm. Die Feen brüllten vor Lachen. Lin rieb sich lachend ihre Nase. Abrupt hörte das Gelächter aus als die drei Kims Gesicht sahen. Ernst und ausdruckslos. "Eigentlich solltest du auch drüber lachen." "Ach so, haha.", sagte er tonlos. Eine Weile herrschte Stille. "Gefühlsmäßig biste ja nicht grade stark…"

Wenn Taya ein menschliches Gesicht hätte, würde sie jetzt die Stirn runzeln. "Ich bin wirklich eine lausige Heldin." Ein breites Grinsen zog sich über Lins rundförmiges Gesicht. Kim sah sie plötzlich ganz anders an. Wieder seine Augen. So weich und warm. Der gelbe Schimmer tat so gut, am liebsten würde Lin einfach da stehen und ihn in die Augen schauen. Es blieb ihr beinahe nichts anderes übrig als darin zu ertrinken. Sie schüttelte heftig den Kopf. Das fehlte ihr gerade noch… "Also was ist? Kommst du oder nicht?", hörte er von weiter vorne.

Also echt; erst folgte SIE ihm, dann war sie trotzig als sie die Rollen tauscht und jetzt forderte sie ihn regelrecht auf sie zu begleiten. Etwas stieß ihn in den Rücken und eine Stimme sagte: "Na los, du bist der einzige der ihr wirklich helfen kann." Ein übergroßes, lila Glühwürmchen machte sich daran, seine Runden um Kims Kopf zu drehen. "Wir begleiten sie, aber wirklich nützlich sind wir wohl nicht." Haufenweise Fragen spuckten im Gehirn des Jungen herum, aber die Antworten blieben leider aus. Langsam ging auch er endlich den Weg in die Farm entlang.

9. Kapitel

Lin setzte einen Fuß vor dem andern, wurde aber immer langsamer. Das Entsetzten lähmte sie. Die Lon Lon-Farm! Dort wo Link Malon und Epona das erste Mal getroffen hatte. Den Ort, den Opa immer als so friedlich und lustig beschrieben hatte. Was war aus ihm geworden. Ein dunkles, verlassenes Gehege. Kein Wiehern, kein Gagern, kein Stöhnen hart arbeitender Bauern. Eine kalte Brise wehte Staub auf. Kim trat neben sie. "Ziemlich einsame Gegend hier.", war sein erster Eindruck. "Aber…ich verstehe das nicht. Hier müsste Vollbetrieb herrschen."

"Woher willst du das so genau wissen? Es hat sich alles verändert seit der Held der Zeit verschwunden ist.", kommentierte Taya. "Ja genau,", bestätigte Tael. "Schlagartig, von einem Tag auf den andern, verfinsterte sich ganz Hyrule." "…und darüber macht ihr euch Sorgen?", fragte Kim. Er wirkte etwas irritiert. Taya allerdings brannten bei so einer Frage die Sicherungen durch. "Ob wir uns darüber Sorgen machen? BIST DU BLIND? Schau doch! Dunkelheit und Einsamkeit wo man nur hin sieht. Das ist noch schlimmer als damals, als uns fast der Mond auf den Kopf gefallen ist." Kim blickte zu Boden, trotzdem verstand er nicht was die kleine Fee ihm sagen wollte. Was war denn so viel anders als normal? Lin war schon weiter - vor der Koppel. Stumm machte sie sich ihre Gedanken. Die Erde war von Fugen und herausgerissenen Grasbüscheln geradezu übersäht.

Egal was auch passiert war, es war in Eile und Hektik geschehen. "Das ist der perfekte Platz!" Wieder schreckte sie auf und ein erstickter Schrei drang aus ihrem Mund. Wie schaffte es dieser Typ nur sich so, ohne jegliches Geräusch zu verursachen, anzuschleichen? "Für was?", keuchte Lin. "Willst du sagen du hast vergessen, dass du mich noch vor kurzem zwingen wolltest, dir die Schwertkunst beizubringen?" "Ach so, ja klar." Er schritt zur Mitte des eingezäunten Gebietes. Jetzt ging es an den Speck; den sie gar nicht hatte - hehe. "Also, zeig mal wie du dein Schwert schwingst." Sie zog ihre winzige Waffe - "So?" - und holte im hohen Bogen aus. Das einzige was sie dann noch mitbekam war, wie Kim zurücksprang.

Ein langer Riss durchzog seinen schwarzen Mantel. Mit wütender Miene funkelte er sie an. Man konnte die Dampfwolken schon sehen, die aus seinem Schädel entwichen. "Gib her, bevor du mich noch aufspießt!" Er entriss ihr das Kokirischwert. "Entschuldigung…", stammelte Lin und setzte ihr unschuldigstes Lächeln auf. Leider zog das bei dem überhaupt nicht. Er streifte sich den kaputten Mantel ab. Jetzt erst kam seine Form zum Vorschein. Lins Augen vergrößerten sich um das dreifache. Seine Kleidung bestand aus einer schwarzen anliegenden Hose und einem ebenso schwarzen Hemd. Das brachte seine Muskeln richtig zur Geltung. Breite durchtrainierte Schultern, lange starke Beine und Hände. Und um ein großzügiges Stück größer als sie. Wow, so sehen meine Klassenkameraden aber nicht aus, überlegte sie und ihre Stirn fühlte sich warm an. Doch sie ermahnte sich, nicht oberflächlich zu denken! Immerhin hatte sie ihn noch nicht einordnen können. Jäh riss sie etwas, das mit einer hohen Geschwindigkeit auf ihr Gesicht zusteuerte, aus ihren Gedanken. Überrascht duckte sie sich weg. Kims Faust! Sein ausgestreckter Arm hielt inne, seine Hand blieb an der Stelle, wo sich gerade noch Lins Kopf befunden hatte.

Geschockt lachte sie: "Haha, ich dachte schon du wolltest mich treffen." Nun zog er sie zurück und blickte etwas verblüfft darauf. "Das hatte ich eigentlich vor, aber anscheinend sind deine Reflexe doch besser als ich dachte. Ist ein Anfang." Hysterisch sprang sie auf. "Du…du wolltest…?" Noch ein Schlag! Nicht mal ihren Satz konnte sie zu Ende bringen. Immer wieder prasselten Fäuste auf sie nieder und immer wieder wich sie flink aus. Gerade fragte sie sich was das zu bedeuten hatte als auch schon die nächste Faust in Richtung Gesicht kam. Aber Lin war vorbereitet…EINE FINTE! Er traf sie schmerzhaft in die Magengrube; so heftig, dass sie zurück baumelte und erst einmal tief einatmen musste. "Tja, nur mit Ausweichen kannst du nicht gewinnen. Zum Beispiel die Knochengänger; die werden nicht müde. Was denkst du wie quälend der Kampf sein wird!" "Spinnst du! Was sollte das? Warum prügelst du so auf sie ein?"

Aufgeregt flog Taya wild im Zickzack. "Du fieser…" Lin trat einen Schritt nach vorn ballte die Faust und schlug nach Kim. Der wich amüsiert aus. Die kleine weibliche Fee aber wurde brutal durch die Luft geschleudert. Tael flog neben sie. "Anscheinend kommt sie dadurch erst richtig in Fahrt." "…mieser…" Dasselbe Spiel noch mal. "…gemeiner…" Dem dritten Angriff wich Kim nicht aus sondern blockte ihn ab. Erstaunlich war es ja nicht, mit was für einer Mühelosigkeit er ihre Hand fing und quetschte. Sofort zog sie sie zurück. Kein Thema, dass er sein Schwert so leicht schwingen konnte, während sie fast einen Krampf bekommen hatte. "Danke für deine netten Komplimente, aber mit Schleimerei kommst du bei mir nicht weit." "Ach schade, langsam gehen mir die Ideen aus.", lachte Lin, noch etwas sauer. Wieder ernst zog Kim sein Schwert und hielt es ihr an die Kehle. Er warf ihr ihres hin. "Das war die Aufwärmphase. Jetzt wird's hart! Bereite dich vor." Bei dieser Kälte in der Stimme zitterte Lin, aber tat wie ihr geheißen.

Kaum hatte sie ihr Schwertchen fest in der Hand, schlug ihr schon das des Jungen entgegen und entwaffnete sie. "Mann, stell dich nicht so an", maulte Kim. "Schon wie du dein Schwert hälst ist falsch. Du hälst es zu weit vom Heft weg, dadurch verlierst du an Kraft, und der Schwung ist zu groß um ihn zu kontrollieren." Währenddessen hatte Lin es wieder aufgehoben. "Wie soll ich es den packen?" Er ließ sein Schwert wieder in den Halter gleiten und kam auf sie zu. Vorsichtig ergriff er ihre Hände und legte sie in die richtige Position an. "So." Kims Haut fühlte sich rau und etwas ausgetrocknet an, erstaunlich - weil er doch so eine helle, schon bleiche, Haut hatte. Wie sanft sich Lins Haut anfühlte, zart und weich, es erinnerte ihn an die, des gerade geborenen Säuglings, das er vor langer Zeit mal in der Hand gehalten hatte. Leicht umschloss er ihre Hand mit seiner.

Ein paar Sekunden schien alles still zu stehen. Lins Herz bummte und in ihrem Bauch fuhren ihre Hormone Achterbahn. Auf einmal guckte er sie verwundert an. "Mir ist gar nicht aufgefallen, dass du Linkshändler bist. Ist das häufig in eurer Familie?" "Nein, eigentlich bin ich die Einzige." "Also, jetzt musst du es nur noch richtig fest halten." "Eye eye, Sir.", spaßte sie. Ob Kim das allerdings verstand, bezweifelte sie. "Hm? Was heißt das denn?" "Ach vergiss es. Nix wichtiges." Kim zuckte mit den Schultern. Doch nutzte er Lins augenblickliche Unachtsamkeit und griff blitzschnell nach seiner Waffe und an. Total perplex fuchtelte sie herum. Die nächste Attacke folgte. Diesmal werte sie aber erfolgreich ab. Und wieder die nächste…und die nächste…und wieder…und wieder. Lin schloss die Augen und blieb zittrig bewegungslos auf der Stelle. Sie merkte jeden Schlag, denn der Wind des Schwunges pustete ihr um die Ohren und wirbelte ihr Haar auf. Auf der Stelle brauch auch der Dauerangriff ab. "*Seufz* so wird das nie was", Lin blinzelte.

"Wieso bemühst du dich nicht mal ein kleines bisschen?" Kims Ton verriet ihr, dass er der Verzweiflung nah war. "Es tut mir leid. Ich streng mich ja an, ganz dolle, aber ich…bin als Kämpfer wohl doch völlig ungeeignet. So werde ich meinen Bruder nie retten können…" Ihre Augen glänzten. Irgendwas stach ihm ins Herz. Nun wusste er, dass er es hasste wenn sie weinte. "Hm…probieren wir es einfach noch einmal. Es klappt schon irgendwann." Und mit unhörbarem Flüstern fügte er hinzu. "Hoff ich für dich." "Bist du bereit?", mischte sich jetzt auch Taya ein. Wild flog sie ihre Kreise über Lins Kopf, der jetzt nach unten und oben fuhr - ein Nicken. "LOS.", schrie Tael, der sich über Kim platziert hatte, mit pfeifhoher Stimme.

Nein, nicht schon WIEDER, dachte Lin. Aber was nützte der Gedanke, besser wurde sie dadurch ja leider nicht. Der silbern schimmernde, grauenhafte Gegenstand kam wieder gefährlich auf sie zu. Eilens trat sie einen Schritt zurück. Dann wich sie zur Seite aus. Blockte ab. Wich wieder aus. Jaaaaa, jetzt hatte sie den Bogen raus. Darum konnte sie beim ersten Durchgang auch einmal blocken. Wusste sie doch, dass ihr da was bekannt vorkam. Jetzt hatte sie auch endlich bemerkt was. Nämlich: Kim griff in einem bestimmten Rhythmus an. Und sie kannte sich schließlich in solchen Dingen aus. Immerhin tanzte sie ja schon seit Jahren. Nun fiel es ihr immer leichter seine Attacken vorauszusehen und abzuwehren.

Während das so weiter ging, fragte auch Kim erstaunt was in sie gefahren war. "Das hab ich alles vom Tanzen.", meinte Lin stolz. "Na klappt doch. Jetzt probier mal anzugreifen.", erwiderte Kim. Kaum hatte er seinen Satz beendet kam ihm schon ihre Waffe entgegen. Trotzdem war er vorbereitet. Geschickt duckte er sich und stieß Lin die flache Seite auf die Hüfte. Ein kleines ´Au´ entfuhr ihr, mehr aus Überraschung als aus Schmerz; davon konnte gar nicht die Rede sein. "Du darfst deine Deckung nicht so leicht vernachlässigen." Die Worte klangen streng, aber deutlich hörte man das Lachen daraus. "Ich werd mich bessern, Herr Lehrer." "Nenn mich Meister, das klingt höher stehend." "Oh Göttlicher!" "Ja, das beschreibt mich am ehesten." Riesengroßes Gelächter erfüllte die staubige Luft. "Hey hört auf mit dem Blödsinn! Ihr seid noch längst nicht fertig.", holte sie die ockerfarbene Kugel zurück zu ihrer eigentlichen Sache. "Los, jetzt wird richtig gekämpft…"

Wie viele Zeit war schon vergangen? Ein paar Tage? Ein paar Wochen? Genau wusste er es nicht. Sein Zeitgefühl hatte er jedenfalls schon sehr früh verloren. In diesem blöden Tempel war ja kein einziges Fenster eingebaut. Und raus ging er nur ungern, die trockne Luft war voll von Sandkörnern und die machten ihn zu ganz schön zu schaffen. Außerdem brannte die Sonne zum umfallen… Benny lag auf einem großen, dicken und runden Kissen, von rot- und blaufarbenen Stickereien verziert. Eingekringelt wie eine Katze. Seine alte Kleidung hatte er schon seit langen nicht mehr. Stattdessen trug er nun eine weiße Kutte mit schwarzem Band. Ganon hatte ihn in den Geistertempel bringen lassen, soviel war ihm gesagt worden. Und auch, dass er gar nicht daran zu denken brauchte einen Fluchtversuch zu starten. Falls doch, erwartete ihn da draußen eine riesige unüberwindbare Wüste.

Tolle Aussichten! Er starrte auf die Wände, des gigantischen, viereckigen Raumes. Alte Runen in einer Sprache, die Benny nicht verstand, schmückten sie. Vier Säulen befanden sich hier und inmitten eine erhöhte Plattform mit einem aufgemalten Muster aus verschiedenen Gelb- und Rottönen darauf. Genau dort lag auch das große Kissen mit dem kleinen Jungen. Sehnsüchtig wartete er. Bis jetzt hatte der angsteinflössende Mann ihn noch nicht besucht. Benny erwarte ihn aber. Nicht weil er scharf drauf war wieder die schrecklichen Augen sehen zu müssen, sonder weil er sich erhoffte, dass Ganon mit einer guten Nachricht kommen würde. Wie zum Beispiel: "Deine Schwester ist gekommen um dich zu befreien."

Oder noch besser: "Deine große Schwester hat meine Pläne vereitelt, mich besiegt und jetzt steht sie vor der Tür um dich abzuholen." Aber das war so abstrakt, das kaufte nicht mal Benny ihm ab, wenn er das sagen würde. Plötzlich hörte er Ketten rasseln. Jemand ging den Gang vor diesem Raum entlang. Sofort sprang Benny hoch und fixierte das Eingangtor. Es ging auf und eine junge Frau betrat den Raum. Sie hielt ein Tablett in der Hand. Schade, also sehr wahrscheinlich nichts Neues von draußen. Andererseits war er auch erleichtert. Es machte ihm Spaß sich mit Ashanti zu unterhalten und zu spielen. Sie war ungefähr 7 Jahre älter als Lin. Wenn er eine zweite große Schwester hätte dann bitte wie Ashanti. Und na ja, Lin könnte auch ein bisschen was von ihr vertragen. Aber psst… Benny rannte zu der Kletterfläche hin und half ihr beim letzten Stückchen hoch. "Hallo Kleiner.", sagte sie fröhlich und lächelte ihn an. Auch sein Gesicht hellte sich etwas auf. "Sag schon, weist du was über meine Schwester? Ist sie wieder gefangen worden? Geht's ihr gut?"

"Nicht so schnell, komm mal wieder runter." Sie setzte sich auf das große Kissen und reichte ihm das Tablett. Darauf standen ein kleiner, mit klarem Wasser gefüllter Krug, ein Tonbecher und zwei Brötchen. Noch immer erwartungsvoll blickte er Ashanti an. "Greif zu!", kam es als einziges aus ihrem Mund. Mit gierigen Händen langte er nach dem Essen. "Also, noch habe ich nichts erfahren. Weder über Lin, noch sonst was." "Heißt das, ich muss noch länger in diesem Loch hocken und die ertragen?" Die Frau lachte; "Ja das heißt es wohl", und fuhr ihm durchs Haar. "Keine Sorge. Dir geschieht nichts." "Das ist es nicht. Um Lin habe ich Angst. Ich habe so eine schlimme Vorahnung, dass ihr was zustoßen könnte." Sie nahm in den Arm. "Ashanti, du sollst ihn nur versorgen, nicht bemuttern.", schallte eine grässlich schrille Stimme. "Genau Ashanti, nicht bemuttern!" Zwei Wolken, rot und blau, erschienen wie aus dem Nichts. In Windeseile nahmen sie Gestallt an, zu zwei alten hässlichen Weibern auf Besen. Die eine hatte einen roten Stein auf der Stirn und Flammen als Haar, die andere einen blauen und einen Eisbatzen als Haar. Sie flogen ihre Runden. "Was machen wir mit einer Ungehorsamen, Koume? Hihihi.", kicherte die Blaue.

"Was denn, Kotake?", fragte die andere. "Das stimmt nicht", verteidigte sich die rothaarige Frau. "Der Herr hat mir aufgetragen mich um ihn zu kümmern und genau das tue ich." "Hihihi, wie rührend, nicht wahr Kotake?" "Natürlich Koume. Versuchen wir es noch einmal!" Sie ließen jeweils eine blaue und eine rote Kugel entstehen und schleuderten sie auf Benny. Das war er schon gewöhnt und fasste sich automatisch um die linke Hand. Gleich würde der Schmerz wieder pochen. Die Kugeln erreichten ihn, aber verblassten kurz vor dem Zusammenstoss mit ihrem Ziel.

Und da brannte auch schon sein Handrücken. "Wieso funktioniert es nicht bei ihm, Koume? Warum funktioniert unser Kontrollzauber nicht bei dem Bengel? Sonst klappt es doch auch immer." "Weis nicht, weis nicht, Kotake." "Das reicht. Verschwindet endlich!", brüllte Ashanti mit befehlender Stimme. "Hört, hört. Das junge Fräulein wird schon aufmüpfig. Sie genießt, trotz ihrer Jugend schon hohes Ansehen in ihrem Volk und große Gunst bei Ganon, genau wie ihre Schwester damals." "Wollen wir hoffen, dass sie nicht auch zur Verräterin wird wie ihre Schwester, Kotake."

"Ja, ja." Wieder das grelle Rot und Blau, und weg waren sie; zum Glück. "Sag mal Kleiner, wie machst du das eigentlich?" "Ich weis wie ich es mache und auch warum ich das weiß." Vielsagend war seine Antwort ja nicht, aber sein Geheimnis behielt er lieber für sich. Er stopfte sich das letzte Stück Brot in den Mund, nahm einen Schluck Wasser, legte seinen Kopf auf Ashantis Schoss und schloss die Augen. Das ganze hatte ihn etwas erschöpft und müde war er auch schon wieder. "Soll ich dich etwa auch noch streicheln?", fragte die junge Frau scherzhaft. "Klar, mein Tagesbedarf an Streicheleinheiten muss doch gedeckt werden." Noch an der Schwelle zum Land der Träume betete er, dass es Lin gut ginge.

10. Kapitel

"Ich kann nicht mehr!" Erschöpft ließ sich Lin in den Heuhaufen fallen. "Du hast in den letzten drei Tagen aber doch echte Fortschritte gemacht, oder?" Tael setzte sich auf ihre Nasenspitze. Es war ein lustiger Anblick, als sie mit den Augen schielte um ihn sehen zu können. "Pah, ihr wisst nicht was euch noch bevorsteht.", kommentierte Kim und setzte sich auf eine der Kisten mit dem Lon Lon-Wappen drauf. Sie hatten haufenweiße Kisten mit Milchflaschen darin gefunden und sich die ganze Zeit hauptsächlich davon ernährt. Was würde Lin nicht alles für einen saftigen Hamburger in XXL-größe geben. "Also eins muss man dir schon lassen. Du weist es einen zu motivieren.", erwiderte sie trotzig. Sie hatten jede Nacht in der kleinen Scheune hinter der Koppel verbracht, da Kim meinte, wenn ein Kontrolltrupp vorbeikomme, seien sie hier am sichersten.

Im Haus schauten die Monster als erstes nach. Er nahm einen großen Schluck aus einer Flasche. Doch Lin griff in den Heuhaufen und holte einen blauen Gegenstand heraus. "Was haste denn da?", fragte Taya, ohne wirkliches Interesse. "Eine Okarina. Hab ich im Farmhaus gefunden, unter dem Bett." Um das Mundstück des Instrumentes war eine dünne silbrige Linie gezogen und sie ließ sich gut in der Hand halten. Sie spielte das alte Wiegenlied. Ruhe und Gelassenheit breiteten sich im Raum aus. Kim lehnte sich entspannt zurück und atmete tief ein. Und dann geschah es auch…ein schiefer Ton. Alle Anwesenden schreckten hoch. "´Tschuldige!", sagte Lin, streckte die Zunge aus und schlug sich sachte die Faust gegen die Stirn. "Hey probier du doch auch mal.", schlug sie vor und reichte ihm die Okarina. Zögernd blickte Kim auf den Gegenstand.

"Na? So schwer ist das gar nicht." Nun nahm er sie doch, noch einen Moment und legte sie an den Mund. Aber was sollte er denn spielen? Ach klar! Die ersten Töne folgten, dann erfüllte die Melodie den engen Raum. Plötzlich fröstelte Lin. Die zwei Feen verkrochen sich blitzschnell unter ihre Zipfelmütze. Lin fing an zu schreien. Abrupt brach Kim ab und riss das Instrument weg. Erschrocken starrte er sie an. "Das…äh…ich…hab versucht mitzusingen?" Eine bessere Ausrede fiel ihr auf die Schnelle nicht mehr ein. Kim grinste über beide Ohren. "Ist schrecklich nicht wahr? Als ich es immer gehört habe, wollte ich auch einfach schreien." Mit einer kleinen Handbewegung warf er ihr den Gegenstand zu.

"Na ja, es ist wirklich gruselig…und durstig macht bin ich jetzt auch." Sie stand auf und ging zu einer der hinteren Kisten. Jetzt musste sie nur noch den Deckel öffnen. Auf weitaus geschicktere Art als am ersten Tag, zog sie ihr Schwertchen und stach damit in die Rinne zwischen einer Seite und dem Deckel. Trotz ihres Hilfsmittels tat sie sich schwer. Zu allem Übel rutschte die Kiste auch noch nach vorne weg und Lin fiel hinterher und schlug sich das Kinn an. "Au! Du verdammte, blöde, dreckige, bescheuerte, unnütze, unbrauchbare, doofe, im Weg herumstehende Kiste!" "Wow, für die Heldin dieser Geschichte fluchst du aber ganz schön arg." "Ach, sei ruhig." Lins Lippen kräuselten sich, sie versuchte angestrengt ein Lachen herunterzuschlucken. So was passierte wieder einmal ihr. Die Leuchtbälle flitzten aus ihrer Kopfbedeckung und flogen, etwas schief, davon. Entweder die haben auch was abbekommen, oder sie machen sich über mich lustig, überlegte Lin, rieb sich das schmerzende Kinn und riss die Augen auf. Sah sie Halluzinationen oder war die Kiste tatsächlich in die Wand gerutscht.

Mit ungläubiger Mine zog sie die Kiste nach vorn. Keine Magie, kein Visualisieren, sondern eine Nische! Sie krabbelte in das kleine Loch. Kim der zum ersten Mal in ihre Richtung schaute, rieb sich ungläubig die Augen. "Bist du unsichtbar oder hast du dich in Luft aufgelöst?", fragte er. "Nein, ich bin hier." Besonders hilfreich war die Ortsangabe hier für ihn aber nicht. Tael erblickte die Öffnung in der Wand und flog hinein, direkt gegen Lins Schädel. "Aua, hey pass auf, es ist ziemlich eng." Zusammen kamen sie wieder auf der Seite des "Tunnels" an, auf der die andern Beiden sie erwarteten. Fragend schaute Kim sie an. Nein nicht sie, sondern das graufarbene Ding, das sie in den Händen hielt. Lin folgte seinem Blick, hob es hoch und meinte:

"Kuck mal, was ich gefunden habe. Ein Ei!" "Bist du sicher? Ich hätte es für nen geschliffenen Steinblock gehalten.", bemerkte er sarkastisch. "Haha, das erkennt doch ein Blinder mit Krückstock. Jedenfalls…" "Nein!", sagte Kim. "Genau, nein!", erwiderte auch Taya. Verwunderung stand Lin ins Gesicht geschrieben. "Ich hab doch noch gar nichts gesagt." "Wir wissen eh was du sagen wolltest. Nämlich, dass du das Ei mitnehmen willst..." "Und auch, dass du es trotz unseres ´Verbotes´ machen wirst.", ergänzte die kleine Fee. "Hm…du scheinst ziemlich durchschaubar zu sein. Schon nach so wenigen Tagen können die deine Gedanken lesen." "Danke Tael für deine charakteristische Analyse." Konnte man da etwa ein bisschen Beleidigtsein heraushören? "Genau dass werde ich machen. Und ich werde es ausbrüten und pflegen und…" "Was wird da überhaupt rauskommen?", fragte der Junge.

"Ach ich mag Überraschungen.", sagte Lin fröhlich und verlies den Raum um sich ja nicht weiter ein schlechtes Gewissen einreden zu lassen. Sie ging ein wenig gebückt, also war das Ei wirklich so schwer wie es aussah. Kopfschüttelnd folgte Kim ihr, umschwirrt von den beiden Lichtkugeln. Was dem Mädchen nicht alles in den Sinn kam. Eins war jedenfalls sicher, langweilig ist es ihm bis jetzt noch nicht geworden und wird es sicher auch nicht. "Also wollen wir unser Training fortsetzen?" "Aber erst muss ich das Ei warm einpacken." Kim nuschelte etwas, das Lin nicht verstand, machte ihr aber mit einer Handbewegung deutlich sie könne, solle sich aber damit beeilen. Doch wie aus dem Nichts, trabte ein braunes Pferd auf sie zu.

Es blieb vor Kim stehen und baute sich vor ihm auf. Mit hektischem Wichern und wilden Hufstößen, war es drauf und dran ihn umzubringen. Kim wich zurück. "Was ist denn mit der los?" Lin eilte zu ihm, drückte ihm das Ei in die Hand und griff nach den Zügeln des überdrehten Pferdes. Sie schloss aus seinem Ausruf, dass es sich um ein Weibchen handelte. "Ruhig Süße, beruhig dich." Mit leiser und sanfter Stimme redete sie auf die Stute ein. Und tatsächlich wurde das Tier immer stiller bis es sich ganz beruhigt hatte. Sie fing an, an einer von Lins Haarsträhnen zu lutschen. Das Mädchen spürte die warme Luft, die aus den Nüstern hervorgepustet wurde. Es kitzelte. Das Pferd bewegte sich etwas nach vorne, fing dann wieder an hysterisch zu wiehern und zu fuchteln. "Was ist bloß los mit dir?" "Sie hat etwas im hinterem Huf.", erwiderte der Junge neben ihr darauf. Er tätschelte dem Tier zutraulich auf den Hals. Lin schaute verwundert. Er winkte sie heran und beugte sich runter. "Siehst du wie das rechte Hinterbein etwas absteht. Sie verlagert das Gewicht mehr auf das andere."

Stimmt, jetzt sah sie es auch. "Also hör zu, du musst sie fest halten, während ich das Teil rauskratze." "Verstanden!" Lin legte die Arme um den großen, flauschigen Hals, Kim holte ein kleines Messer aus seinem Stiefel und hob das Bein auf sein Knie. "Ich sehe es. Ein Dorn." Das Pferd merkte anscheinend, was ihm bevorstand, denn es wurde merklich, immer unruhiger. "Dann hol ihn schon raus!", keuchte Lin. Mit aller Kraft versuchte sie es still zu halten. Behutsam legte Kim das Messer an und kratzte um den Schmerzverursacher herum. Er kratzte lange herum bis der Dorn so locker war, dass er ihn rausziehen konnte - und das tat er auch. Langsam setzte er das Bein wieder ab und steckte das Messer wieder weg. Das Pferd setzte sich erst vorsichtig in Bewegung, wieherte aber erfreulich auf und galoppierte um die ganze Koppel. "Haha, du kennst dich aber gut mit Pferden aus.", merkte Lin ihm an.

"Oh naja, ich hatte schon mit vielen zu tun." Die Pferdedame gesellte sich wieder zu ihnen und stupste sie in den Rücken. Nur Saumzeug, kein Sattel. Aus dem spielerischen Stupsen wurde ein richtiges Schupsen. Es wieherte laut und aufgeregt, aber nicht mehr schmerzverzehrt. Lin war total verwundert. "Ich glaube es will dir was zeigen.", schloss Kim gleichgültig. "Ja? Na dann, zeig es uns.", sagte Lin aufmunternd in das lange Tiergesicht. Das Pferd baute sich quer vor ihr auf. "Hä? Ich soll... Aber ich kann nicht reiten!" Doch ehe sie sich versah wurde sie schon an der Talje gepackt und auf den Rücken gehoben. Von oben blickte sie herab, auf Kim. Ein flüchtiges, schüchternes "Danke!" entschwand ihren Lippen. Er nahm das dimensionale Ei und schwang sich geschickt ebenfalls auf den Rücken, direkt hinter Lin. Dann übergab er ihr den Klotz und fragte: "Saßt du wenigstens schon mal auf dem Rücken eines Pferdes?" "Nein." Ohne ein weiteres Wort nickte er, nahm mit einer Hand die Zügel und griff mit der anderen Hand um ihren Bauch.

Sofort stieg ihr Hitze in den Kopf. Ihr Herz fing wie wild an zu schlagen. "Los jetzt.", schrie Kim und das Pferd setzte sich in Bewegung. Und schon peitschte ihr der Gegenwind ins Gesicht. Sie kniff die Augen zu. Durch die gewaltige Wucht konnte sie sich nicht halten und wurde nach hinten geschleudert, gegen Kims Brust. Sie sah hoch und für einen kurzen Moment trafen sich ihre Blicke. Seiner war weich und das Glänzen in den Augen durchfuhr sie, wie eine wunderbare, kühle Brise an schwülen Sommertagen. Doch das Gefühl war so schnell verschwunden wie es gekommen war.

Seine Augen schauten wieder konzentriert gerade aus, ausdruckslos und kalt. Mühevoll stemmte sie sich nach vorne. Jetzt bemerkte sie, dass Kim zwar die Zügel in der Hand hatte, sie aber locker hielt. So konnte das Pferd die Richtung bestimmen. Er kicherte. "Was ist?", brüllte sie gegen den Wind. Das erinnerte sie an den Flug mit der Eule, ein paar Tage zuvor, nur war es diesmal nicht so unbequem. Im Gegenteil, dachte sie und die Röte schoss ihr ins Gesicht. "Deine Haare kitzeln. Bind sie gefälligst zusammen.", meinte er, mehr fröhlich als böse, was sie erleichtert aufatmen lies. Wie viel sie schon aus seinem Munde zu hören bekommen hatte, besonders während des Trainings. Nach einer kleinen Weile, wurde das Traben langsamer und sie bogen um eine Ecke.

Vor einem dunklen Tunnel blieb die Stute stehen. "Da sollen wir rein?" "Ja, der Eingang zum Kokiriwald. Von dort sind wir auch gekommen.", dokumentierte Lin. "Genau!", sagte eine Piepsstimme und die zwei Feen, die sich während dem Ritt unter Lins Kappe verkrochen hatten, flogen davon ins Dunkle. Lin schwang ein Bein auf die andere Seite und sprang herunter. Klappte aber unter dem Gewicht ihres Gepäcks zusammen. "Shit!" Sie rieb sich ihren schmerzenden Hintern, stand aber schnell wieder auf. "Worauf wartest du?", fragte sie den Jungen. Der starrte schnurgerade aus, doch sein Blick war glasig. "Ich glaube ich bleibe hier und warte auf euch." "Warum?" "Die kennen mich doch nicht, vielleicht wollen sie mich gar nicht dort haben…" "Ach Blödsinn, komm schon." Schließlich stieg auch er, etwas zögerlich, herunter, nahm ihr die schwere Fracht ab und gemeinsam liefen sie durch den Gang, dicht gefolgt von der Stute.

11. Kapitel

Kaum standen sie wieder im vertrauten Sonnenlicht rannte ihnen eine junge Frau entgegen. Das etwas ins rötliche übergehende hellbraune Haar flatterte ihr um den Kopf. Ihr langes weißes Kleid wirkte schlicht und ihr orangefarbenes Halstuch wurde von einem golden schimmernden Monsterschädel gehalten. "Epona, oh Epona du hast sie gefunden." Die Frau lief mit ausgestreckten Händen auf die kleine Truppe zu und das Pferd brauste an ihnen vorbei, direkt zu ihr. "Das hast du sehr gut gemacht.", lobte sie und streifte über die Stirn des Tieres.

Bei dem Namen machte es ´Klick´ in Lins Gehirn. Epona hieß doch die treue Stute, die den Helden der Zeit immer in Windeseile von Ort zu Ort gebracht hatte. Das zumindest waren immer Opas Worte gewesen. "Seit gegrüßt, ich bin Malon, die Besitzerin der Lon Lon-Farm." Malon nahm Lins Arm und schüttelte ihn kräftig durch. "Du bist bestimmt die Heldin aus der anderen Welt", sie wandte sich an den Jungen. "Aber dich habe ich noch nie gesehen (oder von dir gehört), wer bist du?" Doch eine Antwort konnte sie nicht mehr abwarten, denn schon kam eine ganze Fußballmannschaft an Kokiri zu ihnen. Auch die Weisen waren zwischen den grünen Kindergestallten. Zelda fiel Lin sogleich um den Hals und erdrückte sie fast.

"Ich hab mir solche Sorgen gemacht. Was fällt dir ein einfach zu verschwinden. Du hättest wenigstens jemandem Bescheit sagen können oder…", schimpfte Zelda und musste tief Luft holen, weil ihr die Puste ausging. "Beruhigt euch Prinzessin, sie lebt doch noch.", sagte Impa und zu dem von der Umarmung gefesselten Mädchen fügte sie hinzu. "Was hast du so lange gemacht?" Lin befreite sich. "Ich habe Unterricht genommen.", erwiderte sie stolz und griff sich hinter den Kopf um auf ihre Ausrüstung zu klopfen. "Darf ich vorstellen; mein Lehrer.", bezog sie Kim ins Gespräch mit ein. Alle traten einen Schritt zurück und glotzten doof aus der Wäschen, so als hätten sie erst jetzt gemerkt, dass jemand neben ihr stand. "Na, ob das wirklich was gebracht hat?", merkte Mido frech an. "Pah, darauf kannste aber wetten, ich hab es selbst gesehen.", mischte sich auch Taya ein.

Der Goron kam auf Kim zu. "Danke, dass du auf unseren Neuling aufgepasst hast.", scherzte er und schlug ihm auf die rechte Schulter. Die Menge, inklusive Lin, atmete tief ein. Oh nein, jetzt bricht Darunia ihm die Schulter, dachte sie noch bevor sie sich verwundert die Augen rieb. Kim stand immer noch da, wie zuvor und verzog nicht mal das Gesicht. Er nickte einfach nur ernst. "Wow", Salia zwängte sich zu ihnen durch. "Du musst echt stark sein, wenn du das gerade so schadlos überstanden hast.", lachte sie. "Also komm, so wenig Gefühl hab ich auch nicht in den Armen." "Welche Arme? Das sind doch Pranken.", ärgerte jetzt auch Ruto den Goronen. Ein kurzes Gelächter bahnte sich den Weg durch die Runde. "Woher kommst du?", fragte Salia. Stille…Anscheinend erwarteten sie eine Antwort von ihm. "Aus dem Norden.", redete sich Kim geschickt raus. Zum Glück gaben sich auch alle damit zufrieden. "Was ist das denn?", Ruto zeigte auf den Gegenstand. "Ein Ei!", präsentierte Lin. "Wo hast du das denn her?", fragte Salia erstaunt.

"Es war in der Scheune auf der Farm." Bei dem Wort Farm hellte sich Malons Gesicht auf. "Wie geht es meinem Vater und Basil und den Kühen und den Pferden und den Hühnern?" Etwas verdutzt sah Lin sie an, dann sagte Lin traurig: "Als wir dort ankamen, haben wir alles verlassen und zerstört vorgefunden." Ein "Oh nein." Und dicke Tränen folgten auf die Auskunft. "Ich hätte nicht fortgehen sollen.", machte sich die Frau Vorwürfe. "Malon die Leute von den Dörfern und der Stadt haben dich gebraucht. Bestimmt haben sich dein Vater mit allen anderen auch nach Kakariko begeben." Darunia übereichte ihr ein Stofftuch, damit sie sich die Tränen abwischen konnte. "Wir werden erst wieder Frieden haben, wenn der Held der Zeit Ganon endgültig besiegt hat." "Wenn wir nur wüssten wo er steckt." "Und was ihm zugestoßen ist, ich meine der wird sich ja wohl nicht von allein in Luft auflösen.", erwiderte Mido. Kim senkte den Blick und starrte auf seine Schuhspitzen. Er hatte, noch bevor er Lin traf, einen seltsamen Traum gehabt, indem… "Ich…hab da so eine Vorahnung wo Link ist.", sagte sie auf einmal etwas schüchtern und vorsichtig. Alle, inklusive Kim, drehten ihre erstaunten Fratzen zu ihr. "Naja, ich denke…ich glaube…"

Sie schüttelte heftig den Kopf und startete einen neuen Anlauf. "Ich weis das Ganon ihn gefangen hat!", sagte sie schließlich. "Was? Woher? Weißt du auch wo er sich aufhält?", fragte Zelda eifrig. Hysterie breitete sich aus. Aber Kim starrte sie nur stumm an. Woher wusste sie davon? Und, hieß das der Traum war Tatsache? Lin aber schüttelte betrübt ein weiteres Mal den Kopf. "Wenn wir schon mal übers Verschwinden reden, wo ist eigentlich Naboru?", fragte der dickbackige Kokiri. Kaum aber waren die Worte verklungen, hüpfte eine Silhouette über sie hinweg, etwas blitze auf und ein klierendes Geräusch schallte durch den großen Wald. Es ging so schnell, dass niemand es richtig wahrnahm, außer Impa und Darunia.

Als Lin endlich in der Lage war wieder ihre Umgebung zu registrieren, schluckte sie schnell und laut. Naboru stand direkt vor Kim und hielt ihren Säbel in Richtung seiner Kehle. Kurz vor dem tödlichen Angriff musste er die Waffe aber abgefangen haben, denn er hielt die Spitze mit seiner linken Hand fest umklammert. Eine kleine Blutbahn floss von seiner Hand über die metallene Kante und tropfte geräuschlos zu Boden. Mit der anderen zog er gelassen sein Schwert und teilte den Säbel, wie ein Küchenmesser die Butter. Selbst Naboru war zutiefst erstaunt und wich keuchend zurück. Die Grafierungen endlang der Klinge, schimmerten in den schmalen Sonnenstrahlen, die verloren durch die Kronen der vielen Bäume fielen. Als er sein pechschwarzes Schwert zurück in die Schwertscheide gleiten ließ, halte ein klierendes Summen durch das Dorf. In diesem Augenblick war sonst nichts zu hören, nicht mal ein Grashalm, das sich im Wind bewegte. Wütend aber gezwungen respektvoll durchbrach die Weise der Geister die Totenstille: "Wie heißt du, Fremder?".

Wobei sie das letzte Wort besonders negativ betonte. Er gab keine Antwort, stattdessen warf er die abgeschnittene Spitze vor ihre Füße. "Kim, er heißt Kim." Lin stellte sich zwischen den Beiden aus Angst, Naboru starte einen weiteren Versuch. Tat sie nicht, dafür aber drehte sie sich um und sagte abfällig: "Du solltest ihm nicht so leichtfertig trauen, Lin. Sein Herz könnte schwarzer sein als seine Aura." Und schon war sie in einem der kleinen Häuser verschwunden. "Warum hat uns Epona eigentlich so eilends hier her gebracht? Ist was passiert?", wandte sich Lin zu der schönen Thronfolgerin um das Thema zu wechseln. Diese drehte sich zu ihr um und erwiderte: "Am Besten schaust du es dir selbst an." Also, schon mal bereit machen zum Erschrecken und geschockt werden, spaßte Lin in sich hinein. Andererseits sollte man wirklich immer auf eine schlimme Überraschung vorbereitet sein, denn davon gab es hier ja genug. Die Kokirigruppe teilte sich und die Weisen gingen auf eine kleine Schlucht zu, die westlich an das Dorf anschloss. "Wartet ich nehme das, wenn ihr erlaubt", sagte Malon und nahm das Ei entgegen. "Ich werde es warm einpacken." "Danke dir.", lächelte Lin und ging los.

Als sie vorbei gingen flüsterte eines der Mädchen zu ihrer Freundin: "Der Junge ist aber unheimlich süß!" Mittendrin war es übersät von dunkelblauen, nussförmigen Blumen -Dekublumen-, die klappernde Geräusche verursachten, wenn sie ihre Mäuler schnell auf und zu klappten. Lins Vorsicht war eigentlich unnötig, denn die Pflanzen hatten anscheinend nichts gegen die Eindringlinge. Jedenfalls bis auf einen. Immer wenn Kim an einer vorbeikam schnappte diese nach im und versuchte ihn zu beißen. Tael flog ständig im Zick-Zack und stieß mit lauten Ausrufen gegen die Blumen: "Hey lasst ihn gefälligst in Ruhe!" Aber Kim schien die Angriffe gar nicht wahrzunehmen, geschweige denn zu stören. Langsamen Schrittes folgte er der bunt gemischten Gruppe. Lin beobachtete dies eine ganze Weile, bis er schon einige Meter zurücklag, dann schaute sie zu Taya. Die kleine Fee deutete ein Nicken an, indem sie auf und ab flog. Lin rannte in die entgegen gesetzte Richtung, direkt auf den sehr willkommenen Gast zu.

Sie lief hinter ihn und schupste ihn kichernd weiter. Ganz verdutzt folgte er dennoch der sanften Gewalt. Auf der anderen Seite des Durchganges war alles - doppelt so groß. Die Dekublumen waren jetzt nicht mehr die niedlichen klappernden Pflänzchen, sondern Ranken, die sogar Darunia noch um ein gutes Stück überragten. "Keine Sorge", sagte der Weise des Feuers. "Die Pflanzen sind die Beschützer des Waldes, sie werden uns nichts tun." "Ach ja? Dann schau mal nach hinten.", meinte Tael wütend, aber in einem Flüsterton, sodass nur seine Schwester, Lin und Kim ihn hörten. Die Ständigen Attacken auf den Jungen ärgerten ihn, noch dazu dass der nichts dagegen unternahm. Ein gigantischer, überdimensionaler Baum! Seine Rinde war grau und die Blätter hatten die Farbe des dunkelsten Braun, das Lin je gesehen hatte. Tot, schoss es Lin durch den Kopf. Der Dekubaum aus den Geschichten von ihrem Großvater. Der Baum starb schon damals als Links Reise begonnen hatte. Sein Mund stand immer noch offen; nach all den Jahren.

Die Weisen aber versammelten sich um etwas anderes. Sie öffneten ihren Kreis um den Blick auf ein kleines, dickes Bäumchen frei zu geben. Es hatte kaum Blätter und seine zwei Äste, die vom Stamm zu den Seiten ragten waren noch sehr dünn und elastisch. Doch sah es merkwürdig aus. Die Rinde war farblos und bröcklig und die winzigen Knopfaugen nur zur Hälfte geöffnet. Es bewegte seinen Mund, aber seine Worte waren kaum zu verstehen; ein heißeres Flüstern. "Sei gegrüßt…neue Heldin! Ich…bin…der Spross…" "…des Dekubaumes, ich weiß. Rede nicht weiter, wenn es dir so viel Kraft raubt." Genau, lachte Kim für sich. Das war die richtige Definition - Kraft rauben -! "Was ist mit ihm?", fragte Lin nach einer Weile und kratzte sich den linken Handrücken, der anfing höllisch zu brennen. "Nun", antwortete Rauru, der aus dem offen stehenden Mund des toten Riesen heraustrat.

"Wir wissen es selbst nicht." Lin starrt perplex auf den Boden. "Hat es was mit der grünen Linie, die vom Spross aus, da entlang verläuft zu tun?" Sie deutete auf die Linie und fuhr sie demonstrativ in der Luft entlang. Alle starrten sie überrascht an. Aber am meisten Kim. "Welche Linie meinst du?", fragte Salia suchte den Boden ab. Wo sollte sich die Linie denn befinden? Genauso erging es den drei Feen wir dürfen Salias Fee nicht vergessen! und fast allen Weisen. "Die ist mir noch nie aufgefallen.", staunte Zelda und beugte sich runter, um die Linie abzutasten. "Du kannst sie auch sehen.", nahm Ruto zur Kenntnis. "Aber warum wir nicht?" Kim erschrak innerlich. Heldin in allen Ehren, aber Lin war immer noch ein normales Mädchen, ohne irgendwelche besonderen Merkmale oder Fähigkeiten. Und ausgerechnet sie hatte den Energiefluss bemerkt.

"Und wieso fragt ihr IHN nicht, ob er sie sehen kann?" Naboru hatte sich zu ihnen gesellt und deutete mit dem Finger auf Kim. Er wurde das Gefühl nicht los, dass diese Gerudo etwas gegen ihn hatte. "Ja kann ich!", antwortete er wahrheitsgemäß und fügte auch hinzu: "Eurem Baum wird die Energie entzogen, dass sieht man daran, weil der Fluss von ihm weg geht." "Und wo fließt der hin?", fragte Impa interessiert. "Kommt lasst uns das herausfinden und auch gleich den Schergen besiegen!" Tayas Abendteuerlust war geweckt und steckte auch gleich Lin an. "Ja, los. Auf geht's! Wir müssen dem Dekuspross helfen." Urplötzlich dröhnte ein lautes Geknurre auf der Lichtung. Lin rieb ihren Magen und sagte kleinlaut: "Aber vorher, könnten wir vielleicht noch etwas zu Futtern haben?"

12. Kapitel

"Der Energiefluss führt in den Waldtempel.", stellte Lin fest. Sie waren auf der Lichtung mit der alten Ruine angekommen. Lin stopfte sich gierig den Rest ihres mickrigen Apfels in den Mund und schaute verstohlen auf Kims, der seinen noch gar nicht erst angebissen hatte. "Sieht so aus. Da halt mal." Er übergab ihr seinen Apfel und riss eine Efeuranke ab, knotete eine Schlaufe und warf sie über den abstehenden Ast des abgestorbenen Baumes auf der einen Seite des Gebäudevorsprungs.

Mit einem kräftigen Ruck testete er die Stabilität des improvisierten Seiles und begann daran hochzuklettern. "Das solltest du lieber bleiben lassen!", flüsterte Taya Lin zu, als sie sie bei einem Verbrechen beobachtete. Kim war währenddessen oben angekommen und rief Lin zu, sie solle es ihm gleich tun. Mit äußerster Mühe kletterte auch sie hoch. Kim reichte ihr die Hand und sie hielt sich daran fest und stemmte sich auf die Platte. "Puh", keuchte sie. "Danke!" Als er aber immer noch ihr seine Hand vorhielt blickte sie ihn fragend an. "Schon gut, aber eigentlich wollte ich mein Essen zurück." Sofort setzten die Schuldgefühle ein und Lin wurde ganz klein. Kim verschränkte die Arme und guckte sie erwartend an.

"Also…ähm…*tief Luft hol*. Es tut mir unendlich Leit. Ich konnte einfach nicht widerstehen." Sie verbeugte sich tief. Er zog sein Schwert und holte aus. Das Entsetzen stand Lin ins Gesicht geschrieben. "Kim, ist es wirklich so schlimm? Ich…besorg dir einen neuen aber…" Er schlug zu. Sie schloss die Augen und schrie. Die Klinge peitschte und ein Windzug traf sie mit voller Wucht, aber nicht das, was sie eigentlich erwartet hatte. Sie blinzelte und neben ihr ging etwas in blauen Flammen auf. Ein komisches Gesicht, das aussah wie eine Flamme schwebte davon. "Ein Irrlicht, war drauf und dran dir den Kopf abzuschlagen.", erwiderte er mit tonloser Stimme und wandte sich zum Gehen um. Lin kicherte auf: "Puh, und ich dachte schon DU wolltest mir den Kopf abschlagen." Sie hätte schwören können ein "Das kommt noch früh genug!" vernommen zu haben.

Mit trotziger Miene riss sie ein Stück von den Efeuranken die von dem Vorsprung schlaff herabhangen ab und begann ihre Haare zu flechten. "Was machst du da?", fragte er, nachdem er sie eine Weile dabei beobachtet hatte. Ihre Finger ziepten flink und geschickt zwischen den drei dicken Haarsträhnen hindurch. "Du hast doch gesagt, ich soll mir einen Zopf machen.", gab sie zur Antwort und band das Pflanzenband um das Ende. Stimmt, daran konnte er sich noch erinnern. Wenigstens etwas das sie bestens beherrscht, dachte er und lachte gehässig vor sich hin. Kim betrat das Gebäude und ging den ersten Flur entlang, dicht gefolgt von Lin, die sich etwas unsicher und ängstlich nach vorn gebeugt umblickte. "Na komm schon.", flüsterte Tael ihr zu. Er wollte den Anschluss an seine Schwester und Kim nicht verlieren. Ein kleiner Schatten lies sich hinter Lin herab. Sie schreckte auf als sie ein komisches malmendes Geräusch hörte. Dann umklammerten sie lange, dünne Beine und etwas Flaches legte sich auf sie.

Ihr stiegen Tränen in die Augen und sie schrie auf. So schnell sie konnte rannte sie geradeaus, in Kims Rücken. Wild um sich schlagend schrie sie: "NIMM ES WEG!!! NIMM ES WEG!!!" Sie war nicht im Stande sich zu beruhigen und schlug unkontrollierbar zu allen Seiten. Kim musste sich mehrmals unter ihren Armen hinwegducken, doch schließlich entdeckte er die Ursache für ihren Ausbruch. Mit schadenfrohem Ausdruck nahm er das kleine Spinnenwesen von ihrem Rücken. Es fing sofort wieder an geräuschvoll zu zittern. Sie klammerte sich an ihm und vergrub ihr Gesicht tief in seiner Schulter. "Du brauchst keine Angst zu haben, das ist doch nur eine kleine Skulltula!" Zögerlich blickte sie auf seine Handfläche, auf der dieses Etwas saß. Es hatte acht Beine und sein gesamter Körper bestand aus Knochen. Aber das Seltsamste war, das sich sein Gesicht auf den Rücken befand und es drehte sich um sich selbst. Verzweifelt versuchte es sich zu befreien, indem es ein gefährlich lilanes Glühen annahm, aber Kim machte es nichts aus.

Behutsam setzte er sie auf der Wand ab. Lin zitterte immer noch am ganzen Körper. "Ich will nicht mehr. Können wir nicht einfach umdrehen?" "Na hör mal. Du warst doch die erste die meinem Vorschlag zugestimmt hatte.", beschwerte sich Taya. Betroffen schaute sie zu Boden. Da musste sie jetzt durch, ob sie wollte oder nicht. "Lass uns doch erst mal weitergehen", munterte Tael sie auf. "Außerdem hast du die Riesenskulltula noch nicht gesehen.", erwiderte Kim, als sei es ein beiläufiges Anhängsel. Geschockt sah sie ihn an. Er grinste über beide Ohren. Und wieder funkelten seine Augen wunderschön. Seine zerzausten, schwarzen Haare ließen sie noch mehr wie Sterne am dunklen Nachthimmel wirken.

Doch im nächsten Moment war alles vorbei und wieder wie vorher. Kalt und teilnahmslos! Er packte sie an der Hand zog sie hinter sich her. Sie folgte; was blieb ihr anderes Übrig. Während sie den Gang entlang liefen hörte man ständig von der hohen, pflanzenüberwucherten Decke die malmenden Geräusche. Ihr wurde speiübel als sie sich die Efeuranken wegdachte. Kim öffnete eine hölzerne Tür und schob sie, natürlich auf seine brutale Weise, hindurch. Doch Lin fürchtete sich zu sehr, als dass sie sich wehren konnte. Als die Tür in die Angeln fiel herrschte absolute Stille. Kein einziger Ton dieser Viecher drang bis hierher durch und auch im Raum selbst musste sich also keine der Skulltula befinden.

Erleichtert atmete Lin auf und sah sich entspannt um. Sie befanden sich in einer riesigen Halle von denen drei Treppen hoch zu einer Tür führten, die aus der sie kamen mit einbezogen. Auf einer der vier Wände allerdings befand sich nur ein Balkon, zu dem keine Treppe hinaufführte. In der Mitte waren vier kleine L-förmige Säulen auf denen jeweils ein Fackelhalter stand. Die Fackeln waren an! Eine gelbe, eine blaue, eine grüne und eine lilane Flamme, stellte Lin fest. Doch sie umringten ein hölzernes Quadrat, das in den Boden eingebracht war. Interessiert wollte Lin schon losstürmen, um es zu inspizieren, da es sehr auffällig war, doch Kim hielt sie immer noch fest und lies sie nicht weg.

Sie guckte ihn aus einer Mischung aus Verwunderung und Ärgernis an. "Hör doch.", sagte er, ohne sie dabei anzusehen. Sie lauschte aufmerksam. "Ich höre aber nichts.", sagte sie, immer wütender werdend. "Das ist es ja gerade, es ist zu Still!" "Stimmt, das kann nichts Gutes bedeuten.", pflichtete Tael ihm bei. Kim trat vorsichtig und leise auf die erste Stufe. Mit den Augen fuhr er den gesamten Raum ab. Als er keine Veränderung wahrnehmen konnte, begann er die Treppe herunterzusteigen - auf alles vorbereitet. Immer noch zog er Lin hinter sich her. Das passte dem Mädchen aber gar nicht. Als ob sie eine kleine unüberlegt handelnde Göre wäre, die nicht auf sich selbst aufpassen konnte. Je näher er der Platte kam, desto spürbarer wurde das Ding, in das der Energiefluss mündete. Vor lauter Konzentration und Unterdrückung seiner Aufregung spannten sich seine Muskeln an. Lin verzog ihr Gesicht. "Kim!" flüsterte sie ihm zu.

"Was ist denn?" Gereizt wendete er seinen Kopf nach hinten. "Du tust mir weh." "Ach ja, entschuldige." Er ließ los und drehte sich wieder um. Lin rieb sich ihre schmerzende Hand. Vor sich hinnuschelnd folgte sie ihm. Als sie sich um die Platte versammelt hatten, beugte sich Kim runter um sie abzutasten. Plötzlich erloschen die vier Lichter und an deren Stelle formten sich vier Wesen. Sie hatten schwarze Gesichter, wenn man Köpfe nur mit Augen so bezeichnen konnte. Je nach Farbe der vorherigen Flamme waren ihre Gewänder. In seiner Hand hielt Jedes eine Öllampe. Kichernd umschwebten sie die kleine Gruppe. "Wieder Irrlichter!", rief Taya aus. "Ihr kommt hier nicht lebend raus!"; offenbarte das Lilane. Und mit diesen Worten stürzten sich die anderen drei auf Kim. Der hatte darauf aber nur gewartet und zog sein Schwert. Er blockte die ersten Angriffe ab und schlug mit voller Wucht zurück. Die Kreatur, die vorher besprochen hatte, anscheinend die Anführerin hob die Hände. Lin rieb sich die Augen und schüttelte ihren Kopf.

Hatte sie jetzt Halluzinationen? Nein! Tatsächlich teilte sich das Irrlicht in vier auf und begann, alle um sich selbst drehend, um Lin zu kreisen. Kim verlor sehr schnell den Spaß am Kämpfen. Die Biester mit ihren jämmerlichen Versuchen ihn zu verletzten, langweilten ihn. Er hob sein Schwert und riss es in einem Halbkreis herum, dabei legte er seine ganze Kraft in den Schwung. Alle drei Irrlichter lösten sich gleichzeitig in Flammen auf. Wieder kamen die vier gleich aussehenden Wesen auf sie zu und eine verpasste ihr einen Schlag auf die rechte Schulter. Doch bevor sie sich auch nur zur Echten drehen konnte, vergrößerten sie den Kreis wieder aus Lins Reichweite. Taya war total überfordert, sie wusste nicht was sie ihrem Schützling raten sollte. "Verdammt was mache ich nur?" Hilfesuchend blickte Lin sich nach Kim um. "Wir müssen ihr helfen!!!", schrie Tael ihn an.

Selbst das Irrlicht hielt für einen Augenblick inne, es rechnete mit einem weiteren Gegner. Doch Kim blieb bewegungslos stehen. "Nein." Die jetzigen Geschehnisse entwickelten sich doch hervorragend. Die ganze Zeit hatte er sich den Kopf darüber zerbrochen, warum er es nicht schaffte das dumme Mädel zu töten. Und nun war das Problem doch gelöst. Ganz einfach - jemand anders erledigte das für ihn. Er verschränkte seine Arme vor der Brust und lächelte sie auf abstoßende Weise an. Wieder war da diese gleichgültige Kälte in seinen Augen. Lin stiegen bei dem Anblick fast die Tränen in ihre. "Hehe", entriss die schleierhafte Stimme der Kreatur sie den Fesseln seines stechenden Blickes. Einerseits war sie erleichtert, andererseits war sie etwas ängstlich, denn nun wusste sie, dass sie keine Hilfe von Kim erwarten durfte. Schon setzte es die Attacken auf Lin fort. Ein Schlag in den Rücken, einen gegen den Kopf und einen direkt in die Magengrube. Sie kämpfte nicht nur gegen das Irrlicht sondern mittlerweile auch um ihr Bewusstsein. Kim wurde mit jedem Treffer übler. Verdammt was war mit ihm los? Sein ganzes Leben wurde er fürs Kämpfen und Töten ausgebildet.

Sehr viel Blut klebte an seinen Händen und nie hatte er etwas für die Sterbenden empfunden. Warum jetzt? Warum für sie? "Du blöde Kuh, konzentrier dich gefälligst.", brüllte er Lin an. Er hatte Recht. Mühevoll stellte sie sich wieder in Kampfposition, ihr Schwertchen mit beiden Händen fest umklammert. Hektisch schaute sie sich um. Welche ist bloß die Richtige? Nein, ermahnte sie sich. Du musst jetzt einen kühlen Kopf bewahren! Als sie das dachte, bemerkte sie es - wieder der Rhythmus. Doch etwas stimmte nicht. Sie klopfte den Takt mit ihrem Fuß nach. Alle drehten sich im 4/4, bis auf eine. Die etwas schneller. Noch während sie sich innerlich freute den Schwachpunkt ihrer Gegnerin herausgefunden zu haben setzte diese zu einem weiteren Angriff an. Blitzschnell drehte sich Lin nach rechts und warf ihr das Kokirischwert ins Gesicht. Völlig überrascht war das Wesen nicht in der Lage auszuweichen und gab ein helles Pfeifen von sich. Es betatschte den durchbohrten Kopf und gestikulierte so lange bis es sich vollständig zu einer lilafarbigen Flamme aufgelöst hatte. "Nein, nein, nein! Wie konnte das geschehen?" Mit diesen Worten verschwand es spurlos.

Lin machte sich nicht die Mühe ihre Waffe zu holen, das war unnötig, denn diese lag in viele glitzernde Teilchen zersprungen herum. Stattdessen lies sich Lin hechelnd auf die Platte plumpsen, wie ein Sack Kartoffeln. Mit einem Aufschrei des Erschreckens stellte sie fest, dass diese sich unter ihr bewegte und sie um so zirka einen Meter hochgefahren wurde. "Super! Der Weg wurde soeben freigegeben." Kim eilte herbei und stellte sich in den aufzugartigen Holzkasten. Schon fuhr der mit seinen Passagieren nach unten und mit einem leichten Aufschlag kamen sie im Untergeschoss an. Nun befanden sie sich in einem großen runden Raum von dem vier lange Vorsprünge abstanden. Der Boden war gesäumt von roten und blauen Teppichen und einer führte einen Gang entlang zu einer Tür. Und der Energiefluss strömte genau in das Zimmer dahinter. "Na komm schon oder willst du dort oben versauern?" Kim starrte erwartungsvoll auf das Mädchen, das immer noch reglos auf der Decke des Liftes saß.

Er musste, wenn's auch schwer fiel, zugeben, dass er sie unterschätzt hatte. Und auch noch, dass er erleichtert und froh war nicht mit einer Leiche zu sprechen. Die kraftvollen blauen Augen wanderten in seine Richtung und aus der erschöpften Visage Lins, brach blanker Zorn hervor. Wutendbrand nahm sie ihren Bogen und einen Pfeil vom Rücken, spannte ihn und ließ los. Verwundert sprang Kim einen Schritt nach hinten. Gerade wollte er wieder zu ihr aufblicken und sie fragen was der Scheiß sollte, da flog schon der nächste auf ihn zu. "Hey lass das.", befahl er ihr. "Du Blödmann! Hättest mich einfach jämmerlich krepieren lassen." Noch zorniger geworden, warf sie im ihren Bogen hinterher, den er leider mit Leichtigkeit fing und drehte ihm den Rücken zu. Die zwei Feen zogen kurz aber demonstrativ an seinen Haaren und flogen in empörter Gestik zu Lin.

Breiter als jemals zuvor grinsend sprang er auch auf die Platte, legte ihr den Bogen wieder um und flüsterte ihr ins Ohr: "Du bist richtig süß, wenn du dich aufregst." Geschmeidig schwang er sich zurück und landete auf seinen Füßen. Mit schleifenden Schritten lief er zum Tor und lehnte sich dagegen. Jetzt hieß es warten, Lin würde sich sicher gleich beruhigen. "Dieser… Sehe ich richtig? Steigt dir die Röte ins Gesicht?" Aufgebracht flog Taya hin und her. Aber besonders ansprechbar war Lin eh nicht. "Er findet mich süß!", brachte sie als einziges hervor. Das war zwar nicht das erste Kompliment von einem Jungen, aber das erste das sie dermaßen in Verlegenheit brachte. Langsam rutschte sie zur Kante und landete ebenfalls auf den Füßen, aber nicht ganz angenehm. Es durchzuckte sie und Schmerzen stiegen in den Beinen hoch. "Mann, tut das weh!", sagte sie und lief auf der Stelle. "Du Dummkopf! Beim Sprung aus solcher Höhe musst du dich abrollen." Gestresst nahm sie ihre Zipfelmütze vom Kopf, fing das nervende Glühwürmchen und setzte sie sich, die wütenden Proteste ignorierend, wieder auf. "Lin! Bitte sei vorsichtig. Wir haben alle ihm zu schnell vertraut.

Ich meine, nach der Sache grade eben, wer versichert uns, dass er auf unserer Seite ist." "Ist er nicht, das hat er uns doch auch ausdrücklich gesagt. Er ist ja nicht mein Bodyguard, er bringt mir nur das Kämpfen bei." Ja, fiel es ihr wieder ein. Genau das hatte er von Anfang an klar gestellt. "Sei trotzdem vorsichtig." Noch von den eben gesprochenen Worten beflügelt, hopste sie glücklich auf Kim zu. "Da biste ja.", bemerkte er und öffnete. Dahinter befand sich ein kleiner, runder Raum, der fast ganz von einem hohen Podest ausgefüllt wurde, einem sehr hohen! Es musste einmal eine Treppe gegeben haben, die hinauf führte, denn es waren noch Bruchstücke vorhanden. Leider konnte die schon lange nicht mehr ihren Zweck erfüllen. "Wie kommen wir da rauf?", fragte Tael ratlos. "WIR kommen da ganz leicht rauf, aber wie die andern Beiden das machen wollen, weis ich auch nicht." Taya hatte sich gewaltsam aus ihrem Gefängnis befreit. "Aber ich! Wir bilden eine Art Räuberleiter." Lin freute sich wahnsinnig über ihre Idee. "Gut steig auf meine Schultern.", meinte Kim gelassen. Kraftvoll griff er ihr um die Talje und hob sie über seinen Kopf.

Ungeschickt versuchte sie auf seine Schultern zu stehen. Dabei trat sie ständig anderswo hin und verlagerte ihr Gewicht unpraktisch. Kim verzog das Gesicht, sagte dazu aber noch nichts. Lin klammerte sich an die Kante und versuchte sich daran hochzuziehen. Leider, immer wenn sie sich schon zur Hälfte hoch gezogen hatte, ließen sie ihre Kräfte im Stich und Kim bekam wieder ihr Gewicht zu spüren. Langsam aber beständig ging es ihm auf die Nerven. "Mann, du bist schwerer als du aussiehst, also mach schon!" Das musste jetzt einfach raus. "Ja ja, ich hab es gleich." Sie spürte seine ansteigende Ungeduld und zog sich mit einem letzten Ruck nach oben, riss das eine Bein ebenfalls auf die Plattform. "Ich…hab es…fast geschafft." "Na endlich.", erwiderte er entnervt und blickte nach oben - direkt unter ihr Kleid. Schlagartig und mit knallrotem Kopf wollte er zu Boden schauen, hatte aber nicht einkalkuliert, dass er vor einem Podest stand und donnerte mit seinem Schädel dagegen.

Sein einziger Gedanke: Den Göttinnen sei Dank, hat sie noch eine Hose an! Endlich vollständig oben drauf suchte sie nach Kim. Sie reichte ihm die Hand und wartete bis er damit fertig war seine rote Stirn zu reiben. Er griff danach und sobald er die Kante zu packen bekam, zog er sich - was Lin immer wieder beeindruckte - ohne jegliche Mühe hoch. "Also, was ich dir noch sagen wollte.", begann Kim und klang etwas komisch. "Haste gut gemacht, die Sache mit dem Irrlicht." "Findest du?" Lins Augen leuchteten auf. Ihr Herz machte Freudensprünge. Wenn sie an ihre erste Begegnung zurückdachte hatte sich seine Einstellung ihr gegenüber wohl um mindestens 150° gedreht. Rund um waren an der Wand Bilder. Dunkle Farbtöne bildeten einen einsamen Waldpfad bis zum Horizont. Auf allen das gleich Motiv. "Und jetzt?", fragte Taya.

"Der Energiefluss mündet genau in der Mitte." Lin wollte schon losstürmen. "Warte!" Instinktiv brachte sie ihre Hände aus seiner Reichweite, denn sie wollte nicht wieder unter Quetschungen leiden. Kim tippte mit seinem Zeigefinger in die Luft und es bildeten sich leichte Wellen. "Ein Bannkreis!", war er sich ziemlich sicher und wandte sich nach rechts. Er begutachtete jedes einzelne Gemälde, dann entschied er: "Schieß auf das!". Lin tat wie ihr geheißen. Ohne dass sie es bemerkte grinste er voller Vorfreude und legte sich die Handflächen schützend auf die Ohren. Kaum hatte sich die Metallspitze darin gebohrt, zerbrach der unsichtbare Bannkreis mit einem grollenden Bersten. "Shit, mir bimmelt es in den Ohren.", beschwerte sich Lin. Sie drehte sich Kim zu. Der spielte den ebenfalls Überraschten. Theatralisch putze er sich mit dem kleinen Finger das eine Ohr. "Das musst du laut sagen." Innerlich aber krümmte er sich vor Lachen. Die zwei Feen flogen weiter über sie, aber ihre Bewegungen glichen eher einem der traditionellen Wecker, die immer so zitterten, während sie Alarm schlugen. Ein spitzer Schrei entfuhr Lin als sie sah was sich hinter dem Bannkreis befand. Eine Säule, die aus grüner Flüssigkeit? bestand. Darin ein riesiger brauner Kern. Eigentlich glich der eher einer gigantischen Hasselnuss. "Ein Siegel!", rief sie.

Ihr war wieder eingefallen was ihr Opa ihr immer erzählt hatte. "Um den Teufelsturm betreten zu können musste Link sechs Siegel brechen, indem er den Kern durchschoss…" Kim stand total ratlos da, er hatte keine Ahnung was sie als nächstes Tun mussten. Aber Lin spannte sofort einen neuen Pfeil an, zielte und schoss. Ihr fiel die Kinnlade herunter, als das Geschoss einfach abprallte. Was? Wieso? "…mit Lichtpfeilen!" Woher sollte sie die nehmen? Noch Einen schoss sie, mit demselben Ergebnis. Warum? Warum geht es nicht trotzdem? Sie wollte es ein weiteres Mal probieren, obwohl sie die Hoffnung schon aufgegeben hatte, als sie fremden Atem hinter sich spürte. Kim legte seine Hände auf ihre. "Versuchen wir es gemeinsam.", sagte er. Um das Siegel zu zerstören wollte er dem Pfeil etwas von seiner schwarzen Magie übertragen.

Auf einmal wurde Lin eisig. Auf ihrer Haut stellten sich die Härchen auf - Gänsehaut. Die Kälte schien von Kims Handflächen auszugehen und sich in ihr schnell auszubreiten. Wenn das so weiter ging würde sie, wegen dem Zittern, nicht mehr zielen können. Nur an einer Stelle war ihr nicht kalt sondern heiß - ihr linker Handrücken. Der kribbelte und brannte. Gerade eben hatte er so getan, als ob er unangenehm überrascht worden wäre, nur war er es wirklich. Er konnte seine Energie nicht kontrollieren, sie ging viel schneller und in größerer Menge in den hölzernen Stab mit der Spitze über, als er überhaupt beabsichtigt hatte. Oder doch nicht? Nein! Sie ging in LIN über.

Lins Körper zapfte ihm seine Magie ab. Sie fühlte sich unglaublich Stark. Nichts konnte sie aufhalten, nichts besiegen! In ihr stieg Wut und Hass auf. Auf Maria, wegen ihrer blöden Bemerkungen über ihre Mütze; auf Ganon, weil er sie gegen ihren Willen hierher gebracht hatte und auf Link, weil er einfach spurlos verschwunden war… Sie ließ los. Der Pfeil bohrte sich tief in den Kern. Und weiter? Kim riss sich los, drehte sie um und packte sie an ihren Schultern. Blutrotleuchtende Augen blickten ihm entgegen. "Verdammt." Er schüttelte sie brutal durch. "Lass los, LASS LOS!" Das tiefe Wasserblau mischte sich ins Rot, bis es das völlig überdeckte. Lin hatte ihre schöne blaue Iris wieder. Der Kern schwoll an, bis er sein Maximum erreicht hatte und explodierte - in Millionen von winzigen Teilen. "Puh, was war denn das?", fragte Lin, noch immer benebelt. Sie kicherte irre.

Dann knipste sich Kims Gehirn wieder ein. Er ließ sie unerwartet los und sie fiel wie ein Stein. Entsetzten kennzeichneten die Züge seines Gesichtes aus. Was hatte er nur getan… Nicht nur dass er seinen selbst gestellten Auftrag nicht erfüllt hatte und den Feind zu größerer Stärke verholfen hatte, jetzt hatte er auch noch eine der sechs Siegel und somit eine wichtige Energiequelle zerstört. Hintergangen hatte er seinen Herren und Meister. Nun tat er das einzige, das ihm einfiel - er rannte! "Warte, wo willst du hin Kim?" Sprang von der Plattform herunter, die Tür hinaus…rannte und rannte. "Was ist dem denn über die Leber gelaufen?", wunderte sich Taya. "Jedenfalls keine Maus; was größeres.", setzte Tael hin zu. "Gehen wir hinterher, sonst holen wir ihn nicht mehr ein."

Kim saß vor dem Eingand zum Waldtempel und ließ die Beine baumeln. Für das was er gerade angerichtet hatte, fühlte er sich unheimlich gelassen und zufrieden. Sowieso, seit er Lin begegnet war, entdeckte er Gefühle und Gedanken in ihm, von deren Existenz er nur gehört hatte. Je länger er bei ihr blieb und sie kennen lernte, desto mehr zerbrach sein jetziges Weltbild und er wurde immer verwirrter. "Da biste ja.", äffte eine sehr bekannte Stimme ihn nach. Lin setzte sich dazu und schenkte ihm das bezaubernste Lächeln, das sie bis jetzt jemals zustande gebracht hatte. Er sprang herunter und rollte sich geschmeidig ab. OK, sagte sie sich. Das schaffe ich doch wohl auch; und sprang ebenfalls.

Als sie den Druck auf ihre Beine spürte zog sie sie an und fiel gekrümmt nach vorne. Ihr tat zwar jetzt der Rücken weh, aber wenigstens nicht die Füße. "War fast perfekt.", lachte die lila Fee. "Klar, was hast du erwartet.", lachte sie zurück. Und zusammen machten sie sich auf den Weg zurück, ins Kokiridorf… Als sie ankamen wurden sie bereits eifrig erwartet. Großer Jubel schallte durch die Kronen der Bäume. "Ihr habt es geschafft, ihr habt es wirklich geschafft!" "Dem Dekuspross geht es wieder gut, er muss sich nur erholen.", brachte sie Darunia auf den neusten Stand. "Kommt jetzt ruht IHR euch erst einmal aus." Zelda winkte sie zu sich. "Ähm…danke, aber wir müssen weiter, oder?" Lin blickte in ihre eigene kleine Gruppe. "Ja, schließlich müssen wir noch den Helden der Zeit finden." "Und deinen Bruder.", ergänzte Tael den Satz seiner Schwester.

"Ich habe schon alles vorbereitet.", rief ihnen eine weibliche Stimme zu. Malon führte Epona an den Zügeln zu den Vieren. An dem Sattel waren eine Tasche mit Proviant und eine mit…dem warm eingepackten Ei befestigt. Lins Gesicht erhellte sich und die Frau lächelte sie an und zwinkerte. "Hab mir gedacht, dass du es gerne dabei haben möchtest. Ach und noch etwas", sie holte tief Luft und sang ein Lied. "Kannst du das auch singen?" "Brauch ich nicht…" Lin nahm ihre Okarina heraus und spielte das Lied, wenn auch anfangs mit einigen falschen Tönen. Epona reagierte kaum dass sie fertig war und stupste sie mit der Schnauze an. Lin kicherte und streichelte sie hinter den Ohren. "Wo…woher hast du die Okarina der Zeit?", fuhr Zelda überrascht auf. "Die hab ich unter einem der Betten auf der Lon Lon-Farm gefunden. Echt? Die Okarina der Zeit?"

Die Prinzessin nickte begeistert. "Also wollt ihr wirklich nicht noch hier bleiben?", fragte Salia, fast schon enttäuscht. Aber sie wusste, dass es an erster Stelle stand, Hyrule zu retten. "Also wünscht uns Hals und Beinbruch, Leute!" Lin winkte Allen, die blickten sie aber geschockt an. "Hach…auf Wiedersehen!" Die gesamte Runde rief ihr zurück und winkte ebenfalls zum Abschied. "Noch etwas! Malon geh mit ihnen.", sagte Rauru bestimmt. "Da der Spross seine Kraft wiedererlangt hat, wird auch der Fluch, der den Wald umgibt bald wieder einsetzten und ich sehe dich lieber als Mensch als, als Pflanze." Gelächter schwoll an wie das Wasser eines ansteigenden Flusses. Die Truppe wandte sich zum Gehen um.

Kim suchte noch einmal Blickkontakt mit der Gerudo, merkte jetzt, dass sie gar nicht unter den ganzen Leuten war. Am anderen Ende des Tunnels angelangt, blieb Lin abrupt stehen. Vor ihren Augen drehte sich alles und ihr Handrücken brannte wieder. "Was ist los?", fragte Malon besorgt und hielt sie an den Schultern. Gestresst stieß Kim die zusätzliche Begleiterin von Lin weg. Wieder das Rot in ihren Augen! Also war seine übertragene Magie noch nicht vollständig verbraucht. Er stellte sich so hin, dass die anderen Lins Gesicht nicht sehen konnten. Die Umgebung verschwamm und wieder sah sie das Schwert in dem Stein vor sich. Dieses Mal würde sie nicht zurückweichen, sie wollte es unbedingt herausziehen. Zittrig streckte sie ihren linken Arm danach aus, doch ihr Griff ging ins Leere. Stattdessen leuchtete ihr Handrücken kurz auf. Als sie aufblickte, spürte sie den Hauch von Kims erleichtertem Stöhnen - ihre Augen waren wieder wässrig blau. Plötzlich gaben ihre Knie nach und sie übergab sich an Ort und Stelle.

Etwas bahnte sich durch ihren Körper, die Speiseröhre entlang nach oben. Lin erbrach Wasser, reines klares Wasser. Was soll ich tun?, dachte Kim. Es ist meine Schuld, ich hätte ihr nichts übertragen dürfen! Es kommt, es kommt! Sie holte tief Luft für ein letztes Mal. Die Flüssigkeit übergoss sich über ihre Oberschenkel. Endlich war es vorbei, sie hatte es überstanden. Sie wischte sich mit dem Unterarm über den Mund, aus dessen Winkel es noch immer tropfte. "Geht's wieder?" Malon beugte sich zu ihr runter. Anscheinend dachte sie sich nichts dabei, dass sie von dem Jungen weggestoßen worden war. "Was ist das?", fragte Tael verwundert. "Du hast einen Schwertgriff gekotzt!", stellte Taya, etwas sarkastisch klingend, fest.

"Hä, wie hast das denn gemacht. Das Teil passt doch nicht in deinen Mund…" Mit gerunzelter Stirn - und natürlich mit einer Beule - nahm Kim ihn in die Hand. Böser Fehler! Kaum hatte er den blauen Griff berührt, bekam er einen heftigen Stromschlag. Automatisch zog er seine Hand zurück, weg von der Schmerzensquelle. Von Kims negativer Erfahrung vorgewarnt, tippte Lin kurz auf eines der weiten Flügel - kein Schlag. Vorsichtig umklammerte sie das Ding und hob es hoch. Und im nächsten Augenblick begann es zu vibrieren. Sie musste auch noch die andere Hand benutzen um dem Druck stand zu halten. Eine mächtige, glänzende Klinge schoss aus dem Heft. Ein Triforce war oben darin eingraviert. Alle waren von dem Anblick so überwältigt, dass ein paar Minuten kein Wort fiel. "Geht schon!", sagte Malon um die Stille zu durchbrechen. "Ich verstehe zwar nicht was das Alles zu bedeuten hat, aber sehr wohl, dass nur ihr uns helfen könnt." "Aber wo gehst du hin?" "Ach ich werde, denk ich, nach Kakariko gehen. Macht schon, ich will euch nicht unnötig aufhalten." Sie nickten ihr zum Abschied, stiegen auf die unberuhigte Epona und ritten los. "Viel Glück euch Vieren…"

13. Kapitel

Dunkelheit! Überall wo er nur hinsah, DUNKELHEIT. Sie war über ihn, unter ihm, vor ihm, neben ihm - in ihm. Er hatte es schon längst aufgegeben sich zu wehren, das brachte doch nichts. Was sollte er denn auch schon tun können? Schritte? Ja, Schritte durchbrachen die Stille… Ganon stand in einem Raum mit einem großen Becken. Vier Säulen ragten aus dem etwas trüb aussehenden Wasser. Er sprang auf eine der Plattformen, streckte einen Arm nach oben und zeichnete mit dem Zeigefinger Kreise in die Luft. Das eben noch stille Wasser geriet sofort heftig in Bewegung und verfärbte sich pechschwarz. Eine gewaltige Masse schoss in die Höhe, wie bei einem Geysir. Langsam ging sie zurück und brachte ein Gesicht zum Vorschein. Dann den ganzen Kopf, den Oberkörper…Stück für Stück löste sich der Schleim von dem grün gekleideten jungen Mann. Link hustete und spuckte das schwarze Zeug aus. Er lachte etwas heißer. "Bist du gekommen um mich wieder dasselbe zu fragen?" Er wollte aufstehen, aber sein Körper gehorchte ihm nicht. "Darf ich dir helfen?", fragte Ganon spöttisch, packte seinen Erzfeind am Kragen und zog ihn hoch.

Für einen Moment, auch wenn sie auch nicht selbst aufeinander losgingen, fochteten doch ihre Blicke miteinander. "Wo sind sie?" Link kniff seine Augen zu Schlitzen zu und antwortete mit flüsternder Stimme: "Selbst wenn ich es wüsste, du wärst nicht mal der Letzte dem ich's verrate!" Ganon schüttelte, mit gespielter Fürsorge, den Kopf. "Wieso quälst du dich so? An deiner Stelle zöge ich einen schnellen, schmerzlosen Tod vor." Link spuckte ihm ins Gesicht. "Vor dir gehe ich ganz sicher nicht auf die Knie." Langsam wischte Ganon die Spucke weg. "Na schön, dann trag die Konsequenzen!" Er packte Links rechten Unterarm und begann ihn zu drücken. Die Nerven schossen die Information in sekundenschnelle an Links Gehirn. Und dann war ein Knacken zu hören, das selbst von den Wänden wieder halte. Mit größter Genugtuung ließ Ganon los und Link griff sich sofort an den Arm, versuchend ihn möglichst stillzuhalten. Schweißperlen rannen seitwärts am Gesicht hinunter.

"Kennst du eigentlich den zweiten Teil der Legende?" Ohne eine Antwort abzuwarten sprach Ganon weiter: "Es heißt - wenn ein Mensch mit reinem Herzen das Triforce berührt, so legt sich Glück und Zufriedenheit über die Welt. Nimmt aber ein schlechter Mensch es in Besitzt, so verfinstert sich der Himmel und ihm bleibt nur das Fragment an das er am meisten glaubt." "Pah, da sagst du mir nichts Neues!", brachte Link mit einer Stimme hervor, die von Schmerz verzerrt war. "Ich sprach ja auch von einem zweiten Teil, du Idiot." Link wurde hellhörig. "Und zwar sollen die Fragmente mit dem Blut fließen! Weist du was das bedeutet?" Link überlegte kurz, gab es aber auf, weil sein Arm nicht zuließ, dass er sich konzentrierte. Ganon wandte sich derweil zum Gehen um. "Ach ja, noch etwas.", erwiderte er ohne sich noch einmal umzudrehen. "Deine Nachfahrin schlägt sich bis jetzt recht gut." "Meine wer?" Seine Frage war das Letzte was Link hörte; der Schleim übergoss sich wieder über ihn und zog ihn wieder in sich. In die Dunkelheit…

14. Kapitel

"Brrrr… ist das kahalt!", lachte Lin. Sie hatte ihre Sachen ausgezogen und planschte im See von Hyrule herum. Das sie sich mal wieder wusch war bitter nötig. "Brauchst du noch lange?", beschwerte sich Kim. Er lehnte, auf der anderen Seite, am Baumstamm auf der Insel, zu der man über die Brücken kam. Seine Augen waren fest geschlossen. "Ja, ich stinke immer noch nach Schweiß." Und mit äußerster Betonung fügte sie hinzu: "Dir täte es auch gut!" "Lass mal gut sein. Ich muss nicht jeden Tag meine ach so tolle Babypopohaut pflegen." Er kratze sich an der Nase. Keine zehn Pferde brachten ihn ins Wasser. "Außerdem war es doch deine Idee, auf Nachtschwärmerjagt für diese Geisterverkäuferin zu gehen, oder?" "Immerhin haben sich meine Schüsse verbessert." "Mag sein. Und jetzt mach hine!" Er spitzte die Lippen und pfiff vor sich hin.

Lin hatte ihm das Wiegenlied beigebracht. Die Feen spielten Fangen rund um den Baum und Epona graste in der Nähe. Lin nahm noch ein letztes Mal eine Pfütze Wasser und rubbelte sich gründlich das Gesicht ab. Innerlich war sie etwas enttäuscht. Jeder Junge hätte sich die Chance nicht entgehen lassen, aber Kim… Jetzt hatte sie die ganze Zeit schon den Baum beobachtet, aber er hatte nicht einen einzigen Versuch gestartet zu kucken. "So fertig." Eilens schwamm sie in Richtung der Insel um schnell ihre trockenen Kleider anzuziehen. Plötzlich wirbelte das Wasser auf und es bildete sich ein Strudel, der sie erfasste. Sie hatte keine Möglichkeit zu entkommen. Immer schneller wurde sie in Kreise gerissen und immer näher kam sie dem Mittelpunkt. Sie schrie. Ohne zu überlegen sprang Kim auf. Und als er Lin nicht entdecken konnte sprang er ohne zu überlegen Wasser. Der Strudel packte auch ihn und riss ihn unerbittlich in die Tiefe. Auf einmal fiel ihm etwas ein…Panik breitete sich in seinem Körper aus…;)

Vorsichtig tastete er um sich. Fester Boden, fester Boden! Das gab ihm die Sicherheit, die er brauchte um wieder sein volles Bewusstsein zu erlangen. Langsam stemmte er sich hoch und blickte sich um. Lin lag ein paar Meter von ihm entfernt auf den Bauch. Sie war immer noch ohnmächtig. Er krabbelte auf allen vieren zu ihr um sie zu wecken. Erst dann merkte er, dass sie immer noch nackt war. Beschämt kniff er die Augen zusammen. Dann musste er aber doch blinzeln. Was tust du da nur?, klagte ihn eine Stimme in seinem Kopf an. Ihre Arme waren von ihr gestreckt. Das nasse Haar klebte auf ihrem Rücken. Lins Kopf schmerzte, als ob sie hart gegen etwas geschlagen hätte.

Benommen öffnete sie ihre Augen. "SPANNER!!! PERVERSER!!!" Das nächste was Kim sah, waren Sterne. Richtig schön golden und mit fünf Zacken. Perplex strich er über die Wange auf der sich ein knallroter Abdruck von Lins Handfläche abzeichnete. Hinter ihm blühte sie richtig auf. "Ich wollte doch nur nachschauen ob du noch atmest.", erwiderte er. "Ach echt? Ich wusste gar nicht das man das auch am Hintern erkennen kann.", blockte sie seine schwache Verteidigung ab. Nun blieb Kim kein Argument mehr. Lin hatte ihn zum ersten Mal besiegt. Zwar hatten ihre Waffen dieses Mal aus Worten bestanden, aber Sieg ist Sieg. "Mann.", murmelte er und schämte sich in Grund und Boden. Erst als er sich umsah erkannte er wo sie sich befanden. Im Wassertempel!!! Er rieb sich seine schmerzende Backe und versuchte was um ihn herum war, zu vergessen. "Mist der Ausgang ist versperrt." Lin sah auf das dicke Eisengitter, das im Wasser hinter ihnen lag. Sie blickte auf den Boden vor ihr.

Das merkwürdige Schwert lag zu ihren Füßen, aber sie hatte jetzt nicht den Nerv, darüber nachzudenken, wie es hier her kam. Sie hob es einfach auf und band es sich um die Hüften. Ausnahmsweise Mal, weil ihr Schild nicht dabei war. "Dann müssen wir einen anderen suchen." "Du hast leicht reden. Ich bin splitterfasernackt! Schon vergessen?" Wieder stieg das Gefühl der Scham in ihm hoch. Er zog sein Hemd aus und warf es nach hinten. "Da...falls du dich nicht zu sehr ekelst.", setzte er bissig nach. Sie überhörte seine Worte und kam zu ihm rüber. Präsentierend stellte sie sich vor ihm auf. "Na? Wie steht mir schwarz?", sagte sie lachend. Das um einiges zu große Hemd hing an ihr herunter und tropfte. Kim schüttelte heftig den Kopf. "Du bist echt komisch!" Lin überlegte noch was sie darauf erwidern sollte als auf einmal das Wasser brodelte.

Eine grässliche bleiche Hand schoss heraus, packte Kim an der Schulter und zerrte ihn mit sich. Kopfüber fiel er ins Wasser und wurde immer tiefer hineingezogen. Nicht einmal wehren konnte er sich, so groß war seine Angst - seine Panik. Ihr stockte der Atem. Was war das? Egal, sie musste hinterher und ihm helfen. Sie holte noch einmal tief Luft und sprang. Ob ihr der Amateurtauchkurs, an dem sie vor 3 Jahren teilgenommen hatte half, müsste sie gleich merken… Jetzt war alles aus… Er sah eine Silhouette über ihm. Na wartet, dachte Lin. Sie ergriff die glitschigen Finger, die sich wie die eines vermoderten Toten anfühlten, zumindest stellte sie sich das vor, und versuchte sie zu lösen. Als das nichts nützte zog sie ihr Schwert. Ja, genau! Das Schwert das aus ihrem eigenen Magen gekommen war. Da ihr vorheriges nun aus hunderten von Einzelteilen bestand, hatte sie einfach dieses an sich genommen.

Es war sowieso besser, wenn auch schwerer zu bedienen. Nun machte sie es sich ganz einfach, sie schlug die Hand ab. Diese ließ sofort los und schrumpfte - in die Tiefe. Die Gewinnerin packte Kim und schwamm nach oben. Langsam aber sicher ging ihr die Luft aus, hoffentlich erreichten sie die Oberfläche bevor ihre Kräfte sie verließen. Endlich, sie reckte ihren Kopf aus dem Wasser und schnappte nach Luft. Wunderbare frische Luft! Kim hustete und keuchte und klammerte sich krampfhaft an ihren Arm. "Lass nicht los, bitte. Lass mich nicht los!" "Kim, mach die Augen auf, wir sind am Rand." Sofort sprangen seine Lider nach oben und er schwang seinen ganzen Körper auf den Steig der um eine gigantische Säule herum führte.

Er wandte ihr den Rücken zu. Lieber wäre er ertrunken als mit so einer Schande leben zu müssen. Sie lehnte sich gegen die Steinwand. "Warum hast du nicht versucht dich zu befreien?" Er wurde roter als eine Tomate. Plötzlich dämmerte es Lin und sie kniff die Augen zu Schlitzten zusammen. "Kim.", sagte sie auffordernd. "Kannst du etwa nicht schwimmen?" Eine Welle toter Stille überflutete den Raum. "Ja, so ist es.", stöhnte er auf. "Na los, lach mich aus. Ich hab es verdient." "Warum denn? Du hast mir doch auch geholfen, als ich mich mit dem Schwert angestellt habe wie sonst was. Außerdem", sagte sie und legte ihm vertraulich die Hand auf die Schulter. "Jeder hat seine Schwächen. Ich, zum Beispiel, hatte bevor ich hier her kam, wahnsinnige Angst, die nächste Matheschulaufgabe zu versauen…" "Matheschulaufgabe?" Kim drehte sich langsam zu ihr.

"Ach ja, du weist ja nicht was das ist. Also in Mathe macht man alles Mögliche mit Zahlen. Subtrahieren, multiplizieren. Es gibt auch Brüche und Dezimalzahlen und…" Lin wurde mit jeder Silbe ihrer Erklärung leiser. Die Begriffe sagten Kim natürlich überhaupt nichts, wenn er nicht wusste was Mathe war. "Stimmt ja, du bist aus einer anderen Dimension.", meinte er grinsend. Sie erwiderte und lächelte zurück. "Naja, danke jedenfalls!", seufzte er. Dann fiel ihr Blick auf seine Brust. Erschüttert schluckte sie den Schrei wieder herunter der sich den Weg durch ihren Kehlkopf bahnen wollte. Eine hässliche, tiefe Narbe verlief von einer Seite zur anderen. Drei Schlitze, die zu einer Tierpfote mit riesigen Klauen passen könnte.

"Was…was ist dir passiert?" Er schaute an sich herunter und antwortete gelassen: "Ach, das ist ohne Bedeutung..." "Von was für einem Tier hast du das?" Mit zitterndem Ernst erwiderte er. "Es war kein Tier." Sie hob den Finger und fuhr, geistesabwesend, sachte über die Narbe. Ihre Hand war warm und angenehm. Sein Herz fing an rasend zu pochen und ein Kloß verstopfte seine Kehle. Er ergriff ihre Hand. Sie schaute ihm in die Augen. "Entschuldige…" Jäh wurde ihr zähes Gespräch beendet, als Lin jemanden schreien hörte. Sie stellte ihre Ohren auf, soweit das bei einem Menschen ging. "Hast du das auch gehört?", fragte sie angespannt. "Was denn?" "Da hat jemand geschrieen, als ob er Schmerzen hat." Nun lauschte auch Kim. "Das bildest du dir doch ein. Lass uns lieber einen Ausgang suchen." "Nein, ich bin mir ganz sicher. Wir müssen ihm helfen." "Oh nein. Sag diesen Satz nie wieder, ich hasse das." "Hey, ich hab dich diesmal gerettet. Jetzt bist du wieder dran. Ich gehe und du wirst wohl oder übel mitkommen müssen, da mir ja was passieren könnte." "Sag mal, wovon träumst du in der Nacht? Ich werd dich ganz sicher nicht beschützen."

Lin hob die Hand zum Protest, ließ sie aber urplötzlich wieder sinken und machte ein Gesicht, wie Cäsar bei seinen Triumphfahrten nach einer erfolgreichen Eroberung. "Meinetwegen, dann finde mal einen Ausgang. Ganz allein, umgeben von all dem tiefen, gefährlichen Wasser." Kim lief es eiskalt den Rücken runter. "Das meinst du doch nicht ernst?", wollte er sich vergewissern. "Aber absolut! Oder du hilfst erst mir, dann verschwinden wir gemeinsam von hier." "Das ist niederträchtige Erpressung. Du nutzt deinen Vorteil total aus." Sie streckte frech die Zunge heraus und nahm ihn an die Hand. Zusammen gingen sie um die Ecke. Auf der anderen Seite des Wassers führte eine große Tür, was wissen die Beiden wohin die führte. Aber das Schreien kam ganz eindeutig daher. "Wir müssen irgendwie dort rüber!", forderte sie ihn auf.

"Also so weit kann ich nicht springen, du etwa?" "Aber wir müssen, wir müssen, wir…" Er hielt ihr die freie Hand vor dem Mund. "JA JA, ich überleg ja schon…Vielleicht führt diese Tür ja über einen Tunnel da rüber." Er zeigte auf eine viel kleinere Tür hinter ihnen. Lin nickte und öffnete sie. Was dann geschah, passierte so schnell das beide es nicht registrieren konnten. Jedenfalls knallte die Tür vor Kims Nase wieder ins Schloss und Lin befand sich schon auf der anderen Seite. Er rüttelte am Knauf und zog daran, bekam sie aber nicht wieder auf. Fest verschlossen! "Verdammt!" Kim hatte sich angewöhnt, wie Lin zu fluchen. Jetzt blieb ihm nichts anderes übrig als zu der Plattform gegenüber zu gelangen und zu hoffen, Lin finde einen Weg dort hin. Nicht das es ein Problem für ihn darstellte rüber zu kommen, aber er hasste es zu…

"Hey mach verdammt noch mal auf!", schrie sie und hämmerte mit der Faust gegen das Holz. Aber es nützte trotzdem nichts. Sie bewegte sich nicht einmal einen Zentimeter. Lin atmete pfeifend aus, drehte sich um und lief los. Hoffentlich fand sie einen Weg, der sie wieder aus der Säule herausbrachte. Ziemlich dunkel hier, stellte sie fest. Kaum hatte sie den Gedanken endgültig erfasst, trat ihr Fuß ins Leere und sie flog nach vorne. Mit schreiender Kehle rutsche sie auf den Bauch etwas hinunter. Wenn sie bei sich zu Hause gewesen wäre, hätte sie es für eine Rutschbahn im Schwimmbad gehalten, die spiralförmig verlief. Am Ende angelangt knallte sie mit ihrem Gesicht gegen etwas Hartes, Glattes.

Ihr Nacken schmerzte höllisch. Sie tastete in der Dunkelheit die Wand? entlang nach oben. Eine Klinke! Also stand sie vor einer weiteren Tür. Langsam und auf alles vorbereitet drückte sie sie herunter. Strahlendes Licht fiel ihr entgegen und blendete sie. Ihre Augen gewöhnten sich nur nach und nach daran. Ein großer wunderbarer Raum. Oder doch keiner. Es sah eher aus als befände sie sich draußen. Der Himmel über ihr war grau und der Boden mit knöcheltiefem Wasser beflutet. Aber etwas Besonderes hatte es schon an sich. Es schimmerte milchig und spiegelte alles richtig deutlich wieder. Als sie nach unten blickte konnte sie auch ihr eigenes Gesicht sehen und ihre zerzausten, tropfenden Haare, die schrecklich wucherten. Sofort nahm sie alle zu drei dicken Strängen zusammen und begann sie notdürftig zu flechten.

Zwar hatte sie nichts zum zubinden, aber wegen der Feuchtigkeit hielten sie auch so zusammen - außerdem war das ihre kleinste Sorge. Inmitten der endlos scheinenden Weite befand sich eine winzige Insel mit einem abgestorbenen Baum. Seine Rinde war fast schwarz. Lin trat auf die plumpe Erde. "Und was jetzt?", dachte sie laut. "Weiß nicht, du?" Lin sprang erschrocken zur Seite und drehte sich um. "Was kuckst du so?", fragte eine ihr bekannte Stimme. Sehr bekannt - es war ihre eigene. Und um das noch stärker zu verdeutlichen stand sie sich selbst gegenüber. Das Mädchen sah genau so aus wie sie. "Wer bist du?", fragte Lin misstrauisch. "Wer bist du?", fragte die andere Lin ebenso misstrauisch. "Also ich gehe jetzt, ok?" Schon spürt sie, wie etwas knapp an ihr vorbeistreifte. Die Doppelgängerin hatte ihr Schwert gezogen.

"Ich werde dich umbringen!", sagte sie. "Hast du sie noch alle? Lass mich in Ruhe." Sie wollte davonlaufen, aber das Mädchen hielt sie an den Haaren fest. Lin wollte sich beschweren als das Schwert auf sie nieder prasselte um ihren Kopf zu spalten. Sie drehte sich blitzschnell, um dem mörderischen Schlag zu entkommen. Zapp…Ihr Zopf fiel auf den Boden. Ihr einstmals bauchlanges Haar fiel ihr nur noch knapp bis über die Schultern. Entsetzt blieb sie stehen. Wie lange hatte sie sich gequält und sie gepflegt. Jedes Mal hatte sie den Frisör angeschrieen so wenig wie möglich abzuschneiden. Alles nur um so lange und schöne Haare zu haben wie ihre Mutter. Das Werk jahrelanger Arbeit und Warterei, zerstört in einer Sekunde. Ihre Gefühlslage wandelte sich in Wut um. Blanker Zorn hüllte ihren Körper aus. "Wie kannst du es wagen…", quetschte sie die Worte heraus.

Sie hatte sehr große Mühe sich unter Kontrolle zu halten. Die andere Lin lächelte sie belustigt und hochnäsig an. Die echte zog auch ihre Waffe und griff mit einem Kampfschrei an. Die Doppelgängerin blockte gelassen ab. Doch der nächste Angriff kam zu schnell. Dann noch einer. Die Doppelgängerin startete ebenfalls eine Attacke, doch Lin wich geschickt aus. Kim hatte ihr gesagt, dass sie besser dem Gegner ausweichen als abblocken sollte, da er immer mehr Energie verbrauchte, den Schwung zu stoppen als nach einem Abprall neu zu starten.

Lin stieß der anderen mit dem Schwertgriff hart in den Magen, sodass diese ihre Waffe fallen ließ und von den Füßen gerissen wurde. Lin hielt ihr die Spitze ihres Schwertes hin. "Nimm verdammt noch mal deine wahre Gestallt an du Vieh. Tu nicht so als seihst du ich!", befahl Lin mit autoritärem Tonfall. Die Doppelgängerin löste sich zu ekligem, schwarzen Schleim auf. "Igitt!", brachte die Gewinnerin des Kampfes erschrocken hervor. Wie als ob das das Kommando gewesen wäre, verblasste die Gegend zu einem einfachen leeren Raum. Aus war es mit den Spiegelungen und der weißlichen Umgebung. Doch, zu Lins übergroßer Freude, erschien eine Tür am anderen Ende. Ohne zu überlegen rannte sie hin, öffnete sie und…trat wieder in die Luft.

Doch bevor sie ihre Unüberlegtheit bereuen konnte, ergriff sie eine Fontäne und schoss sie nach oben, durch das Wasser und landete genau vor der Plattform mit der großen Tür. Vor Freude und Glück fast platzend raste sie drauf los, blieb aber abrupt stehen. Sie blickte sich kurz um. Wo war Kim bloß? Aber wieder hörte sie das Schreien. Er würde schon zu Recht kommen, wenn er sich möglichst an den Wänden hielt. Sie trat in den Gang, hoch zu einem gigantischen, goldenen Tor. Jetzt klang das Schreien unerträglich laut in ihren Ohren.

Das Tor fuhr nach oben. Kaum hatte sie sich umgeschaut fiel das schwere Tor wieder hinunter. Tja jetzt konnte sie nicht mehr zurück. Mitten im Raum befand sich ein riesiges Becken, aus dem vier eckige Säulen hervor ragten, umgeben von klarem Wasser. Es bewegte sich nicht, war ganz ruhig. Sie trat bis an den Rand. Wenn sie nicht das Gefühl gehabt hätte, das etwas nicht stimmte, hätte ihr der Anblick gefallen. Die Flüssigkeit war zu matt und schimmerte nicht. "Das ist kein normales Wasser!", sagte eine Stimme. Sie erschrak so heftig, dass sie fast hineingefallen wäre. Wild mit den Armen rudernd bangelte sie um ihr Gleichgewicht. Eine Hand zog sie zurück. Mit hochrotem Kopf drehte sie sich um und schrie Kim an.

"WIE OFT SOLL ICH DIR NOCH SAGEN, DAS DU DICH NICHT SO AN MICH RAN-SCHLEICHEN SOLLST!" "Krieg dich wieder ein." Sie keuchte. Wie schaffte er es nur immer, sich so geräuschlos zu bewegen? "Und vor allem - wie bist du hierher gekommen?" "Vorsicht!!!", warnte Kim sie. Ein unförmiges Ding sprang zwischen ihnen hindurch und wieder ins Wasser. Dort wirbelte es heftig im Kreis herum. Ein Tentakel schoss in die Höhe. Er bahnte sich seinen Weg zu ihnen. "Steh doch nicht so doof rum!", brüllte Kim und stieß sie weg. Dadurch hatte er aber keine Zeit mehr, sich selbst in Sicherheit zu bringen und wurde von dem Tentakel umklammert und in die Höhe gerissen.

Er zog sein Schwert und schlug drauf. Aber wie sollte man ein flüssiges Wesen besiegen? Immer wieder durchdrang sein schwarzes Schwert das Wasser ohne eine Wirkung zu erzielen. Zu seinem Schrecken stellte er auch fest das der Tentakel ihn ins Becken zog. Panisch holte er noch ein letztes Mal Luft, dann war er völlig unter Wasser. "Oh, nein!" Was sollte sie tun? Es war ihre Schuld, dass Kim jetzt wieder dem Ertrinken nah war. Irgendwas musste sie unternehmen und am Besten schnell. Mehrere Tentakel drangen hervor und jagten sie. Keuchend rannte sie um das Becken herum. Dann sah sie es wieder, das Ding. Es war ein schwabelliger, rosafarbener Ball. Er drehte sich immer im Kreis und dadurch kam das Wasser in Bewegung, bis zum Entstehen der Wasserranken. Das musste der Schwachpunkt des Monsters sein. Wenn nicht gar es selbst.

"Na warte!", schrie Lin und begann einen großen Fehler. Sie sprang auf eine der Platten im Becken. Augenblicklich umzingelten sie die Tentakel. Jetzt konnte sie nicht mehr entkommen. "Mist, Mist, Mist!", hechelte sie, als sie gepackt und in die Luft gewirbelt wurde. Doch hatte sie von hier oben einen unglaublich guten Ausblick. Das Teil! Sie zog ihr Schwert zielte und lies es, mit kräftigem Schwung, fallen. Die Spitze durchdrang den Schwabel. Kim hatte alles, einigermaßen ruhig, beobachtet und begriff sofort. Seine Luft ging zu Ende und ein Knoten bildete sich in seiner Brust. Nur nicht schlapp machen, bleib ruhig! Mit paddelnden Händen und Füßen kam er auf den Unhold zu und stach ihm auch sein Schwert in den Körper. Das war´s. Der Ball schüttelte sich und wirbelte herum. Doch er wurde immer langsamer und verlor immer mehr von seiner festen Masse, bis er sich ganz aufgelöst hatte. Lin sprang ins Wasser und holte die Waffen und Kim heraus. Er hustete, kein Wunder nachdem er mehr als einen Liter unfreiwillig getrunken hatte.

Lin schlug ihm sachte auf den Rücken. "Das war knapp, nicht?", fragte sie fröhlich. Es klang als seien sie eher mit der Ware von einem Ladendiebstahl davon gekommen und nicht mit dem Leben. Kim schaute sie ganz komisch an. Dann mündete seine Fratze in Verwunderung. "Was hast du mit deinen Haaren gemacht?" Sofort fiel Lin ihr ungewollter Frisörbesuch wieder ein. "Super!", setzte er nach. Sie wurde rot. "Gefallen dir wohl kurze Haare an Mädchen?" "Hähh? Nein, ich meine nur, dass dir andere jetzt nicht mehr so leicht an den Haaren ziehen können." Beleidigt schimpfte sie: "Du taktloser Trottel!" Was hatte sie nun schon wieder? Plötzlich wurde das Wasser trübe, dunkel…schwarz! Eine Fontäne schoss vor ihnen in die Höhe. Wieder vernahm sie das Schreien. Es kam aus… Sie griff in das schleimige Zeug. Scheu und Eckel erfüllte ihr Gedanken.

Der Schleim verschluckte sie langsam, das spürte sie genau. "Spinnst du? Was machst du da?" "Er ist da drin. Der, der schreit. Es ist ein Mann, ich bin mir ganz sicher…" Mehr brachte sie nicht mehr heraus. Und weg war sie. Eigentlich könnte sich Kim doch freuen. Juhu, endlich war er sie los! Aber nein, natürlich hatte er den inneren Zwang sie zu beschützen. Er hatte sich angewöhnt, sein schlechtes Gewissen in den hintersten Winkel seines Gedankengewirres zu verbannen. Automatisch griff auch er in den Schleim und zog sie raus. Krampfhaft hielt sie etwas fest umklammert. Ein Arm? "Ich hab ihn. Zieh!", befahl sie. Er tat wie ihm aufgetragen. Ein lebloser Körper schlug dumpf auf den Boden auf. Kim verzog das Gesicht. "Der sieht dir aber ziemlich ähnlich, findest nicht?" Lin aber hörte ihm nicht zu. Sie war nicht in der Lage irgendetwas wahrzunehmen.

"Er ist es, ", flüsterte sie. "LINK!" "Das ist der Held der Zeit?", fragte Kim ungläubig. "Jedenfalls sieht sein Arm nicht gut aus. Er deutete auf den rechten Arm der unnatürlich abstand und angeschwollen war. Auf einmal zitterte der Boden; der Wasserspiegel stieg rapide an. Ein Strudel bildete sich und zog sie mit sich. Sie fanden sich mitten im See wieder. Lin versuchte ans Ufer zu schwimmen, was sich als äußerst anstrengend herausstellte, da sie sogar zwei Personen über Wasser halten musste. Gemeinsam zogen sie ihn aufs Gras. Vor Erschöpfung plumpste Lin wie ein Stein, neben ihren Vorfahren nieder. "Tja, die Aktion war umsonst. Er atmet nicht mehr." Kims tonlose Stimme verriet, wie egal es ihm war. Lin aber nicht. "Nein, das darf nicht sein." Sie hielt Link die Nase zu und öffnete ihm den Mund. Eine kräftige Ladung Luft pustete sie ihm in die Lungen - 2 Mal.

Dann suchte sie die richtige Stelle am Brustkorb und drückte ihn schnell 15 Mal. Sind die erste Hilfe Regeln. Link hustete und Wasser floss aus seinen Mundwinkeln. Seine Brust hob und senkte sich rasch. Gott sei Dank, er lebt! Lin wollte Freudensprünge machen. Er öffnete leicht seine Augen. Alles tat ihm weh, besonders sein Arm. "Link!", sagte eine sanfte Stimme. "Link!" Blondes Haar fiel in sein verschwommenes Blickfeld. "Zelda?", fragte er heißern, bevor ihm endgültig schwarz vor Augen wurde. "Hey wo ward ihr so lange?", fragte Taya, dann sah sie ihren alten Freund aus jungen Tagen. "Link?", stotterte sie. Ihr Leuchten nahm drastisch ab. "Wir müssen ihn schnell ins Kokiridorf bringen." Lin spielte Eponas Lied, die daraufhin in Windeseile herbeigeeilt kam. Verdammt was mache ich, dachte Kim. Er war gerade dabei, dem schlimmsten Feind seines Meisters zu helfen. Allerdings hatte er ihn zuvor gerettet. Also konnte er ja das auch noch schnell hinter sich bringen. Er hob den Mann auf Eponas Rücken.

"Das Pferd kann unmöglich gleich drei Personen tragen. Du sorgst dafür, dass Link nicht runterfällt, während ich renne." "Nein, das kann ich nicht. Ich bin doch noch nie alleine geritten." "Ich kann auch nicht schwimmen und bin heil aus dem Wassertempel gekommen, oder?" Lin kräuselte ihre Lippen, murmelte: "Du kannst aber wenigsten lange die Luft anhalten.", ließ sich aber dennoch auf den Rücken der Stute heben. Die Feen klammerten sich in Lins, jetzt kurzem Haar fest. Und auf geht's. Der Wind peitschte ihr um die Ohren. Sie stützte ihre Ellbogen auf Link und klammerte sich fest in Eponas Mähne. Das schaffe ich, redete sie sich gut zu. Das schaffe ich!

15. Kapitel

Nun war es ihm zu viel geworden. Er konnte einfach nicht mehr. Die Sandkörner, die durch die schwülen Böen aufgewirbelt wurden, stachen in die Augen und versperrten ihm die Sicht. Er konnte nur einen Meter weit sehen. Sein Mund war schon ganz trocken. Wasser, Wasser! Benny hatte wahnsinnigen Durst, aber was sollte er tun? Zurück zum Geistertempel gehen und wieder die zwei Hexen ertragen müssen? Nie im Leben! Ohnehin würde er den Weg gar nicht mehr finden. Schon zu tief war er in die Wüste gelaufen. Lin? Warum bist du nicht gekommen? Egal, jetzt hatte er selbst den ersten Schritt in die Freiheit gemacht, oder in den Tod! Nur um Ashanti tat es ihm Leid. Sie bekam sicher großen Ärger, da der Gefangene entkommen war. Benny fiel der Länge nach hin. Die Hitze zerrte an seinen Kräften. Er durfte jetzt nicht aufgeben - er durfte nicht.

Mühsam stand er auf. Schweißperlen liefen seine Wangen herunter. Müdigkeit krabbelte ihm langsam die Beine hoch und jedes Mal, wenn er einen Fuß anhob um weiter zu treten, fühlte der sich an als hinge noch ein Bleiring dran. Benny fing an zu rennen, aus Angst umzufallen und nie wieder aufstehen zu können. Er schloss die Augen, die ihm sowieso nichts nützten. Plötzlich stieß er gegen etwas Hartes. So stark, dass er von den Beinen gerissen wurde und auf seine zwei Buchstaben landete. Er öffnete seine Augen. Nein!, schoss es ihm durch den Kopf. Er krabbelte rückwärts, weg von der schwarzen, großen Gestalt. Ganon hob die Hand und um sie herum löste sich der Sandsturm.

Wie bei einer Kugel, in der - wenn man sie schüttelte - es schneite. Nur war es anders herum. Benny sprang auf und wollte weglaufen, doch der Mann war schneller und packte ihn an der Schulter. "Deine Torheit wächst dir noch über den Kopf.", sagte er streng. "Suchst du hier den qualvollen Tod?" Benny wollte nicht drüber nachdenken und schrie. Sein linker Handrücken brannte. Ein kleiner Blitzt zuckte und traf Ganons Hand. Überrascht ließ er los, doch bevor der Junge seine Chance nutzten konnte, ergriff er ihn mit der anderen Hand. Ganon lachte: "Du hast erstaunlich schnell magische Kräfte entwickelt." "Lass mich los!" Mit belustigtem Blick sah er auf Benny herab. Derselbe Ausdruck, wie bei dem Mädchen damals. "Hat die Aktion deiner großen Schwester deinen Mut geweckt?" Noch lauter wurde das Lachen. Benny zappelte und kratzte um sich dem Griff zu entreißen. Ganon überlegte, ob es nicht günstig sei den Jungen zu verfluchen. So hätte er ihn stets unter Kontrolle; wer weis als wie nützlich er sich noch erwies.

Der Großmeister des Bösen berührte Benny mit dem Zeigefinger am Nacken. Etwas floss in seinen Körper. Ihm wurde kalt, unglaublich kalt! Mitten in der Wüste kam Dampf aus seinem Mund und er zitterte am ganzen Leib. Er fiel auf den Sand und kringelte sich ein, so sehr fror er. Der Mann wickelte ihn in seinen roten Umhang, hob ihn hoch und trug ihn zurück zum Tempel. Benny konnte nicht aufhören zu zittern. Als sie ankamen, rannten ihnen Ashanti und die beiden alten Weiber entgegen. "Sagte ich dir nicht, du sollst auf ihn aufpassen?" Ganon blickte die Frau mit eiskalten Augen an. "Du hast mich enttäuscht." Sie senkte den Kopf. Koume und Kotake allerdings stießen ihr spitzes, schadenfrohes Lachen aus. "Und ihr", er wandte sich den beiden Hexen zu. "Ich habe euch nicht wiedererweckt, damit ihr sie in ihrer Aufgabe behindert!" "Aber wir wollten nur…", begann die Rote zu erklären. "Was ihr wolltet ist mir egal, es zählt was ich will. Verschwindet kommt und dem Jungen nie wieder zu nahe, habt ihr mich verstanden?"

"Ja…Herr.", antworteten sie im Chor. Sie flogen durch das große Tor, in das Gebäude. "Da erzieht man, unter jahrelanger Arbeit, einen widerspenstigen, ungezogenen Bengel und am Ende ist er es, der rumkommandiert!", nörgelte Kotake, so leise, dass nur ihre Zwillingsschwester sie hörte. Ashanti verbeugte sich tief und stotterte: "Es…tut mit Leid. Er ist einfach verschwunden…ich hab gesucht und…" "Schweig!" Auf der Stelle presste sie ihre Lippen aufeinander, dass es wehtat. "Wenn das noch einmal vorkommt, verlierst du deinen Stand." Mit diesen Worten übergab er ihr den Ausreißer und schritt auch in Richtung Eingang. Mit zittrigen Knien sah sie ihrem Herren nach, bis dieser nicht mehr zu sehen war. "Hab ich dir viel Ärger gemacht?", flüsterte Benny schuldbewusst. Seine Augen waren nur zur Hälfte geöffnet, aber wenigstens fröstelte er nicht mehr so stark. Ashanti seufzte. Sie trug ihn in die Halle mit der riesigen Skulptur. Ketten raschelten und ein Teil der Decke kam herunter. Die junge Frau stellte sich darauf und die Ketten zogen sie nach oben, bis sie auf gleicher Höhe waren, wie das steinerne Gesicht. Sie trat einfach durch das Gestein hindurch, durch einen Gang und eine Tür. Nun war Benny wieder da, wo er angefangen hatte. Er schüttelte den roten Umhang ab. Sie stellte ihn ab und wollte ihn mit nach oben ziehen.

Aber ohne, dass er ebenfalls mitkletterte, schaffte sie es nicht ihn nach oben zu bringen. Noch heftiger zog Ashanti an ihm. "Na jetzt komm schon." "Nein! Ich will hier endlich weg." Sauer und zugleich etwas ängstlich blickte sie ihn an. "Bitte, ich hab schon genug Schwierigkeiten wegen dir." Zögerlich begann auch er den Aufstieg. Auf der Plattform angekommen sah er sich immer wieder aufmerksam um. "Was ist denn nun schon wieder?" Vor Gram drückte sie seine Hand noch arger. "Da ist noch jemand!" "Ganz genau." Ganon stand so abrupt hinter ihnen, dass beide aufschreckten. Er packte Benny am Oberarm und zog ihn mit. Irgendwas hatte er in der andern Hand. Als sie beim Kissen in der Mitte des Raumes angekommen waren, ließ Ganon den Sand aus seiner Hand rieseln. Es landete mehr am Boden, als hätte sich in seiner Hand befinden können.

Dabei sprach er Worte in der alten Sprache. Der Sand bewegte sich, formte sich zu einer Art Seil, das sich mit einem Ende tief in den Steinboden bohrte. Benny ahnte schon was passieren würde und schlug wieder um sich. Er baute ein Schild um sich, das den Zauber von ihm abhalten sollte. "Glaubst du, du kommst gegen mich an?", lachte Ganon. Das noch freie Ende schoss vor, durchbrach die Barriere und schlang sich um Bennys Hals. Er versuchte es abzureisen und zerrte daran, aber ohne Erfolg. Es saß fest. "Jetzt werden wir ja sehen, wie leicht du ein zweites Mal entkommst." Ganon tätschelte ihm den Kopf. Benny schlug den Arm weg und rannte. Das Seil spannte sich, aber hielt was es versprach. Sein eigener Schwung richtete sich gegen ihn und riss ihn von den Füssen. Aber komischerweise schnitten die Fesseln ihm nicht in den Hals. Ganon lachte und wandte sich zum Gehen um. Als die Tür nach unten gefallen war, begann Benny wie wild an dem Seil herum zu beißen und zu ziehen. "Lass gut sein, das nützt nichts." Ashanti umarmte ihn. Er fing an zu weinen. "Ich will Lin wieder sehen…"

16. Kapitel

Lin konnte es nicht glauben, dass sie den ganzen Ritt überstanden hatte, ohne sich oder Link runterfallen zu lassen. Und noch mehr staunte sie über Kims Schnelligkeit und Ausdauer. Den gesamten Weg quer durch Hyrule war er gesprintet und stand noch immer wie ein Fels in der Brandung. So sportlich müsste man sein! Epona schritt langsam über die Hängebrücke die den Wald von der Steppe trennte. Sie hörte Gesang. Es klang aber eher wie Trompetengedudel und ging sicher nicht von menschlichen Wesen aus. Bestimmt sind es Dekus, überlegte Lin. Sie konnte sich noch an ihren allerersten Kampf erinnern, in dem einer dieser kleinen Baumwesen ihr Gegner gewesen war. Als er auf ihr Schild gesprungen war, hatte er genau so einen Ton erzeugt. Das war ein gutes Zeichen dafür, dass sich der Spross erholt hatte und im Wald wieder der Frieden eingekehrt war - zumindest einigermaßen. Die Stute wurde immer langsamer, bis sie zum Stillstand kam. Kim ebenfalls und ließ sich zum ersten Mal gehen.

Plump setzte er sich auf die Erde und hechelte wie ein erschöpfter Hund. Lin guckte kurz kichernd zu ihm, wurde aber sofort wieder ernst und schrie: "Zelda! Salia! Irgendjemand muss uns helfen, schnell!" Schwerfällig rutschte sie vom Rücken des Tieres herunter. Ihre Oberschenkel taten weh, wie noch nie. Reiten war nicht so einfach wie Viele dachten, dass hatte sie selbst zu spüren bekommen. Die Kokiri unterbrachen ihre Arbeit (bauen, Unkraut jäten usw.) und das, was sie sonst so taten und streckten die Köpfe aus allen Ecken und Winkeln, in die Richtung aus der die Rufe kamen. "Was ist denn hier kyahhh…" Salia konnte ihren Satz nicht beenden, denn als sie die bewusstlose Person sah, musste sie schreien. Ihr stieg Feuchtigkeit in die Augen. Darunia rannte auf ihn zu und hob ihn vom Rücken runter. Lin sah wie er seinen Mund zu Fragen ansetzen wollte und meinte schnell:

"Später, wir müssen erst seinen Arm schienen, bevor er noch mehr anschwillt." "Das machen wir!", sagten drei Kokirimädchen gleichzeitig. Und schon trug der Goron Link in die Krankenhütte. Kim schüttelte abwesend den Kopf. Taya und Tael schwirrten aufgeregt herum. "Wo ist Zelda?", fragte Lin erstaunt. Dabei hatte sie sich doch schon auf eine stürmische Umarmung vorbereitet. "Und die Weise der Geister?", flüsterte Kim, mehr zu sich selbst. "Nun, ", antwortete Rauru. "Ehrlich gesagt - wir haben keine Ahnung." "Pah, ich werd sie jetzt sofort herbestellen.", trotzte Ruto und legte sich die Fingerspitzen an die Schläfen.

Sie kletterte auf das Dach eines der zerstörten Häuser, immer darauf bedacht, unentdeckt zu bleiben. Eigentlich hasste sie die Dunkelheit, aber jetzt, im Augenblick war sie ihre stärkste Verbündete. Doch es gab jemanden, den sie noch mehr hasste. Sie ballte die Fäuste. Ein Trupp von Stalfosen marschierte davon, auf die entzweigebrochene Zugbrücke zu. Allen voraus, dieser arrogante General. Sie hatte schon einmal das Vergnügen mit Karos gehabt, als sie sich zu ihrem eigenen Schutz Ganon angeschlossen hatte.

Damals konnte sie sich wenigstens noch auf die Hoffnung stützen, dass der Held der Zeit ihr bald zur Hilfe kommen würde, aber nun… Auf Zehnspitzen trippelte sie weiter, bis zum Weg, der zum Schloss führte. Zum Schloss auf dessen Erde einmal ihres gestanden hatte. Shiek war fast blind vor Wut. Sie wollte sich gerade wieder in Bewegung setzten, als jemand sie von hinten packte, ihr den Mund zuhielt, um ihre Schreie zu ersticken und sie in eine enge Gasse zog. "Das solltest du dir noch einmal genau überlegen.", sagte Naboru ernst. "Lass mich, ich werde ihm den Kopf abschlagen, für all das, was er uns angetan hat… Für das was er Link angetan hat.", setzte sie nach kurzem Zögern hinzu. "Glaubst du, er ist tot?" "Warum sonst können wir ihn nicht finden." Naboru seufzte. "Eure Hoheit, ihr handelt nicht mit vollem Bewusstsein.

Euer Zorn und euer Hass verleiten euch zu überstürzten Handlungen, ", erwiderte sie förmlich. "Außerdem tut Ganon nichts was ihm im Moment als nutzlos erscheint." "Ach sei ruhig, du kennst ihn doch nicht genug, um das zu beurteilen." Zu spät merkte Shiek wie dumm ihre Worte waren. Sie schämte sich für das, was sie gerade eben behauptet hatte. Wenn jemand überhaupt auch nur ansatzweise verstand, was im Kopf des Großmeisters des Bösen vorging, dann ja wohl die Weise der Geister. Und um das zu bestätigen rümpfte Naboru die Nase. "Hütte deine Zunge, du naive Kuh.", meinte sie wütend. Auf einmal spürten beide, einen leichten Druck, der sie Südostwerts presste. Als ob sie der Wind dort hin blasen wollte. "Ruto?" Das war eher eine Feststellung als eine Frage. "Sie rufen uns, gehen wir.", brachte Naboru matt heraus.

"Da seid ihr ja…oh netter Aufzug, Zelda." Ruto hatte nie versucht Zelda gegenüber höflicher zu sein, warum auch. Weil sie eine Prinzessin war? Das war Ruto schließlich auch. Shiek überkreuzte die Arme und ihr ganzer Körper wurde in ein grelles Licht getaucht. Als es verschwunden war stand die Thronfolgerin da, wie man sie kannte. Ihr langes Kleid schliff wieder am Boden und ihr langes, blondes Haar fiel ihr gepflegt bis zum Bauch. Ihr Diadem betonte das alles noch. "Ihr erratet niemals, wer wieder unter uns weilt..." "Ruto, fass dich kurz!", ächzte Zelda entnervt. "Link!" Ihr fiel die Kinnlade runter. "WER?" "Bist du taub, ich sagte LINK, der Auserwählte, der Erretter von Hyrule, der Held der Zeit…" "Wo ist er, sag schon, wo?" "In der Krankenhütte." Und mit diesen Worten rannte Ruto auch schon los. Naboru verschränkte zufrieden die Arme. Zelda verdrehte die Augen. "Was soll ich jetzt sagen, he? Oh Ganon, du lieber Kerl. Ich verzeihe dir alles, nur weil ich mich einmal in dir getäuscht habe?"

"Nein, aber wie wäre es mit: Naboru, ich verehre dich. Du kennst dich ja so gut mit Menschen aus." Nun war es Zelda, die die Nase rümpfte. "Prinzessin!" Lin lief schnurstracks und heftig mit den Armen wedelnd, auf sie zu. Schlagartig verbesserte sich Zeldas Laune. "Lin, Kleines!" Eifrig folgte sie ihrem Begrüßungsritual - ein große Umarmung und dieses Mal erwiderte Lin sie, naja so gut es eben mit dem Riesenei in der Hand ging. "Was hast du mit deinen Haaren angestellt?" Erstaunt schreckte die Thronfolgerin auf. "Ach, das ist eine lange Geschichte." Hinter Lin tauchte auch Kim auf. "Du schon wieder. Ich dachte ich habe dir klar gemacht, dass du dich von ihr fernhalten sollst!"

Finster blickte die Gerudo den Jungen an. Kim schaute ihr direkt in die Augen. Kurz ließ er seine Zähne aufblitzen. "Du Monster, verschwinde! Ich will dich hier nie wieder sehen." Kims Herz klopfte. Ihm wurde flau im Magen, als ihm daraufhin einfiel, warum er eigentlich das Schloss verlassen hatte. "HÖR AUF!", brüllte eine Mädchenstimme. Das Echo der Worte verlor sich im Gestrüpp des tiefen Waldes. "Ich hasse dich, Naboru." Lin stellte sich vor Kim und streckte eine Hand zur Seite, als müsse sie ihn schützen. "Du kennst ihn doch gar nicht, um das zu beurteilen. Kim hat mir geholfen, in allen Lagen. Ohne ihn hätte ich Link nie retten können, er hat mir immer beigestanden…"

Sie hatte alles herausgebrüllt, sodass ihr die Puste ausgegangen war. Einmal noch holte sie Luft. "Ich hasse dich!" Naboru machte einen Schritt zurück. Kim rann Schweiß von der Stirn. Das war ihm noch nie passiert. Dabei stand die Weise der Geister doch auf Lins Seite, was nicht für ihn galt. Warum? Warum bist du nur so komisch, Lin? Plötzlich vibrierte der brockenschwere Gegenstand in Lins Händen. Vor Überraschung hätte sie es fast fallen lassen. Die Schale riss an einer Stelle auf und eine kleine, harte Schnauze schaute heraus. Ein Piepsgeräusch entfuhr dem kleinen Baby, was auch immer es sein mochte. Lin ging in die Hocke und legte das Ei vorsichtig ab. Die Schnauze zog sich wider ein und brach wo anders durch. Für den Moment vergaßen alle Anwesenden das Wortgefecht. Lin begann, mit ihren Fingern ebenfalls behutsam die Schale abzumachen. Langsam wälzte sich das, vom Fruchtwasser ganz klebrige, Tier aus seinem Behälter. Überall übersäten Schuppen die Haut, nur am Bauch war es weich.

Kurzes, strohiges Fell ragte ihm vom Kopf und an den Forderpfoten hatte es spitze Krallen. Hinterbeine besaß es nicht. Nur einen langen, schlangenartigen Schwanz. Das winzige Gebiss war schnabelartig angelegt Unterhalb der Lider bildete sich die Haut zu einer dicken Hornschicht aus. Zwei nach hinten gebogene Hörner sprossen ihm aus dem Kopf. Piepsend öffnete es die Äuglein und blickte zu Lin hoch. "Wie niedlich!" Sie nahm es in die Arme. "Das ist doch nicht etwa…" "Ein Drache.", sagte Kim und versuchte so beiläufig wie möglich zu klingen. Er beugte sich herunter um selbst das Neugebrütete zu beäugen. Zelda schob Naboru davon, zum Gebäude wo sich Link angeblich aufhielt. "Lassen wir sie mal allein, oder?" Die Prinzessin war besonders darauf hinaus, den Streit zu schlichten. "Hm…ich glaub ich nen dich…" "Dir macht es wohl sehr großen Spaß allen Namen zu geben.", lachte Kim. "Tja, bin eben kreativ, also ab jetzt heißt sie Volvi." "Bäh, willst du ihn einlullen? Besser ist…Valoo." "Woher willst du denn wissen, dass es männlich ist?", trotzte Lin. "Woher willst du wissen, dass es weiblich ist?", trotzte Kim zurück. Das Mädchen überlegte kurz und kam zu einem Kompromiss:

"Ok, wenn es ein Weibchen ist nennen wir es Volvi und wenn es ein Männchen ist Valoo." Kim war einverstanden und nickte. "Jetzt brauchen wir nur noch einen Experten, der uns das sagen kann." "Jetzt gehen wir es erstmal waschen, ja?" Lin hob demonstrativ ihren Arm, der über und über mit klebrigem Fruchtwasser war, dass in lang gezogenen Fäden heruntertropfte. Zelda stürmte in das Zimmer und blickte sich hektisch nach allen Seiten um. Alle waren bei ihrer lauten Ankunft aufgeschreckt und verbeugten sich nun flüchtig. Darunia winkte sie heran. Er stand am Fuße eines kleinen Bettes. Eilens trat sie näher, gefolgt von der Weise der Geister. Der blondhaarige, junge Mann, der darauf lag war platschnass vor Schweiß. Sein freier Oberkörper bewegte sich schnell, stockend. Sein rechter Arm war, mit einer Schiene zusammen, einbandagiert. "Link!", flüsterte sie, dann brach sie in Tränen aus. Sie legte sich die Handflächen aufs Gesicht und sank in die Knie. Zwischen ihren Fingern hindurch starrte die Prinzessin ihren Geliebten an. Naboru konnte es nicht glauben. "Und Lin und dieser Junge haben ihn wirklich gefunden?" "Und befreit!", ergänzte die kleine, freche Lichtkugel.

"Selbst dabei waren wir nicht, aber du kannst Lin ja fragen, was genau passiert ist.", sagte Tael. Links Hand bewegte sich und seine Lider zuckten. Zelda erhob sich rasch und versuchte ihre Tränen wegzuwischen, dass man ihr möglichst wenig von ihrem Anfall ansah. Sie wandte sich den Kokiri zu. "Bitte, Mido und ihr anderen, holt die restlichen Weisen her." Die Kinder sprangen auf und taten wie ihnen geheißen. Mido warf noch einen letzten Blick auf Link, den auf den er immer so eifersüchtig gewesen war. Früher, als beide noch kindisch und naiv gewesen waren. "Und ihr bitte auch." Salia schaute zu den Feen herauf. "Ich auch?", fragte ihre eigene Fee skeptisch. Murmelnd flogen alle drei davon.

Bald darauf betraten Impa und Rauru den Raum. "Wie geht es ihm?", fragte Impa besorgt. "Gut genug!" Diese Antwort kam vom Helden der Zeit selbst und Alle sahen ihn etwas erschrocken an. Er öffnete die Augen, sprang mit einem Ruck auf und lehnte sich über die Kante. Er hustete und würgte. Schwarzer, ekliger Schleim rann aus seinem Mund und tropfte zu Boden. Nachdem endlich auch wirklich alles draußen war ließ er sich wieder auf das Kissen sinken. Seine Wangen waren gerötet und er griff sich an den schmerzenden Arm. "Still! Ruh dich lieber noch aus." Zelda fuhr ihm zärtlich mit dem Finger über die Wange und strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht. Link lächelte schwach: "Wie habe ich deine Stimme vermisst, Zelda." "Lin hat uns alles erzählt. Du warst im Wassertempel gefangen, in dem Schleim oder was das ist." "Lin?" "Ach ja", dem älteren Mann fiel ein, dass Link sie nicht kannte. "Das Mädchen aus der anderen Welt, das uns prophezeit wurde." Link erhob sich. "Was machst du da?"

"Na mich bedanken gehen, was sonst." Naboru schüttelte den Kopf. "Tu nicht, als ob du in der Lage bist zu gehen." Er blickte sie mit verspielten, kindlichen Augen an. "Da fällt mir etwas ein! Kennt ihr den zweiten Teil der Legende um das Triforce?" Rauru fuhr auf. "Du meinst, dass es heißt, die Fragmente fließen mit dem Blut?" "Davon wusste ich ja gar nicht.", wunderte sich die Prinzessin. "Das liegt daran, dass der zweite Teil so unbedeutend ist, dass er gar nicht mehr weiter überliefert wurde. Nur die Ältesten kennen ihn noch." "Wieso ist er so unbedeutend?", wollte Impa wissen. Darauf wusste der Weise des Lichtes keine Antwort. "Wahrscheinlich, weil es noch nie vorgekommen ist, dass sich das Triforce spaltet. Wir waren die ersten Träger.", meinte Link. "Stimmt das ist logisch.", nickte Rauru. Zelda sah ihm voller Ernst in die Augen.

"Link! Was ist zwischen dir und Ganon vorgefallen? Warum bist du nicht sieben Jahre zurückgereist?" Der Held der Zeit wendete den Blick ab und sah aus dem Fenster. Wieder im Licht, wieder frei! "Ich will nicht darüber sprechen.", sagte er ernst. Plötzlich pochte der Schmerz wieder. "Verdammt…", pfiff er zwischen den Zähnen hervor. "Hier können wir nichts für dich tun. Du musst zu Asa, der alten Heilerin gebracht werden." "Hey, ich brauche keine Babysitter, ich gehe selbst hin." Der Held der Zeit machte ein Gesicht, wie ein trotzendes Kind. "Link, jetzt hör aber auf. Was ist bloß los mit dir? Du bist so anders." Zelda legte ihm eine Hand auf die Schulter, doch er stieß sie weg. ´"Ich hab Angst, Zelda! Vor dem was mich erwartet, wenn ich Ganon wieder begegne!"´ Das zumindest wollte er sagen aber: "Ach lasst mich doch in Ruhe!" Er drehte ihnen allen den Rücken zu und zog sich sogar noch die Decke über den Kopf. "Mit dem Kitzkopf können wir heute nicht mehr reden, gehen wir lieber." Naboru schritt voraus und sie folgten ihrem Beispiel.

Benny war an einem dünnen Faden gefesselt und hang über einem tiefen, kläffenden Loch. "Hilf mir, Lin!", schrie er seiner Schwester zu, sein Gesicht von Panik verschändet. Lin stand am Rande des Abgrund. "Wir müssen ihm helfen." Link, Zelda und die Weisen traten neben sie. "Aber wie?" Lin konnte sich nicht zurückhalten. Für einen kurzen Moment schien die Zeit still zu stehen, keiner bewegte sich. Plötzlich gingen alle in Flammen auf. Elendig verbrannten sie und Schreie zischten wie Blitze. Lin hielt sich die Hand vorm Mund um nicht auch zu schreien.

"Lin hilf mir, HILF MIR!" Der Faden riss und ihr kleiner Bruder fiel in die Tiefe. "Nein, Beeeenny." Sie weinte. Finde das Triforce!, befahl eine Stimme. Nur du kannst es finden, nur du! "Aber ich weis nicht wo es ist." Verzweifelt schaute sie nach allen Seiten. Auch nach hinten, wo eine Gestallt auf sie zukam. Kim! Er packte sie hart an der Schulter. Seine Augen waren kalt und glanzlos. Gleichgültig und herabblickend sah er sie an. "Hast du nicht gehört? Finde das Triforce! Finde es! Finde es…" Sie schreckte aus dem Schlaf. Dicke Tränen kullerten über ihr Gesicht. Lin und Kim hatten sich dazu entschieden die Nacht draußen beim toten Dekubaum zu verbringen.

Der kleine Drache hatte sich beim Dekuspross eingekringelt. Zwar war ihnen Links Baumhaus angeboten worden, in dem Lin erstmals geschlafen hatte, doch hatten sie sich schon zu sehr daran gewöhnt, beieinander zu schlafen. Ja, Lin konnte sich Nächte ohne Kims gleichmäßiges Atmen nicht mehr vorstellen und auch nicht ohne, das er sich an sie schmiegte. So wie auch jetzt. "Warum zuckst du so? Hab ich dich erschreckt?", fragte er verschlafen. Sie überging seine Frage. "Ist dir wieder kalt?" Sie spürte ein nicken. Ebenso wie sie seinen warmen Atem im Nacken spürte, seine Hand an ihrer Schulter und seine Brust in ihrem Rücken. "Mein Körper hat sich noch nicht regeneriert.", und etwas beleidigt klingend fügte er hinzu:

"Nachdem du mir die Magie abgezapft hast. "Das war doch nicht absichtlich!" "Das weis ich doch nicht…", grinste er und vergrub seinen Kopf noch tiefer. Seine Strubbelhaare kitzelten sie. "Du bist angenehm warm.", brachte er noch heraus bevor er wieder seelenruhig einschlief. "Ach ich mache mir solche Sorgen um Benny. Ich weis nicht wo er ist…und wo das Triforce sein soll schon gar nicht. Dabei brauchte ich es so dringend. Ganon erpresst mich, ich muss es für ihn finden, weist du.", meinte sie zu dem schlafenden Jungen. Nicht das sie wollte, dass er es mitbekam, einfach nur um es endlich loszuwerden. Sie wusste nicht, dass sie gehört wurde. Das Licht des Vollmondes fiel durch die toten Blätter des riesigen Baumes und ließ sie Schatten werfen. Ebenso wie Kim. Doch seiner war nicht alleine…

17. Kapitel

Link hatte die ganze Nacht kein Auge zugemacht. Ständig hatte er über sein Verhalten gegenüber Zelda und den Weisen nachgedacht. Blöd! Blöd, blöd, BLÖD! Was hatte er sich dabei gedacht? Seine Wut über sich selbst einfach an den Anderen auszulassen. Dabei sorgten sie sich alle um ihn. Sein Arm tat immer noch weh und war noch weiter angeschwollen. Trotzdem; es war an der Zeit aufzustehen. Langsamen Schrittes ging er die Umgebung ab. Als er fast am Ende des Ganges war, der zum Dekubaum führte hörte er einen Kampfschrei. Der aber eher ein bisschen gequält und schief klang. Im Schutz der Schatten beobachtete er zwei Jugendliche, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Das mussten seine Nachkommin sein und…aber wer war der Junge? Kim hieß er, wenn er sich an Zeldas Worte erinnerte. Lin rannte auf Kim zu, einen Stab in der Hand.

Gerade wollte sie zuschlagen, als Kim den Fuß hob. Ihr Kopf donnerte dagegen und sie konnte nicht weiter. Ihr Angriff war abgeblockt. Er griff nach ihrer Waffe und verpasste ihr eine schöne Flanke, die sie noch ziemlich lange spürte. Kim seufzte: "Warum willst du nicht hören? Ich sagte dir doch, du sollst beim Angreifen deine Deckung nicht vernachlässigen." Lin blies die Backen auf. "Wie soll ich das denn machen?" "Wie wäre es, wenn du als erstes nachdenkst, bevor du blind auf deinen Gegner losgehst!" Er streckte sein Bein blitzschnell, sodass sie taumelte, ihr Gleichgewicht verlor und auf den Hosenboden fiel. "Du könntest ruhig netter sein." "Das macht dich nur noch weicher als du eh schon bist."

Mit einem Satz sprang sie auf. "Auf was willst du damit hinaus?" Link konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. Plötzlich fing etwas unter ihm an, wild zu pfeifen. Ein rotes, kleines Bündel flitzte zu dem Mädchen. Beide Jugendliche verstummten und drehten sich in seine Richtung. Sein Versteck war aufgeflogen. Er räusperte sich und kam auf sie zu. "Entschuldigt, ich habe nicht absichtlich gelauscht." "Das macht nichts.", meinte Lin und verbeugte sich kurz. Sie konnte es nicht glauben. Ihrem eigenen Vorfahren stand sie gegenüber. Dem Ursprung ihrer ganzen Familie. "Also warum ich eigentlich hier bin; ich wollte mich bei euch bedanken. Dafür das ihr mich gerettet habt." "Ich habe dich schreien gehört.", sagte sie. Zögerlich legte er dem Mädchen die Hand auf den Kopf und es begann schüchtern zu lächeln. Die gleiche Mütze wie er sie hatte, thronte auf ihrem Kopf. Er zweifelte nicht daran, dass es aus der Zukunft kam, er kannte sich in Punkto Zeitreisen ja sehr gut aus, aber etwas seltsam fühlte er sich schon. Jetzt erst erkannte der Held der Zeit was das Bündel war. Ein kleiner Drache, der pfeifend auf Lins Armen herumkletterte. Nun wandte er sich dem Jungen zu.

Er reichte Kim die Hand. Dann schrak Link innerlich zusammen. Die gelb schimmernden Augen sahen erst ihn und dann seine ausgestreckte Hand an. Link konnte die Kälte und den Hass auf seiner Haut spüren. Kim machte sich ganz sicher nicht die Mühe und erwiderte die Geste. Das würde bedeuten, er stellte sich auf die Seite des Helden der Zeit und dem ganzen Haufen von nervigen Dummschwätzern. Ja, warum war er überhaupt noch hier? Lin kämpfe jetzt gut genug, er konnte ihr nichts mehr beibringen. Nur üben, aber dafür konnte jeder, der die Schwertkunst beherrschte, einspringen. Als sich Link zu hundert Prozent sicher war, dass er von dem Jungen nicht ebenfalls die Hand gereicht bekam, ließ er sie sinken. Wenn Blicke töten könnten, dachte Lin, die die ganze Prozedur mitangesehen hatte. "Da seid ihr ja!", rief ihnen die kleine ockerfarbene Fee zu.

Hektisch umkreiste sie Lins Kopf. "Ach hallo Link.", meinte Taya betont unbeeindruckt. "Ganz die Alte was.", gab dieser zurück. Sie flog ihm aufs linke Ohr. Platz genug ist ja! "Mann, hab ich dich vermisst." "Warum seid ihr überhaupt hier, du und Tael?" Plötzlich wirkte sie etwas traurig. "Anju hat von ihrer Zwillingsschwester aus Kakariko einen Brief bekommen. Und da konnten wir dich ja nicht alleine lassen." Kurz erfüllte Stille die Luft. "Sag mal, warum hast du dich ganze sieben Jahre lang nicht gemeldet?" Links Augen wurden groß. "Hehe, sagen wir mal - das ging schlecht." Wenn man Tayas Gesicht hätte sehen können… "Die anderen erwarten dich am Eingang." Link nickte und schritt auf den Gang zu, neben ihm Lin.

Kim folgte ihnen etwas abseits. Misstrauisch fixierte er Links Rücken. Eines stand fest: Kim konnte ihn nicht leiden! Wie um ihn abzulenken und aufzumuntern sprang der kleine Drache von Lin herunter und krabbelte flink auf seine Schulter. Drachen waren schon erstaunlich, nach erst einem Tag war der Knirps aufgeweckt und lebhaft. Ein menschlicher müsste dafür bis zu 2 Jahren warten. Alle im Dorf erwarteten sie bereits am Eingang. "Also gehen wir los?" "Juhu ich war schon lange nicht mehr in Kakariko.", freute sich Ruto, wie ein Kleinkind. Link hatte eine Idee. "Willst du nicht auch mitkommen, Lin?" "Ich?", in ihr stieg Aufregung und Freude gleichzeitig auf. "KLAR…ich mein, wenn ich darf."

"Naja dann siehst du auch etwas von der Vergangenheit." Rauru sah den Helden verständnislos an. "Wie meinst du das?" "Sie ist unsere - was weiß ich wie viele Ure dazwischen liegen - Enkelin." Link zwinkerte Zelda zu, die sofort rot anlief. Lin aber sah kurz und unauffällig zu Kim. Ihm schien das nicht zu beeindrucken, im Gegensatz zu allen anderen, denen die Kinnlade herunterfielen. "Das hätte uns doch einfallen müssen, bei der Ähnlichkeit.", lachte Darunia. "Also, willkommen in unserer Familie, Lin. Bin ja auch gewissermaßen ein Teil davon." Sein Lachen erinnerte Lin an den Weihnachtsmann. So stellten sich die Kinder die Stimme von dem netten Geschenkeausteiler vor. Nachdem sich alle wieder einigermaßen beruhigt hatten wandte sich die Prinzessin an Kim. "Kommst du auch mit?" Der Junge funkelte Link kalt an. "Nein, danke. Ich gehe dahin zurück, wo ich herkomme." Er wollte sich gerade in Bewegung setzten als eines der Kokirimädchen aufschrie: "Jetzt schon? Bleib doch noch." "Ja genau, bitte bitte." Die ganzen Mädchen umkreisten und zogen an ihm. Er wurde lautstark aufgefordert und angebettelt zu bleiben. Eine leichte rosa Färbung bildete sich auf seinen Wangen.

Eigentlich war er es seit er 2 war gewöhnt, von Frauen umgeben zu sein, aber naja... Das zwang ihn anzuhalten. Das Drachenbaby fachte und knurrte. Lin stieg eine ganz andere Farbe ins Gesicht. Das blonde Kokirimädchen, mit der Zwei-Bommel-Frisur, grinste triumphal zu ihr rüber. Iva, so hieß es, hatte als erstes gesprochen und der erste Schritt ihres Planes war erfolgreich. Böse schaute Lin Iva an. Taya hätte schwören können Blitzte zwischen ihren Blicken zucken zu sehen. "Also, es wird Zeit. Nehmen wir noch das Nötigste mit und ab geht's." Ruto war fast in Partystimmung. Die Runde teilte sich auf und jeder ging seinen Weg - sozusagen. Die Mädchen zerrten Kim wohin sie wollten; "Komm wir zeigen dir was!" Zähneknirschend musste Lin feststellen, dass er nicht einmal versuchte sich zur Wehr zu setzten. Lin packte Iva an der Schulter und riss sie zurück. Als Lin sicher war, dass niemand sie hören konnte, flüsterte sie laut. "Was soll das? Schmeiß sich gefälligst nicht so an Kim ran." "Hör ich da etwa Eifersucht raus?"

"Pah, von wegen. Ich finde es einfach nur eklig von dir." "Na dann, schau halt einfach nicht hin.", sagte Iva höhnisch und rieb sich demonstrativ ihre Fingernägel am grünen Kleid. "Den angle ich…" "LASS IHN IN RUHE, DU SCHLANGE!" Lin schlug sich auf den Mund. Iva kicherte schrill. "Du hast keine Chance gegen mich. Du hast eben einfach keinen weiblichen Scharm, hahaha." Lin stiegen fast die Tränen in die Augen. Immer hatte sie Kim für sich gehabt, nie hatte sie daran gedacht, auf Konkurrenz zu stoßen. Wieso denk ich so etwas?, fragte sich Lin als sie der lachenden Iva nachsah. Ich bin doch nicht… Naboru schüttelte heftig den Kopf. Sie hatte die beiden Mädchen beobachtet. Vielleicht hatte sie Kim doch zu voreilig eingestuft. Unbedingt musste sie mit dem Jungen reden. Jetzt merkte sie wie unwissend selbst sie war… Lautstark piepsend kam Lin das schuppige Wesen entgegen und kletterte auf ihre Schulter. "Du solltest es mitnehmen. Die alte Asa kennt sich sicher auch mit Drachen aus." Sie drehte sich um. Link und Zelda kamen gemütlich auf sie zu, während Ruto fröhlich herantrippelte. Gefolgt von Impa und Darunia, der einen großen Sack aufgeschultert hatte.

"Wird eine ziemliche Reise. Kommen Salia und Naboru nicht mit?" "Nein. Salia tut es nicht gut, wenn sie unnötig vom Wald weg bleibt, bei Rauru ist das klar man soll ja nicht über Ältere spotten hehe und Naboru…keine Ahnung warum sie nicht mitgehen will.", meinte Zelda auf Impas Frage. Zusammen schritten sie durch den Tunnel. Am andern Ende graste die Stute seelenruhig. "Hey Epona wie geht's dir?" Link tätschelte ihren Hals und wollte weiter, als Zelda ihm an seiner Mütze und dadurch automatisch auch an seinem kurzen Zopf darunter zurückriss. "Au, was soll das?" "Warum denkst du steht Epona da?", fragte die Prinzessin ohne Reue. "Ich sagte doch, ich laufe selber." "Und ich sage, du steigst sofort auf - oder ich fange an zu SCHREIEN!" Proteste brummend, tat er was ihm befohlen wurde. "Immer muss ich machen, was andere sagen." "Es ist nur zu deinem eigenen Besten." Tayas Worte klangen übertrieben, pure Absicht. "Wo ist eigentlich dein Schild, Lin?", fragte der Weise des Feuers. Sie hatte es Kim gleichgetan und trug das Schwert ebenfalls um die Hüften - Schild blieb natürlich aus. Sowieso hatte sie wegen dem Ding immer wieder Rückenschmerzen gehabt. "Oh, ich brauch es eigentlich gar nicht." "Ja ja schön, gehen wir endlich." Ruto wurde zusehends ungeduldiger. "Also auf geht's!"

18. Kapitel

"Wir sind da!", schrie Ruto, die schon voraus geschwommen war; an ihrem Weg führte ein Fluss vorbei. "Puh, ich war schon halb am zusammenbrechen.", keuchte Lin. "Also deine Ausdauer…" "Halt die Klappe, Taya!" Immerhin hatte sie wegen des Babys, zusätzlich Gewicht zu tragen. Sie liefen auf einer Brücke über den Fluss auf eine breite Schlucht zu. Der Eingang befand sich am andern Ende. Ein Schild auf dem groß Kakariko geschrieben stand. Dahinter befand sich das gemütliche kleine; eher große - ganz große Dorf. Eine junge Frau kam ihnen entgegen. Sie trug einen langen, blauen Rock und ein kurzes Hemd drüber. Ihre braunen Haare, hingen ihr knapp über die Schultern. Lin stieg bei diesem Anblick die Wut wieder hoch. IHRE Haare waren jetzt auch so kurz - zum heulen. "Link! Gott sei Dank. Wir haben uns schon gefragt warum du nicht mehr vorbeikommst."

Sie wandte sich der Prinzessin und den Weisen zu und verbeugte sich immer wieder hektisch. "Ich habe allen gesagt, dass ihr ihn finden werdet, Hoheit." Zelda winkte höflich ab. "Es war nicht unser verdienst, sondern ihrer." Sie zeigte auf Lin. Die Augen der Frau wurden groß. Link lächelte sie an. "Wie geht es deinen Hühnern, Anji?" Wenn man sie über ihre Hühner ausfragte, vergas Anji alles andere. "Oh, sehr gut. Und Kiki erst! Die kleine ist die munterste. Sie gagert und hüpft durch die Gegend." Auf einmal zog Zelda an Eponas Zügeln. "Du willst ja nur die Operation hinauszögern. Wir kommen dich dann besuchen, in Ordnung?" Anji war ganz aufgeregt und stotterte: "Aber ich hab ja gar nichts gekocht. Und wie sieht denn das Haus aus." Sie rannte davon. Link schüttelte gut gelaunt den Kopf. "Sie ist genau wie ihre Zwillingsschwester."

Sie liefen zum Brunnen und bogen dort links ab das Gitter ist jetzt weg, eine Treppe hoch. Die Weisen liefen zu Anjis Haus, nur Impa kam mit ihnen. Der Raum, den sie betraten war stickig und ein grüner Rauch hing in der Luft. "Was wollt ihr?" Am andern Ende des Zimmers erschien eine alte Frau hinter einer Theke, eine sehr alte Frau. Ihre Nase war lang und nach unten gekrümmt. Ihre grauen Haare waren zu einem Zopf nach hinten gesteckt. Sie war damit beschäftigt einen dicken Kater zu streicheln. "Ah, Held der Zeit, wie kurz ist es her." "Ähm ja, Asa…" "Sein Arm ist gebrochen und er schwillt immer mehr an! Kannst du ihn nicht heilen?" "Natürlich kann ich! Und wir haben vier Neulinge?" Sie sah zu den Feen. "Ihr seid die vorlauten Feengeschwister aus Termina, ich habe von euch gehört. Aber wer seid ihr?" Zelda wollte zu einer Antwort ansetzen, aber Link kam ihr zuvor.

"Das ist Lin, Zeldas Cousine. Sie ist zu Besuch hier." "In so dunklen Zeiten?", fragte die Hexe Asa, gab sich aber damit zufrieden. Sie zog den Vorhang hinter der Theke weg. Ein Tisch mit vielen Decken überzogen befand sich dahinter. Viele verschiedene Instrumente glänzten blank. "Komm doch mal her, Schätzchen." "Ich?", fragte Lin unsicher. "Ja. Ich brauche nur einen kleinen Funken." Lin lief zur Hexe, die sich zu einem Kessel, mit Wasser gefüllt, runtergebeugt hatte. Unter ihm waren Holzstücke ausgebreitet. Asa hob die Hand und kraulte den Drachen unterm Kinn. Das schien ihm zu gefallen, denn es piepste sachte und hob den Kopf. "Lass dein Feuer raus." Das Baby zielte auf das Holz und öffnete das Maul. Eine winzige Flamme schoss aus seiner Kehle. Lin war erstaunt. "Drachen brauchen das nicht zu lernen, sie können es instinktiv. Nur das Fliegen muss ihnen jemand beibringen." Zelda flüsterte Link zu: "Warum hast du gelogen?" "Es ist besser, dass so Wenige wie möglich wissen, wer sie ist." Lin setzte zu einer Frage an.

"Ich…ähm…" "Ich untersuche das Kleine gleich." "Danke." Asa drehte sich zu Link. "Also Held der Zeit." Link legte sich auf den Tisch und Asa überreichte ihm eine Flasche. "Als erstes musst du betäubt werden." Er trank den Inhalt in einem Zug. "Puh, das Zeug ist echt schnell, ich sehe schon alles verschwommen." "Das ist Alkohol, du Dummkopf. Das Betäubungsmittel hinterlässt im nüchternen Zustand bleibende Nervenschäden." "Aso…" Er trank das zweite Fläschchen leer, das ihm gereicht wurde. Zelda setzte sich auf den Hocker neben ihm und umschloss seine Hand. "Waren die Schmerzen sehr groß?", fragte sie. "Ich…hatte doch gar keine." "Von wegen, du kannst dich mir gegenüber nicht verstellen. Ich habe sie dir angesehen, als du auf Epona saßt." Sie blickte ihn warnend an. "Ach halb so schlimm, ehrlich." Beide schwiegen und hörten Asa und Lin zu. Asa war damit beschäftigt das Drachenbaby abzutasten. "Nun, es ist kerngesund. Ein Dracontias. Der Stein, den die Könige des Volkes der Wüste auf der Stirn tragen, ist nach ihnen benannt.

Es ist eine alte Legende… Und es ist ein Männchen!" Sie deutete auf die Hörner. "Bei Weibchen sind sie heller als bei Männchen. Und dieser hier hat Schwarze." Die Untersuchung war abgeschlossen. Lin nahm ihn in den Arm. "Na dann heißt du Valoo. Gefällt dir der Name, Valoo?" Piepsend klatschte er die Pfoten zusammen. "Aber woher kommt er überhaupt? Hier gab es doch nur einen einzigen Drachen. Wie soll denn da ein Ei herauskommen?", wunderte sich Link. "Die Weibchen tragen schon bei ihrer Geburt das entstehende Ei in sich. Es muss nur über Jahrhunderte heranwachsen. Ein Männchen wird nicht benötigt." Link blieb fast die Luft weg. "Das bedeutet - Vulvagia war weiblich!" Asa schaute ihn ärgerlich an. "Bei den Göttinnen, die Jugend heutzutage! Man hat mir mein Wissen unter Prügel eingetrichtert." Plötzlich fiel Link nach hinten und lag seelenruhig da. "Asa, der Trank fängt an zu wirken.", stellte Impa fest. "Na schön und jetzt raus mit euch!" Sie wedelte mit der Hand. "Puh, hab ich einen Hunger! Gegen wir zu Anji und schlagen uns den Bauch voll." "Prinzessin, benutze bitte einen Wortschatz deines Niveaus.", sagte Impa. Beide lachten laut. Als sie merkten, dass Lin es ihnen nicht gleich tat, fragte Zelda: "Was ist denn? Du siehst traurig aus." "Ich mach mir wieder Sorgen um Benny." "Wir finden ihn schon, hab Vertrauen."

"Ich wünschte das wäre so leicht…" In Anjis Haus erwartete sie ein reich gedeckter Tisch um den die anderen Weisen schon saßen. "Und?", fragte Anji. "Asa ist gerade mit ihm beschäftigt." Im nächsten Moment setzte wildes Geschnatter ein. "Ach diese Hühner…" Die Frau verließ das Haus und rief ihnen noch hinterher. "Lasst es euch schmecken." Aber anstatt zuzuschlagen, fragte Darunia: "Was hat er wohl vor?" Zelda seufzte. "Ich habe mit Naboru gesprochen, aber sie hat nicht die leiseste Ahnung." Die Zora schlug mit der Faust auf den Tisch. "Warum greift er nicht an?" Lin begriff erst jetzt von wem die Rede war. "Ich glaube, Ganon sucht etwas." Verwundert drehten sich alle zu ihr um. "Sucht?" "Natürlich, die Triforcenfragmente sind ja verschwunden.", Impa ging ein Licht auf. "Nein, das ist es nicht…" Lin schüttelte stirnrunzelnd den Kopf. "Und was dann?" Sie sah Ruto in die Augen. "Das weis ich nicht. Aber ich sag es dir sobald ich es herausgefunden habe." Sie wusste nicht warum sie so gereizt reagierte, aber sie stand auf und lief zur Tür hinaus. Valoo krallte sich in ihr Schulter. Zum Glück waren seine Krallen noch klein. "Was ist jetzt los?", wunderte sich der Weise des Feuers. Bevor die Worte verklungen waren fiel die Tür ein zweites Mal in die Angeln. Die Prinzessin rannte Lin hinterher.

Die Sonne war schon sehr weit in den Westen gewandert. Und mit ihr Lin, wenn auch nicht in die gleiche Himmelsrichtung. Nicht, dass es ihm etwas ausmachte, dass sie nicht da war… Er schüttelte heftig den Kopf. "Also wie findest du unser Dorf?" Bei den Göttinnen, konnte diese Iva nicht einfach ihren Mund bewegen, ohne dass Töne daraus kamen? Die ganze Zeit schon hatten sie und ihre Mädchenclique ihn belagert und zugequasselt. Er hatte sich auf eines, der kleinen Flächen in der niedrigen Flussmündung hingesetzt. "Ganz nett.", sagte er gelassen. "Ach komm, gib zu dass es dir hier richtig gefällt." Sie begannen laut zu Kichern. Am Anfang hatte er nicht gewusst wie er sich verhalten sollte, aber jetzt war er sich sicher, dass er lieber Lin am Halse hatte als von einem Haufen gagernder Hühner…nicht dass es ihm was ausmachte, dass sie nicht da war.

"Wenn ihr mich dann in Ruhe lasst…" "Sag mal, ", das blonde Mädchen setzte sich plötzlich auf seinen Schoss. Sie spielte mit ihrem Haar. "Findest du mich schön?" Kim sprang so schnell auf, dass sie nicht die Zeit hatte sich irgendwo festzuhalten und ins Wasser plumpste. Gemeinsame Aufschreie drangen ihm ans Ohr .Er rannte davon zu dem toten Dekubaum. Zum Glück war die Rinde rissig, er konnte gut daran heraufklettern und mit etwas Hilfe seiner Magie, sehr schnell. Die Mädchen rannten ebenfalls auf die Lichtung. "Wo ist er?", fauchte Iva eine ihrer Freundinnen an. Kim beobachtete sie zwischen dem dichten graugrünen Blättergewerke hindurch. "Er ist doch hierher gelaufen, oder?" "Es ist niemand hier vorbeigekommen.", meinte der Dekuspross und gähnte herzhaft. Erleichtert atmete Kim aus. Das Bäumlein hatte ihn ganz sicher gesehen und nicht verraten. Enttäuschst zogen sie ab. Nur Iva hatte ein vom Zorn verzerrtes Gesicht. Der Junge lehnte sich entspannt zurück und fing an zu pfeifen.

Wie lange Lin wohl noch wegblieb? Wieder schüttelte er heftig den Kopf. "Ist dir langweilig?" Die Stimme der Weisen der Geister riss ihn so heftig aus seinen Gedanken, dass er fast vom Ast gefallen wäre. War sie schon die ganze Zeit auf einem der Äste gewesen? Warum hatte er sie nicht schon früher bemerkt? Seit er mit Lin zusammen war, war er unvorsichtiger geworden. Misstrauisch verengte er seine Augen zu Schlitzen. "Woher weist du…" "Ich weiß viel über dich, mehr als dir lieb ist." Naboru setzte sich neben ihn. Seine Gefühle in diesem Moment waren seltsam und gingen auseinander. Einerseits war ihm die Nähe unangenehm, doch empfand er eine unbeschreibliche Zuneigung, die er sich nicht erklären konnte. "Weißt du auch wer ich bin?" Kim nickte ohne sie anzusehen. "Also hat dir Ganon von mir erzählt. Ich, die Verräterin, die mein Volk im Stich gelassen hat."

Sie bemerkte den verwirrten und perplexen Blick des Jungen. Wieder wandte er sich ab. "Das hat er nie gesagt. Er hat mir erzählt, dass du deinen Weg selbst bestimmt hast und er hat es akzeptiert." Naboru lachte unerwartet auf. "Ja, das sieht ihm ähnlich." Das klang keines Wegs mehr neutral. "Was hast du mit ihm zu tun?" Kim verlieh seiner Stimme einen lauernden Klang. "Was hälst du von Lin?" Bei diesem abrupten Themawechsel wäre er fast wieder vom Baum gefallen. "Was?" "Ich habe dich gefragt, ob du sie magst?" Er drehte ihr den Rücken zu und rümpfte die Nase. "Ich kann sie nicht leiden. Sie ist nichts weiter als ein unvorsichtiges und naives Kind!" Naboru runzelte die Stirn. "Meinst du? Ich glaube sie weiß genau was sie tut. Und ich glaube auch, dass sie weiß woran sie bei dir ist…" Kim drehte sich schlagartig um. "Wie meinst du das?" Sie zwinkerte ihm zu, machte sich zu einer orangefarbenen Kugel und schwebte davon. "Warte, was meinst du damit?" Schon weg! Er betastete ein winziges Loch im toten Baum, direkt vor ihm. Zu sehr war er damit beschäftigt, das Gesagte zu verarbeiten, dass er die bizarre Energie nicht registrierte, die von dem Loch ausging.

Zelda und Lin standen vor einem großen Grabstein, am höchsten Punkt des Friedhofs. "Da drunter liegt mein Vater, der König von Hyrule." Sie setzte sich im Schneidersitz hin. "Er war ein großartiger und gerechter Herrscher, der vom Volk geliebt wurde… Aber ich…ich habe versagt. Das Volk hat sich auf mich verlassen und ich habe es nicht nur enttäuscht, sondern auch viele Unschuldige mit in meinen Kampf gezogen." "Das stimmt doch gar nicht.", tröstete Lin sie. Sie wollte noch etwas sagen um Zelda wieder aufzubauen, aber ihr fiel nichts ein.

Eine Weile saßen sie einfach nur da. Die Sonne war schon so tief, dass Kakariko im Schatten lag. Dann: "Es ist ein seltsames Gefühl, seiner Nachfahrin, die erst in vielen Jahrhunderten geboren wird, gegenüber zu stehen.", Zelda lächelte. "Ich glaube anders rum ist es noch komischer.", setzte Lin nach. Jäh durchbrachen laute Schreie die Stille. Beide sprangen gleichzeitig auf, sahen sich an und rasten zum Dorf zurück. Die Bewohner rannten aufgewühlt und angsterfüllt durch die Gegend. Überall tauchten Stalfose auf. Sie versteckten sich hinter dem Torbogen. Die Weisen waren damit beschäftigt die Gegner zu bekämpfen. Plötzlich erblickte Lin ihren alten Feind. "Na warte!" Sie übergab Zelda den Drachen und rannte los.

Die Weisen bezwangen einen nach dem Anderen. "Ha verschwindet!", brüllte Ruto und schlug einem ihre Floße drauf. "Halt! Gebt auf oder ich schneide ihm die Kehle durch.", drohte der General. Er hatte sein breites Schwert direkt vor einen Jungen gesetzt. "Boris Junior! Oh nein!", kreischte eine Mutter "Bitte, helft meinem Liebling." Keiner wagte es sich zu rühren. "Was machen wir jetzt?", flüsterte Darunia. "Hey Karos!", rief eine Mädchenstimme. Lin stand auf dem Dach der Schießbude. "Warum legst du dich nicht mit jemandem in deiner Größe an!" Sie sprang herunter und landete leichtfüßig am Boden. Kim hatte ihr den Trick beigebracht, weil sie jetzt ja ein bisschen seiner Magie besaß. Er hatte sie zwar gewarnt, die Magie würde bald aufgebraucht sein, aber noch war was vorhanden. Das sorgte in diesem Augenblick für den richtigen Auftritt.

"Ach, wen haben wir den da!", lachte der Stalfos und ließ den Jungen los, der sofort zu seiner Mutter rannte. "Hat dir der Seitenschlag nicht gereicht? Willst du dich noch einmal mit mir anlegen." Lin rümpfte die Nase. "Pah! Ich hab dazu gelernt, darauf kannste wetten." Sie wurde ganz ernst. "Ich fordere dich heraus. Wenn ich gewinne, ziehst du mit deinem ganzen Haufen ab…" "Wenn du verlierst, werde ich das Letzte sein was du siehst." Lin zog ihr Schwert. Erst jetzt bemerkten Zelda und die Anderen, was es für eins war. Die Thronfolgerin schlug die Hand vorm Mund. Schon raste Karos auf sie zu. Sie stellte sich in Verteidigungsposition. Einem Schlag nach dem anderen wich sie aus.

"Der Gegner verbraucht mehr Energie, wenn du ausweichst als abblockst!", hatte Kim gesagt. Er holte von der Seite aus, doch sie rollte sich nach hinten und schwang das Schwert quer nach vorne. "Beim Angreifen nicht die Deckung vernachlässigen!" Der Stalfos wollte sie von unten durchbohren, aber sie zog ihr Schwert waagrecht nach unten und blockte. Blitzschnell sprang sie auf das Becken des Skelettes und riss ihre Waffe mit sich. Die Kante trennte dem Skelett den Kopf ab. Mit einem Rückwärtssalto sprang sie nach hinten aber ließ ihre Waffe noch einmal treffen - teilte den Körper von Karos. Im lodernden Blau löste dieser sich auf. Vor Schrecken gepeinigt sah der Schädel zu ihr hoch. Bevor er weg springen konnte stellte sie ihm den Fuß drauf. Karos kannte den Stil, er wusste jetzt von wem sie gelernt hatte, so gut zu kämpfen.

"Na wer ist jetzt der Schwächling." Sie sah die anderen Skelette an. "Verpisst euch - und nehmt das da mit." Sie nahm den Fuß runter, holte aus und schoss Karos im hohen Bogen. Triumphfahl winkte sie ihm hinterher. Die Monster verschwanden so schnell wie sie gekommen waren. Als die Gegner außer Sichtweite waren begann sie sofort ihren schmerzenden Fuß zu massieren. Fröhliches Gejubel erfüllte die Luft und Lin wurde hochgehoben und durch die Stadt getragen. Shiek erschien neben den Weisen. "Sieht aus, als brauchte sie uns nicht."

19. Kapitel

Die erste Begegnung

Der 16 jährige Junge saß auf einer ausgestreckten Handfläche der Riesenstatue, die zu Ehren der großen Wüstenpriesterin Shjra erbaut wurde. An einer Wand der gigantischen Halle, mitten im Wüstentempel. Er sah sich seine Zeichnungen an. Auf allen Pergamenten das gleiche Motiv. Immer die gleiche Person, in allen möglichen Perspektiven. Die Bilder waren zwar nur mit Schwarzkohle gemalt, aber er wusste genau wie der abgebildete Junge aussah. Blondes Haar, hellere Haut, blaue Augen, wie stilles, tiefes Wasser… Voller Zorn zerriss er die Papiere und ließ seine Hand durch seine Magie aufflammen. Knisternd verbrannten die Fetzen und die Asche rieselte davon.

Er fuhr sich mit der Hand durch seine roten, zotteligen Haare und musste unweigerlich niesen. Jede Nacht träumte er von ihm, vom Kampf den sie führten. Dieser Junge hatte die Macht, seinen Plan zunichte zu machen - falls dieser überhaupt gelang. Aber noch war der Junge sehr klein, noch hatte er leichtes Spiel mit ihm. Wenn er ihn doch nur endlich fand… "Ganon-dorf!" Ein Mädchen kam, heftig winkend, durch die untere Tür in den Saal. Naboru bewegte sich etwas schwerfällig. Die Rundung ihres Bauches konnte nicht einmal ein Blinder noch ignorieren. Sie war schwanger und wer der Vater des ungeborenen Kindes war, wusste er nur all zu gut. Bei diesem Gedanken lief er leicht rot an.

"Lass das! Nenn mich gefälligst nicht so!" Naboru fing an zu lachen. Ihr machte es Spaß, ihn mit dem Wortspiel zu ärgern. Sein Name Ganon bedeutete in der alten Sprache `Der Überlebende`, wenn man aber -dorf noch anhängte, etwas ganz anderes. Er sprang von der Hand - die mindestens 30 Meter hoch lag - und landete leichtfüßig am Boden. Das Mädchen fiel ihm um den Hals. "Sind diese zwei grässlichen Weiber nicht da? Ein Glück." Sie lächelte ihn an und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Ganon merkte wie seine Augen feucht wurden und stieß sie unsanft von sich. Sie blickte ihn fragend an und wollte etwas erwidern, doch er kam ihr zuvor. "Naboru, ich will dass du mich in Ruhe lässt. Wenn du das Kind entbunden hast, übergibst du es mir sofort!" "Ganon." Naboru erschrak als sie seine Augen sah. Kalt und gefühllos.

Ganon verließ den Raum und auch den Tempel. Naboru war nicht wie die Andern, die ohne Widerworte taten was er verlangte. Und er war sich auch sicher, dass sie sich irgendwann gegen ihn stellen würde. Also war es am besten, ihr gar nicht erst zu zeigen, dass er sie liebte. Er folgte seinem Plan. Doch zuvor musste erst dieser kleine Junge sterben… Naboru starrte immer noch auf die Tür, hinter der Ganon verschwunden war. Ihre Knie gaben nach und sie rutschte auf den kalten Steinboden. Warum war er nur immer so abstoßend zu ihr? Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen und fing an zu weinen. Ganon schritt eilends durch die Wüste, auf seine Stadt zu.

Die Sonnenstrahlen knallten ihm aufs Gesicht. "Noch brauner kann ich ja wohl nicht werden.", murmelte er. Endlich erkannte er in der flackernden Luft das Gitter, das zwischen ihm und dem Gerudotal stand. "Macht das Tor auf!", schrie eine Frauenstimme und es fuhr gleich darauf nach oben. Alle Frauen an denen er vorbei kam, verbeugten sich tief. Das Volk der Gerudos - sein Volk - bestand nur aus Frauen, mit Ausnahme von ihm. Und genau darum war er auch ihr König. Was für ein bescheuertes Gesetzt! So konnte jeder Trottel, der zufällig von einer Gerudo geboren wurde, über alle regieren. Ein kleines Mädchen rannte auf ihn zu und fast um. Abrupt hielt sie inne, trat einen Schritt zurück, verbeugte sich flüchtig und umarmte ihn wieder. "Wo ist denn Naboru?" Er zeigte nach hinten. Das Mädchen ließ von ihm ab und wollte loslaufen. Ganon hielt sie am Kopf auf und drehte sie wieder um. "Seit wann dürfen so kleine Gören wie du, allein in die Wüste, Ashanti?" Er bohrte seinen Finger in ihr Ohr.

Glucksend vor Spaß wedelte sie mit den Armen. "Da fällt mir was ein.", meinte sie auf einmal und kramte in ihrer Hose herum. Als sie gefunden hatte, wonach sie suchte, reichte sie ihm das eingewickelte Bündel. Er öffnete es und musste unweigerlich grinsen. "Danke.", sagte er und verstaute das Geschenk in seinem Stiefel. Eine Truppe von Kriegerinnen auf ihren Pferden ritt auf sie zu. Die Vorderste stieg hektisch ab und verbeugte sich: "Herr, eine feindliche Gruppe ist in unser Gebiet eingedrungen." "Du kannst den König doch nicht mit so was belästigen, dumme Nuss. Ich kümmere mich darum." Eine Gerudo mit kürzerem Haar trat vor. "Ich habe gar nicht bemerkt, mich belästigt gefühlt zu haben."

Ganon versuchte seine Stimme so gelassen wie möglich klingen zu lassen. Verwundert wanderten alle Blicke zu ihm. Die Frau verstummte beschämt. Er schob das Mädchen an. "Ashanti sei doch so gut und bring Thunder her. Ein bisschen Spaß schadet ja nicht…" Die Gruppe bestand eindeutig aus Spähern des Königs von Hyrule. Das erkannte man an dem eingravierten Triforcensymbol im Brustpanzer. Sein Rabe schnaufte. Ganon klopfte ihm auf den Hals. "Nicht so ungeduldig, es geht gleich los." Er drehte sich um. "Also keine Gefangene, ich will sie alle tot sehen, verstanden?", zischte er den Frauen zu. Eine flüsterte ihrer Nachbarin zu: "Der hat heute aber eine Laune." Sie kicherten. Anscheinend glaubten sie felsenfest, er habe sie nicht gehört, aber das war egal. Es interessierte ihn nicht was diese Hühner von ihm dachten, Hauptsache die Ehrfurcht stimmte.

Er warf einen Stein nach unten, auf die Eindringlinge. Überraschte Köpfe hoben sich nach oben. Der König schrie: "ANGRIFF!" Seine Leute ritten an ihm vorbei und stürzten sich auf die Gegner. Er suchte Blickkontakt mit dem Leutnant der Truppe und fand ihn auch gleich. Das Gesicht drehte sich in seine Richtung. Völlig perplex konnte sich Ganon für einen Atemzug nicht rühren. Die Pupillen mit der tiefblauen Iris fixierten ihn. Er erkannte die Augen aus seinen Träumen. Sicher war dieser Soldat der Vater des Jungen. Also lebte er irgendwo in der Nähe des Marktplatzes in Hyrule. Der Mann zog sein Schwert und baute sein Schild vor der Brust auf. Ganon lachte und zog ebenfalls seine Waffe. Die verzierte Klinge des pechschwarzen Schwertes schimmerte im Schein der Sonne. Die beiden rasten aufeinander zu und um sie herum stoppte der Kampf augenblicklich. Der Leutnant stellte sein Schwert schräg. Jämmerlich! Versuchte er etwa ihm den Kopf abzuschlagen? Ganon blockte geschickt ab.

"Du bist der König der Gerudos, nicht war? Es wäre schade um dein Leben. Trete den Rückzug an und ich werde dich gehen lassen. ", keuchte der Mann. "Glaubst du, ich greife an, ohne zu wissen wie meine Chancen stehen. Ihr seid keine Gegner für uns." Ganon setzte ein hämisches Grinsen auf. "Aber sag, hast du nicht einen 4-jährigen Sohn?" Der Anführer der feindlichen Truppe wurde kreidebleich im Gesicht. Jetzt war sich Ganon sicher. Er stürmte auf seinen Gegner zu und durchbohrte ihm das Schild, die Rüstung…und die Brust. Ein Stich genau ins Herz. Dem Mann floss Blut aus den Mundwinkeln. Mühsam flüsterte er, mehr zu sich selbst: "Mein König…Hyrule… Link…" Er fiel vom Pferd. Das Gras auf dem er lag, verfärbte sich rot. "Tötet die Restlichen!" Erneut fielen die Frauen über die Späher her. Jetzt war es soweit, jetzt! Der Boden war überschwemmt von Blutpfützen. Die Körper der Männer lagen leblos auf dem Boden. "Los, holt die anderen. Wir greifen Hyrule an."

"Aber…", setzte die Gerudo Risaku an. "Wagst du es mir zu widersprechen?" Sie verstummte wieder und schüttelte den Kopf. "Worauf wartest du dann noch? Trommle alle zusammen!" Sie schickte sich an und ritt ins Tal zurück. Er stieg vom Pferd ab und lachte. "Du kannst nicht entkommen, ich finde dich. Und dann werde ich dich vernichten!" Der Wind trug seine geschrieenen Worte weit in die Steppe hinaus… "Mama, MAMAAA!" Weinend rannte Link zu seiner Mutter. "Was ist denn? Warum schreist du so?" Er vergrub sein Gesicht in ihrem Schoß und weinte laut. "Der große Junge, Mama. Der mit den gelben Katzenaugen!" "Nicht schon wieder." "Aber er war es. Er hat ganz viele kleine, weiße Flecken auf der Nase." Link tupfte auf seiner herum, um es zu verdeutlichen. "Schatz, sag nicht wieder, dass er dich umbringen will." "Aber es ist so. Weil ich die Aufgabe habe, ihn zu töten." "Du träumst zu viel." "Nein, warum glaubst du mir nicht." Er fing wieder an zu schluchzen. Die blonde Frau schüttelte den Kopf und rieb seine Wange. "Na gut, dann zaubern wir ein bisschen, ja?" Sie nahm eine Hand voll Salz, öffnete das Fenster und warf es hinaus.

"So Böser, du kannst meinem Kleinen jetzt nichts mehr tun, also brauchst du gar nicht erst zu kommen." Ungläubig schaute Link sie an. "Und das hilft ganz sicher?" "Natürlich." "Hey Link, komm raus. Wir wollen in die Schießbude, den Profis zuschauen.", rief ihm einer seiner Freunde zu und die anderen bejahten lautstark. "Na geh schon.", befürwortete seine Mutter. Fröhlich rannte er den andern Jungs nach. "Komm schon, lahme Schnecke!" "Ich hol schon auf, keine Sorge." Jäh blieb er stehen. Die Andern merkten es nicht, es war viel zu laut auf dem überfüllten Marktplatz. Die Leute drängelten an den Ständen, überboten sich gegenseitig. Die Verkäufer riefen ihnen zu wie toll ihre Waren seien.

Unterhaltungen wurden lautstark geführt. Eine schwarze Katze saß auf dem Brunnenrand. Mit den Augen folgte sie jeder seiner Bewegungen. Erleichtert atmete er aus. Grüne Augen, nicht gelbe. Link hob einen Stein auf und warf ihn nach dem Tier. "Verschwinde du Vieh." Fauchend lief sie davon. "Magst du keine Katzen?", fragte eine weibliche Stimme freundlich. Die dazugehörige Frau saß auch auf dem Gestein, das den Brunnen abgrenzte. Sehr helle Haare vielen in Strähnen auf ihre Schultern. Sie hielt ein kleines Kinds in den Händen. Es musste gerade mal 1 Jahr alt sein. "Nein, ich hasse sie!" Er beäugte das müde Baby. Die Frau folgte seinem neugierigen Blick und lächelte. "Willst du es streicheln?"

Link nickte heftig. Er setzte sich ebenfalls auf den Rand, neben sie und blickte direkt in ein kleines, rundes Gesicht. Vorsichtig streckte er den Arm aus und berührte die rosige, weiche Haut. Blonde Haare klebten ihm auf der Stirn. "Es ist ein Mädchen.", offenbarte ihm die Dame. Das Kind lachte und sagte: "Link, Link!" Links Augen wurden ganz groß. "Sie kennt meinen Namen?" "Sie hat geheimnisvolle Kräfte." Die Frau zwinkerte ihm zu. "Und wie heißt sie?" Sie beugte sich runter und flüsterte ihm ins Ohr. "Zelda!" Plötzlich rannte ein Mann auf den Platz. Er schwankte arg. Überall klafften Wunden und sein Gesicht war blutüberströmt. Die Kleidung zerfetzt und nass. "SIE KOMMEN!", schrie er. Es wurde ruhig und alle drehten sich zu ihm. Fenster gingen auf und Köpfe lugten heraus. Die Leute bildeten einen Kreis um den Mann. "Holt einen Arzt.", rief jemand.

"SIE KOMMEN!" Er ließ sich nicht beruhigen. Link zwängte sich durch die Menge an Füßen, zu ihm durch. "Wer kommt?", schrie er. Anders konnte man sich nicht verständigen. Link kannte ihn, er war ein sehr guter Kamerad und Freund seines Vaters. Ehe er sich versah wurde er an den Schultern gepackt. "Er will dich töten, Link. Ich habe es gehört! Er kommt um dich zu…" Der Mann fiel zur Seite. "Oh Göttinnen! Er ist tot!", kreiste eine Frau. Wilde Wortkrämerei brach aus. Die Hände lösten sich von Links Schultern. Er war nicht in der Lage sich zu rühren. Sein Herz klopfte. Vor seinem geistigen Auge erschien das belustigte Gesicht. Die feuerroten Haare - die Augen wie bei einer Katze.

"Nein.", sagte er. "NEIN!" In seinem Augenwinkel sah er wie eine Wache sich anschickte, zum Schloss zu gelangen. Die Frau, die eben noch am Brunnen gesessen hatte, war verschwunden. Die Wachen platzieren sich auf ihren Posten. Selbst die normalen Bürgermänner hatten sich bewaffnet. "Bleib im Haus!" Die Stimme seiner Mutter zitterte vor Aufregung und Angst. "Aber Mama, ich kann nicht. Er kommt wegen mir und…" "LINK HÖR AUF MIT DEM BLÖDSINN!" Wieso glaubte sie ihm nicht? Er wusste genau wovon er sprach und trotzdem hielten alle, denen er von seinen Träumen erzählte, sie für Ausgeburten seiner blühenden Fantasie. Eine Weile, die Link wie eine Ewigkeit vorkamen, geschah gar nichts. Dann hörten sie von Draußen, laute Schreie und das Klirren von Metall. Er rannte ans Fenster. "Komm sofort wieder her!", kreischte seine Mutter. "Nein!" Er drehte sich zu ihr um. "Mama, bitte! Wir müssen fliehen, dann hört auch das hier auf." Sie beäugte ihn und nickte letztendlich. Ganon wartete ab.

Während seine Kriegerinnen mit den Hyrulianern kämpften, konnte er sich Zeit lassen. Sich jetzt zu beeilen wäre ein Fehler. Thunder trank aus dem Wassergraben. Langsam lief er über die Zugbrücke. Eine Frau, in dunkle Kleindung gehüllt rannte aus dem Tor genau auf ihn zu. Sie sah nach hinten. "Wohin des Weges, Madam?" Er schmückte seine Worte mit Ironie. Sie wäre fast hingefallen vor Schreck. "Bitte, lasst eine arme Mutter mit ihrem Kind fliehen. Habt erbarmen junger Mann.", bettelte sie ihn an. Doch sie wusste ganz genau wer vor ihr stand. Und das galt auch für Ganon. "Du bist als Schauspielerin sehr geeignet, Impa." Er lachte auf. Es war dumm und zwecklos sich noch weiter zu verstellen. "Ist das die Prinzessin?", fragte Ganon, obwohl er sich sicher war. Die Frau starrte ihn wütend und gleichzeitig ängstlich an. Das Baby, das sie an ihre Brust gedrückt hatte, wurde unruhig und begann zu strampeln. Er trat einen Schritt beiseite und machte eine ausladende Geste Richtung Steppe. "Bitteschön, flieh wohin du willst." "Du lässt uns gehen?" Misstrauen lag in Impas Stimme. "Warum nicht? Ich bin an jemand anderem interessiert. Aber…"

Er sah sie gehässig an. "Pass lieber gut auf sie auf. Irgendwann werfe ich bestimmt auch auf sie ein Auge." Die Frau verschwand in der Dunkelheit der Nacht. Nun wandte er sich wieder der Stadt zu. Unweigerlich betastete er die Schwertscheide an seiner Hüfte. Er konnte es kaum erwarten, den Jungen am Boden zu sehen und sein Flehen zu genießen. In seinen Fingerspitzen kribbelte es, als er sich vorstellte wie sein Schwert den kleinen Körper des Jungen durchbohrte. Er konnte das feine, weisliche Fleisch vor seinem geistigen Auge sehen, er würde sich Zeit nehmen um es ganz sauber zu durchtrennen. Er überlegte sogar, eine Hand seines Opfers zu behalten. Überraschend drangen Laute von Pferdehufen an sein Ohr. Noch bevor er registrierte was geschah sprang ein braunes Pferd über ihn hinweg. Der Reiter war eine blonde Frau.

Und vor ihr klammerte sich etwas an sie. Es war nur kurz, aber ihre Blicke trafen sich. Die runden, tiefblauen Augen, die wie stilles Wasser wirkten… Die gelben Augen, senkrechte Schlitze als Pupillen, genau wie bei einer Katze… "Mama, er ist es. Der große Junge." Link zitterte. Die Mutter trieb das Pferd noch mehr an. Endlich hatte er ihn gefunden und nun konnte er ihm nicht mehr entrinnen. Ganon rannte ihnen nach und pfiff. Thunder setzte sich in Bewegung, dem andern Pferd folgend. Im Rennen sprang er seinem Raben auf den Rücken und stieß ihm die Füße in die Flanken. Seine Mutter wusste nicht wo sie waren, geschweige denn wo sie hin sollten. Sie trieb das Pferd weiter an, bis sie um eine Ecke bogen. Dann blieb das Tier mit einem Fuß an einer starken Wurzel hängen und fiel zu Boden. Seine Mutter umschloss ihn und schützte ihn vor dem Aufprall, allerdings knallte sie mit voller Wucht auf die Erde. "Es ist nichts!", erwiderte sie sofort und stand auf. Hand in Hand liefen sie in den Tunnel hinein, der vor ihnen lag.

Sie kamen in einem Wald voller weiterer Tunnel und Labyrinthe hinaus. Die Frau stolperte. Schweißperlen liefen ihr das Gesicht herunter. "Mama!" Er packte ihre Hand und wollte ihr hoch helfen. "Lass mich liegen, ich kann nicht mehr." "Nein! Ich werd dich stützen…" "Ach Link, ", sie lächelte ihn an. "Du…sollst…leben!" Ihr Kopf erschlaffte und weißes Licht hüllte sie ein. "MAMA!", schrie er. Ihr Körper verformte sich immer mehr bis er die eines kleinen Bäumchens annahm. Seine Mutter hatte sich in eine Pflanze verwandelt. Weinend rannte er davon. Sein Schluchzen hallte als Echo wieder. Er hielt sich die Hand vorm Mund um jedes Geräusch zu vermeiden was sich vermeiden ließ. Doch wo sollte er lang laufen? Sicher war der große Junge auch schon irgendwo im Wald. Er entschied sich mal für links, mal für rechts. Er rannte aus dem Gang auf eine Lichtung - IN EINE SACKGASSE.

Nur ein gigantischer Baum befand sich hier. Die Ritzen in der Rinde kamen ihm vor, wie ein Gesicht und was noch schlimmer war, weder sie noch sonst etwas konnten ihm als Versteck helfen. "Bitte nicht…", krächzte er. Jetzt war alles aus! Das einzige was er noch tun konnte ist auf sein Ende zu warten. Und das kam sicher gleich… Er drehte sich um und versuchte seine Atmung zu regeln. Die katzenartigen Augen leuchteten fast im Dunkeln des Ganges. Langsam wich die Finsternis und die Gestallt klärte sich. Der rothaarige Junge kam langsam auf ihn zu. Link blieb steif wie ein Brett. Ganon grinste beim Anblick des Kleinen. "Link, so heißt du doch, oder?", fragte er. Der Junge antwortete ihm nicht. Gemächlich zog er sein Schwert und richtete es auf Link. Ganon runzelte die Stirn. "Weißt du nicht was dich erwartet?" "Doch." "Hast du keine Angst? Willst du nicht um dein Leben betteln?" In Links Gesichtsausdruck mischte sich etwas Trotz. "Mein Vater hat mir gesagt, dass ich nie betteln soll. Egal wie schlimm meine Lage ist."

Ganon kicherte und schuppste den Winzling mit der freien Hand, so heftig, dass er rücklings auf den Boden aufschlug. Link wollte aufstehen, aber der Junge setzte seinen Fuß auf seine Brust. Zappeln und Zerren erhöhten den Druck auf seinen Oberkörper nur. Er sah das Schwert genau über sich. "Dein Vater war ein Narr, genau wie deine Mutter. Beide haben sich für dich geopfert, obwohl es von Anfang an sinnlos war." Wut stieg in Link hoch und überlagerte sogar seine Angst. "DAS IST NICHT WAR!", schrie er und schüttelte sich heftig. Die Metallspitze zischte auf ihn zu. Sein Herz setzte aus und jeder Widerstand verpuffte. Blut floss über die Klinge, die ihm einen Schnitt in die Wange verpasst hatte.

Das Schwert war genau neben ihm, in die Erde gedrungen. Die Stille war schrecklich. Er war wie gelähmt. Tränen stiegen ihm in die Augen, vor Angst. Er hörte das Schlagen seines Herzens in seinen Ohren - er wollte nicht sterben… Ganon zog das Schwert heraus. Seine Zunge fuhr über die beschmierte Klinge. Genüsslich betrachtete er den Jungen. Nun las man ganz deutlich die Furcht und die aufsteigende Panik in den blauen Augen. Ganon steckte das Schwert wieder in die Schwertscheide und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper. "Du hast eine gesunde Naivität, für dein Alter." Er lachte auf. "Du gefällst mir…Nun gut, ich gebe dir eine Chance.

Genau 7 Vollmonde nach der 12ten Neujahrsfeier in deinem Leben hast du Zeit. Dann wirst du den Wald verlassen müssen und gegen mich antreten!" Ihm fiel noch etwas ein. "Ich hab was für dich!" Ganon griff in seinen Stiefel und holte das eingewickelte Bündel von Ashanti hervor. "Ein Geschenk von mir! Aber pass gut drauf auf, ich will es wieder haben." Link widerte der Ton in der Stimme des Jungen an und er dachte nicht daran irgendwas von ihm anzunehmen. Doch der Druck wurde unerträglich, sodass er zögerlich die Hand ausstreckte und das Päckchen entgegennahm. Der Inhalt fühlte sich leicht und weich an. "Vergiss unsere Abmachung nicht, klar?", höhnte Ganon.

Er nahm den Fuß von Links Brust. Link blieb regungslos. "Heißt das, du tötest mich jetzt nicht?" Ganons Lächelten wirkte fast freundlich. "Ja, genau das heißt es." Link dachte er könne jetzt aufstehen, aber das war falsch. Ganon stieß ihm mit voller Wucht in den Magen. Er überschlug sich in der Luft, prallte gegen den Baum und landete auf den Boden. Blut rieselte aus einer Platzwunde am Kopf. Link rührte sich nicht mehr - er war bewusstlos. Befriedigt blickte Ganon hoch. "Und du bist der Behüter des Waldes, der alte Dekubaum, ja?"

Die Rinde, die tatsächlich das Gesicht des Baumes war, bewegte sich. "So ist es. In dir steckt doch ein Fünkchen Gutes; du hast den Helden der Zeit am Leben gelassen." "Held der Zeit? Gebt ihr den Menschen, die ihr unter den Vorwand, sie sollen die Welt retten, ausnutzt auch noch Extranamen?" Voller Abscheu fixierte Ganon den Jungen. "Junger König! Du magst es vielleicht glauben, aber noch lange hast du nicht die Kraft, die Weißheit und den Mut eines erwachsenen Mannes erlangt." Er wusste es nicht genau, aber er könnte schwören, der Baum machte sich über ihn lustig. Wütend hielt er dem Riesen seinen Handrücken hin. "Schau dir meine Hand an und merk sie dir. Denn schon in ein paar Jahren wird dort ein vollständiges Triforcensymbol sein." "Das Schicksal wählt die Zukunft…", sprach der Dekubaum poetisch. Ganon schwebte hoch auf einen seiner dicken Äste. Er lachte in sich hinein. Wie dumm doch alle waren! Alle glaubten, er wolle in den Besitzt des Triforce gelangen, nur der kleine Junge wusste was er wirklich vorhatte…

Kurz darauf kam eine kleine Gruppe von grün gekleideten Kindern auf die Lichtung. "Du hast gerufen, großer Dekubaum?", rief ein Mädchen mit grünen Haaren. Von ihr ging eine seltsame, aber starke Aura aus. Iva schrie auf: "Wer ist das?" Sie deutete auf den am Boden liegenden Jungen. "Ein fremder Junge, der sich nicht in eine Pflanze verwandelt? Das habe ich ja noch nie gesehen." Skeptisch begutachtete Mido den Unbekannten. Salia seufzte: "Wir sind sowieso die Einzigen, die du je gesehen hast." "Sein Name ist Link. Sorgt für ihn und behandelt ihn wie einen von euch!" "Klaro, machen wir. Aber…" "Keine Fragen!" Verwirrt nahm Salia den Kleinen auf den Arm und trug ihn in das Dorf. Als sie außer Sichtweite waren:

"Der Held wird tun was du verlangt hast!" Ganon kicherte. "Ich werde persönlich dafür Sorgen, dass er sich an die Abmachung hält." Während er das sprach formte er, vom Baum unbemerkt, aus seiner Magie ein Wesen. Er setzte die winzige Spinne ab, die auf der Stelle begann, sich durch die Rinde zu fressen. Der König der Gerudos sprang herunter und lief auf den Tunnel zu. Im Gehen hob er die Hand zum Abschied. "Leb wohl, Alter!"… Link hörte Stimmen um ihn herum. Viele, fremde Stimmen. Automatisch schlug er die Augen auf. "Er ist wach!" Ein Junge mit überlangem Pony fragte: "Hey was ist dir denn passiert?" Link fasste sich an den Kopf, der einbandagiert war. "Wer seid ihr?", fragte er perplex.

"Ach und wer bist du?" Link dachte angestrengt nach. "Ich…ich kann mich nicht erinnern!" Salia begriff sofort was der Dekubaum gemeint hatte. "Natürlich kannst du nicht, bei dem Sturz!" Mido checkte ebenfalls was Salia vorhatte. "Mensch Link, warum kletterst du auch immer auf hohe Bäume. Das haste nun davon - Gedächtnisverlust! Mit Fee wäre dir das nicht passiert." Er streckte ihm die Zunge raus. "Ach lass ihn, Mido." Iva legte frische, grüne Klamotten auf das Fußende des Bettes. "Ruh dich noch etwas aus und zieh dich um." Link nickte und die Anderen verließen das Zimmer. Erst jetzt bemerkte er das Bündel, das er schon die ganze Zeit krampfhaft umklammert hielt. Er öffnete es.

Eine dunkelgrüne Zipfelmütze! Er betrachtete sie von allen Seiten. Innen drin war ein verziertes G eingestickt. G? Aber sein Name war doch Link, oder? Der fing weder mit G an, noch beinhaltete er den Buchstaben. Link umklammerte seinen schmerzenden Bauch. Warum tat ihm nur der Magen so höllisch weh? Er musste ja ganz schön blöd gefallen sein. Am 7 Vollmond nach dem 12ten Neujahrsfest in deinem Leben! Er setzt sich die Mütze auf den Kopf und versuchte sich vergeblich zu erinnern. Was passierte da? Irgendwas Wichtiges auf das er sich vorbereiten musste. Für das er stark werden musste. Egal jetzt. Er hatte noch Zeit. Er war Link! Link der Kokiri…

20. Kapitel

Link sprang auf, riss sich die Mütze vom Kopf und schmiss sie soweit weg wie er konnte. Keuchend legte er sich wieder hin. Sein Arm schmerzte höllisch. "Was ist Held der Zeit? Warum bist du so aufgebracht?" Die Hexe wusch ihre blutüberströmten Instrumente. "Ich habe nur schlecht geträumt." "Und darum schmeißt du deine Sachen durch die Gegend?" Asa durchschaute alle Worte, von allen ihren Patienten. Doch mehr als die Frage zu stellen, machte sie nie. Es interessierte sie nicht dem Geringsten. Link war darüber mehr als erleichtert. "Also ich geh jetzt." Vorsichtig stand er auf, setzte sich die Mütze wieder auf und ging zur Tür. "Und schone dich in der nächsten Zeit…", rief ihm Asa nach. Die zwei Feen flogen um seinen Kopf. "Hey Link! Wie lief die Operation?" Taya nahm bei Impas Frage einen ungesunden Ton an.

"So was schau ich mir nie wieder an…" "Also ich fand es ganz interessant." Tael flog begeistert seine Runden. "Wenn du wüsstest was Lin gemacht hat.", wechselte Darunia das Thema, weil Taya drauf und dran war ihrem Bruder eins zu verpassen. "Dieser bescheuerte General hat schon seit langem eine Abreibung verdient.". Ruto klopfte Lin freundschaftlich auf die Schulter. "Ach naja", Lin kratzte sich am Hinterkopf. "Eigentlich ist es Kim der was geleistet hat. Sein Training hat was gebracht." Link sah auf das Schwert in ihrer Hand. Zelda folgte seinem Blick. "Es ist tatsächlich das Masterschwert, Link!" "Was?" Lin horchte auf. "Oh Entschuldigung, ich hab nicht gewusst…" "Wo hast du es her?" Tayas Licht wurde noch grüner. "Glaub mir, das willst du gar nicht wissen." "Hier! Es gehört dir Link!" Seine Ur……enkelin hielt ihm das Masterschwert hin. Er starrte es an. Seine linke Hand verkrampfte sich und er ballte sie zur Faust. Er wollte es nicht haben - es nie wieder führen müssen. "Behalt du es noch.", sagte er und lief an ihnen vorbei. Zeldas Gesicht wurde ganz traurig und sie schüttelte abwesend den Kopf. "Gehen wir schlafen, Morgenfrüh machen wir uns auf den Weg zurück."

Ganon saß an einem Tisch. Er zeichnete etwas auf ein Pergament. Es war nur eine Skizze - noch war es zu früh um die Zeichnung fertig zu stellen. Das Tor wurde aufgestoßen und Stalfose brachten die sechs Eindringlinge herein. Ganon räumte seine Utensilien weg und drehte sich um. "Glückwunsch meine Herren, ihr steht eurem Feind gegenüber. Jetzt braucht ihr mich nur noch umzubringen." "Dein Lachen wird dir schon noch vergehen. Irgendwer wird dich besiegen.", sagte einer der Männer. Ganon belächelte ihn. "Ihr jedenfalls nicht. Wie fühlt man sich so als Verräter?" Er sah zu dem Mann ganz rechts. Dieser Mann hatte, als er entdeckt wurde, um sein Leben gebettelt und seine Verbündeten an den Großmeister des Bösen ausgeliefert. Die Anderen sahen ihn erschrocken und entsetzt an. "Du hast was?" "Das stimmt nicht, sag dass es nicht wahr ist…", sagte der Eine, der noch gerade eben die scharfe Drohung geäußert hatte. Sie konnten es nicht glauben. "Ihr…habt gesagt…ihr lasst mich am Leben!", stotterte der Denunziant.

"Ich habe gesagt, du bekommst was du für deine Hilfe verdienst." Ganons Augen wurden kalt und voller Abscheu blickte er auf das Häufchen Elend herab. "Wenn ich etwas nicht ausstehen kann, dann ist es jämmerlicher Abschaum, der alles tut um sein Leben zu retten." Er winkte mit der Hand und dem Mann wurde ein breites Schwert überreicht. "Nun hast du die Chance um dein Leben zu kämpfen." "Nein…bitte…", kreischte der Mann. "Lasst mich an seiner Stelle kämpfen!", schrie ihm der Mann, der als erstes gesprochen hatte, zu. Noch einmal machte er eine Handbewegung und die Anderen wurden zur Seite geschafft. Nun hatten er und der Verräter genug Platz.

Ganon setzte sich in Bewegung und ging auf sein Opfer zu. Seine Hand verlor die menschliche Form. Die Fingernägel wuchsen zu harten, messerscharfen Krallen, die Hand schwoll zu einer gigantischen Klaue an. Der Mann ließ die Waffe fallen und schrie…Ganon zerfetzte ihm mit einem Streich die Brust. Er fiel nach hinten. Eine Blutpfütze breitete sich rund um den Leichnam aus und nasses Fleisch schimmerte aus den Stofffetzen hervor. Blindes Entsetzen stand den andern Männern ins Gesicht geschrieben. Ganon sah zu ihnen. "Mut wird von mir immer belohnt, ", er räusperte sich. "Begleitet doch bitte unsere Gäste wieder hinaus. Und schafft mir diesen Dreck aus den Augen."

Er nahm das Papier wieder heraus und versank in Gedanken. Dieses Mädchen… Karos´ Kopf kam, von seiner Truppe begleitet und einem davon getragen, herein. "Karos was ist los, du siehst nach so wenig aus.", scherzte Ganon. "Herr das Mädchen hat...", Karos konnte sich nicht beruhigen. "Herr, er ist zum Feind übergelaufen! Eu…" "Erzähl mir nicht was ich schon weiß. Sag, wie hat sich das Mädchen gemacht?" Er sah, dass Karos nicht verstand worauf er hinaus wollte. "Nun es wird Zeit, dass ich die Geschehnisse selbst in die Hand nehme."

"Na endlich, da seid ihr ja.", rief ihnen Salia entgegen. "Mir geht's wieder gut, siechste?" Link wedelte mit dem einbandagierten Arm, worauf er von Zelda einen Klaps auf den Hinterkopf bekam. "Du sollst ihn nicht unnötig bewegen!", ermahnte sie ihn. Lin machte sich nach einem kurzen "Hallo!" auf die Suche nach Kim. Auf halbem Weg rief ihr von Hinten jemand zu. Piepsend deutete Valoo nach hinten. Lins Miene verfinsterte sich. "Na wie war es in Kakariko?", lachte Iva, begleitet von ihrer Mädchenclique. Sie drehte sich sauer um.

"Lass mich in…" Iva beugte sich zu ihr rüber und flüsterte ihr zu: "Also ich hab schon alles für dich in die Wege geleitet." "Hähh?" "Meine Güte, der hat die ganze Zeit nur an dich gedacht, dass hat man ihm sofort angesehen." "Ja genau, ", meldete sich ein Anderes. "Dann macht er immer so!" Erst setzte sie einen gläsrigen Blick auf, dann schreckte sie auf und schüttelte heftig den Kopf. "So und jetzt schnapp ihn dir." Lin sah verdutzt drein. "Ich dachte du wolltest das machen." Iva winkte ab. "Also bitte, was soll ich den mit einem der wächst und groß wird, während ich so klein bleibe? Außerdem ist er viel zu jung für mich…Na los, worauf wartest du?" "Hey Moment, ich bin gar nicht in ihn ver…"

Unauffällig stellte Iva ihren Fuß hinter Lins und stieß sie an. Rücklings taumelte sie und stolperte. Zwei Arme fingen sie auf. "Pf…", machte Iva und lief, mit erhobener Nase an den Beiden vorbei. Ihre Freundinnen taten es ihr gleich. Lin sah hoch in die gelblichen Katzenaugen. Sie spürte wie sie rot anlief. "Danke!" "Du musst besser aufpassen." Piepsend klatschte der Drache in die Hände. "Ah, wie geht's dir kleine Echse?" Kim streichelte ihn. "Es ist ein Männchen.", Lins Stimme klang aber kein bisschen enttäuscht. "Ha, jetzt heißt er Valoo!" Sie lachten. "Valoo, Vallllloooo!", machte das Drachenbaby. Lin und Kim sahen sich an. "Sag mal Lin/Kim!", sagten sie gleichzeitig. "Na komm, sag Kim." "Im, Kim Kim!"

"Er spricht, und jetzt Lin." "Link, Link!" "Nein, nicht Link, LIN, ohne das K." "Link, Link." "Nein, ohne K, nur LIN!" "Link!" Lin funkelte ihn zornig an. Valoo sprang piepsend auf Kims Schulter, der grinsen musste. "Hab Geduld mit ihm! Er ist doch noch klein." "Aber deinen kann er aussprechen, ja?" Urplötzlich wurde Kim ernst. "Du suchst doch deinen Bruder, oder?" Lin zuckte zusammen. Wie konnte sie ihn nur vergessen haben. Sie hatte vergessen wen sie wirklich hatte retten wollen. "Ich dachte er ist noch in dieser schwarzen Burg, aber Naboru meinte, dass das sicher nicht der Fall sei…" "Es gibt eigentlich nur noch einen Ort, wo er sein kann - die Wüste!"

21. Kapitel

"Sollen wir den Andern nicht Bescheit sagen?" "Auf keinen Fall!", stieß Lin die Worte heraus. "Womöglich wollen sie uns noch überreden zu bleiben. ´Es ist zu gefährlich!´" äffte sie. "Na, wenn du meinst." Lin hatte Epona mitgenommen und stieg mühevoll auf. "Worauf wartest du?" Er nahm den Daumen und den Zeigefinger zwischen die Lippen und pfiff. Der Pfiff hallte durch die Steppe. Ehe er verklungen war, trabte ein Pferd auf sie zu. Es war ein Rappe mit schwarzer Mähne und Schweif. Nur die Hufen waren weiß. "Ist das dein Pferd?", staunte Lin. "Nein, eigentlich nicht." "Wow, es ist wunderschön!" "Naja, unser Thunder ist nicht mehr der Jüngste.", lachte Kim.

Der Rappe stupste ihn an und blies Luft aus den Nüstern entgegen. Kim setzte sich auf seinen Rücken. "Na? Wie wäre es mit einem kleinen Wettrennen." "Pah, ich weiß ja nicht mal wo die Wüste…" Epona wieherte und rannte los. Mit einem kleinen Aufschrei klammerte sich Lin an sie fest. Anscheinend wusste die Stute den Weg. Kim stieß seinem Pferd die Fersen in die Flanken. Sie brausten an Lin und Epona vorbei. Das Mädchen ließ sich weiter nach vorne und Epona wurde schneller. Ein ganzes Stück rasten sie Kopf an Kopf. Beide rannen um den ersten Platz. Kim beugte sich zu Thunders Ohr und flüsterte: "Lassen wir sie gewinnen." Sein Pferd wurde kaum merklich langsamer. Lin sah schon das Ende der Steppe und einen Aufstieg. Epona rannte hoch sprang über den niedrigen Zaun und - gewonnen! "Juhu, wir sind die Besten!"

Epona wieherte lautstark und sprang auf. Wie schnell Lin doch zu begeistern war. Und irgendwie machte es ihm auch Spaß sie lachen zu sehen. Er stieg ab und tätschelte Thunders Hals. Lin machte genau das Selbe. "Bis bald, Epona!" Der Rappe trabte davon, was sich Epona nicht gefallen ließ. Sie setzte ihm nach. "Da haben sich zwei gefunden…" "Ja, zwei Konkurrenten." "Kim, Link!", piepste Valoo, den Lin auf der noch Schwertfreien Seite ihrer Hüften festgebunden hatte. "Ruhe, sprich erst wieder wenn du das K weg lässt." Der Drache wurden noch lauter. Sie balancieren über ein dünnes Brett, das nach oben führte und über eine Brücke. Tief unten, am Boden der Schlucht lief ein reißender Fluss entlang. "Ein Glück, das ich schwindelfrei bin.", stotterte Lin. "Schau doch nicht noch nach unten!" Kim packte sie an der Schulter und schuppste sie mit, für seine Verhältnisse, sanfter Gewalt weiter.

"So wir sind gleich im Gerudotal…" Weiter kam er nicht, denn eine schreiende Gruppe von Kriegern stürzte sich auf sie. Die Männer bewarfen sie mit Steinen und schlugen mit Äxten nach ihnen. Beide zogen ihre Schwerter. "Bleib ruhig, es sind nur mehr Gegner, sonst nichts." "Ja, das schaffe ich schon." Sie atmete und wich einem Hieb aus. Einem andern schlug sie die Waffe aus der Hand. Kim besiegte gleich mehrere mit einem Schwung. Einer griff ihn von Hinten an. Er beugte sich zur Seite und stellte dem Widersacher ein Bein. Der drehte sich im Fall noch auf den Rücken, verlor seine Waffe aber trotzdem. Der Mann hob die Hände schützend hoch und schloss panisch die Augen. Kim hob sein Schwert. Schon lange hatte er nicht mehr so viel Freude am Kämpfen empfunden, er spürte wie ein Drang ihn trieb. Lin sah zu ihm rüber, sah die Mordlust in seinen Augen.

Ihr wurde ganz anders, sie nahm zum ersten Mal etwas in ihm wahr. Etwas Schwarzes, Böses… "NEIN!!!", schrie sie, gerade als er zustechen wollte. Er hielt mitten in der Bewegung inne. Lin weinte. Dicke Tränen rannen ihr aus den großen Kulleraugen. Der ganze Kampf hörte augenblicklich auf. Die Zeit schien stehen geblieben zu sein. Töten war für ihn selbstverständlich geworden. Aber als sie angefangen hatte zu weinen, setzte sich ein ganz anderes Gefühl bei ihm ein. Als ob er beinahe etwas Schlimmes getan hätte. Kim wurde so abrupt zu sich selbst zurückgeholt, dass ihm ganz schlecht wurde. Er zuckte krampfhaft zusammen, als ihm bewusst wurde, was er soeben getan hatte. Er hatte zugelassen, dass seine Macht von ihm Besitz ergriff. Er taumelte zu ihr rüber und sank vor ihr auf die Knie. "Es tut mir Leid…" "Was fällt euch ein!", rief eine heißere Stimme. Eine alte Frau, auf einem Stock gestützt, schritt auf sie zu. "Wie könnt ihr Kinder angreifen." "Aber Maaku, sie sind in unser Gebiet eingedrungen und wir haben gedacht…"

"Ach, habt ihr sie überhaupt angehört? Wisst ihr warum sie hier eingedrungen sind?" Die Männer blickten schuldbewusst zu Boden. "Du brauchst nicht zu weinen, mein Kind. Euch wird keiner mehr was tun." Lin wischte sich mit dem Arm übers Gesicht. Valoo befreite sich und rannte zu der Frau. Diese beugte sich mühsam runter und kraulte ihm am Kinn. Kim stand auf und meinte: "Sieht aus als könnten wir ihr vertrauen." Er wagte es nicht Lin in die Augen zu sehen. "Hey, helft uns. Helft uns!", grölten viele Stimmen. Fünf Männer liefen ihnen entgegen. Sie trugen etwas Großes. Die ehemaligen Angreifer rannten ihnen entgegen, nahmen ihnen die Last ab und stützten sie. "Maaku…wir haben es nicht…geschafft."

"Schone dich, Goden! Kommt und ruht euch aus." Sie wandte sich an die Zwei. "Ihr seid natürlich auch willkommen." Lin schlug sich auf den Mund um den Schrei zu unterdrücken, der sich, beim Anblick der Last, den Weg nach oben bahnte. Ein toter Mann! Seine Brust war in Stücke gerissen und übersät von eingetrockneten Blutkrusten und abgetrenntem Fleisch. Es war das Grausamste was sie je gesehen hatte. Kim sah sich die riesige Wunde genau an. Keine Waffe und kein Tier konnte einem Menschen eine derartige Verletzung zufügen. Nur einer - sein Meister. In der Steinfestung hatten früher einmal die Gerudos gehaust, jetzt wohnten Flüchtlinge dort. Kinder spielten auf den sandigen Wiesen, Jungen übten am großen Kampfplatz das Schießen und Frauen webten draußen an großen Webstühlen. Die Männer legten die Leiche ab.

Eine Frau rannte kreischend auf ihn zu und beugte sich runter. "Wir konnten ihn nicht retten.", erklärte Goden und ballte die Faust. "Der Großmeister des Bösen hat ihn kaltblütig umgebracht." Maaku klatschte in die Hände. "Macht essen und versorgt die Wunden, danach erzähl uns was passiert ist, Goden." Es war schon spät geworden, die Sonne lag tief. Sie ging aber nur langsam unter, denn die Wüste lag im Westen. Auch Lin und Kim saßen am Feuer und hörten den Worten des Anführers der Truppe zu, die einen Anschlag auf Ganon versucht hatten. "Ganon hat ihm eine Waffe geben lassen und ihn dann angegriffen und getötet." "Wie hat er euren Freund getötet?", unterbrach ihn Kim auf einmal.

"Wie?" "Ich meine hat er ihn mit bloßen Händen getötet?" Goden überlegte. "Ja, jetzt wo du es sagst. Seine Hand wurde so anders. Das war keine menschliche Hand mehr…" Er schüttelte entsetzt den Kopf, als er sich das Bild wieder in Erinnerung rief. Lin sah Kim im Augenwinkel. Sie merkte, dass er großes Interesse an dem kurzen Kampf zeigte. Maaku fixierte die knisternden Flammen, die genüsslich das Holz verzerrten. "Ich hatte euch davor gewarnt ihn mitzunehmen. Er war noch nie als Kämpfer geeignet. Und nun ist er nicht nur tot, sondern hat noch Schande über uns gebracht." "Bitte, Maaku gestatte, dass wir trotzdem ehrenhaft Abschied von ihm nehmen.", bat die Frau, die anscheinend die Gattin des Toten war. Maaku wägte schnell ab und meinte dann: "In Ordnung." Alle jungen Frauen und Mädchen standen auf und liefen in die Festung.

Eines der Mädchen zog an Lins Kleid. "Komm mit, ihr nehmt doch hoffentlich auch teil." "Trödel nicht so, Junges!", trieb sie Maaku, die Anführerin dieses komischen Stammes an. Etwas verwirrt folgte Lin den Andern. Die Frauen zogen sich um. Alle zogen sich gleich an - einen langen, fladernden Rock und ein golden besticktes, trägerloses Top. Alles weiß, alles aus dünnem Stoff. "Na los, zieh dich auch um." Ihr wurden dieselben Sachen, in passender Größe, zugeworfen. "Ähm…ja gut." Die Frauen kamen endlich mit Tamburinen wieder heraus. Alle waren gleich angezogen. Automatisch suchten Kims Augen Lin und sie wurden größer als er sie erblickte. Lin stand die Wüstenkleidung sehr gut.

Die Männer hatten die Trommeln schon aufgestellt und begannen den Takt anzugeben. "Also mach wie wir es dir gezeigt haben." Lin nickte. Alle Mädchen und unverheirateten Frauen stimmten mit ihren Tanz der freien Seelen an. Sie tanzten um das Feuer und klatschten auf das Tamburin. Die alte Maaku sprach Worte, die Lin nicht verstand. Keiner verstand sie, denn sie waren in der alten Sprache. Nur Kim - und er lauschte aufmerksam… "Rote Göttin Din, schenke dem Toten deine Kraft. Damit seine Seele seinen leblosen Körper verlassen kann… Blaue Göttin Nayru, schenke dem Toten deine Weisheit. Damit sich seine Seele von seinem alten Leben befreien kann…" Lachen unterbrach ihre Gebete, als Valoo piepsend und klatschend zwischen den Füßen der Tänzerinnen herum sprang. Lin schob ihn sachte mit dem Fuß weg und er lief beleidigt zu Kim rüber.

Die Alte sprach weiter: "Grüne Göttin Faore, schenke ihm deinen Mut. Damit er die Lebensenergie seiner Seele weitergibt, nur so kann neues Leben geboren werden…" Sie endete in einem Summen, in dem nun alle Jungen und unverheirateten Männer einstimmten. Der Tanz der Frauen wurde immer träger, bis er schließlich ganz aufhörte. Sie setzten sich wieder. Als Lin ihren Platz neben Kim einnahm, stieß ihr der Drache einen spitzen Piepser entgegen und wechselte die Schulter. "Bist du immer noch sauer auf mich, Valoo?" Sie lächelte. "Wir haben noch etwas zu feiern!", eröffnete Maaku. Sie hob die Hände in die Luft. "Die Verlobung unseres neuen Liebespaares in unserer Mitte." Sie zeigte auf Lin und Kim. "Oh, wir sind kein…", setzte Lin an, spürte aber wie sie gezwickt wurde und verstummte. Lautes Gejubel brach aus. Kim flüsterte ihr zu: "Lass sie doch, so entstehen wenigstens keine unangenehmen Fragen." "Ich hab die Farbe!", verkündete ein 7-jähriges Mädchen und stellte eine Schüssel mit schwarzer Farbe und zwei Pinseln ab. Zwei ältere Mädchen nahmen jeweils einen Pinsel und tauchten ihn in die Farbe. "Bitte Fuß freimachen!", lachten sie im Chor.

"Wie ist der Name deiner zukünftigen Frau?", wurde Kim gefragt. "Äh…Lin." "Also ein L!", sagte das Mädchen und begann ein verziertes L oberhalb Kims Fußknöchel aufzumalen. "Und deines Mannes?" "Ein K, von Kim.", antwortete Lin. "Nein warte, ", unterbrach sie Kim. "Mein richtiger Name fängt mit G an!" Die Malerin nickte und machte sich ebenfalls ans Werk. Ein G also, überlegte Lin und rief unzählige Männernamen, die mit G anfingen in ihr Gedächtnis. Die Farbe trocknete unglaublich schnell. "Und jetzt fehlt noch das Letzte um die Verlobung abzuschließen.", redete Maaku. "Steh auf, Lin. Du musst noch tanzen!" "Ich? Ich soll tanzen?" "Klar, die Verlobte muss einen eigenen Tanz vorführen."

Die Trommeln erklangen wieder und alle klatschten dazu. Na toll, ich blamiere mich auch noch, dachte sie panisch. Komm schon, irgendwas müssen die 4 Jahre Kurs doch gebracht haben. Sie versuchte eine Mischung aus Hip-Hop, Bauchtanz und Samba. Bei jeder ihrer Drehungen flatterte ihr mehrschichtiger Rock und ihre Bewegungen waren geschmeidig. Als ob sie selbst zum Wind wurde. Der Staub, der durch ihre Füße aufgescheucht wurde umflog ihr ganzes Antlitz und tauchte ihre Siluette in einen weichen Schleier. Ihre Augen erinnerten an einen Stein, den man über Wasser springen ließ. In diesem Augenblick gab es für ihn nichts Schöneres… "Da hast du dir aber ein tolles Weib ausgesucht!", wisperte ihm ein Junge, der so in seinem Alter war, zu. Kim nickte, konnte aber seinen Blick nicht von Lin nehmen. Ihr Tanz war beendet. Sie schnaubte erleichtert. "Wow!"

"Das war super!" "Echt klasse!", beifalten ihr viele Stimmen. Sie lächelte schüchtern und setzte sich wieder. "Damit ist die Zeremonie vollendet!", sprach Maaku und klang irgendwie heilig. Lin wusste nicht ob sie das jetzt tun sollte, aber sie nahm ihren ganzen Mut zusammen - und ergriff Kims Hand. Er drehte sich nicht zu ihr, aber erfreut sah sie wie er ihre ebenfalls nahm und ihm eine leichte Röte ins Gesicht stieg. Und selbst wurde sie auch rot. Sein Schatten wurde immer länger und nahm eine andere Form an. Als ob sich dahinter noch jemand befand. Das Fremde Gesicht sah sie beide an, wie scheu sie Händchen hielten und lachte. Kim drehte sich abrupt um. Nichts - nur ihre eigenen Schatten auf dem sandigen Boden… "Was ist?", fragte ihn Lin. "Ach nichts. Ich dachte nur ich hätte etwas gehört…"

22. Kapitel

"Müsst ihr uns wirklich schon so früh verlassen?", fragte die kleine Schüsselträgerin. "Ja, wir suchen jemanden." "Seid vorsichtig, die Wüste ist voller Gefahren…", setzte Maaku an, aber Kim unterbrach sie. "Ihr müsst keine Angst um uns haben, glaubt mir!" Er zwinkerte der alten Frau zu. Das Tor fuhr nach oben und sie liefen in die Wüste. Lin hatte die Sachen anbehalten, da diese sie besser vor der heimtückischen Hitze schützte. Als Kim andere Kleidung angeboten wurde, hatte er gelacht und dankend abgelehnt, obwohl schwarz echt die ungünstigste Farbe für diese Gegend war. Valoo hatten sie bei dem Stamm gelassen, ein Baby überlebte solch eine Wanderung nicht, egal welcher Art von Wesen es abstammte. Schon nach kurzer Zeit nahmen die Stürme Lin die Sicht. Die Winde wehten ihr Sandkörner in die Augen. Kim bemerkte, dass sie Schwierigkeiten hatte.

Ihm machten sie nichts aus - erstens war er in der Wüste aufgewachsen auch wenn man es bei seiner Hautfarbe nicht glaubt und zweitens hatte er scharfe Augen, die jeden Fremdkörper sofort auflösten. Er hob die Hand und im nahen Umkreis um sie herum wurde es windstill. Ein Schutzschild um sie herum! "Also langsam krieg ich Angst vor dir.", gestand Lin, aber auch nur im Scherz. Und sie war ihm sehr dankbar, ihre Augen waren schon ganz rot vor Reiz. Kim schien den Weg genauestens zu kennen und dieser Verdacht bestätigte sich, als sie vor einem gigantischen Koloss mitten in Nirgendwo der Wüste standen. "So da sind wir - der Geistertempel!" "Wow, was für ein Gebäude!"

"Warte nur, bis du innen bist, der Mittelsaal ist am Besten." Der Koloss war eine Frau. Genaues war nicht zu erkennen, die Sandstürme waren immer noch zu heftig. Sie gingen durch den großen Eingang. Eine Treppe führte zu zwei Seiten. Zu einem kleinen Loch, durch das sich Lin sicher nur unter Mühe quetschen konnte. Die Andere sah schon viel einladender aus, ein breiter Gang. Kim führte sie durch den Gang und weitere und Türen - in eine gigantische Halle. Die Wände waren voll gemeißelt von Runen, die Lin nicht lesen konnte. An der Gegenüberliegenden saß eine große Statue, die Gleiche wie draußen nur etwas detaillierter und farbiger. Eine Frau, in Pumphose und Top, die eine Koprahaut wie ein Kopftuch trug. Sie war wunderschön und oberhalb ihrer Brust und auf der Stirn trug sie einen leuchtend goldenen Stein. Lin kam aus dem Staunen nicht mehr raus - oder doch? Schallende Schritte drangen an ihre Ohren.

"Haben sie uns entdeckt?", fragte sie unsicher. "Nein, aber wir sollten weiter. Am Besten ist es, wir teilen uns auf." "Und wo treffen wir uns? Und wann?" "Am Eingang, wenn die Sonne ihren Höhepunkt erreicht hat!" Sie nickte. "Darf ich dir noch etwas sagen?" Kim blickte sie verdutzt an. Sie lächelte schwach. "Ich vertraue dir!" Lin kletterte einen Vorsprung hoch und rannte die Treppen zu der Tür hoch. Eine Weile blieb er einfach stehen und sah ihr nach. Warum sagte sie ihm so etwas?... Kim wusste ganz genau wo sich der kleine Junge befinden musste. Er hatte Lin weggeschickt, weil sie sicher die Hexen auf sie aufmerksam machen würde, wenn sie ihn begleitete. Und das wollte er nicht riskieren.

Er amtete tief ein und langsam aus. Seine Haare begannen zu wehen, obwohl es windstill war. Seine Augen bekamen einen leichten Rotton. Er stieß sich vom Boden ab und flog…flog hoch, vor das Gesicht aus Stein. Das letzte Mal war er im Wassertempel, auf die andere Seite geflogen. Er streckte seinen Arm aus, der in dem Gestein verschwand. Er trat hindurch und gelangte in einen Gang. Ohne jedes Geräusch schlich er zu der Tür und öffnete sie. Eine hohe Jungenstimme sang: "Die Anser mai Freund is bowling in den Wind, die Anser is bowling in den Wind." Benny holte Luft, drehte weiter seine Runden um das große Kissen und leierte: "Wie lange muss ich noch hiehir bleiben, bis ich durchknahalle und wie lange muss ich nohohohoch warten, bis ich endlich tohohot bin… Die Anser mai Freund is bowling in den Wind, die Anser is bowling in den Wind."

Übersetzung: The answer my friend is blowing in the wind, the answer is blowing in the wind. Plötzlich berührte ihn eine Hand an der Schulter. Überrascht drehte er sich um und sah in die gelben Augen, deren Pupillen senkrechte Schlitzte waren… Er schrie und setzte seine Magie ein. Kim bekam einen gewaltigen Schlag verpasst, der durch seinen ganzen Körper fuhr. "Na warte!" Er stieß den blonden Jungen bäuchlings zu Boden und setzte sich auf seinen Rücken. Nur so viel, dass der Junge noch Luft bekam. Benny schlug mit Händen und Beinen aus - bis eine Schwertspitze direkt vor seiner Nase in den Boden einstach. Schlagartig hörte er auf zu schreien und sich zu bewegen. "Mann, das hat fast so weh getan wie die Ohrfeige.", schimpfte Kim. "Also, wenn ich jetzt von dir runter gehe, versprich mir nicht mehr zu schreien, ja?" Benny nickte geschockt.

Kim erhob sich und half dem Jungen hoch. Er war mit einem Seil am Hals gefesselt. Es war mit einem Zauber belegt, der aber nur schwach war - kein Problem ihn zu brechen. Kim steckte sein Schwert weg und biss in den Strick. Sofort löste es sich in seine Ursprüngliche Form auf - Sand. Er wandte sich dem Kleinen zu, der ihn immer noch unsicher ansah. "Bist du noch ganz dicht? Da erklärt man sich bereit, dich zu befreien und du schreist wie am Spieß." "Ich hab mich nur so erschrocken, weil ich dachte… du siehst aus, wie Ganon." Erst jetzt fiel Kim auf, wie zierlich die Gestallt war. Sie wirkte klein und zerbrechlich. Kaum zu glauben, dass dieser Knirps Lins Bruder war. Sie war eher von der kräftigeren Sorte. "Einen Moment, ", ihm dämmerte es. "Welche Farbe haben meine Haare?" Benny sah zu den großen Jungen hoch.

"Hast du noch nie in den Spiegel gesehen? Sie sind rot, fast so wie die Sommersprossen auf deiner Nase." Benny tippte auf seiner Nase herum, um besonders demonstrativ zu sein. Also wirkt der Scheinzauber bei dem Jungen nicht, überlegte Kim. "Hihihi, wen haben wir denn da!", kicherte eine Stimme. "Ja, wen denn!", eine andere. Eine blaue und eine rote Kugel erschienen wie aus dem Nichts. Die zwei Hexen formten sich daraus und kicherten weiter. "Wie erniedrigt sich der Herr wohl fühlen muss, hihi!" "Ja Koume, jetzt hintergeht ihn schon sein eigener Sohn!" "Sohn?", hauchte Benny. "Wir sollten ihm einen Gefallen tun und die Beiden gleich beseitigen, Kotake!"

Lin wusste nicht mehr wo sie war - als ob sie das jemals gewusst hätte. "Benny, BENNY!" Sie konnte sich vorstellen, wie dumm es war zu schreien. Das lockte nur Feinde an, aber sie konnte nicht anders. Die Hoffnung, ihren Bruder zu finden, brannte in ihr und ließ alle Vorsicht unbeachtet. Sie betrat einen kleinen Raum. Der Boden bestand aus Steinbalken, die ein Netz bildeten. Dazwischen war endlose, schwarze Tiefe. "Da möchte ich aber nicht runterfallen!", sagte sie zu sich selbst. Die Tür auf der gegenüberliegenden Seite ging nach oben und eine junge Frau trat herein. Sie trug gelbe Kleidung und ihre roten, langen Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie sah wunderschön aus. Ihre Augen waren von einer leichten schwarzen Kontur betont und ihre Lider waren gelb geschminkt. Lins Eifersucht stellte sich ein. "Hallo!", erwiderte Lin. "Ich suche einen kleinen, blonden Jungen. Hast du ihn gesehen?" "Der Junge wird den Tempel nicht verlassen, verschwinde wenn dir dein Leben lieb ist.", wurde sie urplötzlich von der Fremden angefahren.

Zumindest bestätigte sich Kims Verdacht, dass sich Benny irgendwo hier befinden musste…es wurde doch nicht noch ein anderer Junge entführt? Ashanti zog zwei Säbel. "Ich weiß zwar nicht was du hast, aber ich werde meinen Bruder mitnehmen, mit oder ohne deine Erlaubnis.", meinte Lin frech und zog das Masterschwert. Ashanti griff blitzschnell an. Sie ließ einen Säbel auf das Mädchen hernieder prasseln. Lin blockte, doch Ashanti drehte sich schwungvoll. Lin stieß einen Schrei aus. Etwas unter ihrem Hals klaffte ein Schnitt. Sie taumelte zurück und betastete die Wunde. Blut floss ihr auf das Oberteil. Zu nah kam sie den Rand. Wild mit den Armen rudernd, versuchte sie ihr Gleichgewicht wieder zu erlangen.

Die Frau rief etwas in einer anderen Sprache, der die Maaku auch bei der Totenfeier benutzt hatte. Eine Brise wehte durch die Kammer. Ashanti streckte die Hand flach nach oben und darin bildete sich eine gleißende Lichtkugel. Die schoss rasant auf Lin zu. Sie konnte nicht mehr ausweichen und wurde genau getroffen. Schmerz breitete sich in ihr aus und sie bekam für einen Moment keine Luft. Dann strömte die Magie in sie. Wieder wurde ihr kalt. Wut und Hass stieg in ihr auf. Sie gewann ihr Gleichgewicht wieder und für einen Augenblick war es still im Raum. "Ich werde mich von dir nicht aufhalten lassen, GEH AUS DEM WEG!", befahl sie. Ashanti trat zurück. Die Augen des Mädchens waren glutrot!

Eigentlich müsste es tot sein, stattdessen spürte sie die Aura des Mädchens, die nun viel mächtiger war. Lin raste auf die Frau zu und schlug ihr die Säbel aus den Händen. Klierend knallten sie gegen die Wand und flogen in die Tiefe. Lin prallte gegen Ashanti, die ihren Halt dadurch verlor. Nun folgte sie ihren Waffen. Schnell packte das Mädchen nach ihrer Hand. "Versprich mir nicht mehr anzugreifen und ich zieh dich hoch." Lins Augen hatten ihre ursprüngliche Farbe angenommen. Ashanti begriff nicht wie ihr geschah. "Warum hilfst du mir?"

Lin setzte ein trotziges Gesicht auf. "Ich bringe keine Leute um, von denen ich mich nicht bedroht fühlen muss." Ashanti nickte ernst und wurde kurz darauf hochgezogen, spürte wieder festen Boden unter ihren Füssen. Erleichtert ausatmend rannte Lin auf die Tür zu, aus der die Frau gekommen war. "Wo gehst du hin?" "Na ich sagte doch, dass ich meinen Bruder suche." Ashanti lächelte sie an. "Benny ist nicht dort, komm ich zeige dir den Weg." Lin erstarte. "Wer hat dir seinen Namen verraten?" "Er! Und er hat mir noch viel mehr von euch und eurer Welt erzählt." Lin wusste nicht genau, ob sie der Frau trauen konnte, aber im Moment war sie ihre einzige Hilfe.

Er schliff noch einige Meter den Boden entlang, bis er endlich zum Stillstand kam. "Mist…", fluchte er. Sein Knöchel war verstaucht. "Verschwindet ihr niederträchtigen Hexen!", hörte er den Kleinen schreien. "Jetzt reicht es mir aber, ich verbrenne deine gesamte Existenz!", höhnte die Rote. Sie schwang ihren Stab und Feuer sausten auf Benny zu. Kim sprang auf und stieß ihn aus der Schussbahn. Die Flammen legten sich auf seine Haut. Es tat weh, als ob sie sich durch sie hindurch, in sein Inneres, fressen wollten. "Hihihi, wie lange hälst du noch aus, junger Herr?" "Du hättest dich nie, gegen deinen Meister stellen sollen.", lachte Kotake. Plötzlich hörte er die Stimme Ganons in seinem Kopf. Tu es! Angst stieg in ihm auf.

"Ich kann nicht.", keuchte er. Setze deine Macht ein! "Bitte Meister, zwing mich nicht dazu." Doch es war zu spät. Es breitete sich bereits in ihm aus. Seine Augen verfärbten sich glühend rot. Seine Eckzähne wurden länger und spitz. Die Hände zu Klauen. Die Stiefel wurden von den Krallen an seinen Füßen durchbohrt. Unter Qualen schrie er. Sein Brustkorb brannte und er atmete schwer. Sein Hunger nach Blut musste gestillt werden! Die Hexen erstarrten. "Was ist das?", krähte Koume. Seine Augen suchten nach warmem Fleisch - nach einer Beute… Kim flog auf sie zu und riss sie von ihrem Besen. Seine Krallen bohrten sich in die alte, faltige Haut. Er zerriss ihr Fleisch, zerfetzte ihre Eingeweide. In ihrer Agonie schrie sie. Er schnitt ihr die Kehle durch und der Schrei hallte nur noch schwach als Echo wieder. Blut strömte in Bahnen den Boden entlang und die Mauer hinunter.

Er hatte noch nicht genug! Mit dem Blick eines hungrigen Wolfes wandte er sich auch der Anderen zu. "KOMM MIR NICHT ZU NAH, DU BESTIE!" Von Angst gepeinigt warf sie ihm ihren Eiszauber entgegen, ihre gesamte Magie. Sie wollte fliehen, aber nichts konnte sie retten. Ihr Besen splitterte mit einem Hieb in viele Stücke und sie knallte auf den Stein. "Tu mir nichts, NEIN…" Er zerriss ihr den Körper, zerrupfte ihn. Benny hatte alles mit angesehen. Grauen saß ihm, wie ein Kloß, in der Kehle. Nicht einen einzigen Ton brachte er raus. Die Bilder erschienen sogar vor seinem geistigen Auge. Wie gerne wäre er davon gelaufen, um demselben Schicksal zu entrinnen. Aber die Angst lähmte seine Glieder und die Beine wollten ihm nicht gehorchen. Der Fremde kam langsam auf ihn zu. Die roten Augen glänzten und brannten sich in sein Hirn ein. Bennys Knie gaben nach.

Heiße Tränen liefen ihm über die Wangen. "Ich vertraue dir!" Lins Worte erfüllten seine Gedanken. Als er die tiefblauen Augen des Jungen sah, erinnerte er sich an die Stelle im Gerudotal. Lin hatte geweint, genau aus demselben Grund wie ihr Bruder jetzt. Er war ein Monster! Ein wildes Tier! Kim zerkratzte sich schreiend seine Wangen, er schnitt sich die Knie und die Arme auf. Durch den Schmerz hoffte er wieder die Kontrolle über sich zu erlangen. Beinahe hätte er den kleinen Bruder von Lin getötet. Von der, die - die ihm vertraute! Kim sank auf die Knie und sah auf seine Hände, die voll Blut waren; fremden Blut. Sein Atem ging schnell. Benny spürte wie die grauenvolle, lähmende Aura um den Fremden abnahm…und wie sie endgültig erstarb. Er rannte zu dem Kissen und holte die Kanne mit Wasser. Sie war unbeschädigt geblieben. Er ging etwas zögerlich zu Kim und goss die klare Flüssigkeit über dessen Hände. Kim öffnete den Mund und der Junge ließ ihm das Wasser in den Mund laufen. In großen Mengen schluckte er es runter.

Dann beugte er seinen Kopf nach vorne. Das Wasser strömte über seinen Kopf, über seinen Nacken. Vielleicht war es ja sogar kalt… Die Magie verschwand wieder in den Tiefen seines Geistes. Die Klauen wurden zu normalen Händen und Füßen und auch die Zähne stumpften ab. Das Rot in seinen Augen setzte sich in Bewegung und verdünnte sich immer mehr, bis das Gelb wieder zum Vorschein kam. Langsam wurde sein Atem wieder gleichmäßig. "Das war leichtfertig von dir, ich hätte dich jetzt angreifen können.", keuchte Kim. Benny nickte, erwiderte aber eher mit einer Frage nach seiner Schwester. "Ist…sie hier?" "Gehen wir…" Gerade wollte Kim durch den Stein treten, da stieß er gegen Lins Kopf, der durchlugte. Er hatte nicht die Kraft sich aufrecht zu halten und kippte nach hinten. "Lin!" Benny sprang durch den Stein direkt in Lins Arme. "Vorsicht, ich fall noch um.", lachte sie. Er fing an zu weinen. "Ich hab dich ja so vermisst!" Sie drückte ihn ganz fest und auch ihr liefen Freudentränen über die Wangen.

"Entschuldige, dass es so lange gedauert hat…" Sie blickte ihn an. "Was hast du denn da an? Du siehst aus wie ein Mönch." Er spielte ein übertriebenes Staunen vor. "Lin was hast du an? Du siehst aus wie ein Mädchen!" Sie versetzte ihrem Bruder einen Klaps auf den Hinterkopf und er gluckste vor Lachen. "Was soll das heißen, wie sah ich den vorher aus?" Kim trat ebenfalls durch das Gesicht. Trotz seiner Erschöpfung versuchte er sich nichts anmerken zu lassen. "Du dumme Nuss, kannst du nicht aufpassen." "Du bist doch hier der große -Mir-entgeht-nix-Profi-.", erwiderte sie patzig. Dann sah sie ihn genauer an. Die blutenden Wunden, mit denen er übersäht war. "Was ist passiert?", fragte sie schockiert. "Lasst uns lieber endlich gehen, bevor wir noch mehr Gesellschaft kriegen.", entgegnete er. Ashanti sah ihn an und wartete auf eine Anweisung, er schüttelte unauffällig den Kopf. "Ashanti kommst du mit uns? Bitte, bitte." Benny zog an ihrer Hand. "Mir bleibt jetzt nichts anderes mehr übrig, natürlich nur wenn ihr gestattet." "Klar! Du heißt also Ashanti. Ich bin Lin und das ist Kim…" "…dein Verlobter, nicht war?", grinste Benny. Sie schrak auf. "Wie? Woher? Äh…" Ihre Wangen wurden rot. "Wenn wir nicht endlich gehen!", keuchte Kim.

Es war ein mühsamer Marsch durch die Wüste gewesen, schlimmer als der Hinweg. Kim bewegte sich schwerfällig und er atmete immer schneller, das entging Lin nicht. Doch immer, wenn sie versuchte ihn zu stützen, schupste er sie weg und rümpfte die Nase. Aber schließlich entdeckten sie das Tor zur Festung. Als sie endlich angekommen waren, lief ihnen schon Salia, Ruto und Impa entgegen. Die Weise der Schatten sah sie wütend an. "Schon wieder, Lin. Warum verdrückst du dich immer, ohne vorher Bescheid zu sagen?" Lin streckte ihr frech die Zunge heraus. Ashanti rannte an ihnen vorbei, in Naborus Arme. "Schwester, wie lang ist es her." Sie lachten. "Hey und was fällt euch ein mich nicht mitzunehmen!"

Link trat zu ihnen. "Ganz einfach, du sollst dich schonen!", schimpfte Zelda. Piepsend rannte Valoo zu Lin, kletterte an ihr hoch, piepste erschreckt, kletterte wieder runter und rannte weg. Dann bemerkten sie die kleine Gestalt, die sich krampfhaft hinter Lin versteckte. Zelda beugte sich runter. "Na mein Kleiner? Du bist bestimmt Benny!" Er nickte schüchtern. "Du hast sicher viel durchgemacht, aber jetzt bist du bei uns.", lächelte sie. Maaku kam ebenfalls auf sie zu. "Erst einmal müssen die Verletzungen versorgt werden." "Woher hast du den tiefen Schnitt?", fragte Kim Lin verblüfft. Ihre Wunde war ihm bis jetzt entgangen, obwohl sich schon ihr Top rot gefärbt hatte. Sie legte ihm die Hand auf die Brust. "Partnerlook.", grinste sie. Plötzlich stach ihm die Brust und als Lin die Hand zurückzog, war diese voll Blut. Die alte Narbe war aufgerissen! "Kim!", hörte er. "Ist halb so schlimm." Seine Stimme klang leise und heißer. Dann wurde ihm schwarz vor Augen…

23. Kapitel

Scherben Ganon saß auf seinem Lieblingsplatz, der Handfläche, der Shjra-Statue und zeichnete wieder. Er führte den Kohlestift übers Blatt. Mit einem leisen Schleifgeräusch setzten sich feine Linien zu einem Bild zusammen… Eine Gestallt klammerte sich an den Daumen der Skulptur und versuchte Halt zu finden, um sich hochzuziehen. Ohne von der Zeichnung aufzublicken packte er sie und setze sie auf dem Stein ab. Der kleine Junge japste und sagte begeistert. "Sieh doch mal, Meister. Ich bin hier hoch geflogen, von da ganz unten!" Er zog an Ganons Schulter. "Schön für dich.", sagte der unbeeindruckt. Beleidigt setzte der Junge nach. "Dann flieg ich eben zu der anderen Hand rüber." Er stieß sich ab. Ganon hielt ihm am Bein fest, sodass der Junge in der Luft baumelte. "Du solltest lieber endlich deine Macht freisetzten!" Der Junge kratzte sich an seine, Sommersprossen besprenkele, Nase. "Oh, kann ich das nicht später machen?" Er sah Ganon sehr ähnlich. Die strohigen, feuerfarbenen Haare, die gelben Katzenaugen.

Nur etwas stimmte nicht überein - anstatt des durchgebräunten Tones, war seine Haut kreidebleich. Nun legte Ganon doch die Zeichnung weg. "Ich will dir etwas zeigen, mein Sohn." "Was denn?", fragte der Junge neugierig. "Das kann ich erst, wenn wir dort sind." Sie liefen bis zum höchsten Raum im Tempel. Durch ein Loch an der Decke fiel Sonnenlicht. Inmitten stand etwas, dass leuchtete. Eine steinerne Kobra die eine schimmerte Fläche hielt. Als der Kleine hineinsah, sah ihm er selbst entgegen. "Wer ist das, Meister?" "Nicht wer - was! Es ist ein Spiegel." "Ein Spiegel!", wiederholte er. "Ein Spiegel zeigt das, was vor ihm steht." "Dann bin ich das selbst?" Sein Sohn befühlte die glatte Oberfläche.

"Der Spiegel ist toll.", beschloss er. Ganon lachte. "Nicht immer. Und in einem bestimmten Zustand kann er sehr unangenehm sein." Er schmetterte eine Energiekugel, die den Spiegel zerspringen ließ, setzte sich auf den Boden und wartete. Das "Au!" folgte auch gleich. Der Kleine lutschte an seinem blutenden Finger; er hatte sich an einer Scherbe, die er aufheben wollte, geschnitten. Er setzte sich auf den Schoß seines Vaters. "Warum hast du mir nicht gesagt, dass ich das nicht aufheben darf." "Hättest du denn auf mich gehört?" Nach kurzem Überlegen schüttelte der Junge den Knopf. "Tja, dir fehlt der nötige Respekt mir gegenüber." Ganon kitzelte seinen Sohn durch. Die Augen glitzerten dem Kleinen vor lauter Lachen.

"Ich werde dir etwas schenken." Der Kleine blickte, verwundert und ungeduldig zugleich, auf. Ganon legte ihm die Hand auf den Kopf. Magie floss über den Jungen. Seine Haare färbten sich schwarz, die Sommersprossen auf dem Gesicht verschwanden. Er ließ die Spiegelscherben schweben und der Junge betrachtete sich darin. "Ich sehe ja jetzt ganz anders aus." "Nicht wirklich, das ist ein Scheinzauber! So wird dich keiner als mein Sohn erkennen…fast keiner." "Und wozu?" "Damit du dich frei bewegen kannst und deinen eigenen Weg findest. Du kannst ihn aber jederzeit brechen, wenn du es willst." Der Junge befühlte immer wieder seine Harre und sein Gesicht, als ob es sich ganz anders anfühlte als zuvor. "Aber ich mach was du gesagt hast!" Der Junge wurde ganz ernst und legte sich die Hand auf die Brust. Ganon nickte. "Ja, das wirst du, aber erst müssen wir das letzte Glied meines Planes finden."

Kim öffnete die Augen und legte sich die Hand auf die Brust. Sie war einbandagiert! Langsam setzte er sich auf. Lin saß auf einem Hocker, den Kopf auf die Arme gelegt, neben dem Bett, auf dem er lag. Sie schlief! Leise stand er auf und verließ den Raum. "Schön´ Morgen, gut geschlafen?", ließ ihn eine Stimme aufschrecken, gerade als er die Tür schloss. "Was war denn los?" Müdigkeit lag noch in Kims Stimme. Benny guckte ihn an, als wäre er geisteskrank. "Du warst 2 Tage total platt." "Hm?" "Na du hattest hohes Fieber! Lin war Tag und Nacht bei dir. Sie hat fast nichts gegessen und nicht geschlafen. Als wir ihr angeboten haben sie abzulösen, hat sie abgelehnt. Sie meint, sie sei dran Schuld, was dir passiert ist." "Hat sie…?" "Ja, sie hat gefragt, woher deine ganzen Verletzungen kommen." Kim atmete pfeifend aus. Benny schmunzelte. "Keine Sorge, ich hab keinem was verraten.

Hab gesagt ein ganzer Haufen hat sich auf dich gestürzt." Und nachdenklich setzte er nach: "Ich glaub, Lin glaubt mir nicht." "Benny, Benny!", machte eine piepsige Stimme und Valoo sprang ihn an. "Hey!", lachte Benny und flitzte dem davonlaufenden Valoo hinterher. Scheinen sich ja gut zu verstehen - dann drehte sich der Kleine abrupt um und lief wieder zu ihm. Er streckte Kim die Hand entgegen in der sich etwas befand. "Schenk ich dir!" Kim nahm das längliche, braune Ding entgegen und musterte es skeptisch. Ein Löwenkopf war darauf abgebildet, zusammen mit schrillgelben Buchstaben. "Was ist das?", fragte er ohne den Blick davon abzuwenden. "Ein Schokoriegel. Eigentlich gebe ich sie ja nur ungern her. Aber in deinem Fall mach ich eine Ausnahme.", antwortete Benny mit einem Hauch von Stolz über seine Großzügigkeit. "Aha", meinte Kim darauf.

"Und was macht man damit?" "Na, essen!" Und Kim steckte sich den Halben Riegel in den Mund nur um ihn spuckend wieder raus zuziehen. "Bäh, schmeckt ja scheußlich." Er sah, dass Benny nur mit größter Mühe in der Lage war, sich ein prustendes Auflachen zu verkneifen. "Du musst ja auch erst die Packung aufmachen." Und er nahm Kim das Geschenk aus der Hand, riss es auf und überreichte es ihm wieder. "So jetzt probier mal." Mit diesen Worten wandte Benny sich ab und raste dem kleinen Drachen wieder nach. Aus dieser so genanten Packung stach jetzt ein fast schwarzer, unförmiger Brocken hervor mit vielen kleinen hellen Punkten darauf. Vorsichtig und auf alles gefasst leckte er dran und biss ein kleines Stück ab. Schmeckt wirklich gut, gestand sich Kim ein und lutschte die gelbliche, zähe Masse ab, die langsam aus dem inneren des Riegels hervorquoll… Herzhaft gähnend rieb sich Lin den Schlaf aus den Augen. Sie bemerkte, dass das Bett leer war, sprang auf und machte sich auf die Suche nach Kim.

Lin suchte im gesamten Gebäude, ohne Erfolg. Schließlich wagte sie es eine der Frauen, die eifrig an den Webstühlen arbeitete, nach ihm zu fragen. "Er ist in Richtung Tal gegangen, soviel ich weis." Mit einer kleinen Verbeugung dankte sie und ging. Und tatsächlich entdeckte sie ihn. Er saß auf der Brücke und ließ die Beine baumeln. Lin setzte sich wacklig neben ihn. Ihre Wunde war ebenfalls einbandagiert. "Ich hab ihnen gesagt, sie sollen dir schwarze Kleidung geben. Deine Lieblingsfarbe.", lächelte sie. Er sah an sich herab. Sein Körper war in einer schwarzen Leinenhose und einem dünnen Stoffhemd eingekleidet. Eine ganze Weile saßen sie still nebeneinander, ohne dass ein weiteres Wort fiel. Kim nugelte noch immer an dem Riegel. Stirnrunzelnd fragte sie ihn: "Ist das ein Schokoriegel?" "Hmh. Schmeckt gut, willst du auch mal?" Und er hielt ihr die halbgeschmolzene, halb abgelutschte Schokolade hin. "Ne, ne, danke. Ich bin satt.", winkte sie schnell ab. Er stopfte sich schulterzuckend den Rest in den Mund.

Lin lächelte, als sie ihn beobachtete. "Du bist überall am Mund verschmiert." Fast wirkte es erschrocken, wie Kim sie ansah. Er leckte sich mit der Zunge über die Lippen und fuhr mit dem Handrücken über den Mund. "Immer noch?" Sie schüttelte den Kopf und lächelte verträumt. "Weist du, Schokolade macht glücklich." Argwöhnisch horchte er in sich hinein. "Also ich spüre keinen Unterschied." "Naja, ein Riegel reicht nicht. Es muss schon mehrere Tafeln hintereinander sein.", lachte sie. Wieder herrschte peinliche Stille… Dann: "Danke!" "Ist nicht der Rede wert. Immerhin hast du meinen Bruder gerettet…" Sie streichte sich über ihren Arm. "Ich bin ganz schön braun geworden", begutachtete sie freudig ihre Haut.

"Und Benny erst. Man sieht ihm an, dass er sehr viel Zeit in der Wüste verbracht hat." Sie sah Kim eindringlich an. "Was?" "Du bist kein bisschen braun geworden, immer noch kreidebleich." Kim verzog das Gesicht unter Lins schöner Ausdrucksweise. Gelassen schaute er auf seine Arme. "Es ist eine Krankheit, schon von Geburt an.", er sah zu ihr auf. "Ich hatte noch nie eine andere Hautfarbe…" "Ah, verstehe. Also ich glaube du hast eine Pigmentstörung." "Eine Pigmentstörung?" "Das bedeutet, deinen Zellen fehlt die Fähigkeit die ultravioletten Strahlen der Sonne zu absorbieren." Dann schlug sie sich die Hand gegen die Stirn. "Mann, ich lern es nie. Das sagt dir nichts, nicht war?" "Nun, nicht wirklich."

"Gut, das ist so: Die Sonne strahlt nicht nur sichtbares Licht aus, auch unsichtbares. Wir nennen das infrarotes und ultraviolettes Licht. Das können wir folglich nicht sehen und…" "Es ist ganz schön unhöflich andere Leute zu belauschen, weist du das nicht?", flüsterte eine Stimme hinter Benny. Er musste Valoo schnell den Schnabel zu halten. Ashanti guckte ihn belehrend an. Sie versteckten sich hinter einer Steinsäule. "Ich will nur was sehen.", trotzte er ihr entgegen. Der Drache piepste warnend. Die Beiden wollten wieder zurück zur Festung. "Los schnell weg." Als Lin und Kim wieder zur Gerudofestung kamen, herrschte Vollbetrieb. Alle waren eifrig bei der Arbeit oder am Toben. Plötzlich blieb Kim stehen. "Was ist?", fragte Lin verwundert. "Ich muss dir was Wichtiges sagen!" Und sie sah es ihm sofort an, dass er im Inneren mit sich rang. "Was ist denn?", fragte sie noch einmal. "Ich…ach nicht!" Er machte eine heftige und abweisende Handbewegung. Lin schüttelte den Kopf und ging weiter.

24. Kapitel

Kim stand am Abgrund und starrte in die Tiefe. Sie zog wie wild an ihm, aber er rührte sich nicht. "Komm schon wir müssen hier weg!", schrie sie ihn an, aber er reagierte nicht. Du musst es finden! Schon wieder hörte sie die Stimme. Das Triforce! "Aber wie? Ich weiß nicht wo es ist." Das Triforce ist zersplittert! Und die Fragmente fließen mit dem Blut… "Fließen mit dem Blut?" Finde sie… Dann verloren sie beide den Boden unter den Füßen, der Abgrund verschlang sie… "Lin? Bist du wach?" "Jetzt schon!", nörgelte sie. "Ich hab schon wieder Durst.", sagte ihr Bruder. "Wenn du nicht auf der Stelle ruhig bist, spring ich dir an die Gurgel." "Aber ich hab Durst." "Dann trink was." "Hol du bitte!" Lin stand mürrisch auf. "Ja genau, ich hol was. Dann kommen wieder Monster und entführen dich. Und wenn ich noch Glück habe, überhöre ich diesmal deine Hilferufe." Eilends packte er ihre Hand. "Ich komme mit." Sie bemerkten, dass in einem Zimmer noch Licht brannte. "Es ist unhöflich, andere Leute zu belauschen!", meinte Benny mit fester Stimme.

"Wer hat dir denn den Mist erzählt?" Lin blinzelte ihn kurz an und dann durch den dünnen Türspalt. "…und ich muss endlich gehen!" Link schlug mit der Faust auf den Tisch. Zelda schüttelte betrübt den Kopf. "Wie konnte das Bannsiegel nur brechen?" "Ein Bannsiegel nützt nichts, Zelda! Entweder Ganon stirbt, oder es wird nie aufhören." "Naboru hat Recht, und ich…" Link holte Luft um seinen Satz zu beenden, tat es aber nicht. Kim saß mit am Tisch und lauschte der Sitzung. Der Held der Zeit hatte ihn dazu eingeladen. Rauru ergriff das Wort: "Aber die beiden Geschwister werden hier bleiben. Wir haben sie schon genug in unsere Probleme mit hineingezogen." "Ja, wir haben nicht das Recht, sie in Gefahr zu bringen, nur weil wir es sind.", stimmte Darunia zu. "Dann sind wir uns einig, Lin und Benny bleiben hier!" Alle nickten. "Was meinst du, Kim?", wurde er auf einmal gefragt. Er sah auf und ließ seinen Blick durch die Runde schweifen. "Ich glaube, Lin wird das nicht gefallen…" "Da kannst du drauf wetten!"

Die Tür wurde aufgestoßen und eine wutentbrannte Lin mit ihrem kleinen Bruder dahinter, stand im Türrahmen. "Was soll das heißen? Wir dürfen die Beiden nicht noch mehr in unsere Probleme hineinziehen. Wir haben nicht so viel durchgemacht, so viel ertragen, nur um jetzt, im entscheidenden Moment zu kneifen." Lin wütete und wollte sich gar nicht mehr beruhigen. "Ich bestehe darauf mitzukommen, immerhin geht es hier auch um die Zukunft!" "Ich will auch nicht hier bleiben." Bennys Stimme war zwar leise, klang aber doch bestimmt. "Aber wenn ihr sterbt, werdet ihr eure Eltern und Freunde nie wieder sehen…", begann Zelda. "Und wenn wir nichts unternehmen sowieso nicht!", unterbrach sie Lin. "Ich lasse mich nicht umstimmen, verstanden!" "Gut dann willkommen im Kreis der ratlosen Bekämpfer des Bösen…" Der Held der Zeit bekam plötzlich einen wässrigen Blick. Ohne Vorwarnung stand Zelda auf. Ihr Stuhl kippte mit einem lauten Aufschlag nach hinten. "Du bist so ein Idiot, Link!", schrie sie ihn an und rannte aus dem Zimmer. Naboru sah Link mit einem vorwurfsvollen Blick an. "Tja, ich glaube die Sitzung ist hiermit beendet! Gehen wir schlafen."

Sehr früh schon, bereiteten sie sich auf die Abreise vor. Es war ihre letzte Reise! Der entscheidende Kampf war in greifbare Nähe gerückt. Die Verabschiedung dauerte sehr lange. "Warum müssen wir hier bleiben? Wir wollen auch mit!", protestierte Taya. "Genau!", Tael flog wild herum. "Na, weil ihr eure große Aufgabe erfüllen müsst.", sagte Lin. Beide hielten mitten im Flug inne und leuchteten heller. "Ihr müsst auf Valoo aufpassen." "Na toll. Ich darf den Babysitter spielen!" "Ach komm Taya, wir brauchen nicht lange." "Klar ist doch ein Kinderspiel den Großmeister des Bösen zu vernichten!" Kims Ironie fiel ihr in den Rücken. "Mann, du bist wie immer aufbauend - und wie du alle motivierst."

"Ich sag nur wies ist!", verteidigte er sich. "Also los, kommt endlich." Sie schlossen sich der großen Schlange, die in Richtung der Steppe auf war, an. Link gesellte sich ebenfalls zu ihnen. Er hatte bis gerade eben mit Maaku gesprochen. Leise unterhielten sich noch kurz. "Also passt auf sie auf, Held der Zeit!" "Ja, ich habe es auch gemerkt, aber glaubt ihr wirklich, es ist so stark?" "Durchaus. Und ich bin mir sicher, der Großmeister des Bösen weis auch um ihre besondere Fähigkeit…" Link nickte nachdenklich. Dann wandte er sich verblüfft an Zelda. "Du gehst nicht als Shiek verkleidet?" Sie streckte die Brust heraus. "Nein! Ich trete ihm als die entgegen, die ich bin. Die rechtmäßige Thronerbin!" Kim atmete tief ein. "Ich muss dir was sagen, Lin!" Sie drehte sich zu ihm und guckte ihn scherzhaft an. "Na wenn es wieder so wichtig ist wie gestern, dann hat es noch Zeit."

"Nein es ist wirklich wichtig!" Seine Stimme war so laut, dass es totenstill wurde und alle aufhorchten. Erwartungsvoll blickte Lin ihn an. Er streckte den Arm aus, die Handfläche nach unten. Plötzlich fing sein Körper an zu schimmern. Lin wusste es nicht in Worte zu fassen, was mit ihm passierte. Irgendwie als würde sich etwas von ihm lösen, wie eine alte Haut, die die Zweite, Neue zum Vorschein brachte. Durchsichtige Flüssigkeit tropfte von seiner Handfläche herunter, kam aber nie am Boden an. Seine Haare begannen zu wehen, obwohl es fast windstill war, und färbten sich feuerrot. Rund um seine Nase spitzten Sommersprossen heraus. Er hatte den Scheinzauber gebrochen. "Ich…ich bin Ganons Sohn…"

Niemand sagte etwas, aber alle die eine hatten, zogen ihre Waffe und stellten sich in Kampfposition. Die kleinen Kinder verkrochen sich hinter ihren Müttern. Jetzt setzte das Tuscheln rund um ihn ein und erschrockene Zurufe. Einige der Leute zeigten mit dem Finger auf ihn… "Halt!", rief Lin. "Ich erledige das." Sie zog ihr Schwert und ging langsam auf ihn zu. Die Spitze erhoben, in seine Richtung zeigend. Ihr Blick war feindselig. Kim wusste nicht ob er in der Lage war auszuweichen, wenn sie ihm die Klinge in die Brust rammte. Er war einfach nicht mehr in der Lage Lin irgendetwas anzutun. Immer näher kam sie ihm…und fiel ihm um den Hals. "Na endlich hast du es gesagt. Ich mag es gar nicht, wenn man mir etwas verheimlicht und sich dann erst richtig verrät." Ein breites Grinsen spiegelte sich in ihrem Gesicht wieder. "Du hast es gewusst?"

"Naja, so genau auch nicht, aber du bist nicht ganz so unauffällig, wie du gedacht hast." Ganz verdutzt schaute er sie an. "Du hast mich trotzdem mit dir gehen lassen…" Sie unterbrach ihn und ihre Stimme klang etwas verärgert. "Na hör mal, für wie oberflächig hälst du mich? Meinetwegen kannst du noch sonst wer sein. Es ist nicht wichtig wer, sondern wie du bist!" Und mit fester Stimme setzte sie nach: "Ich vertraue dir - schon vergessen?" Sie drehte sich zu den Anderen und wedelte mit ihrem Schwert. "Und wehe einer versucht meinem Verlobten auch nur ein Haar zu krümmen! Derjenige kriegt es mit mir zu tun." Etwas verwirrt sahen die Festungsbewohner sie an. "Steckt eure Waffen weg, oder braucht ihr es schriftlich?" Zelda fragte ihn: "Kim, können wir auf dich zählen? Wirst du für uns kämpfen?" "Nein.", sagte er ernst. "Ich kämpfe für Lin und Benny!"

"Also mir reicht das vollkommen." Link zwinkerte zu ihnen rüber. "Los gehen wir.", stieß Benny aus. "Einen Moment! Ich denke du solltest auch hier bleiben." Lin war gestern zu aufgebracht gewesen, um klar zu denken. Aber jetzt wusste sie wie gefährlich ihr Vorhaben war. Unmöglich konnte sie ihren kleinen Bruder dermaßen in Gefahr bringen. "Aber Lin, ich muss mitgehen!" "Was heißt hier du musst? Du wirst schön hier bleiben!" "Verzeiht meine Einmischung.", mischte sich Ashanti ein. "Ich spreche aus eigener Erfahrung, wenn ich behaupte, dass es klug ist, zu tun was dein Bruder sagt. Er wird schon wissen, warum er mitkommen muss." Lin zog eine Grimasse, nickte aber letztendlich. "Eines noch!", sagte Naboru. "Jetzt kannst du uns ja sagen, wie du wirklich heißt." Nun war es an Kim seine Fissage zu verziehen. "Ganondorf!" Plötzlich wurde Naboru rot und verlor sich in Gedanken. Sie lächelte. "Ganondorf also…"

26. Kapitel

Bald kämen sie am Schloss an. Sie waren schon vorausgegangen, um die Umgebung zu erkunden - eine Art Späher. Obwohl sich alle sicher waren, dass es unnötig war. Wie eine Raubkatze auf der Suche nach Beute schlich er. Ohne auch nur das leiseste Geräusch zu verursachen… "Ganondorf!" Er zuckte zusammen und fuhr herum. "Hey, hör mal Lin. Ich fände es nett, wenn du mich nicht so nennst. Belassen wir es bei Kim!" "Nennt dich niemand so?" "Nicht mal mein eigener Meister." "Puh gut, mir gefällt der Name überhaupt nicht." Sie schlug sich vor den Mund. "Äh, ich hab dich doch jetzt nicht beleidigt?" Ein paar Sekunden guckte er sie schräg an. Dann brach er in Gelächter aus. "Wenn du wüsstest was er bedeutet. Ich bin mir sicher, dann könntest du gar nicht mehr aufhören mich so zu nennen." Lins Augen wurden groß vor Neugierde. "Wieso, was heißt es denn?" "Sag ich dir nicht." "Ach, bitte bitte." Er zerwuschelte ihr Haar, wie er es schon einmal gemacht hatte. "Vielleicht später einmal." Sie sah ihn an und lächelte. "Mir sind deine Sommersprossen nie aufgefallen…" "Das lag an dem Scheinzauber, du hast Vieles an mir gesehen, dass anders war."

"Das Äußerliche vielleicht. Aber innerlich habe ich dich von Anfang an richtig eingeschätzt." Sie wandte sich ab und lief weiter. Kim schüttelte hinter ihr den Kopf und flüsterte unhörbar. "Du solltest nicht so leichtgläubig sein." Als sie bei der entzwei gespaltenen Zugbrücke ankamen… Link spürte die Nähe seines Erzfeindes. Blanker Hass ließ seinen Körper zittern und ihm stieg die Hitze in den Kopf. Als Waffe hatte er sein Biggoronschwert dabei, aber es könnte sehr schwer werden, es mit einer Hand zu führen. Benny tastete nach Ashantis Hand und ergriff sie. "Keine Sorge, Kleiner. Ich pass auf dich auf.", flüsterte sie zutraulich. Langsam und aufmerksam arbeiteten sie sich durch den Marktplatz bis zum Schloss vor. Sie beide, Lin und Kim, bildeten das Schlusslicht… Kims Herz schlug schnell - rassendschnell. Genau wusste er nicht, warum er das jetzt tat, aber er wollte die Chance unbedingt nutzen. Fieberhaft ergriff er Lins Arm und zog sie in eine düstere Seitengasse. Sie spürte nur noch wie eine Hand sie packte und wie sie hart gegen eine Mauer geschupst wurde. Etwas benommen sah sie hoch. Die gelben Katzenaugen sahen sie an. Ihr Rücken tat weh.

"Was soll das, du Blödmann?" Sie versuchte sich aus Kims Griff zu befreien, der sie gegen die Wand presste. "Nur für den Fall, dass wir uns nicht wieder sehen…" Er legte seine Hand an ihr Kinn und hob es hoch. Sein Gesicht kam dem ihren immer näher, sie spürte seinen schnellen Atem auf ihrer Haut. Dann berührten sich ihre Lippen. Sie schlossen beide die Augen. Sanft saugten seine an ihren und ihre Nasenspitzen rieben aneinander. Immer wieder setzte er ab um Luft zu holen und sie wieder zu küssen. Ihre Haare, die herunterhingen striffen ihn und kitzelten auf der Haut… Er ließ sie los und lehnte sich neben sie an die Wand. Nun traute er sich nicht mehr sie anzusehen und so schaute er in die Dunkelheit der Gasse. Ihre Knie zitterten und langsam rutschte sie an den aufgeschichteten Steinen entlang in die Hocke. Sie umschloss ihre Beine. Ihre Wangen waren rot und heiß. Ohne es wirklich zu bemerken, betastete sie das schön verzierte G auf ihrem Bein. "Wir sollten wieder zu den Anderen gehen."

Kims Stimme war wackelig. Er half ihr hoch und sie machten sich auf den Weg. "Wo wart ihr denn so lange?", Darunia klang etwas erbost. "Ihr habt uns unnötig aufgehalten." Lin wurde ganz rot und kratzte sich am Hinterkopf: "Sorry, wir haben nur kurz die Gegend abgecheckt." Link wandte sich an Salia und flüsterte ihr zu: "Was meint sie mit abchecken?" "Ich hab keine Ahnung." Vor ihnen erstreckte sich der Abgrund, ein gigantischer Schlund der alles verschlang. Die Lava floss wie ein Strudel im Kreise, bröckelte kleine Steine von den Seitenwänden ab und zerschmolz sie. Darüber schwebte die gewaltige, düstere Burg Ganons. Die Zacken überall an den Wänden, ragten gen Himmel. Das schwarze Gestein, aus dem das Schloss war könnte jedes noch so strahlende Licht absorbieren - kein Strahlchen Sonnenschein würde hineingelangen. Aber die Sonne schien eh nicht; im Gegenteil. Dicke Wolken hingen schwer und dicht am Himmel. Und der Wind schlug ihnen heftig um die Ohren. Benny schnaufte, als er sich erinnerte, dass Lin einmal fast mit dem heißen Schmelz aus Gestein Bekanntschaft gemacht hätte. Lin fröstelte es. Und plötzlich hörte sie wieder die fremde Stimme in ihrem Kopf.

Obwohl sie nicht träumte… Finde die Fragmente… "Wie kommen wir da…?" Doch bevor Ruto die Frage beenden konnte verschwamm die Luft vor ihnen und bildete eine milchig schimmernde, nicht besonders vertrauenerweckende Brücke. "Sieht aus, als würden wir erwartet werden." "Ich bin mir sicher, dass es nicht nur würde sondern ist." Mit diesen Worten tat Link den ersten Schritt. Wie angewurzelt blieben die Andern auf der Stelle. Rauru schüttelte sich, als ob er die Furcht abschütteln könnte und meinte: "Gehen wir. Immerhin haben wir erst vor geringer Zeit eine Ähnliche geschaffen." "Die sah aber viel einladender aus…", fügte Naboru beiläufig hinzu. Sie schritten einen Gang entlang und in eine große, runde Halle. Rundum befanden sich verschiedenfarbige Türen. Genau vor ihnen erhob sich eine gespenstische Säule.

Der Eingang war ein zähnebesetztes Maul eines gehörnten Tieres. Naja das Tier will ich jedenfalls nicht lebendig sehen…, dachte Lin. Ein komisches Geräusch, ähnlich wie bei einer Alarmanlage erfüllte den Saal. Sie sah hoch. Energieströme, wie die unterirdische, die vom Dekuspross ausgegangen waren, flossen entlang in die Säule. Rot, blau, orange, lila und gelb, stellte sie fest, als sie von einem zum andern Ende der Plattform rannte. Kurz lachten die Erwachsenen auf, wurden aber sofort wieder ernst. "Also wir gehen los und brechen die Siegel." "Wir helfen…" "Nein, ", widersprach Rauru dem Helden der Zeit. "Ihr bleibt hier und wartet! Sobald wir fertig sind, geht ihr voraus - wartet nicht auf uns." Er nickte entschlossen und alle Weisen gingen einzeln in eine der Türen. Alle bis auf Zelda und Salia. Nach einem fragenden Blick Links grinste sie: "Das Waldsiegel wurde bereits gebrochen." "Sehr seltsam…" Nachdenklich schaukelte Link seinen Kopf hin und her. "Was?" "Wir sind bis jetzt noch keiner einzigen Wache begegnet. Alles scheint wie ausgestorben…es ist einfach zu ruhig…" Die Fragmente fließen mit dem Blut! "Die Fragmente fließen mit dem Blut…"

Lin sah erschrocken auf, als sie die perplexen Blicke der Anderen spürte. Offensichtlich hatte sie den Gedanken laut ausgesprochen. Link und Zelda sahen sich kurz an. "Der zweite Teil der Legende.", stellte die Prinzessin fest. "Wer hat sie dir gesagt?" "Niemand. Ich hatte so komische Albträume. Eine Stimme hat mir immer gesagt, ich muss das Triforce finden…" "Welche Stimme?", sprudelte es aus Kim heraus. "Keine Ahnung… Moment mal, du kommst auch immer darin vor." Aber Kim hörte die letzten Worte nicht mehr. "Wie klingt sie?" "Hm? Was meinst du damit…" Aber mehr brachte Lin nicht raus. Vor ihrem geistigen Auge erschien ein Bild. Im Thronsaal! Benny, der sich krampfhaft an sie klammerte und schrie. ""Sie sind daran schuld. Sie haben Link. Und wenn er nicht mehr existiert, werden wir, mit dem selbem Blut, uns auflösen!" Das hatte er zu Ganon gesagt. Die Fragmente fließen mit dem Blut… Plötzlich war die Lösung des Rätsels so klar wie Kristall. "Die Fragmente fließen mit dem Blut…das heißt sie sind ERBLICH!" Verwirrt sahen alle sie an. Imaginäre Fragezeichen flogen knapp über ihren Köpfen. Lin ruderte ungeduldig und aufgeregt mit den Armen.

"Versteht ihr den nicht - die Triforcenteile sind in UNS!" Abwechselnd sah sie zu Kim und Benny um ihnen klar zu machen, dass auch sie mit uns gemeint waren. Benny begutachtete seinen linken Handrücken, während Kim ausdruckslos die Wand fixierte. Hinter seiner Stirn schien harte Arbeit verrichtet zu werden. Jäh lachte eine Stimme auf. Sie schien von überall herzukommen. "Hahaha! Ich muss euch danken. Das Mädchen hat das Rätsel gelöst und die Träger sind praktischerweise auch schon hierher gekommen. Hahaha." Aus dem Boden schossen Ranken aus schwarzem Schleim und griffen nach den Dreien. Sie umschlangen die Körper blitzschnell und zogen sie in die Pfütze, die sich ausbreitete. Die beiden Jungs und das Mädchen wehrten sich und schlugen um sich. "Halt! Kommt dem Zeug nicht zu nah, sonst werdet ihr auch hineingezogen.", warnte Link die Frauen, die soeben losstürmen wollten. "Benny!", rief Ashanti und zitterte. Er streckte die Hand aus. "Nimm meine Hand, Lin!" Lin zog ihren Arm aus der Masse und versuchte die Hand ihres Vorfahren zu fassen zu bekommen. Sie packte sie. Doch der Schleim umschlang ihren Arm und zog sie noch schneller in sich.

"Nein…" Sie wollte etwas sagen, irgendwas. Aber als sie den Mund öffnete bekam sie eine Ladung ekligen Schleim zu schmecken. Link zerrte an der Hand, aber sie entglitt ihm. Die Drei waren verschwunden und die Pfütze wurde immer kleiner, bis sie verschwand. "Mist!", stieß Link aus. "Verdammt, das darf nicht sein." Er zog sich am Pony, dass sich der Schmerz bis in die hintersten Winkel seines Gehirns ausbreitete. "Oh nein, jetzt hat Ganon das ganze Triforce!" Selbst wusste er nicht, warum ihn Zeldas Worte so wütend machten, aber sie taten es. "Es geht nicht um das Triforce! Du hast doch keine Ahnung was er sich wünscht…" "DANN ERKLÄRS MIR ENDLICH! Du lässt uns alle im Unwissenden. Link was ist los? Was geschieht hier?" Der Held der Zeit wurde ganz leise. "Das ist ganz allein eine Sache zwischen mir und Ganon…"

Auf einmal war ein saugendes Geräusch zu vernehmen und die Siegel brachen - der Zugang zum Teufelsturm war frei. "Schnell jetzt!", sagte Salia um vom Thema abzulenken. Doch kaum waren sie in das steinerne Maul gelaufen, kam ihnen eine Horde Ungeheuer entgegen. "Tut mir Leid, aber der Herr dieses Schlosses wird jetzt keine weiteren Gäste empfangen. Hehehe!" Karos Kopf hüpfte hin und her und sein schadenfrohes Gesicht drehte einem den Magen um. "Ich werde schon dafür sorgen, dass euer Herr das tut!" Mit diesen Worten kickte Zelda den Skelettkopf an die Wand. Sie wirbelte herum, boxte einem Eidechsenwesen gezielt in den Bauch, sprang in die Höhe und schlug zwei weiteren ihre Füße gegen die Brust. Die Anderen konnten nicht anders als ihr, die Münder bis zum Boden, dabei zuzusehen. "Woher kannst du das?" "Na hör mal, immerhin habe ich mich 7 Jahre genau in der Nähe des Feindes aufgehalten." "Wow!" Link zog sein Biggoronschwert, setzte zum Sprung an, sprang natürlich und stieß es einem Eisenprinzen in den Magen, der daraufhin in seine Einzelteile zerfiel. Ashanti vertrieb ihre Gegner eher als dass sie sie K.O. schlug. Sie drehte sich ständig im Kreis, ihre Zwillingssäbel wirbelten mit und zwangen die Monster auszuweichen und sich zurückzuziehen. Salia hatte eine ganz andere Kampftechnik. Sie versperrte ihnen durch ihren Blätterzauber die Sicht und ließ sie über ihren eigenen, gebückten Körper stolpern und sich den Kopf anschlagen. "Der Zweck heiligt die Mittel.", grinste sie stolz.

27. Kapitel

Irgendwann sah sie wieder Licht. Exakt wusste sie nicht von was es ausging, aber es schien normales Tageslicht zu sein. Der Schleim gab ihren gesamten Leib endlich frei und ließ von ihr ab. Als Allererstes spuckte sie auf den Boden und versuchte den widerlichen Geschmack loszuwerden. "Alles in Ordnung?" "Benny? Zum Glück…" Sie bemerkte, dass Kim neben ihr stand und strickt nach vorn starrte. Es schien als befänden sie sich in einer großen Halle. Doch genau konnte sie es nicht erkennen. Die Umgebung lag im Nebel, der das Licht ausstrahlen zu schien. Sie konnte nur ein schweres, goldenes Tor hinter sich erkennen, das ihnen jeglichen Fluchtweg versperrte. Jetzt verstand sie Kims Starren. Schwere Schritte hallten an den Wänden wieder. "Ihr müsst versuchen hier irgendwie raus zu kommen!", flüsterte Kim und zog sein Schwert. Er trat vor die Geschwister. Nun stimmte auch ein Lachen in die Schritte mit ein. Ein finsteres, angsteinflößendes Lachen. "Worauf wartet ihr noch?" Lin stand auf, nahm Benny an der Hand und trat zurück. Ihre Augen suchten verzweifelt einen Ausgang. Aber wo sollten sie denn hin? Sie konnten nicht entkommen!

"Tu ihnen nichts!", schrie Kim in den Nebel. Das Lachen erstarb, ebenso wie die Schritte. Und auch der Nebel löste sich allmählich. Der Großmeister des Bösen stand nicht weit von ihnen entfernt. "Du kannst sie nicht schützen, egal wie sehr du dich anstrengst." Kim stellte sich in Kampfposition. Ganon kicherte. "Die Fragmente des Triforce fließen mit dem Blut. Das heißt sie werden an die Kinder der Träger weitergegeben… Nun, die Legende ist aber auch wörtlich zu verstehen…euer Blut muss fließen!" Was dann geschah ging so schnell, dass die Drei im ersten Moment gar nicht begriffen was passierte. Mit einer rasenden Geschwindigkeit kam Ganon auf seinen Sohn zu und stieß ihm die Faust in die Magengrube. Kim flog im hohen Bogen und knallte auf den Boden. Benommen blieb er liegen. Sein Bauch verkrampfte sich so stark, dass er nicht richtig atmen konnte. Panik machte sich in Lin breit. Die Furcht bohrte sich in ihre Knochen. Ganon kam nun auf sie zu. Benny stellte sich vor seine Schwester und pfiff laut auf. Lin verstand nicht, was er damit bezweckte, aber ihr fiel auch nichts ein. Auf einmal umhüllte sie ein silbriges, durchsichtiges Schild. Sie verstand nicht was das war, aber wenn es irgendetwas nützte, dann war ihr das ganz recht. "Glaubst du immer noch deine Magie hält meiner stand?" Amüsiert blickte Ganon auf die Kinder herab. Er hob den Zeigefinger und drehte ihn. Wie einen Schlag setzte die Kälte in Benny ein. Er zitterte und fröstelte.

Der Fluch in seinen Körper war aus seinem Versteck gekrochen und breitete sich rapide aus. Es fiel ihm schwer auch nur auf den eigenen Füßen zu stehen, geschweige denn das Schild aus Magie zu halten. Mit einer großen Ausholbewegung schlug Ganon den Kleinen einfach bei Seite, der zitternd liegen blieb. Lin zog ihr Schwert und ging rückwärts. "K…Komm ja nicht näher." Ganon begutachtete das Schwert - das Masterschwert des Helden der Zeit! Er grinste siegreich. "Damit willst du mich besiegen? Meinst du, du bist dazu in der Lage, kleines Mädchen?" Lins Augen wurden größer, als er einfach die Klinge in die Hand nahm. Fast sofort spürte sie wie der Griff glühendheiß wurde. Instinktiv ließ sie los und das Schwert fiel klirrend zu Boden. Böser Fehler - jetzt war sie ganz unbewaffnet. Sie wollte weg laufen, doch das einzige was sie noch sah, war eine Hand die auf sie zukam. Sie schloss die Augen und zuckte zusammen. Ihr Schrei schallte mehrfach durch den Raum. Die Hand berührte ihren Kopf und streichte ihr übers Haar. Ungläubig öffnete sie sie wieder. Ganon schaute sie nicht mehr herablassend und triumphal an, sondern sehr ernst.

"Du bist nicht dumm, das hast du oft genug bewiesen. Und trotzdem hast du nicht verstanden um was es geht." Er packte ihr an den Hals und riss sie in die Höhe. Lin spürte wie sie den Boden unter den Füßen verlor. Sie trat und zog mit ihren Händen an den Fingern, die sie würgten. Doch je mehr sie sich wehrte, desto stärker wurde ihr die Luft abgeschnitten. Kim versuchte aufzustehen. Tatsächlich gelang es ihm. Mit der einen hielt er krampfhaft sein Schwert, mit der andern seinen schmerzenden Bauch. Als Erstes erkannte er ein bibberndes Bündel, das wie Benny aussah. Dann sah er was mit Lin geschah. Sofort wollte er losstürmen um sie zu befreien…aber er konnte nicht. Er war nicht zu schwach oder erschöpft dazu - er kam nicht von der Stelle - er konnte sich nicht bewegen. Mit aller Kraft spannte er seine Muskeln um vorwärts zu gelangen, aber er zappelte nicht einmal. Dann fiel ihm das Entscheidende auf. Ganon hatte keinen Schatten! Er drehte seinen Kopf mühevoll nach hinten.

Eindeutig; der Schatten seines Vaters hielt seinen fest. Wieder versuchte er sich nach vorn zu beugen, ohne Erfolg. Die Kräfte verließen Lin, ihr ging die Luft aus. Schwach klammerten sich noch ihre Finger an Ganons Hand, aber sie war knapp dran das Bewusstsein zu verlieren. Sie bekam noch mit wie sie sachte auf den Boden gelegt wurde und sich die Hand von ihrem Hals löste. Anscheinend hatten die neuen Träger, das Triforcensymbol auf der linken Seite! Ganon ließ ihren Hals los, zog einen kleinen Dolch hervor und schnitt ihr den linken Handrücken auf. Augenblicklich quoll Blut aus dem Schnitt und floss über ihre Hand. Doch noch war er nicht fertig, er wollte noch etwas anderes an ihr überprüfen. Er hob die freie Hand und begann ihren Bauch zu betasten. Mit äußerster Zufriedenheit bestätigte sich, was er gehofft hatte. Tatsächlich war sie fähig…

Dann stand er auf und lief gemächlich zu dem kleinen Jungen. Er beugte sich runter und legte ihm den Finger auf den Nacken. Benny spürte wie die schreckliche Magie endlich seinen Körper verließ. Die Kälte ließ von ihm ab und er hörte auf zu zittern. Er versuchte seine linke Hand unter seinem Körper zu verstecken, aber Ganon zog sie ohne Mühe heraus und schnitt auch seinen Handrücken auf. Kleine Blutgerinnsel flossen über Bennys Hand und einzelne Tropfen fielen lautlos auf den Boden, dann folgte sein Arm, der losgelassen wurde. Nun wandte Ganon sich Kim zu, der immer noch versuchte sich zu bewegen. "Wehr dich nicht, das nützt nichts." Ganon steckte die Hand aus.

Kim wollte ihm nicht das Schwert geben, aber der Schatten zwang ihm es Ganon zu reichen. Und seine linke Hand. Ganon nahm es und umgriff das linke Handgelenk. Er setzte die Schwertspitze genau in die Mitte der Handinnenseite. Das Metall wurde glühend heiß. Kim versuchte mit jeder Faser seines Körpers, die Hand zurückzuziehen, aber es nützte nichts… Langsam, Zentimeter für Zentimeter, bohrte sich die Spitze in Kims Hand. Er wollte schreien, um den Schmerz, der durch seine Nervenbahnen fuhr, zu lindern. Aber er schaffte es nicht den Mund zu öffnen. Die Klinge schimmerte rot vor Hitze und das Blut, das aus seiner Hand rann, trocknete sofort und bildete eine schwarze Kruste. Seine Hand begann stetig zu verbrennen… Kim sackte auf die Knie. Die Spitze hatte sich bereits durch seine Hand gebohrt und kam auf der anderen Seite wieder zum Vorschein. Ganon zog das Schwert heraus. Schlaff fiel Kims Hand herunter. Jede Bewegung machte den Schmerz unerträglicher. Der fremde Schatten trennte sich von seinem und ging zu seinem rechtmäßigen Besitzer über. Der Boden unter Kims linker Hand färbte sich rot.

Der Held der Zeit hechelte die letzten Stufen hoch. Doch nicht nur er spürte die Vereinigung der Triforcenteile. "Hoffentlich kommen wir nicht zu spät!", keuchte Zelda. "Ja, hoffentlich…" Sie hielten vor einem goldenen Tor an. Bevor sie sich aber nur den Kopf darüber zerbrechen konnten, wie sie es aufbekamen, verblasste es. Alles um sie herum löste sich auf. Bis sie den dunklen Himmel über sich hatten. So wie sich alles damals aufgelöst hatte, als er die erste Runde gegen seinen Erzfeind gewonnen hatte. Ihr wisst schon, das Tennismatch ;) Dann fiel Links Blick nach vorne, dort wo die drei sich befanden. Keiner von ihnen war mehr auf den Beinen. Sein Erzfeind stand fast an der anderen Randseite. Irgendwas stimmte nicht… "Das ist die Ruhe vor dem Sturm!" Unterbrach Ganon seine Gedankengänge. Ashanti rannte zu Benny und nahm ihn auf den Arm. Bennys Worte waren ein Flüstern, aber dennoch hörten sei alle. "Das Triforce wird erscheinen!" Er streckte seine blutüberströmte linke Hand aus.

In diesem Moment schoss ein blaues Licht aus ihr. Überrascht starrte Kim auf seinen schwarzkrustigen Handrücken, der in einem gleißenden Rot erstrahlte. Das Licht schoss heraus. Langsam aber beständig gewann Lin ihr Wahrnehmvermögen zurück. Ihre linke Hand schmerzte. Als sie aufsah, blinzelte sie perplex. Ein grüner Schimmer erglühte in einem tiefem, blutdurchtrieftem Schlitz. Dann schoss das Licht heraus. "Du kommst zu spät, Held der Zeit!", lachte Ganon. Die Lichter verschmolzen miteinander. Das Rote von oben, das Blaue von links und das Grüne von rechts. "Nein!!!", schrie Zelda. "Jetzt ist alles aus…" Ein großes, mit der Spitze nach oben zeigendes, Dreieck formte sich aus ihnen, dass wiederum aus drei kleinen pyramidenförmig gestapelten Dreiecken bestand. Ganon berührte die golden schimmernde, glatte Oberfläche.

Jetzt konnte er sich seinen sehnlichsten Wunsch erfüllen! Die restlichen Weisen stürmten die Treppe herauf, auf die Plattform, die jetzt höchster Punkt der Burg war. "Was ist…?" Naboru brachte ihre Frage nicht zu Ende. "Direkt nach der Verschmelzung der Fragmente, kann jedes Herz, das das Triforce berührt, sich seinen größten Wunsch erfüllen…", zitierte Rauru tonlos. "Dann ist es jetzt wirklich aus…" Nein! So darf das nicht enden! Lin stand auf und schritt auf wackeligen Beinen nach vorne. Das also war das Ding, um das es ging. Drei blöde Golddreiecke, die alle ins Unglück gestürzt hatten. "Was wünscht du dir, Ganon?", schrie sie. Die Zeit schien nicht nur still zu stehen, sie war regelrecht eingefroren… "Was gibt es, was du nicht ohne das Triforce erreichen kannst? Sag es mir! Niemand braucht die Kräfte der Göttinnen!" Sie machte eine Pause um zu Atem zu gelangen. "Hört meine Bitte, ihr Göttinnen! Ich wünsche mir…" Das Triforce bekam einen Sprung, der sich zu einem Riss vergrößerte.

Kim stand mit einem Ruck auf. Seine heißere Stimme murmelte: "Sprich nicht weiter, Lin. Bitte, sprich nicht weiter!" "Ich wünsche mir, dass die Magie des Heiligen Reiches für immer von dieser Welt verschwindet!!!" Das Triforce zerbrach. Die vielen winzigen Splitter landeten klirrend auf dem Boden. Doch damit nicht genug. Gleich darauf sausten sie auf Lin zu und bohrten sich in den Schnitt ihrer linken Hand. Die Wunde heilte - nicht mal eine weiße Narbe blieb zurück. Dann leuchtete ein volles Triforcensymbol auf dem Handrücken. "Was geschieht hier?" Drei Lichter erstrahlten und daraus erschienen drei Mädchen. Sie wirkten aber eher wie blank polierte, regungslose Statuen. "Deine Stimme hatte die Kraft, die dein Wunsch benötigte…", sagte das Rote. "Deine Worte waren von wohldurchdachter Weisheit…", das Blaue. "Und dein Mut beweist, das du es ernst meinst…", die Grüne. Und wie eine einzige Person klang ihr Chor: "So soll es sein!" Sie streckten ihre Arme gen Himmel. Es kam Lin vor als würde eine Ewigkeit vergehen, in der sich nichts regte.

28. Kapitel

Weit, weit weg in Termina: "Vater, Vater!" Ein Junge rannte in die Arme seines Vaters. Ein eisiger Wind wehte. "Was ist da los?", fragte Anju ihren Mann. "Warum singen die Kolosse?" "Ich weis es nicht, aber irgendwas Großes passiert.", sagte Kafei. Hinter ihnen tauchte der Maskenhändler wie aus dem Nichts auf. "Das Triforce hat sich für einen Träger entschieden." "Wie Träger? Es erfüllt doch nur einen Wunsch von jeweils einer Person, dachte ich." "Vielleicht wünscht sich diese Person gar nicht, das Triforce zu nutzen…" "Hm…verstehe ich nicht, aber was mag das für ein Träger sein?", überlegte Anju. "Nun, vielleicht werden wir es erfahren, vielleicht auch nicht…." Die vier Kolosse stiegen aus dem Meer, den Bergen, dem Sumpf und der Steppe. Sie versammelten sich am Uhrturm. Obwohl es nicht Neujahr war, schlug die Glocke. Sie hoben ihre Arme hoch und ein gleißendes Licht schoss aus der Turmspitze, direkt nach Hyrule…

Die junge Frau saß vor dem Tempel. Sie war Tänzerin bei einem Zirkus. "Din? Was hast du?" Ein Jugendlicher setzte sich neben sie. "Rish, spürst du es nicht auch?" "Hm? Was…", weiter kam der Junge nicht. Aus dem Dach des Tempels der vier Jahreszeiten schoss ebenfalls ein gleißendes Licht. "Was geht da vor?" "Die Magie verschwindet aus dem Tempel…nach Hyrule!" "Nach Hyrule? Meinst du Link hat was damit zu tun?" "Ich weis es nicht…Link…"

So geschah es an vielen Orten auf der Erde… Auch in nächster Nähe Hyrules. Die Magie entschwand aus dem Friedhof in Kakariko - dem Schattentempel. Aus dem Vulkan - dem Feuertempel. Aus dem See - dem Wassertempel. Aus dem Forst - dem Waldtempel. Und aus der Wüste - dem Wüstentempel. Ängstlich pfiff Valoo. Aus seinem Maul, stachen immer wieder kleine Flammen empor. "Was ist denn da los?", wunderte sich Taya und beobachtete den grellen Lichtstrahl, der aus der Wüste schnurgerade zum Schloss funkte. "Das Mädchen!", beantwortete Maaku unerwartet schnell ihre Frage. "Was meinst du damit?", fragte Tael vorsichtig. "Lin hat eine besondere Gabe!" "Was meinst du damit?" "Sie ist in der Lage jede erdenkliche Magie in sich aufzunehmen, wenn sie es wünscht." "Hä? Ich versteh nur Reitstall."

Die Lichtstrahlen trafen mit einem prächtigen Farbenspiel aufeinander, unmittelbar über Lin. Mit einem Feuerwerk hätte man es wahrscheinlich am Ehesten vergleichen können. Dann bündelten sie sich zu einem. Lin sah nach oben. Der Strahl prasselte auf sie hernieder. Das Licht blendete sie nicht. Es berührte ihre Haut, streichelte ihr Wangen und strömte in sie ein. Das war so wohltuend, so warm. Sie, in einer weißen Endlosigkeit. Ein Gefühl, als würde man fliegen, weit weg, weiter als jemals Jemand gelangen konnte… Das Mädchen wurde so von dem Licht eingehüllt und durchdrungen, dass nur noch schwach ihre Silhouette zu erkennen waren. Die meisten Anwesenden hielten aber sowieso ihre Hand abschirmend vor die Augen. Der Boden unter ihnen bebte. Das Schloss löste sich auf. Der Abgrund mit dem Lavastrom wurde begraben. Auch der Himmel veränderte sich. Die Wolken verschwanden nicht, aber Licht zwang sich vereinzelt durch sie hindurch, es war deutlich heller.

Lin strahlte immer reiner. Zelda sah wie gebannt hin. "Sie ist wie ein Engel." Die Lichtstrahlen, die aus allen Richtungen kamen, nahmen ab und lösten sich auf. Und plötzlich verschwand auch das Licht um Lin tief in ihrem Inneren. Lin fiel nach hinten um. Ihr Haar flackerte in der, in Zeitlupe vergehenden, Bewegung… Der Aufschlag auf die Erde war nicht zu hören, wie ein Blütenblatt war sie gefallen. Ohne jede Regung blieb sie liegen. Was von dem Schloss geblieben war - nichts, nur eine glatte erdige Ebene… "Der Wunsch wurde erfüllt!", sagte das rote Mädchen. "Alle Macht und alle Magie der Erde…", sagte das blaue Mädchen. "…sind nun in ihr vereint und versiegelt…", sagte das grüne Mädchen.

Kaum waren ihre Worte in der Weite verloren gegangen, kaum ein Atemzug vergangen, erloschen die drei Lichter - die Mädchen waren verschwunden… Benny riss sich von der Umklammerung los und rannte zu ihr. War sie tot oder nicht? Er wusste es nicht. Auch Link und Zelda wollten zu ihr, aber kaum hatten sie zwei Schritte hintereinander getan, sprossen die schwarzen Schleimranken aus dem Boden. "Ich tue, was ich schon vor langem hätte tun sollen!" Ganon klang kalt und voller Zorn. Eine dunkellilane Kugel aus purer Energie formte sich in seiner Hand. Sie wurde größer und stärker. "Fahrt zur Hölle!" Er warf die Kugel genau auf die Geschwister. "Nein!", schrie Zelda. Was sollten sie tun? Nie kamen sie rechtzeitig bei ihnen an. "Ich vertraue dir!", hallten Lins Worte in Kims Kopf. "Ich vertraue dir…" Warum nur? Warum ist sie mir so wichtig? Er rannte los und stellte sich vor die Beiden…

Er wusste, er war der Magie seines Meisters nicht gewachsen. Schon spürte er den Zusammenstoss. Es war als würde jeder Quadratzentimeter seiner Haut von spitzen Nadeln durchstochen werden. Ein Feuer, das ihn bei lebendigem Leib verbrannte. Es soll aufhören, es soll aufhören, schrie er innerlich auf. Und dann hörte es auch auf. Kim schaffte es nicht mehr sich auf den Beinen zu halten und fiel einfach nach vorne um. Noch konnte er alles hören und wahrnehmen, schloss seine Augen, er war am Ende. Und seine Brust stach wieder unangenehm. Vor Bennys Augen verschwamm das Bild, so sehr füllten sie sich mit Tränen. "Warum?", weinte er "WARUM HÖRT DAS NICHT AUF?" Für einen kurzen Moment, nur einen Augenschlag lang, zuckte ein gellender Blitz durch den Himmel und durchschnitt die Wolken.

Ein winziger Lichtstrahl, nicht dicker als ein Laserstrahl aber genauso hell, zwängte sich durch und endete unvermittelt vor Link. Er hob die Hand, sodass der Strahl auf seiner Hand lag. Wie hatte er nur so lange warten können? Schon seit seiner Geburt war ihm sein Schicksal vorherbestimmt und er hatte es gewusst. Und trotzdem hatte er sich verkrochen wie ein elender Feigling und es nicht gewagt seine Aufgabe zu erfüllen. Er hatte sie verdrängt… Es war seine Schuld, dass die Drei und all die Anderen nun so leiden mussten, ja sie hatten für ihn ertragen - für einen Feigling. Der Held der Zeit hob sein Haupt und schritt auf seinen kleinen Nachfahren zu.

Urplötzlich verschwanden die Schleimranken wieder in der Erde. Er hob das Masterschwert auf und erreichte Benny. Er legte ihm die Hand auf den Kopf und sagte: "Es tut mir leid - für das was euch passiert ist… Du warst tapfer, viel mutiger als ich…", dann lächelte er kurz. "Du brachst nicht mehr zu kämpfen…" Link schaute auf und setzte sich wieder in Bewegung, auf Ganon zu. Fest entschlossen umklammerte er sein Schwert - das Masterschwert. Ganon beäugte ihn misstrauisch aus verengten Schlitzen. "Willst du beenden was du angefangen hast?" Link antwortete nicht. "Link wir werden dir helfen!", schrie Zelda ihm zu. Er wandte sich zu den Andern um.

Zelda erschauderte als sie Links Gesicht sah. Noch nie hatte er sie so hart und gnadenlos angesehen. Alle Kindlichkeit und Freude war daraus verschwunden und tiefe Konturen brannten ihm Ernst und zugleich Furcht in die Züge. "Mischt euch nicht ein, hab ich gesagt!" Mit diesen Worten warf er etwas hoch in die Luft. Ein kleiner rautenförmiger Kristall mit einer roten Flüssigkeit im Inneren! Laut zerschellte dieser auf dem Boden…Flammen stoben aus der Erde hervor und bildeten einen brennenden Kreis um ihn und seinem Feind. Zelda konnte es nicht glauben was sie da sah. Link hatte sie aus seinem Kampf um Leben und Tod ausgeschlossen. Nicht um sie zu schützen, das hatte sie ihm angesehen, aber warum denn nur? "Wir müssen ihm helfen!", gellte Salia. "Nein!" Zelda hielt sie zurück und auch die Andern. "Kümmern wir uns um die Kinder." "Aber…aber Prinzessin! Er könnte sterben…" "Ihr habt ihn doch gehört, das ist ganz allein sein Kampf…"

29. Kapitel

Auch Ganon hob sein Schwert. Mit eisernen Fingern umschloss er den pechschwarzen Griff. Die Spitze der Klinge schimmerte leicht vom Blut. "Jetzt stehen wir uns wieder gegenüber, wie vor kurzem erst…" Die Stimme Links klang matt und ohne Leben. "Hast du Angst, Held der Zeit?" Link blickte auf, sah in die gelb leuchtenden Augen. "Ja, das hab ich…" Ganon lachte nicht, sondern antwortete ebenfalls. "Ich auch!" Link stellte die Beine quer und machte sich möglichst schmal. "Ich werde dir nie verzeihen, Ganon!" "Dann versuch mich zu töten!" Mit diesen Worten griff er an, doch Link war bereit. Laute metallene Schläge zerrissen die Luft. Link wehrte einen Schwerthieb ab und stieß seine rechte Faust in Ganons Richtung. Der Großmeister blockte mit der freien Hand ab und trat einen Schritt zurück. "Warum hast du mir eigentlich nicht den linken Arm gebrochen? Du wusstest doch, dass ich Linkshändler bin." "Kannst du es dir nicht denken?" Kurz gingen Links Mundwinkel nach oben.

Nun war er es, der als erstes angriff. Er stürzte sich mit einem Kampfgeschrei auf seinen Gegner…… Helles weißes Licht umgab sie. Es war eine Wonne, sie fühlte sich so geborgen. Das Knistern von Feuer… Ein Schrei! Und lautes Klieren! "Ich will aufwachen!" Ihre Augen öffneten sich wie von selbst. Langsam klärte sich ihre Umgebung. "Lin! Die Göttinnen seien gepriesen - du lebst!", Salia hatte ihren Kopf in den Schoß gebettet und beugte sich jetzt über sie. Die Kokiri war den Tränen nah vor Erleichterung. "Was ist denn passiert?" Benny kniete neben ihr. "Dein Wunsch! Weist du nicht mehr?" "Doch.", antwortete Lin nach einigem Zögern. "Du hast die gesamte freie Magie in dich aufgesogen. Noch dazu das Triforce.", erklärte ihr Rauru. Wieder brach ein Schrei durch die Gegend. Lin fuhr auf. "Was…?" "Sie kämpfen! Das letzte Gefecht…"

Zelda bereiteten diese Worte Qualen. "Und wir können nichts tun außer zuzusehen und warten…"…… Link fasste sich an seinen rechten Oberschenkel. Blut sickerte aus einem Schnitt. Er keuchte. Auch Ganon keuchte und wischte sich übers Gesicht, das von Blut verschmiert war. Sein goldenes Diadem auf der Stirn war dunkelrot und glänzte nicht mehr. Dann lachte der Held der Zeit plötzlich auf. "Was ist Ganon? Warum verwandelst du dich nicht mehr in dieses Ungeheuer?" Sein Lachen wurde hell und schrill.

"Ich weis es! Deine Macht hat dich verlassen! Du hast sie nach unserem ersten Kampf verloren." Nun war es Ganon der lachte. "Und was ist mit dir? Du bist auch schwächer geworden. Nicht nur, dass du keine Lichtpfeile mehr hast, das Masterschwert hat keinen Glanz mehr!", Ganon wurde so ernst, dass er fast geistesabwesend blickte. "Wir kämpfen wie zwei normale Krieger…" …… Kim saß abseits.

Er beobachtete die Schlacht zwischen seinem Meister und Lins Vorfahren, durch den Flammenring hindurch. Er zitterte, so heftig, dass sich seine Glieder verkrampften. Immer wenn er zu viel seiner Magie verbrauchte, wurde ihm eisig. Zwei Arme umarmten ihn von hinten und er wurde an eine warme Brust gedrückt. "Ich wärme dich." Ihre Stimme klang sanft und liebevoll, ganz anders als er es von der Weise der Geister kannte. "Nein, lass mich!", flüsterte er heißer. Seine verbrannte Hand schmerzte. Sie drückte ihn noch fester. Er versuchte sich zu befreien, obwohl es ihm gut tat. Wärme breitete sich wieder in ihm aus. Sein Zittern nahm ab. Jäh, ohne dass er wusste was er tat, klammerte er sich an Naboru. Er konnte nicht anders, das Bedürfnis sich von ihr streicheln - von ihr liebkosten zu lassen, war in ihm aufgelodert und er wusste nicht warum……

Links Klinge knallte auf die Ganons. Er sprang zurück und rollte sich zur Seite, stürzte nach vorn. Ganon hatte keine Zeit mehr sich umzudrehen, spürte nur noch wie eine Schwertspitze seinen Rücken entlangfuhr und die Haut aufschnitt. Er drehte sich um und stieß Link seinen schweren Stiefel in den Magen. Der Held der Zeit taumelte und fiel rücklings um. Beide hielten kurz inne um zu verschnaufen. Der Kampf schien kein Ende zu nehmen und zerrte weiter an ihren Kräften. Link blieb einfach liegen, alle viere von sich gestreckt. "Du hättest mich damals schon vernichten sollen, dann hättest du das wenigstens mir erspart." "Rede nicht so dummes Zeug.", hechelte Ganon. "Aber keine Sorge, ich werde dich jetzt von deinen Qualen erlösen." Mit einem Ruck sprang Link auf. Wut stieg ihm in den Kopf und bemächtigte sich seiner Gedanken. "Na und? Dann sterbe ich eben…"

Seine Stimme wurde mit jeder Silbe lauter, bis er nur noch schrie. "Ich habe Menschen die mich lieben - die um mich trauern werden!" Er hustete und wurde noch lauter. "Aber was, wenn du stirbst? Niemand wird mehr je deinen Namen aussprechen. Keiner wird auch nur eine Träne um dich weinen!" In diesem Augenblick änderte sich Ganons Gesichtsausdruck auf eine Weise, wie es noch nie geschehen war. Seine Züge wurden ganz weich und seine Wangen nahmen eine helle Farbe an. Seine Augen leuchteten warm und glitzerten feucht. Die Schlitzpupillen weiteten sich zu einer beinahe rundlichen Form. "Doch Link…es wird jemanden geben der um mich weint…" Mit einem Schrei stürzte sich der Großmeister des Bösen auf ihn. Blitzschnell hob er das Schwert und…

30. Kapitel

Der Himmel verfinsterte sich wieder, aber weil es anfing zu regnen. Regentropfen fielen platschend auf die Erde nieder… Er traute sich nicht die Augen zu öffnen. Seine Furcht schwoll an, als er daran dachte was ihn erwartete, wenn er sie öffnete. Er wollte einfach nicht… Ein gleißender Schmerz stach ihn oberhalb der Brust, auf der linken Seite, aber er wollte nicht sehen. Sein Blut lief ihm die Brust und den Rücken hinunter, aber er wollte nicht sehen. Er spürte warmen, schweren Atem - aber er wollte nicht sehen. Link fiel auf die Knie…

"Öffne deine Augen…du Idiot!", forderte die Stimme. Er wollte nicht, aber er musste. Schlagartig fuhren seine Lider nach oben. Das schwarze Schwert hatte sich in seine linke Lunge gebahnt. Jeder Atemzug stach… Ganons rotes Blut floss über Links linke Hand und tropfte leise auf den Boden. Das Masterschwert war bis zum Heft in ihn eingedrungen - mitten in sein Herz. Sein Atem war nicht mehr als ein Hauch und aus seinem Mund floss ebenfalls Blut. Ganon legte Link die Hand auf die rechte Schulter. "Jetzt…ist der Kampf…zwischen uns…vorbei…" Und zum ersten Mal sah Link ein freundliches Lächeln an ihm. Ganon hustete und würgte. Er umfasste Links Hand und zog das Masterschwert mit einem Ruck heraus. Links Hand fiel schlaf und kraftlos zu Boden und öffnete sich. Ganon würgte und beugte sich runter. Ganon tastete nach seiner Hand und übergab ihm einen Gegenstand.

Etwas flüsterte er ihm ins Ohr… Der Kreis aus Flammen erlosch… … Ganon erbrach dunkelrotes Blut und kippte zur Seite um…Er rührte sich nicht mehr - er war tot… Link zog das andere Schwert aus seinem Körper, dumpf fiel es zu Boden, und stand auf. Er taumelte ein paar Schritte, sackte abermals in sich zusammen. "LINK!", schrie Zelda und rannte auf ihn zu. Alle hatten sich erhoben. Sie wischte sein Gesicht mit ihrer rosanen Tunika ab und küsste ihn sachte auf die Wange. Auch die anderen Weisen eilten heran und halfen ihm. Kim trottete in eine andere Richtung. Er rutschte vor Ganons Leiche auf die Knie und atmete tief. Der Regen wusch allmählich das Blut ab. Er sah in die bleiernen Augen, deren Blick sich in der Weite verlor. Er horchte in sich hinein, konzentrierte sich auf das Gefühl, das er jetzt empfand. Aber es gelang ihm nicht. In seinem Inneren herrschte eine vollkommene Leere, die jede Empfindung unterdrückte.

Er sah auf, zum Helden der Zeit, dessen treue Gefährten sich nun um ihn versammelten und sich um ihn kümmerten. Wie sie da standen und ihm ihre Erleichterung und auch Erschöpfung preisgaben. Zu seinem Meister kam niemand, aber das verstand er auch. Er senkte den Blick wieder. Dann spürte er einen dumpfen Aufschlag. Lin hatte sich neben ihn hingesetzt, wie ein Sack Kartoffeln war sie geplumpst. Auch Benny setzte sich dazu. Kim traute dem nicht was er da sah. Ausgerechnet sie, von denen er am wenigsten solch einen Beistand erwartet hatte, ausgerechtet die Beiden setzten sich zu Ganon - und nicht zu ihrem eigenen Vorfahren. Und dann tat Lin etwas, das weder Kim noch Link hätten geahnt…sie fing an zu weinen. Tränen liefen ihr übers Gesicht und tropften am Kinn herunter. Sie schniefte und konnte nichts mehr erkennen. Jedes Wort erstarb…sie trauerte - trauerte um einen Feind. Link sah sie an und ihm wurde bewusst, wie Recht Ganon hatte. Jeder Tod schmerzt… Pferdehufe echoten über die Ebene.

"Hoh!", sagte eine Gerudo. Dana und hielt ihr Pferd an. Sie ritt an der Spitze des gesamten Gerudovolkes. Alle Frauen und Mädchen des Stammes hatten auf Befehl ihres Herrn die Wüste Hyrules verlassen und in einem anderen Land geduldig gewartet. Währenddessen hatte sie über den Stamm befehligt. Die Frauen hatten ihre Waffen in der Hand. Dana stieg ab. Es war schwer bei diesem Wetter klar zu sehen, aber als sie Naboru erkannte, meinte sie: "Wir haben die Lichtflüsse am Himmel gesehen und sind so schnell wie nur möglich hierher…" "Steckt eure Waffen weg, es ist vorbei.", unterbrach sie Naboru. "Aber…" "Steckt eure Waffen weg!" Kims Worte waren klar und von einem Ton, wie reines Wasser. "Der Herr ist tot…" Er stand auf. "Was? Was sagst du da?" Dana trat neben ihn und unterdrückte den Schrei. Sie hielt sich die Hand vor dem Mund.

Auch die Anderen steckten ihre Säbel weg und stiegen von den Pferden. Es hörte auf zu regnen… Lin wischte sich übers Gesicht und zog sich mühevoll in die Höhe. Bei jeder ihrer Bewegungen schimmerten die drei übereinander gestapelten Dreiecke in einem stolzen Gold auf ihrer linken Hand. Ihre Augen strömten Kummer und Erschöpfung aus. Sie war am Ende, wie jeder hier. Gestallten kamen von überall und bildeten einen Kreis um sie. Kreaturen so viele, wie Lin noch nie auf einem Fleckchen Erde gesehen hatte. Sie griffen nicht an, sie standen einfach nur da. "Es geht schon, danke.", sagte Link. Doch kaum nahm Darunia seine Hände von ihm, geriet er heftig ins Wanken und drohte erneut umzufallen. Er hob den Kopf und ließ die letzten Wassertropfen auf seine Miene fallen. Sie kühlten seine schweißige Stirn und seine heißen Wangen. Dana legte Kim die Hand auf die Schulter. Er drehte sich zu ihr um und schaute sie ohne irgendeinen Ausdruck an. Sie starrte ihm eine Ewigkeit, so kam es ihm vor, in die Augen. Ihre kastanienbraunen Augen bebten und zitterten. "Jetzt ist dein Vater tot…und du bist…jetzt der König der Gerudos!" Und ohne eine Vorwarnung fiel sie vor ihm auf die Knie. Darauf folgten auch die anderen Gerudos. Und Reihe für Reihe auch alle Kreaturen.

31. Kapitel

Die Sonne hatte wieder ihren Platzt am klaren Himmel gefunden und beschenkte ganz Hyrule mit ihrem wohltuenden Licht. Der Wiederaufbau des Schlosses hatte noch nicht begonnen, aber die nötigsten Vorkehrungen waren getroffen. Sogar weit entfernte Herzogtümer wie Termina, Holodrum und Dylion hatten ihre Hilfe angeboten… Sie standen rings um einen aufgeschütteten Erdhaufen - auf der Insel, mitten im Hylia-See. Link stieß keuchend das Masterschwert hinter den Haufen in die Erde. Das Grab des Großmeisters des Bösen…

Naboru hielt einen eingewickelten Gegenstand in ihren Händen. Immer wieder öffnete sich ihr Mund und schloss sich wieder, als ob sie etwas sagen wollte, aber nicht die richtigen Worte fand. Kim hielt sein linkes Handgelenk fest. Seine verbrannte Hand war mit einer Salbe eingerieben und einbandagiert worden. Auch Bennys Hand war einbandagiert. Nur Lins nicht. Stattdessen schimmerte das heilige Symbol auf ihrem Handrücken. Die Hexe Asa hatte sie gleich nach ihrer Ankunft untersucht. Verblüfft hatte sie den Kopf geschüttelt. "Seid ihr wirklich sicher, über das was ihr gesehen habt? In ihr ist keinerlei Magie, nicht ein Fünkchen." Doch Maaku - die mit ihrem Stamm natürlich auch gleich nach Kakariko gekommen war - hatte sie unterbrochen. "Und ob sie das hat. Sie ist mächtiger als alle Magier zusammen! Sie könnte mit den Göttinnen auf einer Stufe gestellt werden, wenn sie nicht sterblich wäre!" Aber Lin konnte die Magie, die sie aufgenommen hatte nicht aktivieren, geschweige denn nutzen.

"Link…", durchbrach Zelda das beißende Schweigen. "Du hast mir eine Frage nicht gestellt, Prinzessin.", erwiderte er mit einer Stimme, bei der man gedacht hätte, es wäre ihm alles egal. "Wo ist Navi?" Zeldas Worte waren schon erstorben und trotzdem klangen sie in Links Kopf noch nach. Er setzte sich auf den Grasüberwucherten Boden. Navi, seine eigene Fee… "Ich war so dumm! Ich habe genau gewusst, dass das Siegel der Weisen Ganon nicht standhalten wird und trotzdem hatte ich daran geglaubt. Ich habe all meine Hoffnung auf eine Lüge gesetzt." Nach einer Weile sprach er weiter. "Ich war auf dem Weg, 7 Jahre in die Vergangenheit, aber Ganon griff in meinen Zeitzauber ein. Ich wurde zu meinem Ausgangspunkt zurückgezogen und riss ihn aus seiner Verbannung…doch Navi hat es nicht geschafft. Sie ist zwischen den Zeiten stecken geblieben und…sie ist…tot…"

"Wie konnte es nur so weit kommen.", flüsterte Salia und nahm ihre eigene Fee in den Arm. "Was ist das eigentlich für eine Legende, dass eine Heldin aus einer anderen Welt hierher kommen wird, um uns zu helfen?", sagte Link, über seine eigene Frage erstaunt. "Nun das war wohl mein bescheidenes Werk!", lachte eine Stimme. Die Blicke aller drehten sich in Richtung des Ursprungs dieser Unterbrechung. Ein gelbhäutiger dürrer Mann mit einem riesigen Rucksack, von dem eine Unzahl an verschiedenen Masken herunter hing, überquerte lächelnd den Rest der Brücke. Der Maskenhändler! Dicht hinter ihm folgte eine alte Frau. "Du musst nur einem ein Gerücht erzählen und schon breitet es sich aus wie ein gut genährtes Feuer. Und erzählst du es mit einem Hauch an Mystik, wird es zur Legende!"

Wieder lachte er leise. Woher der Maskenhändler selbst seine Legende wusste konnte Link sich schon vorstellen. Maaku setzte sich an den Rand, zog ihre Schlappen aus und ließ ihre Beine ins Wasser baumeln. Ihre Haut war runzlig und voller Falten - wie alt war sie eigentlich? "Held der Zeit…euer Kampf ist beendet - aber der Krieg wird nicht enden!" Link starrte ihren Rücken an. "Was meinst du, sprich weise Alte!" "Deine Aufgabe war dir gegeben, schon vor deiner Geburt. Aber hast du dich nie gefragt warum?" Wieder herrschte darauf absolute Stille. Nur das Plätschern der Quelle und das der Fische war zu hören. "Ich weis nur was er vorhatte - und dass ich es um jeden Preis verhindern musste."

"Dieser Plan wurde vor Tausenden von Jahren geschmiedet. Als die Menschen noch dem Antlitz der Götter glichen…" Alle lauschten ihrer Erzählung mit ganzer Aufmerksamkeit. Sie wusste von etwas, was längst in Vergessenheit geraten war. Sie holte tief Luft, bevor sie weiter sprach. "Die Erde war noch jung und die menschliche Bevölkerung war nicht mehr als eine Blume auf einer großen Wiese. Doch sie nahm nicht zu. Jemand fraß aus reinem Hass die Menschen - es war das Urböse!" Sie streckte dem Händler die Hand entgegen. Ohne zu zögern übergab er ihr eine Maske. Link erkannte diese Maske sofort - Majoras Mask! Sie beäugte den Gegenstand und fuhr mit der Handfläche darüber.

"Ein junger Mann, dessen Klugheit, Mut und Kraft von jeder man geehrt wurde, machte sich eines Tages auf, die Bestie zu vernichten, damit das Blutvergießen ein Ende fand. Ihr seht die Überbleibsel…" Sie hob die Maske, damit sie alle gut sehen konnten. "Das Urböse wurde von ihm bezwungen, sein Name wurde zu einer Sage; Majora…Doch er wusste nicht, dass das Urböse eine Tochter hatte…" Kim zuckte unweigerlich zusammen, obwohl er sich doch nichts hatte anmerken lassen wollen. Als ob Maaku Augen im Hinterkopf besaß, erwiderte sie: "Du kennst die Legende, Junge… Du weist wer sie war, die Tochter des Urbösen…" "Ja. Der Geistertempel wurde ihr zu Ehren erbaut - die Wüstenpriesterin Shjra!"

"Richtig… Sie hatte das nicht dulden wollen, nein, sie wollte Rache! Aber ihr reichte das Leid des Mannes nicht, der ihren Vater getötet hatte. Sie wollte sich an der gesamten Welt rächen. Sie trug eine Macht in sich, deren Ausmaß uns unvorstellbar ist… Und so verführte sie Majora eines Nachts, ohne dass er wusste wer sie war. Sie gebar viele Kinder - und alle samt hatten sie rote Haare. Das Volk der Gerudos entstand. Es bestand aus Mädchen, nur ein einziges Kind unter ihnen war ein Junge. Und dieser hatte ihre Macht geerbt - er trug diese schwarze Macht in sich…er sollte ihre Rache vollenden." "Und, lass mich raten, die schickten einen armen Deppen um den Irren aufzuhalten…"

Link bekam auf seine Bemerkung hin von Zelda einen harten Schlag auf den Hinterkopf und verstummte sogleich. "Als Majora davon erfuhr suchte er verzweifelt nach einer Chance diesen Jungen aufzuhalten. Und dann gebar seine Ehefrau ihm einen Sohn. Diesem Sohn war es vorherbestimmt seinen Halbbruder aufzuhalten. Ihr Kampf dauerte 7 Jahre, doch schließlich besiegte dieser Sohn seinen Bruder. Shjra war außer sich vor Zorn und schwor, dass sich dieser Krieg wiederholen werde, bis ihre Rache vollendet wird…" Die Geschichte hatte ihr Kraft und Stimme geraubt, als ob unsichtbare Hände sie gewürgt hätten. Link und die Weisen waren nachdenklich geworden. "So war das also…", hauchte der Held der Zeit.

"Aber dann…dann wird es nie aufhören…es wird weiter gehen!" "Nun", ergriff der gelbhäutige Mann das Wort. "Auch die Sonne geht jeden Morgen auf." "Hör auf in Rätseln zu sprechen, sag was du damit meinst!" Der Maskenhändler setzte sein breitestes Grinsen auf. "Die Zukunft heilt die Wunden…und manchmal kann sie auf einem abgestorbenen Schlachtfeld, Samen der Hoffnung säen." Und er sah Lin und Kim an. Lin blickte hastig in eine andere Richtung, während Kim nur die Stirn runzelte. Benny hob den Finger empor, wie in der Schule, wenn sich Schüler meldeten um etwas zu sagen. Der Händler nickte ihm zu. "Aber was für eine Rache wollte diese Priesterin? Was für ein Plan ist das, von dem die Rede ist?"

Alle sahen zu Link, der vollkommen stumm blieb. "Das weis wohl niemand…", versuchte der Maskenhändler das Thema zu wechseln. Benny jedoch sah zu dem Jungen auf, der neben seiner Schwester stand. Kim schüttelte so heftig den Kopf, dass er ihm weh tat und verließ die Insel, schritt über die Brücken…ohne ein weiteres Wort… Link war der einzige der ihm nicht nach sah. Er blickte auf die legendäre Klinge - das Masterschwert. "Warum warst du nur so ein Arsch…", flüsterte er und riss ein Stück seines grünen Mantels, in dem er eingepackt war, ab. Er nahm die Mütze vom Kopf. Sein blondes Haar fiel ihm sanft auf die Schulter. Noch ein letztes Mal betrachtete er das kleine eingestickte G und band die Mütze schließlich an den Griff des Schwertes. "Ich werde das Heilige Reich nicht mehr schließen, das ist ja auch nicht mehr sinnvoll." Der Held der Zeit erhob sich und schritt ebenfalls zur Brücke. Im Vorbeigehen sah Lin wie seine Augen glitzerten und eine Träne über seine Wange lief…

32. Kapitel

An diesem Tag sollte die Hochzeit der Prinzessin und des Helden der Zeit stattfinden - und Hyrule sollte einen neuen König bekommen… Alle Herzöge waren in die Stadt gereist und viele Leute aus der ganzen Welt, um diesem Fest beizuwohnen… Benny zupfte lautstark singend an seiner weisen, wunderbar verzierten Robe herum. Er befand sich in der Gerudofestung. Warum er so aufgeregt war? Er wusste es selbst nicht. Jemand berührte ihn an der Schulter. Er drehte sich etwas überrascht um und - schrie! Aus ganzem Herzen! "Also so schrecklich kann ich ja wohl wirklich nicht aussehen, oder?", meinte Kim etwas beleidigt. Benny schnappte nach Luft. "Mann, erschreck mich nicht so!"

Auch Kim hatte ausnahmsweise eine weiße Robe an, wie jeder Mann gleichwertigen Standes, der dieser Hochzeit beiwohnte. Aber Bennys Blick blieb auf seiner Stirn kleben. Als Kim seinem Blick folgte, erwiderte er übergangslos: "Naboru hat mich angewiesen es zu tragen." Er betastete den großen goldenen Stein auf seiner Stirn - den Dracontias. Seufzend setzte er hinzu: "Ich mag ihn nicht. Er ist so schwer, dass ich schon Kopfschmerzen habe…sag, meinst du Lin wird er gefallen?" "Keine Ahnung, frag sie doch selbst!" "Was soll er mich fragen?" Benny hatte das nur so gesagt, ohne wirklich zu ahnen, dass Lin sie hören konnte. Gerade wollten sie sich zu ihr umdrehen und Benny zu einer Antwort ansetzten.

"Ob dir der…" Kim trat ihm auf den Fuß und zischte. "Halt die Klappe du Mistkäfer!" "Nichts.", verbessere sich ihr kleiner Bruder schnell. Aber als sie sie sahen, verschlug es ihnen förmlich die Sprache. Sie trug ein weißes Kleid, das bis zur Talje eng anlag und dann in Falten herabfiel. Es gab ihre Schultern frei und wurde bis zum Handgelenk breiter, dort wurde es festgebunden. Ihre Haare fielen ihr in großen Locken vom Kopf und ihre Wangen hatten eine leichte Röte. Ihre Augen waren von einer schwarzen Kontur betont und ihre Lider hatten einen sanften, sandigen Schimmer. Ihre Lippen glänzten. Sie sah genauso schön aus, wie damals, bei ihrer Verlobung - nein noch viel schöner! Und etwas war anders an ihr, sie hatte sich nicht verändert, aber…

Kim stellte sich genau vor sie. "Bist du nicht gewachsen?", fragte er. Ihre wasserblauen Augen leuchteten auf, als hätte sie nur darauf gewartet, dass er es bemerkte. Tatsächlich, jetzt lag nur noch eine halbe Kopflänge zwischen ihnen. "Und schau!", sie wickelte sich eine Haarsträhne um den Finger. Meine Haare sind wieder so lang wie vorher!" Er hob die Hand und streichte ihr übers Haar. Auf einmal sah sie ihn erstaunt an. "Was hast du da?" Wieder betastete er den Stein. "Ähm…" "Steht dir gut!" "F…Findest du?" Ihre Wangen wurden noch röter.

"Lässt dich stolz und majestätisch wirken…" Benny war zugegeben etwas gekränkt, da keiner mehr von ihm Notiz nahm. Plötzlich hörten sie einen schrillen Pfiff und schon krabbelte ihm Valoo den Arm empor. Er flüsterte seinem Reptilienfreund zu: "Also ich weiß ja nicht wo Kim aufhört und die Robbe anfängt." Er kicherte und auch Valoo stimmte ein, wobei Benny sich nicht sicher war ob der Drache wirklich wusste was er meinte. "Mann, ihr benehmt euch als würdet ihr heiraten.", sagte eine Stimme, die Lin noch weniger ausstehen konnte als Tayas. Iva packte ihren Oberarm und zerrte sie aus Reichweite der beiden Jungen, dicht gefolgt von ihrer Mädchenclique. "Bist du nicht gewachsen?", äffte Iva Kim nach.

"Dem fällt auch nichts Besseres ein, als sich mit dir über deine Größe zu unterhalten. Dabei hat er sicher gemerkt was noch an dir gewachsen ist." Lin umklammerte mit rosanem Kopf ihre Brust. "Wo schaust du denn als Mädchen hin!" Iva grinste breit. "Man muss doch überprüfen, was die Konkurrenz zu bieten hat. Apropos, ab jetzt solltest du wirklich auf Kim aufpassen, sonst stehl ich ihn dir doch noch. Jetzt da der Kokiriwald seinen Zauber verloren hat, werden wir auch wachsen und älter aussehen." "Daraus wird wohl nichts, Iva!", mischte sich ein braunhaariges Mädchen ein.

"Ich hab es gesehen - sie sind verlobt." Die Augen der Anderen, besonders Ivas, wurden kugelrund und riesig. "Und du bist wirklich viel reifer und weiblicher geworden!", setzte das Mädchen langsam nach. Es klang als ob sie eilends versuchte das Thema zu wechseln. Ich habe Maaku deswegen auch schon gefragt, sagte Lin in Gedanken. Sie hat gemeint, wegen der gigantischen Magieaufnahme hat mein Körper einen plötzlichen Wachstumsschub bekommen. Lin betrachtete aufgeregt die prächtigen, grünen Kleider der Kokirimädchen. Die Hochzeit fing bald an… Von wem? Das war ja wohl klar, kristallklar. An Anlässen dieses Ausmaßes und Wichtigkeit kleideten sich Männer und Frauen ganz speziell - je nach ihrer Region.

Die gesamte Welt war in Reiche eingeteilt. Diese wiederum bestanden jeweils aus dem Wald, dem Gebirge, dem Gewässer und der Steppe. Und wo sie lebten, in dessen Farbe kleideten sie sich: Die Waldbewohner - grün, die Bergbewohner - rot, die Wasserbewohner - blau, die Bewohner der Steppe - gelb. Nur Maaku und ihr Stamm trugen grau, denn sie waren ein Volk aus Nomaden und hatten nirgendwo ihren festen Platz. Und auch Zirkusse und Wanderhändler zählten dazu. Auch hatte jede Region Könige und Königinnen, die dort regierten und diese trugen weiß. Schließlich waren auch Lin und ihr Bruder in weiße Gewänder gehüllt - und jedem war klar warum… "So wichtig ist der König von Hyrule?" Ashanti musste unweigerlich grinsen, als sie Bennys staunendes Gesicht sah. "Ja, er hält alles im Gleichgewicht, denn jede Region braucht die Anderen…"

"Aber warum? Es wäre doch sicher einfacher, wenn jede eigenständig regiert würde!" "Dummerchen, das geht nicht. Wir sind von den Andern abhängig und sie von uns." Benny verstand immer noch nicht. "Überleg doch einmal, was könnten wir Wüstenbewohner dringend brauchen…" "Wasser!", sprudelte es aus dem Kleinen heraus. "Genau, ihr braucht Wasser von den Zoras. Die Zoras wiederum Feuer von den Goronen, weil sie sonst kein Licht haben…" "Die Goronen wiederum brauchen die Deku, sonst wüchse auf ihrem kargen Steingebiet nichts. Und die Forstbewohner brauchen uns."

"Was gebt ihr ihnen?" Ashanti schnaufte etwas stolz. "Treibsand! Er bietet ideale Vorrausetzungen für gesundes kontrolliertes Wachstum der Pflanzen." Benny guckte sie kindlich an. "Aha…" Währenddessen ging Link in seiner Wohnung, im Wald, auf und ab. Er war so angespannt wie noch nie in seinem Leben. Lieber stand er zehn Eisenprinzen gleichzeitig gegenüber, das würde er viel leichter überstehen, als den heutigen Tag. "Hör auf hier rumzustottern, du machst uns schon nervös damit.", beschwerte sich Taya. "Wie würdest du dich denn verhalten, wenn du gleich heiraten und gekrönt werden würdest.", wurde Link kleinlaut von Tael verteidigt. "RAUS!", wütete der Held der Zeit ohne jede Vorwarnung.

"Na, wird's bald!" Geschockt (Taya eher empört) flogen die zwei winzigen Feen aus dem Baumhaus. "Was hat der den verschluckt?" Link blieb stehen und betrachtete seine Hand. Obwohl er sie still hielt, zitterte sie. Gleich, gleich war es so weit…wie Zelda wohl aussah? Er wusste, er durfte sie nicht vorher sehen…scheiße mir tut der Kopf weh…und das Hemd zwickt…wie viele Leute wohl gekommen sind? Er trug einen weißen Anzug und drüber einen Umhang. Der Umhang schillerte in einem besonderen Blau. Es wurde ironischerweise Königsblau genannt. Es war ungewohnt für ihn, seine grüne Mütze nicht zu tragen und sein schulterlanges Haar zottelte wild umher. "Link kommst du?" Salia betrat das Zimmer. "Ja, ja…klar…ich komme schon.", antwortete er so schnell, dass sich die Worte überschlugen. Salia lachte. "Link, die Welt geht nicht unter, du heiratest doch nur." "Mach dich nur über mich lustig." Zusammen machten sie sich auf den Weg - zur Long Long-Farm, wo die Feier statt fand…

"Kafei! Mein alter Freund." "Es ist schon sehr lange her, seit wir uns das letzte Mal getroffen haben. Man sieht es mir an.", sagte der Mann mit den blauen Haaren und zupfte daraus ein paar graue hervor. "Ach…", wollte Link ansetzten, da rannte ihn fast eine Horde Kleinkinder um, die Fangen spielten. Ein kleiner Junge fiel ihm besonders auf. Er hatte ebenfalls blaue längere Haare. Link war ganz verblüfft. "Das ist nicht dein Sohn, oder?" "Tja ich bin seit genau 4 Jahren stolzer Vater." "Link!", schrie ihm eine Frau entgegen. Kaum sah er sie auf sich zurennen, war sie ihm schon um den Hals gefallen. Ihr langes braunes Haar flatterte und die winzigen Glöckchen um ihr Handgelenk erklangen bei jeder ihrer Bewegungen.

"Din, wie schön dich wieder zu sehen." "Oh wir sind alle gekommen", sie ließ von ihm ab und verbeugte sich theatralisch. "Um eurer Hoheit, mit unserem Zirkus etwas zu unterhalten." "Ja und ich hab sogar geübt!", lachte ein Junge. Er war beinahe erwachsen, in Kims Alter. "Na dann will ich mal sehen, was du kannst, Rish." "Ich sage dir du wirst…" Plötzlich wurden seine Augen ganz hell und er starrte hinter Link etwas an. Sowohl Link als auch Din folgten seinem Blick. Eine kleine Gruppe von grünen Mädchen, die heftig miteinander diskutierten, lief in Richtung der Pferde. Nur eines nicht. Es trennte sich von den Andern und blickte sich schüchtern um. Sie trug im Gegensatz zu denn Andern ein strahlend weißes Kleid.

Und genau auf sie blieb Rishs Blick haften. "Wer ist das?", fragte er. "Das wird doch wohl nicht…" "Doch!", unterbrach Link Dins Feststellung. "Die Heldin aus der anderen Welt? Dann sind die Gerüchte doch wahr." "Und wie war.", bestätigte Link. "Sie ist bezaubernd!" Mit diesen Worten ging er schnurgerade zu ihr hin. "Weih, ob das gut geht?", überlegte Link laut. "Warum denn?", fragte Din, die nicht wusste. Lin war nicht nur aufgeregt, nein, sie fühlte sich auch noch fehl am Platz. Das war absolut nicht ihre Zeit. Sie musste nur die vielen Leute um sie herum betrachten, um sich hier fremd zu fühlen… Plötzlich hörte sie Schritte hinter sich, die sie in ihren Gedanken unterbrachen. Reflexartig drehte sie sich um, sprang etwas zur Seite und ballte die Fäuste drohend, vor das Gesicht - eines Jungen. Etwas überrascht, aber mit einem Lächeln auf den Lippen schaute er ihr in die Augen. Er hatte große hellbraune Augen und aschblonde Haare. Seine Frisur glich dem Deckel eines Fliegenpilzes. Lin musste grinsen.

Der Junge kratzte sich am Hinterkopf. "Tschuldige falls ich dich erschreckt habe." Lin nahm hastig die Hände runter. "Nein, das war nur ein Reflex. Sorry auch von mir." "Sorry? Ist das irgendein außerirdisches Wort?" Lin merkte, dass das eine Anspielung auf sie sein sollte. "Ja, es kommt aus England.", kommentierte sie. Beide mussten lachen. Der Junge streckte ihr die Hand entgegen. "Rish ist mein Name, ich komme aus Holodrum." Lin reichte ihm freudig ihre. "Ich heiße Lin.", mehr wollte sie nicht sagen. Er lächelte wieder und fragte etwas zögerlich. "Du siehst bezaubernd aus." "Danke." Lin wurde bei dem Kompliment etwas verlegen und machte einen kleinen Knicks. Dann fragte Rish noch verlegener: "W…wollen wir ein Stück zusammen laufen?" "Tut mir leid, aber ich kann nicht. Ich warte hier auf jemanden…" "Genau! Auf mich!"

Hinter Rish hatte sich eine schwarzrote Wolke gebildet und ein wutentbrannter anderer Junge ergriff blitzschnell Lins Hand. Mit zorndurchfluteten, gelb funkelnden Augen sah Kim den aschblonden Jungen abfällig an. "Such dir gefälligst jemand anderen mit dem du ein Stück zusammen laufen kannst und bagger hier nicht meine Freundin an!" Er drehte sich um und lief weg, ohne Lin loszulassen. "Also, war schön dich kennen gelernt zu haben…", sagte sie noch, bevor sie von Kim mit sich gezogen wurde. Perplex sah Rish ihnen nach. "Ich glaub das verzeiht der dir nie!", erwiderte eine hohe Stimme einer kleinen Gestalt, die auf einmal neben ihm erschienen war. Und Irgendetwas biss ihn in den rechten Unterschenkel, worauf er mit einem Aufschrei umfiel. Das Etwas kroch an der kleinen Gestallt empor und platzierte sich auf dessen Kopf.

Jetzt erkannte er auch wer und was das war. Ein kleiner Junge, der Lin sehr ähnlich war mit seinem sonnengelben Haaren und wässrigen Kulleraugen. Auf dessen Kopf saß eine komische, übergroße Echse. "Du musst Lins Bruder sein?" "Benny, sehr erfreut…"…… "Was war denn das gerade?" "Was war was?" "Na das eben!" "Ich hab mich nur unterhalten." "Von wegen." "Bist du etwa eifersüchtig?" Kim starrte sie kurz an, als ob er ertappt worden wäre, rümpfte dann aber die Nase. "Pah, bin ich gar nicht." Lin blinzelte ihn sarkastisch an. Doch ehe sie ihre Diskussion oder was auch immer fortführen konnten, ertönten lautstark Trompeten.

33. Kapitel

Alle Gespräche verstummten fast gleichzeitig. Rauru trat in die Menge, vor Link und machte dann Platz… Zelda schritt mit geschmeidigen Füßen auf ihn zu. Falls Link je in der Lage gewesen wäre, irgendetwas zu erwidern - seine Stimme versagte ihm. Ihr Anblick war unbeschreiblich! Sie trug ein helllilafarbenes Seidenkleid mit weißen Perlenblumen bestickt. Um ihren Hals war ein hauchdünner, glitzernder Schal, ganz in Gelb, gewickelt. Ihr Haar war hochgesteckt und mit winzigen Perlen besetzt worden. Darauf thronte ein Schleier, so fein wie der Schal. Ihr Gesicht war blass gepudert und ihre Lippen von einem intensiven Rot. Auf ihren Lidern lag ein feiner, gelblicher Glanz. Noch nie hatte Link ihre ganze Schönheit und Stolz als Prinzessin gesehen, wie jetzt, in diesem Moment, da das Sonnenlicht auf sie hernieder fiel und sie in ihr Licht tauchte… Wozu Link nicht mehr im Stande war wahrzunehmen: Leises Geflüster und Getuschel ging durch die Menge. Zelda zog alle Blicke und alle Aufmerksamkeit auf sich. Wie sie da stand, hätte sie sogar einer Göttin gleichen können, die auf die Erde herabgestiegen war, um alle Menschen in ihren Bann zu ziehen…

"Tja wir sollten mit der Trauung beginnen, bevor Link Wurzeln schlägt.", scherzte Darunia. "Ja du hast Recht, König des Todesberges!", stimmte ein sehr sehr alter Goron in sein Lachen mit ein. Die Menge bildete einen Kreis um sie. "So kann ich gar nichts sehen!", beschwerte sich Lin. "Gleich schon!", sagte Kim und nahm sie in die Arme. Bevor Lin ihre Überraschung überwunden hatte, schwebten sie beide ein paar Zentimeter über dem Boden. "Du…?", aber sie entschied sich, einmal nicht zu fragen und sich einfach über ihre gute Sicht zu freuen. Link kniete sich vor Zelda hin und küsste ihre Hand. Sie beugte sich zu ihm runter und küsste sanft seine Stirn. Rauru stand neben ihr und hielt ein purpurnes Kissen in der Hand.

Darauf befand sich die Krone, die, die ihr Vater einst getragen hatte. Sie nahm sie in die Hand - und krönte den neuen König von Hyrule. Und nun waren sie Mann und Frau! Leider hatte Zeldas Vater einen wohl größeren Kopf gehabt als er, denn die Krone rutschte ihm tief ins Gesicht und blieb an der Nasenspitze stecken. Die Leute in nächster Nähe brachen in Gelächter aus. Als sich auch der Letzte beruhigt hatte, lockerte sich der Kreis aus Menschen und die einfachen Bewohner verzogen sich weiter nach hinten, denn nun war es Zeit für die Vereinigung der Länder! "Was ist denn die Vereinigung der Länder?" "Sag mal, ist deine Schwester auch so neugierig wie du?" "Hey!", trotzte Benny. Ashanti kicherte. Auch Rish lief ein Lächeln über die Lippen. "Das wirst du gleich sehen, komm gehen wir weiter nach vorn. "Wartet wir kommen auch!", sagte Lin und winkte ihnen von links zu.

Sofort sahen sich Kim und Rish feindselig an. "Kim muss auch da hin.", verkündete Lin. "Weist du wohl was die Verein…" "Ruhe Benny!" Er streckte Lin die Zunge raus. "Ach, sieh an! Wenn haben wir denn da!" Wenn Kims Miene noch finsterer aussehen konnte, dann tat sie es jetzt. Er drehte sich um und fauchte die Frau hinter ihm an. "Was willst du?" Die Frau ließ sich davon aber keines Weges einschüchtern, im Gegenteil. Sie hatte feuerrotes Haar und braungebrannte Haut - eine Gerudo. Was Lin aber irritierte, sie trug auch einen goldenen Stein auf der Stirn. Aber er sah eher aus wie normaler Schmuck, es fehlte ihr an majestätischer Ausstrahlung. "Sei doch nicht gleich so aggressiv." Sie fuhr ihm scharf durch die Haare.

Er stieß ihren Arm weg und brüllte sie an. "Hör auf, Nema!" "Oh, kuck mal wie groß unser kleiner Liebling geworden ist." Sie kniff ihn in die Backe. Plötzlich bekam Nema einen deftigen Schlag auf den Hinterkopf. "Hör auf ihn zu ärgern, er steht immer noch über dir! Und nimm dieses elende Ding vom Kopf!" Ein halbes Dutzend weiterer Gerudo waren zu ihnen herüber gekommen. Sie alle trugen weiße statt gelbe Kleidung. Lin musste die Stirn runzeln um ihrem Unverständnis Ausdruck zu verleihen. "Du bist groß geworden", wandte sich die Frau, die Nema einen Klaps verpasst hatte, an Kim. "Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, warst du noch ein Säugling." "Es sind aber auch schon viele Jahre vergangen, Leleo…"

"Ah, das ist ja süüüüüüüüüüüüüüß!" Ein kleineres Mädchen sprang aus der Gruppe der Frauen heraus und streichelte Valoo herzhaft. Sie kraulte ihm das Kinn, worauf er vor Wohlgefühl leise knurrte. "Das ist ein Drachen, oder?", fragte es vergnügt. Benny ließ sich von ihrer Begeisterung völlig fangen. "Ja, ein Dracontias! Er heißt Valoo." "Kann er denn schon sprechen?" "Ja, er kann Namen sagen. Sag Meinen, Valoo!" "Benny, Benny…", stieß der Drache vergnügt aus und klatschte seine Vorderpfoten aufeinander. "Toll", lachte das Mädchen. Aufmerksam, beobachteten sie die Szene, die sich ihnen bot - obwohl keiner von ihnen wusste was daran so spannend war. "Und wer seid ihr überhaupt?" Lin fuhr, wegen der plötzlich ihr gestellten Frage, zusammen. "Warte, du bist der Sohn des Zirkusdirektoren aus Holodrum", darauf nickte Rish. "Und du und der Bengel?"

Besonders sympathisch wirkte Nema auf sie nicht. Darum erwiderte sie frech: "Und mit wem hab ich die Ehre?" Die Frau rümpfte die Nase. "Ich bin Nema. Die Befehlshaberin der Gerudos in Termina!" "Termina? Gibt es denn noch andere Gerudos?" Die Frage war Lin versehentlich herausgerutscht. Die Frauen sahen sich an und kicherten. "Du scheinst nicht sehr landkundig zu sein, man sieht es dir wirklich an, dass du nicht von dieser Welt bist." "Das Gerücht ist also auch bis zu euch vorgedrungen." "Ja und um deine Frage zu beantworten", Leleo schaute Lin an. "Schau dich um. Es gibt von allen Rassen verschiedene Stämme, die auf der Erde verteilt sind. Goronen gibt es nicht nur in Hyrule sondern auch bei uns und in andern Reichen. Das gleiche gilt für die Zoras, Dekus, Menschen und anderen Wesen. Und zusammen hat die Rasse dadurch mehrere Könige und Königinnen. Das Volk der Gerudo allerdings unterscheidet sich von ihnen. Wir sind ein einziger Stamm, nur etwas zersplittert. Wir haben aber nur einen einzigen König.

Und daran wird sich niemals etwas ändern." Lin sah sich um. Tatsächlich standen Gruppen weißgekleideter Zoras, Goronen, Dekus, Menschen, Elfen und noch mehr um Link und Zelda herum. Link unterhielt sich eifrig mit einem älteren Mann. "Das ist doch der Held der Zeit! Er ist der neue König von Hyrule? Das glaub ich nicht.", stellte eine der Gerudo fest. Leleo wurde ganz ernst. "Du bist an Stelle Ganons gekommen, bedeutet das…?" "Ja." Kims Stimme klang glatt und kalt. Dann schwiegen sie. Sogar die Kleinen hatten aufgehört… "Hey du hast meine Frage nicht beantwortet!", beschwerte sich Nema, doch sie wurde von einem weiteren Anlauf von Trompetengedudel unterbrochen. Auf einmal trat einer der Zoras auf Link zu. Es war Ruto. Sie kniete sich vor ihm nieder und sprach laut: "Mein König, ich und mein Volk, der Stamm der Zoras des Hyrulia-Sees schwören dir ewige Treue. Solang mein Leben blüht, werde ich dir folgen!" Link verbeugte sich leicht und sie stand auf. Als sie wieder ihren Platz eingenommen hatte, trat der nächste Zora hervor und sagte dieselben Worte. So kamen nacheinander alle Stämme dran - alle bis auf einer.

34. Kapitel

"Was wirst du tun?", flüsterte Leleo ihm zu. Kim aber wusste ganz genau was er jetzt zu tun hatte. Noch einmal atmete er tief und schritt auf Link zu. Kurz blieb er vor ihm stehen und sie sahen sich in die Augen…dann fiel er vor ihm auf die Knie. "König von Hyrule!... Ich weis sehr wohl um die Taten meines Vaters. Ich selbst war dabei als du ihn besiegt hast. Und nun, als Ganons Sohn und neuer König der Gerudos, bitte ich dich um Vergebung." Kim beugte sich vor bis seine Stirn den Boden berührte. "Für all das Leid und die Schmach, die euer langer Kampf gekostet hat. Bitte bestraft mich, wenn noch immer Hass in eurem Herzen wohnt, aber verschont mein Volk. Ich möchte meinen Stamm wieder in das Reich Hyrule einfügen und ich schwöre, ich werde euch folgen und dienen, solange ich hier am Leben bin!" Eine Weile herrschte Stille, wie auf einem Friedhof. Nur das Pfeifen des Windes, der über die Grashalme streichte störte sie. Dann merkte Kim wie er an der Schulter hoch gedrückt wurde. Link lächelte ihn an. "Deine Worte ehren mich und ich freue mich über deine Entscheidung. Aber…" Er reichte ihm die Hand. "Ich möchte nicht, dass du mir dienst.

Trete vor mich, nicht als Untergebener, sondern als Freund!" Kim reichte ihm die seine und er half ihm hoch. Valoo pfiff und klatschte in die Hände. Das Gerudomädchen und Benny sahen sich kurz an - dann klatschten sie ebenfalls. Der Applaus breitete sich schneller aus als ein Feuer. Als er sich wieder gelegt hatte, ergriff Zelda das Wort. "Als Beweis unserer Freundschaft bitten wir dich nun um etwas. Sei unser Trauzeuge, zusammen mit Lin!" Zelda winkte sie zu sich. Taumelnd kam Lin zu ihnen. Was musste man denn als Trauzeuge tun? Auf einem Blatt unterschreiben? Abrupt wurde ihr ein Bogen und Kim ein Pfeil in die Hand gedrückt. Hä? Zelda hatte einen gelben Samtbeutel um das linke Handgelenk gebunden, den jetzt öffnete und - einen Dolch daraus entnahm. Sie packte Link an seinen Haaren, schnitt sie ab.

Dann überreichte sie ihm den Dolch und er schnitt ihr eine Haarsträhne ab. Lin hatte nichts in dieser verrückten Zeit verstanden, aber das war ja wohl das Sinnloseste - sie ärgerte sich immer noch über den Zwischenfall im Wassertempel, obwohl ihre Haare wieder gewachsen waren. Nun nahm Zelda auch noch ihren Schal ab und das Paar banden die Haare an den Pfeil, den Kim ihnen hinhielt. "Du bist die beste Schütze, Lin. Also schieß den Peil so weit du kannst!", sagte Zelda. Das Mädchen schaute sie noch immer verständnislos an. "Es heißt, so weit der Peil reicht, so lang hält unsere Liebe." "Und ich soll ihn schießen?" Beide nickten. "Na gut…", sagte sie nach einem kurzen Zögern. Sie griff nach dem Pfeil und spannte den Bogen. So weit wie der Peil reicht…konnte sie so weit schießen? Plötzlich spürte sie Hände auf ihren. Und Kims Stimme flüsterte ihr ins Ohr: "Machen wir es wie damals…" Sie nickte. Wieder spürte sie die Kälte, aber dieses Mal war sie anders. Sie war wie eine angenehme Brise an einem heißen Sommertag - ja, der Pfeil wird… Sie schoss - der Pfeil flog und durchschnitt die Luft. Der Seidenschal flatterte geschmeidig und glitzerte in der Sonne… Der Pfeil landete tief in der Wüste und wurde nie wieder gesehen…

 

35. Kapitel

Du bist mein! Kim lag mitten auf der Brücke, der einzigen Verbindung des Gerudotales zum Rest des Landes Hyrule. Alle viere von sich gestreckt. Sein Kopf war frei und leer - er dachte an nichts, über nichts nach. Einfach den Augenblick genießen den er hatte. Plötzlich hörte er Schritte. Eine Person wollte sich anscheinend an ihn anschleichen, vergeblich. Trotzdem blieb er regungslos liegen. Ungefähr eine handvoll Wasser landete auf seinem Gesicht. "Warum störst du mich, jetzt wo ich mich so entspanne?" Er öffnete die Augen, ohne seine Lider vorher abgewischt zu haben. Eine Frau beugte sich über ihn. Ihre Haut war braungebrannt und ihre roten Haare waren kurz. Sogar kürzer als seine Schwarzen, die ihm mittlerweile schon bis zum Kinn reichten. "Der Herr will dich sehen.", erwiderte sie kurz und bündig. "Warum?", fragte er gereizt.

Dana, so hieß die Frau, stöhnte auf. "Jedes Mal wenn er mich schickt, sagt er mir nicht den Grund. Und jedes Mal wenn ich dich informiere, fragst du danach. Weist du wie viel unnötigen Gesprächsstoff wir uns sparen könnten…" "Ich will nicht zu ihm!" "Was hast du gesagt?" Kim drehte sich auf die andere Seite. "Ich gehe nicht. Ich hasse ihn!" Dana schüttelte den Kopf. "Du solltest keine Wörter gebrauchen, von denen du nicht weist was sie bedeuten." "Lass mich in Ruhe!" Ungeduldig piekste sie ihm in die Seite. "Nun mach schon! Halte mich nicht noch weiter unnötig von der Arbeit ab." Mürrisch blickte er zu ihr auf und erhob sich. "Nun kuck nicht so." Noch finsterer schaute er sie an. Doch sie lächelte nur. "Er ist dein Vater und du hast seinen Befehlen Folge zu leisten." "Das müsste ich auch wenn's nicht so wäre." "Wenn es nicht so wäre, wärst du tot." Jetzt lächelte er auch. "Willst du mich von dem Glück überzeugen, das ich habe?" Dana überhörte die Frage. "Hey deine Mundwinkel sind ja nach oben gegangen - gib es zu, du hast heimlich trainiert."

Sie mussten beide lachen. Er atmete hörbar aus. "Gut, ich geh schon." Langsam schlenderte er zur Festung. Jetzt mittags, wenn die Sonne ihren höchsten Punkt erreicht hatte, waren die Wege und Straßen wie ausgestorben. Das war auch verständlich. Die Sonne brannte aus voller Kraft. Kim hob den Kopf und ließ die Sonnenstrahlen über seine Wangen streichen. Zumindest nahm er es an, dass das passierte. Er konnte die Wärme nicht spüren, genauso wenig die kalten Briesen, die in der Nacht die Wüste heimsuchten. Heiß und kalt; diese Worte bedeuteten für ihn das Gleiche - etwas was er nicht spürte, was er nicht unterscheiden konnte. Die Krankheit, die er seid seiner Geburt hatte erlaubte es ihm nicht, kennzeichnete ihn sogar.

Seine Haut war hell, noch heller als die der Hyrulianer. Er wusste es, er hatte ja einige von ihnen schon getötet. Kim durchschritt die Wüste, ohne auf den Pfad zu achten. Er fand schon instinktiv den Wüstenkoloss, so oft wie er in seinem Leben schon dorthin gegangen war. Auf einmal schreckte er auf. Ein pochendes Geräusch war zu hören, als ob jemand auf etwas einschlagen würde. Er änderte seine Richtung und wendete sich nach links, dem Geräusch entgegen. Ein kleiner Mann mit braunem Lockenkopf und knallbunten Gewändern drosch mit einem Stock immer wieder auf seinen riesigen Teppich ein. Und immer wieder fluchte er: "Ihr Sandkörner ihr, ich werd noch verrückt." "Seid gegrüßt, Händler." Der Zwerg fuhr zusammen. Er drehte sich um. "Ach du bist es, Jungchen. Erschreck mich doch nicht so." "Was macht ihr da?" "Ich klopfe meinen Teppich aus. Er hat den letzten Sandsturm nicht so leicht weggesteckt und bis zum nächsten muss er wieder sauber sein, sonst wird meine Ware unterm Sand begraben." Kim kicherte.

"Ihr seid wirklich der Einzige, der verrückt genug ist sein Geschäft an solch einem Ort zu haben." Der Händler stieß ihm ärgerlich den Stock gegen das Schienbein. "Werd ja nicht frech. Meine Ware ist nur vom Feinsten. Die verkaufe ich doch nicht Jedem." "Niemandem?" "Lach du nur. Irgendwann wird ein Reisender vorbeikommen, einer der meine Kostbarkeiten mehr zu schätzen weis als ihr Gerudos." "Na wenn ihr meint, ich lasse euch eure Hoffnung." Kim nahm ihm den Stock aus der Hand, holte aus und klopfte ebenfalls auf den Teppich. Der Staub purzelte nur so heraus. "Danke Jungchen, was würde ich nur ohne dich machen." Der Händler machte regelrechte Luftsprünge. "Aber sag, wohin gehst du?" Da fiel Kim wieder ein, was er ursprünglich vorhatte. "Ich muss los. Macht es gut." "Bist du auf dem Weg zum Wüstenkoloss?" Kim nickte.

"Na dann - und danke noch mal, Jungchen." "Keine Ursache…" Mit doppeltem Tempo setzte er seinen Weg fort. Sein Haar wehte ihm ständig ins Gesicht. Sein schwarzes Haar! 3 Jahre war es nun schon her, seit der Scheinzauber auf ihm haftete. Nun war er schon 9 Jahre alt. Er wusste noch genau, wie er so das Gerudotal betreten hatte. Keine der Frauen hatte ihn erkannt, nicht einmal Dana, seine stellvertretender Vormunde. Sofort hatten sie ihn angegriffen. Nur Ashanti - Ashanti hatte die Andern zum Einhalt gebracht und ihn lange angesehen. Dann war sie ihm um den Hals gefallen und die Andern hatten verstanden… Schon vom Weiten sah er die imponierende Riesenstatue zu Ehren der Priesterin Shjra. Gerade lief er unter dem steinernen Vortor durch, da kam ihm, mit schnellen Schritten, ein älteres Mädchen entgegen. Sie sah sehr erschöpft aus. Zwei leere Lederbeutel hingen an ihren Hüften. "Schön, dass du mal kommst.", fuhr Ashanti ihn an. Perplex blieb er stehen. "Der Herr ist sehr erzürnt, weil du ihn hast warten lassen."

Kim hatte nichts zu seiner Verteidigung zu sagen. Doch sie schien gar nicht aufhören zu wollen. "Und zieh dir gefälligst Schuhe an!" Er sah auf seine nackten Füße und zog die Zehen an. "Warum?" "Wie ich im Gegensatz zu dir noch Nervenbahnen habe. Mir brennen die Sohlen schon beim hinsehen." Sie gestikulierte wild. "Ich will nicht.", erwiderte er. "Ich will nicht", äffte Ashanti ihn nach. "Du willst nie was! Geh schon rein, du hälst mich nur von der Arbeit ab." Genau das Selbe hatte Dana auch gemeint. Was für eine Arbeit? "Was ist denn los?", wollte Kim endlich wissen. Aus Ashantis griesgrämiger Visage formte sich eine erstaunte und nachsichtige Miene. "Hat Dana es dir nicht gesagt?" "Nun, nein." "Risaku bekommt ihr Kind!" Kims Augen leuchteten auf und seine schmalen Pupillen weiteten sich. Ashanti stöhnte überdeutlich. "Wir sind schon seit Sonnenaufgang hier…ach ich wäre so gern Helferin gewesen, stattdessen muss ich Wasser holen…"

"Aber du darfst doch noch nicht bei einer Geburt dabei sein, du bist noch keine Frau." Sie sah ihn beleidigt an. "Danke, dass du mich daran erinnerst. Du bist dermaßen taktlos…" Sie versetzte ihm einen freundschaftlichen Klaps auf den Hinterkopf und lief zu der kleinen Oase hinter dem großen Felsen, der aus dem weiten Sandboden emporragte. Das Wasser dieser Oase war rein und musste nicht mehr groß aufgekocht werden. Und sie befand sich ganz nah am Tempel - ideale Voraussetzung um hier Kinder zu gebären und Wunden zu versorgen. Er betrat das heilige Gebäude. Kaum hatte er das untere Ende der Treppe erreicht, kam ihm die nächste Gerudo entgegen. Eine, die ihr langes, rotes Haar immer unter einem weißen Seidentuch trug - die alte Hebamme Sará. Sará hatte auch bei seiner Geburt geholfen; sie war es gewesen, die seine Nabelschnur durchgebissen hatte.

Natürlich konnte man auch ein Messer dazu benutzen, aber das war nicht Brauch bei den Gerudos. Mit einem Messer war es aufwendiger und das Risiko einer Infektion höher. "Da bist du. Sag, bist du Ashanti zufällig begegnet?" "Ja, sie holt noch mehr Wasser. Ist das Kind schon da?" Kims Stimme klang spitz vor Aufregung. Ein neues Mitglied im Stamm war immer etwas Besonderes. Plötzlich wurde Sará ganz traurig. "Ja", entgegnete sie schwermütig. "Darum suche ich Ashanti auch. Sie kann sich die Mühe sparen…es ist ein Junge."

Mit einem Schlag war Kims Freude zunichte gemacht. Er blieb steif stehen. Seine Stimme klang monoton als er zur Frage ansetze. "Hat mein Meister schon…?" Sará nickte. "Der Herr hat es soeben getötet…" "Darf ich den Säugling sehen?" Sie blickte ihn verdutzt an, bejahte aber. "Wenn du es wünscht." Sie fixierte noch kurz den Eingang und meinte: "Soll sie ruhig noch Wasser holen, von Nöten ist es sowieso immer." Dann drehte sie sich um und ging ihm voraus. Nur mühsam kam sie wegen ihres hohen Alters voran. Es wurde bald Zeit für sie zu sterben, das wussten alle.

Vor dem Kreissaal blieb er stehen und wartete bis Sará wieder zurückkam. Kim wusste, dass er dort noch nicht hineingehen durfte. Irgendwann, wenn er König seines Volkes war, dann musste er jeder Geburt beiwohnen und die Jungen töten…so wie sein Meister jetzt. Die Tür ging wieder auf und die Hebamme trat mit einem, in weiße Stofftücher eingewickeltem, Bündel hindurch. Geschickt wickelte sie es auf. Selbst wenn er an ihren Worten gezweifelt hätte, jetzt sah er den Beweis selbst. Die Augen des Säuglings waren geschlossen. "Bitte, ich möchte es halten." Zögerlich überreichte sie ihm den leblosen Körper. Er war ganz leicht und die Haut fühlte sich noch warm und zart an. Kim konnte zwar nicht äußerliche Kälte und Wärme unterscheiden, dies galt aber nicht für die Wärme von Lebewesen. Seine Backen waren rosig - es wäre bestimmt ein schöner und gesunder Junge geworden.

Seufzend gab er ihr das Baby zurück und sie begann es abermals einzuhüllen. Ein düsterer Schatten legte sich über Kims Gesicht. Sará legte ihm aufmunternd die Hand auf die Schulter. "Der Herr ist im Gesicht der Priesterin." Kim sah zu ihr auf und glaubte sie schwach lächeln zu sehen. "Geh zu ihm." Er nickte und rannte los. Seine Schritte wurden langsam und schwer, er stand vor dem Tor zur Halle mit den Säulen und dem Plateau und mit einem Ruck öffnete er es. Schon schlug ihm eine unangenehme, mächtige Aura entgegen. Kurz zupfte er flüchtig an seinem schwarzen Hemd herum, dann setze er ein stolzes, ernstes Gesicht auf. Kim flog das kleine Stückchen hoch, auf die Plattform. Ganon stand genau in der Mitte, auf dem gelben Stern.

Anscheinend sah er sich die Runen der gegenüberliegenden Wand an. Kim ging auf ihn zu, bis auf einige Meter und kniete sich hin. "Ich hatte schon kurz vor Sonnenzenit nach dir schicken lassen, warum kommst du erst jetzt?", ertönte die tiefe, gefühlslose Stimme. Sein Meister drehte sich zu ihm um. Er senkte den Kopf. "Dana hat mich nicht gefunden." "Sieh mich an wenn du antwortest und lüg nicht!"

Er schaute seinem Meister in die Augen. Als würde er gerade von einem unsichtbaren Säbel zerstückelt werden, so fühlte er sich. "Verzeih, ich habe mich aufhalten lassen… Warum hast du mich gerufen?" Ganons Blick löste sich von ihm und wurde ganz glasig. "Erinnerst du dich noch, als ich dir den Spiegel gezeigt habe?" "Ja, ich habe seitdem sehr oft in einen hinein gesehen. Er zeigt mich, so wie ich bin." "Nun, ein Spiegel zeigt dir aber nur das Äußere - dein Erscheinungsbild…" Zeit verging bevor Kim sich traute die Stille zu durchbrechen. "Ich verstehe nicht, was du meinst, Meister." "Steh auf." Hastig folgte er dem Befehl. Ganon schloss die Augen und hob den Arm. Plötzlich veränderte der sich. Aus der menschlichen Hand, wurde eine Klaue.

Die Fingernägel wurden messerscharf. "Du wirst jetzt erkennen, was du wirklich bist!", sagte sein Meister und öffnete die Augen wieder. Kim trat ein paar Schritte zurück. Sie waren von einem so intensiven Rot, das Kim bleich geworden wäre, wenn seine Haut nicht natürlich so war. Ganon fing an zu lachen. "Warum willst du fliehen?" Und im nächsten Moment rannte er auf ihn zu. Kim sprang panisch zur Seite und knickte um. Ganons Klaue schlug, dort wo er noch gerade gestanden hatte, ein großes Loch in den Boden. Kim stand auf und wollte vom Plateau runter zur Tür springen, aber kaum hatte er die Kante erreicht, stieß er gegen eine unsichtbare Barriere - ein Bannkreis! Nichts konnte die Plattform verlassen - er auch nicht.

Doch um sich vom Grauen packen zu lassen blieb ihm nicht die Zeit. Schon stand Ganon hinter ihm und schlug ihm hart den Ellenbogen in den Rücken. Keuchend schleifte er sich von seinem Meister weg. Kim quälte sich auf die Beine. "Was soll das? Stell dich mir!" "Ich kann nicht…" "Hast du so große Angst?" Ganons Gesicht veränderte sich. Ein Ausdruck wie ihn Kim noch nie gesehen hatte. Eine höhnische Freude, als ob er Kim leiden sehen wollte. Ganon holte mit der Klaue aus und… Kim prallte zurück. Er hatte nicht einmal schreien können. Das schwarze Hemd war zerrissen. Eine tiefe Wunde verlief quer über seine Brust. Blut quoll heraus und färbte seine Kleindung ein. Er stützte sich auf die Hände.

Das Blut tropfte auf den Boden und bildete schnell eine Lache. Sein Atem ging schnell, zu schnell als dass er sprechen, geschweige denn denken konnte. Sein Kopf pochte als würde er gleich zerspringen. Sein Meister lachte leise. "Jetzt wirst du es spüren…" Und als ob diese Worte das Startsignal gewesen waren, setzte sich ein Gefühl ein. Eine Wut, die aufbrodelte und sich in seinem Körper ausbreitete, die ihn ausfüllte. Kim begann heftig zu zittern. Ein gleißender Schmerz durchfuhr ihn. Kim fasste sich an den Kopf und schrie. "Aufhören! Ich will das nicht!" Seine Augen füllten sich mit Flüssigkeit. Sein Gebiss tat weh. Zwei spitzte Eckzähne schlitzten ihm die Zunge und Wangeninnenwände auf. Und seine Finger- und Fußnägel wurden schneidend. Kim stürzte vor und griff an. Doch Ganon wich seinen Attacken geschickt aus. Er merkte wie seine Krallen die Luft zerschnitten.

"Na, was ist los? Kannst du nicht besser zielen?", verhöhnte ihn sein Meister. Die Kraft in ihm überflutete seine Gedanken, seine Wahrnehmung. Er holte zu einem noch stärkeren Schlag aus. Sein Arm sauste nach vorn auf Ganon zu. Plötzlich packte sein Meister ihm an das Handgelenk. Der Schlag war abgeblockt… Kim zitterte am ganzen Leib. Er hatte Gänzehaut, als ob sich ein unangenehmer Schleier auf die Haut legte. War das Kälte? Seine Knie gaben nach. Noch immer floss Blut aus seiner Brust. Der Schmerz benebelte seinen Kopf. Ihm wurde schlecht und vor seinen Augen verschwamm das Bild. Das einzige was er noch hörte war wie die Tür aufging und sein Meister irgendetwas sagte. …………………

Er musste nur sehr kurz das Bewusstsein verloren haben. Er spürte, dass die Kraft in ihm endlich verschwunden war. Seine Zähne fühlten sich auch wieder normal an. Als er die Augen öffnete, war Dana über ihn gebeugt und wusch den Riss auf seiner nackten Brust aus. Sie schüttete Wasser aus einem Krug und fuhr mit der Hand drüber. Als er sich bewegen wollte, bemerkte er dass seine Arme und Beine von vier Frauen fest auf den Boden gedrückt wurden. Kim konnte sich nicht bewegen. Er sah zu Ashanti, die seinen linken Arm festhielt.

Sie drehte ihr Gesicht weg, als ob sie nicht ertragen konnte, was jetzt passieren würde. Dana stand auf. "Die Wunde ist gereinigt.", erwiderte sie knapp. Ganon stand mit dem Rücken zu ihnen, er hatte aus seiner Magie ein kleines Feuer geformt, da es um seine Hand knisterte und leuchtete. Kim wusste nicht was mit ihm geschehen werde, wurde aber zusehends nervöser. "Was macht ihr mit mir?", fragte er. "Schhht, beruhige dich!", forderte ihn eine der Gerudo auf. Ganon drehte seinen Kopf und blickte sie aus dem Augenwinkel an. "Haltet ihn gut fest!" Er drehte sich ganz zu ihnen um. Jetzt sah Kim was er in der Hand hielt. Nadel und Faden! Er hatte die ganze Zeit über die Nadel erhitzt, um sie zu desinfizieren.

"Nein, lasst mich!" Kim schüttelte sich wild. Aber die Frauen hielten ihn eisern am Boden. Sein Meister beugte sich zu ihm runter und zog geschickt einen Faden durch das Loch der Nadel. "Nein! Mach das nicht!", schrie Kim. Tränen flossen ihm über die Wangen. Panisch schauderte er und versuchte immer noch sich zu befreien. "Sei still, du Dummkopf!", befahl ihm sein Meister. "Ich muss die Wunde zunähen, sonst wird sie nicht richtig verheilen können." Nun hatte Kim schon zu viel Blut verloren, als dass er sich noch weiter wehren konnte. Leicht bibbernd sackte er zusammen. Kim presste die Zähne aufeinander und kniff die Augen zusammen. "Schau hin wie ich das mache!", ordnete Ganon an. Widerstrebend nickte er und blinzelte. Leise Schlurzer hallten von den Wänden. Die Nadel stach in seine Haut. .....................................................................................................................

Kim saß wie ein Häufchen Elend gegen das Bein seines Meisters gelehnt. Der Riss war vollständig zugenäht und blutete nicht mehr. Aber der Schmerz war noch immer da, war noch stärker geworden. Ganon massierte seine Schultern und er starrte auf seine eigenen Füße. Als Ganon einen bestimmten Punkt auf seinem Rücken berührte, zuckte Kim zusammen. "Du hast dir einen Nerv eingeklemmt.", meinte sein Meister gleichgültig und beschäftigte sich mit der Stelle. "Jetzt ist deine Macht erwacht, du musst sie nur noch unter Kontrolle bringen." Eine Weile schwiegen beide. "Ich werde die Macht nicht mehr einsetzten, nie mehr!", widersprach Kim dann.

Ganons Hand zischte an seinen Kopf und zog stark an einer seiner schwarzen Haarsträhnen. Mit der andern zog sein Meister einen Dolch aus dem Schuh und schnitt sie ab. Wieder griff er nach der Nächsten und trennte sie ab. Nacheinander fiel Kims Haar auf den Boden. Kim wusste ganz genau, dass Ganon absichtlich so arg an seinen Haaren zog, wagte aber nicht sich zu beklagen. Lange herrschte Stille. Bis Ganon sie durchbrach. "Du darfst gehen wohin du willst. Du darfst sagen was du willst… Aber in dieser Sache hast du mir zu gehorchen!" Sanft streichte er über Kims frisch gestutztem Haar. "Vergiss nicht, du bist der Ton und ich der Töpfer." Dann gab er ihm einen Kuss auf den Kopf und flüsterte: "Du bist mein…"

36. Kapitel

"So war das also…" Kim schaute ihr in die Augen, aber irgendwie kam es ihr vor als sähe er durch sie hindurch - so glasig war sein Blick geworden. Die Sonne war fast untergegangen und sie saßen am See und ließen die Beine im Wasser baumeln. Ihre Kehle war vollgefüllt mit Fragen und sie überlegte, welche sie zu erst stellen sollte. "Warum tötet ihr alle Jungen die geboren werden?" "Es sind nicht alle. Es dürfen eben nur die überleben, die die Macht vererbt bekommen haben." "Und was ist diese Macht?" "Maaku hat die Geschichte der Wüstenpriesterin erzählt…Sie ist das Vermächtnis der Shjra, ihre magische Kraft." "Also war Ganon derselbe wie der Sohn der Shjra und Link der Halbbruder?" Kim schwieg.

Auf einmal traute sich Lin nichts mehr zu fragen. "Er hat mich so gesehen…dein Bruder…" "Ich hab ihm von Anfang an nicht seine Story geglaubt…", dann fiel ihr etwas auf. "Sag mal, wie kannst du dich verbrennen, wenn du doch nicht Wärme und Kälte spürst?" Flüchtig grinste er, dann war sein Gesicht wieder ernst. "Nur weil mir nie, vom Wetter her, heiß oder kalt ist, heißt das noch lange nicht, dass ich immun dagegen bin." "Ach so…" Sie zitterte, als das Gesagte vor ihrem geistigen Auge Gestallt annahm. "Was hat eigentlich mehr wehgetan - als dir die Wunde zugefügt wurde oder als sie zugenäht wurde?" Bei uns näht man auch Wunden zu, dachte sie. Aber ohne Narkose oder örtliche Betäubung doch nicht…allerdings was gab es früher denn schon für Alternativen… Kim überlegte kurz. "Das Erste." "Und warum hast du erst dann…geschrieen und geweint?"

"Es war nicht der Schmerz der mir Angst gemacht hat." Kims Antwort kam schnell und klang ein wenig, als sei er empört. "Warum dann?" Lange starrte er auf das Grab, das noch unverändert war. Die Klinge schimmerte silbrig und die Mütze wehte im Wind. "Ich hatte Angst davor, mich von ihm heilen zu lassen." Er sah Lin an, dass sie das nicht begreifen konnte. "Nur wenn die Andern dich fürchten, kannst du sicher sein, dass sie zu dir stehen…" "Das ist doch Quatsch!" "Ja?" "Aber sicher. Wie soll man zu jemandem halten, wenn man Angst vor ihm hat", sagte sie. "Vertrauen hat mit Freundschaft und Treue zu tun. Immerhin ich vertraue dir, ohne Angst vor dir zu haben." "Du kannst also zu niemandem stehen, den du fürchtest?" Sie blickte auf ihre Füße und nickte. "Dann solltest du nicht zu mir stehen." "Warum?" Sie sah auf und erschrak - wieder hatte er die kalten Augen, die jedes Gefühl von ihm überdeckte. "Darum. Ich bin ganz sicher nicht so wie du denkst und ich sage dir - du…" "Kim!" Er brach ab und sah sie an.

"Halt die Klappe, du redest nur Müll!" Wieder verging eine Weile, in der sie nur still nebeneinander saßen. "Eigentlich darf der König der Gerudos keine Kinder haben. Ganon hat die Regeln gebrochen und mich trotzdem nicht umgebrachte, er hat mich aufgezogen…" "Vielleicht wollte er einen Sohn haben…" Darauf erwiderte er nichts. Lin fiel noch eine Frage ein, eine wohl etwas ihr Peinliche… "Sag mal, wie…habt ihr denn …naja…Nachwuchs? Na…wenn ihr keine Männer im Volk habt?" Und jetzt hielt Kims Grinsen - noch schlimmer - es wirkte richtig hinterhältig und eklig. "Wir Gerudos haben einen Ruf als Diebe und Plünderer…", sagte er hämisch. Sie sah ihn erschrocken an und etwas lief ihr kalt den Rücken runter. Plötzlich merkte sie wie sie nach hinten knallte. Kim beugte sich über sie und drückte ihre Arme zu Boden.

"Kannst du es dir nicht denken?", kicherte er. Lin rief knallrot an und stieß ihm ihr Knie zwischen die Beine. Vom Schmerz durchzuckt kippte er auf die Seite und kringelte sich zusammen. Trotzdem hielt sein Lachen an. Lin war aufgesprungen und drehte ihm den Rücken zu. "Jetzt kann ich es mir denken!", antwortete sie. Jäh stand auch er auf und wurde wieder ernst. "Wirst du in deine Zeit zurückkehren?" Lin wandte sich zu ihm um. "Ich muss. Meine Eltern und Großvater machen sich bestimmt schon Sorgen…außerdem…gehöre ich hier nicht her." "Ich verstehe." "Wirklich so gern ich bei dir bleiben würde, ich …" Kim wandte sich abrupt zum Gehen um. "Warte, wo willst du hin?" Doch er schaute nicht zurück. Ja, dachte er. So ist es am Besten. Geh und komm nie mehr hierher…

Der Tag der Abreise folgte… "Ich will aber nicht weg von euch!" Benny klammerte sich an Ashanti und Valoo gab ein quengelndes Quicken von sich. "Aber Benny, willst du denn nicht nach Hause? Zu deiner Familie und deinen Freunden?" Benny nickte nach einigem Zögern. "Dann tu mir noch einen Gefallen, du musst Valoo das Fliegen beibringen, ja?" "Natürlich, ich verspreche es dir." "Machs gut, Valoo!", meinte der Junge. Auch Lin nahm den Drachen in die Arme und drückte ihn. "Tschüs mein Kleines!" "Benny! Benny, Lin!" Zum ersten Mal hatte Valoo ihren Namen richtig ausgesprochen, doch heiterte es sie nur wenig auf. Sie lächelte ihn etwas gequält an. "Vergiss meinen Namen nicht! Und lass das K immer weg, ja?" "Lebt wohl, ihr beiden…" Auch Zelda war den Tränen nahe. "Hey es war super mit euch! Wir werden euch ganz arg vermissen, Gefährten!", sagte Tael stolz.

"Und denk gefälligst bevor du handelst!", meckerte Taya, aber jeder merkte ihr an, dass sie nur ihre Trauer überspielen wollte. Alle Weisen und einige Bewohner verabschiedeten sich von ihnen. Nur einer fehlte… Link kam auf Epona zu ihnen geritten. Er sah Lins enttäuschtes Gesicht. "Na du hast mich ja gern.", scherzte er, aber es heiterte sie nicht auf. Sie striegelte Epona den Hals, die an einer ihrer Haarsträhnen leckte. "Er ist so ein Trottel…", redete sie vor sich hin. "Sag so etwas nicht. Es fällt ihm bestimmt auch sehr schwer, immerhin wird er dich nie wieder sehen." Lin sah zu Zelda auf. "Trotzdem, das ist doch keine Ausrede! Er hätte sich wenigstens von mir verabschieden können."

"Vielleicht verabschiedet er sich nicht, weil er nicht kann." "Was meinst du damit, Link?" Doch Link spielte bereits auf der Okarina der Zeit. Die Hymne der Zeit… Die Geschwister wurden in ein gleißendes, blaues Licht getaucht und hoben ab. Link griff nach ihren Händen, ohne selbst auch abzuheben. "Ich wünsche euch ein schönes Leben und eine Zukunft voller Licht!" Lin liefen Tränen übers Gesicht. "Beantworte mir noch eine Frage." Link nickte. "Warum wurde mein Wunsch erfüllt, obwohl Ganon das Triforce berührte?" Link lächelte ihr zu. "Nicht der Wunsch, der als erstes das Triforce berührt, sondern der Größte wird erfüllt…" Dann ließ Link sie los und sie flogen in ein weißes Nichts - zurück in ihre Zeit…

Klack, klack…und wieder klack, klack. Kim nahm den nächsten Stein und wollte ihn gerade die Statue im Wüstentempel, auf der er saß, herunterwerfen, als er hörte wie die Tür auffuhr. "Lasst mich allein, Held der Zeit!" "Komm herunter, ich muss mit dir reden." Widerwillens sprang Kim herunter und landete weich auf dem Steinboden. "Lin und Benny sind schon weg, nicht wahr?" "Gerade eben…aber ich bin wegen etwas anderem hier." Kim sah überrascht auf. "Ach ja? Wegen was?" Link überreichte ihm den Gegenstand. "Ich bin hier um den letzten Wunsch deines Vaters zu erfüllen. Das hat er mir kurz vor seinem Tod gegeben." Es war ein zusammengefaltetes Blatt. Kim entfaltete es und sah was drauf war. Eine Lin, die jedem Betrachter ein strahlendes Lächeln schenkte. Link war sich nicht sicher, aber er meinte einen kurzen Augenblick - ein Wimpernzucken - lang, Schrecken und Angst in Kims Augen zu sehen. Dann aber lächelte er und sagte: "Danke, es ist von großer Bedeutung für mich…" "Ich hab zwar keine Ahnung was das soll, aber ich will es auch gar nicht wissen. Es ist vorbei und das reicht mir." Dann veränderte sich Links Stimme. Sie wurde dunkler, bedrohlicher. "Hau jetzt ab, wir brauchen dich hier nicht!" Kim sah ihn an - er grinste. "Habt Dank… Eins noch", er nahm den Stein vom Kopf und reichte es dem Helden der Zeit. "Gebt das bitte Naboru." Link nahm es. "Das mache ich."

Als Link den Tempel verließ, stand Naboru bereits da und wartete auf ihn. "Ist er…weg?" Er überreichte ihr das goldene Diadem. Sie drückte es ganz fest und fing an bitterlich zu weinen. Link nahm sie in die Arme, bis sie sich beruhigt hatte. "Du hast es die ganze Zeit gewusst. Du wusstest wer er ist…" "Schon seit unserer ersten Begegnung...Warum hast du ihm nicht gesagt, dass du seine Mutter bist?" Sie drehte sich um und sah in den Sonnenuntergang. Die Strahlen durchdrangen ihre geschossenen Lider. Und sie spürte die Sandkörner auf ihrer Haut. "Ich wollte nicht, dass er mit dem Gefühl geht, etwas hier zurückzulassen…"

37. Kapitel

Sie waren wieder hier - in der Zukunft - angekommen. Komischerweise war nicht eine Stunde vergangen, seit sie in der anderen Zeit gewesen waren, sie sind noch in derselben Nacht nach Hause gekommen. (Naja, schließlich war ja in der Vergangenheit Zeit vergangen…) Und in derselben Nacht, waren auch ihre Mutter und ihr Großvater aufgewacht. Das Krankenhaus hatte sie noch für zwei Tage, zur Beobachtung, behalten, aber es hatte keine Anzeichen für weitere Anfälle gegeben. Das war nun schon eineinhalb Jahre her… Piep…piep…klingelte der Wecker. Lin stellte ihn aus und drehte sich auf die andere Seite. Wieder hatte sie geweint. Du Idiot…du Blödmann…

"Lin, du kommst noch zu spät zur Schule." Sie ignorierte die Worte ihres Bruders. Bis sie merkte wie die Decke wegflog. Sie drehte sich zu ihm um - er ließ schon wieder die Decke schweben. "Gib nicht so an mit deinen magischen Kräften!", schnauzte sie ihn an. Die Decke fiel herab und er setzte sich auf die Bettkante. "Du vermisst Kim sehr…" Sie antwortete nicht. "Ich weis wie du dich fühlst. Ich vermisse…" "Das ist es nicht!" Sie richtete sich auf. "Ich hätte nicht gehen sollen…ich hätte dort, bei ihm bleiben sollen!" Wieder lief ihr Tränen übers Gesicht. "Aber du weist doch genau, dass das nicht geht. Dich hätte es hier nie gegeben, wenn du dort geblieben wärst."

"Ach Benny, ich werde Kim nie wieder sehen." Am Frühstückstisch angekommen ließ sie sich auf einen Stuhl plumpsen und schlürfte lustlos ihre warme Milch. "Lin, du musst etwas essen.", forderte ihr Vater sie auf, bevor er sich wieder seiner Zeitung zuwandte. Dann fiel Mutters Blick auf sie - auf ihren linken Handrücken! "Hast du dieses Zeug immer noch nicht weggewaschen?" Lin umklammerte ihre Hand. "Das ist wasserfeste Farbe! Beschwer dich bei Benny, er hat mir das Zeug draufgemalt."

Eine bessere Ausrede für das Triforce war ihr nicht eingefallen, außer ihrem Bruder die Schuld in die Schuhe zu schieben. Und natürlich - das tragische Schicksal aller kleinen Geschwister - hatte er keinen Ärger bekommen… Auch in der Schule wollte ihr Trübsaal nicht verfliegen. "Was ist los, Lin?", fragte Jenny besorgt. "Du hast schon lang nicht mehr gelacht." "Also langsam müssen wir uns Sorgen um dich machen. Normalerweise läufst du doch über vor Energie.", sagte Maria. "Und wo ist eigentlich dein Stofflumpen vom Kopf hin?" "Zu Hause, auf dem Schreibtisch…", brummte Lin. Ihre ganzen Freundinnen hatten sich wieder um sie versammelt. "Nein, es ist nichts. Mir geht's gut, seht ihr?" Sie setzte ein breites Grinsen auf. "Puh, gut dass wir deine Freundinnen sind, sonst wären wir glatt drauf reingefallen. Also was ist los?" Von wegen, ihr fallt doch immer noch drauf rein, sagte Lin in Gedanken. "Na gut, meine Mutter hat mich zum Ballett angemeldet. Und ab übermorgen muss ich dort immer hin."

"Was? Das kann sie doch nicht machen!" "Sie meinte, wenn ich schon popig tanzen kann, schadet es nicht auch noch elegant zu tanzen.", log sich Lin zusammen. "Ist ja peinlich.", quietschte Maria. "Also ich weis nicht was ihr habt.", schaltete sich Sabrina ein. "Ballett ist bestimmt nicht so schlimm wie wir alle denken." Lin schüttelte den Kopf. "Ich will es trotzdem nicht machen. Irgendwie muss ich ihr das aus dem Kopf schlagen." "Wir werden dich mit allen Mitteln unterstützen, wenn du Hilfe brauchst.", versicherte Jenny. "Danke!" Und schon war alles wieder im Reinen. Vielleicht, überlegte Lin. Sollte ich lernen, mir meine Gefühle nicht so offensichtlich anmerken zu lassen.

"Hey, heute Nachmittag trainiert doch unsere Basketballmannschaft am Hartplatz. Wollen wir hin und zuschauen?", schlug Maria vor. "Seit wann interessiert du dich den für Basketball?", kommentierte Lin sarkastisch. "Tu ich nicht. Aber der Neue spielt jetzt auch in der Mannschaft!" "Ach wirklich?" "Ist nicht wahr." Hysterisches Gekreische überfiel Lins Freundinnen. "Hä? Was für ein Neuer?", wunderte sich Lin. "Ach Lin!", stöhnte Jenny. "Du bekommst echt nie was mit. Ein Junge is vor zwei Tagen in die 11c gekommen. Der ist voll süß!" "Wie der aussieht, zum dahin schmelzen.", bestätigte Sabrina. "Und habt ihr seine Augen gesehen? Die sind doch einmalig!", schwärmte auch Maria. "Also ich denke, er benutzt solche Kontaktlinsen. Die sind jetzt trendy." Lin räusperte sich, betont teilnahmslos. "Ihr seid echt kindisch. Wenn ihr euch hören würdet…" "Pah, schau ihn dir doch mal an! Wir werden ja sehen was du dann sagst." "Tut mir leid, kein Interesse.", blockte Lin ab. "Ach Lin! Sei keine Spielverderberin und komm mit." "Ich sagte doch NEIN!"

38. Kapitel

Am Nachmittag waren sie auf dem Weg zum Hartplatz. Wie hab ich mich nur dazu überreden lassen, fragte sich Lin noch immer. Toll, sie würde viel lieber zu Hause sitzen und weiter traurig sein, stattdessen war sie auf Jungsjagt, obwohl sie doch nur einen wollte - und den sah sie nie wieder… Schon von weitem hörten sie laute Schreie und Jubelrufe.

So viele, dass sie ineinander überzugehen schienen. Sie waren nicht die einzigen Zuschauer, es waren noch viel mehr Jungs und Mädels da. Noch war es warm und man konnte sich auf die Wiese setzen und reden, spielen, lachen. Und am Hartplatz spielten verschieden aussehende Jungs, in dieselben Trikots geworfen, wild auf den Korb zu. Auf einmal packte sie eine Hand von hinten und hielt ihr den Mund zu. Sie erschrak heftig und der Schrei, den sie nicht ausstoßen konnte, kam aus Jennys Kehle. "Na ihr, sucht ihr mich?" Lin drehte sich um und verpasste dem Jungen eine. "Ganz sicher nicht, Marco!" Marco war nicht nur der Mannschaftskapitän, sondern auch noch ein machomäßiges Großmaul. Lin konnte ihn nicht ausstehen. "Lin, so feurig wie immer!" Über seinen eigenen Kommentar lachend und breitbeinig ging er zu den Andern. "Ah, da ist er!" Maria deutete mit dem Finger. Lin folgte ihrem ausgestreckten Arm. Einer der Jungen rannte, mit dem Ball trippelnd, auf den Korb zu.

Er packte den Ball, setzte zum Sprung an und riss ihn mit in die Höhe. Der Ball donnerte durch den Ring und knallte auf den Boden. Der Junge hang noch einen Moment in der Luft. Sein kurzes, feuerrotes Haar flackerte um sein Gesicht. Sein bleiches Gesicht, mit haufenweise rotbraunen Sommersprossen auf der Nase. Er sah zu ihr rüber - mit seinen gelben Katzenaugen. Lin hatte nicht einmal mehr Luft holen können und sie merkte wie ihr Herz fast unerträglich schnell schlug. Dann ließ er los und landete ebenfalls auf dem Boden. Die Andern umkreisten ihn und schlugen ihm kumpelhaft auf die Schulter. "Hey Kim, das war krass!" "So gewinnen wir das nächste Spiel ganz sicher!" "Na wenigstens is dir diesmal eingefallen zu trippeln.", scherzte Marco. "Ich muss zugeben, dass es mir ziemlich schwer fiel den Ball mit dem Boden zu teilen."

Kim setzte eine ganz weinerliche Visage auf und alle lachten. "KIM!!!", schrie eine Mädchenstimme. Erschrocken wandte sich die Mannschaft um. Lin war gerannt, verlangsamte aber ihre Schritte. Sie konnte es immer noch nicht glauben. Sie schupste die Jungen, die ihr im Weg standen einfach beiseite. Murmelnd machten sie Platz. Lin stand dem Jungen jetzt genau gegenüber. "Hallo, Lin. Lang nicht gesehen.", sagte er. Seine Augen, die Pupillen dünne Schlitze, so warm… Ihre Augen füllten sich mit Flüssigkeit. "Bist du es wirklich, Kim?" Sie fasste ihm an die Brust und spürte durch das Shirt hindurch die Erhöhung - die Narbe! Dann ließ sie ihren Tränen freien lauf. Sie fiel ihm um den Hals. "Ich hab gedacht ich würde dich nie wieder sehen!" Und sie schlurzte laut. Er umarmte sie. "Ich kann dich doch nicht alleine lassen."

"Was geht denn da ab?", flüsterte Marco seinem rechten Nebenmann zu. Ihre Freundinnen bauten sich vor ihr auf. Alle mit wütenden Gesichtern. "Was für ein menschenähnlicher Ballettunterricht…" "Mit dir reden wir nie wieder!" "Ähm…" Leider fiel Lin nichts weiter ein. "Ja, ja, du wirst viel Zeit haben, dir eine Ausrede einfallen zu lassen!" Und völlig perplex mussten die Jungen mit ansehen wie auch sie von Lins Freundinnen weggezogen wurden. Kaum merklich streckte Jenny Lin den Daumen nach oben. D-A-N-K-E formte Lin mit ihren Lippen. Sie liefen den Park entlang, bis zum See und setzten sich an dessen Ufer. Wie oft waren sie schon am Ufer des Hyrulia-Sees gesessen.

"Wie bist du hierher gekommen?", platzte es aus ihr heraus. Er grinste - sogar etwas verlegen. "Der Held der Zeit hat mir erlaubt in deine Zeit zu kommen. Er meinte ich sei nicht wichtig für die Vergangenheit, aber für…" "Mich.", flüsterte sie. "Entschuldige, dass es so lange gedauert hat, war ziemlich schwer dich in dieser großen Welt zu finden… Sie ist komisch…deine Welt." "Nix da! Hier bist du der Komische!", grinste sie. Und er grinste ebenfalls. "Ich mag dieses Spiel - den Ball in das runde Loch werfen." "Du hast auch ziemlich schnell Freunde gefunden." "Ja, die haben mich angesprochen. So Welche zu haben ist echt lustig." "Was ist jetzt eigentlich mit deiner Hand?", fragte sie ungeniert und deutete auf den grauen Handschuh, der sie komplett verhüllte. Auch Kim sah auf den Handschuh und erwiderte. "Naja, sieht nicht so gut aus. Dauert noch eine Weile bis es verheilt."

"Da fällt mir was ein!", erinnerte sich Lin plötzlich und Kim ahnte nichts Gutes. "Du hast mir versprochen mir später zu sagen, was Ganondorf bedeutet. Jetzt ist später! Also?" "Hey, ich sagte vielleicht später!" "Ach komm, biiiiiitte!", bettelte Lin und Kim verzog wieder das Gesicht. "Aber wehe du nennst mich dann so!" "Ehrenwort!", versprach Lin, streckte Zeigefinger und Mittelfinger empor und überkreuzte sie. "Was bedeutet das?", fragte Kim misstrauisch. "Oh, das macht man so, wenn man etwas verspricht." Irgendetwas warnte ihn trotzdem davor ihr zu glauben. "Es bedeutet…neugeborenes, schwarzfarbenes Kätzchen…" Lins Augen wurden noch runder als sie sowieso schon waren. "Süß! Was für ein niedlicher Name!" Kim kniff die Augen zusammen.

"Er ist schrecklich, was für eine Schande so zu heißen!" "Also ich weis nicht was du hast. Ich finde du hast denn tollsten Namen der Welt…Ganondorf." "Hey, du hast geschworen mich nicht so zu nennen." Lin tat demonstrativ als überlege sie. "Hab es mir anders überlegt, Ganondorf." "Hör auf!" "Was hast du denn, Ganondorf?" "Rahh, mach mich nicht wütend!" Sie stand auf und rannte weg. Dabei rief sie lautstark: "Ganondorf, Ganondorf…" Und Kim eilte ihr nach, faste sie und hielt ihr den Mund zu. Sie bekam fast keine Luft, nicht wegen dem Mundzuhalten - wegen dem Lachen. Zu zweit gingen sie zu Lin nach Hause. Wieder musste sie an ihm ziehen, damit sie noch heute ankamen.

"Meinst du nicht, dass die sich erschrecken werden?" "Warum denn? Denkst du die erkennen dich, oder was?" "Kann doch sein, jetzt ohne den Scheinzauber." "Ach komm, meine Eltern doch nicht. Außerdem weis überhaupt niemand von deiner Existenz…" Lin zog ihren Schlüssel aus der Hosentasche und wollte gerade aufsperren, als Kim sich eifrig an den Beinen kratzte. "Was ist denn?" Er sah auf. "Nichts…dieser Stoff ist grässlich!" Lin lachte wieder. "Den nennt man Jeans. Du gewöhnst dich dran." Sie drehte den Schlüssel im Schloss um und betrat den Flur. "Hallo! Lin ist da!" Das war Standart in ihrer Familie sich anzukündigen, sobald man zu Hause war und was darauf folgte auch. "Mama ist in der Küche!", rief eine Frauenstimme. "Benny im Wohnzimmer!", flötete eine Jungenstimme. "Großvater ebenso!", brummte eine alte, dunkle Stimme.

"Was war das denn?", staunte Kim. "Unser Begrüßungsritual.", erklärte ihm Lin. "Aha…" Benny stolperte aus der rechten Tür. "Du Lin, kannst du…" Dann verstummte er abrupt und rieb sich ungläubig die Augen. "Das ist jetzt aber nicht der, der ich denke, der er ist…" "Falls du an mich gedacht hast, dann bin ich der.", grinste Kim. Wieder rieb sich Benny die Augen. "Bist du es wirklich, Kim?" "Ein paar Jahrhunderte älter, aber sonst immer noch Derselbe." Benny kam auf ihn zu, warf sich theatralisch um sein Bein und setzte einen hohen Ton auf. "Oh Kim, wein, heul. Ich hab gedacht ich könnte nie wieder mit dir knutschen!" Wie ein Blitz traf die Beiden die Erkenntnis.

"Du hast uns damals beobachtet!" "Natürlich!", sagte er frech. Lin war nahe dran ihren kleinen Bruder zu erwürgen. "Was ist denn hier für ein Radau? Lin, streitest du dich wieder mit deinem Bruder?" (War ja klar, dass ihr Name wieder als einziges fiel!) Ihre Mutter steckte den Kopf in den Flur - die Küche befand sich auf der linken Seite. Auch sie verstummte, von dem Gast überrascht. "Hm? Wer bist du denn?" Kim verbeugte sich kurz. "Kim Koboshi!" "Koboshi?", wollte sich die Frau vergewissern. "Die Familie, die vor kurzem im Haus gegenüber eingezogen ist?" "Ja, genau." Gegenüber? Auf der anderen Straßenseite? Lin hatte ihn ja noch überhaupt nicht gefragt, wo und wie er jetzt lebte. ,"Ja und er ist Lins Freund, weist du Mama und…"

Lin hielt ihm den Mund zu, aber er sprach unbekümmert weiter. "Mama, bitte lass mich ihm eine runterhauen!" Von dem Aufruhr im Gang neugierig geworden, kam auch Großvater hinzu. "Lin hat einen Freund?" Gemütlich tappte er auf Kim zu und musterte ihn. "Hm, da hast dir ja einen wirklich gut aussehenden Jungen ausgesucht. Alle Achtung!" Kim blickte ihn perplex an. Lin dagegen wütete: "Seit wann begutachtest du denn meine Freunde?" Ihre Mutter wollte zurück in die Küche. "Wenn ihr euch ins Wohnzimmer setzt, der Kuchen ist gleich fertig. Ich hoffe du magst Zitronenkuchen, Kim." "Ähm…" Aber dann wurde er schon ins Wohnzimmer gezogen.

Auch Lin war bei Kim zu Besuch gewesen. Sie hatte erfahren, dass er von einem älteren Dojomeister aus Japan, adoptiert worden war. Die Frau war früh gestorben und die Ehe kinderlos geblieben. Jetzt assistierte Kim ihm bei seinem Karateunterricht… Sie waren Kopf an Kopf auf der Wiese im Park - Lin, Kim und Benny. Die beiden Jungen lagen auf dem Rücken und Lin warf ihnen immer wieder Weintrauben in den Mund. "Ist das Leben nicht schön und einfach?", seufzte Benny zufrieden und streckte. "Ja, besonders einfach - wenn man Magie einsetzten kann!", trotzte Lin und legte sich ebenfalls auf den Rücken. Kim beäugte sie aus dem Augenwinkel. "Stimmt doch gar nicht!", verteidigte sich Benny.

"Ach ja? Ich habe dich doch neulich beim Zimmeraufräumen gesehen. Du hast keinen Finger gerührt! Ihr habt es echt gut mit eurer Magie.", konterte Lin und steckte sich eine Weintraube in den Mund. "Aber dafür bist du doch die Mächtigste von Allen." "Toll und was nützt mir das, wenn ich Magie nicht einsetzten kann?" Erst hörte man ein unterdrücktes Atmen, dann prustete Kim los. "Was ist daran so witzig?", fragte Lin beleidigt. "Nichts, gar nichts.", lachte Kim weiter. "Pf", machte Lin. "Anstatt zu lachen und Ausreden zu finden, solltet ihr mir lieber was von Eurer abgeben. Mit Magie von Lebewesen kann ich umgehen!" "Du hast es gehört, Benny. Opfere dich." "Wieso ich? Du bist doch ihr Freund! Ich bin nur der nervige kleine Bruder.", zankten sich die Beiden.

"Na danke, ich wusste ja gar nicht wie gern ihr mich habt!", trotzte Lin. "Komm her Lin, ich tröste dich." Kim kniff sie in die Seite. "Darauf kann ich auch verzichten!", kicherte Lin, weil es sie kitzelte. Benny rollte die Augen. "Das ist ja nicht mit anzusehen!" Lin und Kim sahen sich an und grinsten hämisch. Sie rutschten zu Benny rüber. "Sollen wir dich auch trösten, Brüderchen?" Doch sie warteten die Antwort nicht ab, sondern kitzelten ihn. Zwischen seinem Lachen, quetschte er immer wieder ein "Aufhören!", was ihm aber keineswegs aus seiner Lage helfen konnte. Erst als ihm schon die Augen tränten hörten Lin und Kim auf. "Zwei gegen einen - wie fies!" "Klappe!"

Kim ließ seinen Blick in den weiten, unendlichen Himmel schweifen und steckte seine Hand in die Hosentasche - der immer noch kratzigen Jeans - und tastete nach dem zusammengefalteten Pergament. Lin streckte ihren Arm nach oben und begutachtete das golden schimmernde Symbol auf ihrem Handrücken. Einzelne Sonnenstrahlen bahnten sich den Weg zwischen ihre Finger hindurch und brachten das Triforce noch mehr zum Leuchten. "Was wollte Ganon eigentlich vom Triforce?" "Keine Ahnung…", erwiderte Kim mit dösiger Stimme. Das war die Größte aller seiner vielen Lügen. Kim nahm das Papier fest in seine Faust. Er wusste ganz genau was sein Meister vorhat - und auch was er zu tun hatte. Aber ich habe noch Zeit, dachte er und schloss die Augen. Er wusste nicht, dass ihn in dieser Nacht sein Schicksal einholte…

39. Kapitel

Wach auf, mein Sohn! Jäh riss ihn die Stimme seines Meisters aus dem Schlaf. Mit einem Schlag war er hellwach. Es ist so weit! Kims Herz klopfte, als wolle es zerspringen. "Meister, können wir wirklich sicher sein, dass sie die Richtige ist?" Zweifelst du auf einmal an meinem Urteilsvermögen? Die Frage klang wie eine Drohung und ließ keinen weiteren Widerspruch zu. "Nein, natürlich nicht. Es ist nur…" Er verstummte. Du hast Angst um das Mädchen, nicht wahr? Kim antwortete nicht, schwieg nur. Warum musste es ausgerechnet Lin sein? Sein Meister blieb still und wartete seine Antwort ab. "Nun, ich werde Lin nicht umbringen, sobald sie ihre Aufgabe erfüllt hat."

Ach, und mit welchem Argument willst du meine Zustimmung erlangen? Er ließ seinen Blick durch sein Zimmer schweifen. Trotz der Dunkelheit konnte er klar und deutlich sehen. "Du hast gesehen - das Triforce befindet sich nun in ihrem Körper und wird ihn auch nicht wieder verlassen. Es wäre äußerst dumm diese Kraft nicht zu nutzen." Sein Meister lachte, als ob er genau diese Antwort schon vorausgesehen hatte. Du liebst dieses Mädchen wirklich, nicht wahr? Kim setzte eine finstere, herabsehende Miene auf. "Das hat damit rein gar nichts zu tun!" Gut, wie du willst, aber sie wird nicht freiwillig die Seite wechseln. "Das weis ich", jetzt grinste er. "Darum zähle ich auf deine Unterstützung!" Verstehe…

Er stand auf und verließ sein Zimmer und auch das Haus. Barfüssig überquerte er die Straße. Vielleicht wären Andere vorsichtiger gewesen, aber er wusste ganz genau, dass ihn niemand sah. Eine schöne Welt - die Zukunft, findest du nicht?, sagte die Stimme Ganons amüsiert. "Hör auf, Meister. Lass mich allein!" Und die Stimme erstarb. Unterhalb des Zimmers blieb er stehen. Noch einmal holte er tief Luft und sprach einen Zauber in der alten Sprache. Etwas wie ein unsichtbarer Schleier legte sich über die ganze Stadt und kurz, einen Wimpernschlag lang, erloschen alle Lichter. Sowohl die Stadtlaternen, die leuchtenden Werbeschilder, gar die Sterne und der Mond. Nun konnte keiner hier aufwachen, bis zum ersten Sonnenstrahl, der die Gegend berührte.

Er schwebte hoch und schnipste mit dem Finger. Mit einem leisen Klick ging das Fenster auf. Die Gardine wehte ihm entgegen. Er stieg in das Zimmer hinein - in ihr Zimmer. Matt und grau fiel das Mondlicht durch das Fenster. Er sah seinen Schatten, der so lang gestreckt war, dass er bis zum Bett reichte. Dort schlief sie… Zögernd zog er sich aus. Und legte sich zu ihr unter die Decke. Sie lag auf dem Rücken, doch ihr Kopf war geneigt und er spürte ihren gleichmäßigen Atem auf dem Gesicht. "Verzeih mir, Lin.", flüsterte er und seine Stimme war nicht mehr als das weit entfernte, dumpfe Pfeifen des Windes selbst. Kim wusste, dass sein Vater den Zeitpunkt richtig gewählt hatte.

Wenn es nicht jetzt geschah, müsste er eine ganze Mondwanderung warten und so viel Zeit blieb ihm nicht mehr. Er hatte keine Zweifel - trotzdem tastete er sich zu Lin vor und schob ihr das Nachthemd hoch. Er legte ihr die Flache Hand auf den Bauch. Der Einfluss der Mondin hatte bei ihr den höchsten Punkt erreicht…sie war bereit seinen Samen zu empfangen. Seine Hand ruhte auf ihren Bauch, der sich bei jedem Atemzug auf und ab bewegte. Er sah sie sehr lange an. Wie sie jetzt dalag, kam es ihm so anders, so fremd vor. Sie wirkte zierlich und zerbrechlich - als sei sie aus Glas. Er schämte sich für das was er tat - aber er wusste, dass es keinen anderen Weg gab. Lin war nun mal dazu erwählt worden…

Er zog ihr die Unterhose aus und rieb sie zwischen den Beinen, bis er merkte, dass sie feucht war. Dann beugte er sich über sie. "Verzeih mir!" Er drang in sie ein. Sie verschmolzen miteinander. Es war ein merkwürdiges, aber sehr angenehmes Gefühl. Anders als er erwartet hatte. Für Lin aber anscheinend nicht, denn sie zuckte zusammen und wollte ihn mit den Armen wegpressen. Kim packte ihre Hände mit seinen und drückte sie auf die Matratze. Langsam begann er sich rhythmisch zu bewegen. Immer tiefer drang er in sie. Lin stieß ihren Kopf von einer Seite auf die andere. Ihre Fingernägel bohrten sich in die Haut seiner rechten Hand, aber sie konnte nicht aufwachen. (Die Linke war in einen grauen Handschuh eingepackt, es war jene verbrannte.)

Kim wurde schneller, sein Atem ging schwerer. Lin liefen Tränen übers Gesicht und er küsste jede einzelne, küsste ihre nasse Stirn. Er berührte zärtlich ihre Nasenspitze und ihre Lippen. Auf einmal spürte er das Prickeln, das in ihm aufstieg und sich ausbreitete. Lin wehrte sich heftiger und krallte sich in seine Haut bis diese aufriss und blutete. Sie versuchte sich zur Seite zu drehen, aber Kim war stärker und hielt sie fest. Jetzt konnte er nicht nur nicht mehr aufhören, jetzt wollte er nicht. Es war ein so herrliches Gefühl. In ihm entstand ein wunderbarer Druck, der alles überdeckte. Er konnte nicht denken, sein Kopf war erfüllt von dieser Empfindung und ließ keinen Platzt für andere Gedanken.

Stoßweise atmete er aus. In diesem Moment geschah es! Er spürte wie sein Samen seinen Körper verließ und in Lins überging. Ihr Widerstand schmolz und sie wurde ganz schwach. Sie rührte sich nicht mehr… Kim spürte wie ihr Unterleib heiß wurde. Ein letztes Mal küsste er sie und ließ von ihr ab. Ihr Gesicht verzog sich schmerzhaft und jetzt umklammerte sie ihren Bauch, der selbst durch die Bettdecke glühte. Sie weinte wieder. "Schhhh…", flüsterte Kim und legte ihr einen Finger auf die Lippen. "Es ist vorbei!" Er leckte sich über seine blutende rechte Hand und stand auf. Noch immer hatte sich sein Atmen nicht stabilisiert. Am Morgen würde sie aufwachen und nicht wissen, woher die Schmerzen kamen und schon bald wüchse ihr Bauch. Während er sich anzog, sah er immer wieder zu ihr hinüber. Das glühende Leuchten hatte mittlerweile schon abgenommen - aber jetzt musste er gehen, sonst erwischte ihn das Morgengrauen…

Er genoss die frische Luft, die durch seine Lungen wanderte. Die warmen Sonnenstrahlen strichen sanft über seine Wangen. Seine Augen hatte er geschlossen. Er konnte jedes Aussehen, das er je besessen hatte, annehmen. Und Link hatte sich für seine 4-jährige Form entschieden. Ja, mit 4 Jahren war er noch Link gewesen. Nicht der Held der Zeit, nicht der Retter der Welt, sondern einfach nur Link. Er genoss den Augenblick und das wunderbare Wetter seines Traumes - denn jetzt - in Lins und Bennys Zeit - war er schon seit vielen, vielen Jahren tot… Plötzlich legte sich ein Schatten über seine Lider und eine eiskalte Stimme lachte ihm ins Ohr. "Wer bin ich?" Link fuhr hoch, drehte sich um und öffnete die Augen. Sein Herz schlug schnell und Unbehagen stieg in ihm hoch und schnürte seine Kehle zu. Der 16-jährige, rothaarige Junge stand, wie damals, vor ihm. "Was willst du hier? Lässt du mich nicht einmal jetzt in Ruhe?" "Warum denn gleich so betrübt, Kleiner? Hast du mich denn nicht vermisst?", lachte Ganon.

"Verschwinde! Ich habe nichts mehr mit dir zu tun!", fauchte Link. Ganon hob theatralisch die Hände, als ob er befürchtete von dem kleinen Jungen angegriffen zu werden. "Werd nicht gleich aggressiv - ich wollte mich nur bei dir bedanken." "Wofür?" Ganon lachte mit grausamer Stimme. "Warum hast du mich nicht schon bei unserem ersten Kampf getötet? Warum hast du zugelassen, dass die Weisen mich bannen, obwohl du genau wusstest, dass das Siegel mir nicht standhält?" Link presste die Lippen aufeinander und starrte auf die grasüberwucherte Erde. "Du hattest mich am Leben gelassen und ich dich. Wir sind quitt…" Wieder lachte Ganon. Und er fing an kleine Runden um Link zu drehen. "Ach komm Link, nicht so bescheiden." Link sah geradeaus, in die Ferne. "Du hast ein viel zu gutmütiges Herz!" "Was meinst du damit?"

"Majoras Nachrücken sollten die Könige der Gerudos vernichten.... Es hieß der König hätte die Macht der Shjra geerbt, doch das ist keines Wegs der Fall. Er hat nur das Erbgut in sich." Erst nach einigen Sekunden wurde Link klar, was Ganon damit meinte. Er fuhr erschrocken zusammen. "Das bedeutet…" "Ganz genau! Shjra hat gewusst, wenn das nicht so wäre, würde jeder Tölpel, der zufällig König wurde ihre Macht und ihre Ehre beflecken. Darum das Gesetzt: der König der Gerudos darf keine Kinder haben! Ich war der einzige König, der klug genug war, das Gesetzt zu brechen!" Link sah ihn mit plötzlicher Erkenntnis an. Jetzt war alles klar. "Kim!", sprach er mit heißerer Stimme. "Ihn hatte ich töten müssen…"

"Ein Feind bleibt immer ein Feind, selbst im letzten Atemzug seines Lebens. Das hast du offensichtlich vergessen. Du Dummkopf, hast alles geglaubt, was ich dir gesagt habe. Haha, damit hast du ihm den Weg geebnet…" "Die Rache wird nicht gelingen! Wenn Kim die schwarze Macht freisetzt, wird die Magie der Erde die Welt schützen!" "Nun auch daran habe ich gedacht!" Wieder lachte Ganon. "Willst du wissen, was ich mir vom Triforce gewünscht hätte?" Link legte sich seine Handflächen auf die Ohren. "Nein, ich will nichts mehr hören! Das interessiert mich nicht mehr!" "Du solltest zuhören, es geht hier schließlich auch um Lin!" Link riss die Arme nach unten und sah ihn entsetzt an. Aber trotzig meinte er: "Na und? Die Magie wird auch im Körper von Lin ihren Zweck erfüllen!" "Lass mich ausreden! Es ist genau das eingetreten was ich wollte. Eine Frau, die die magischen Kräfte der Erde in sich vereint um ein Kind zu gebären, das die Fähigkeit hat das Leben auf der Erde zu schützen!"

Jetzt zitterte Link am ganzen Körper. "Damit…wird Kim kontrollieren können, wen die Magie beschützt…" Das Puzzle war vollendet, aber zu spät… Ganon blickte zufrieden in den Sonnen beschienenen Himmel und sofort kamen Wolken auf und hüllten die Umgebung in Dunkelheit. "In diesem Augenblick - ist das Schicksal der Welt besiegelt." Das Gras unter Ganons Füßen starb ab und die Trockenheit verbreitete sich schnell in alle Richtungen. "Weist du was dein größter Fehler war, Link? Du hast nicht gemerkt, dass ich es von Anfang an auf Lin abgesehen hatte. Und sie ist meinem Sohn noch viel mehr von Nutzen als ich gedacht hatte! Sie ist im Besitz des Triforce, das macht ihn noch mächtiger." Wieder erklang sein Lachen. "Lin wird ihm nie helfen, wenn sie weis wie er wirklich ist!" Link sah seinem Feind mit entschlossenen Blick an. Ganon verschränkte die Arme vor der Brust. "Oh doch, dafür sorge ich schon!" "Ich werde euch aufhalten!" "Wie willst du das machen? Wir sind beide schon längst nicht mehr auf der Welt." "Ich finde einen Weg!", schrie Link. Plötzlich schupste Ganon ihn, worauf er umfiel. Doch kaum hatte Link sich mit den Händen abgestützt, wurde seine linke Hand von einem Dolch durchbohrt. Er schrie auf. Es floss kein Blut - er war tot… Durch einen leichten Schleier aus Schmerz sah er auf, in die gelb leuchtenden Augen. Ganon kicherte und sagte: "Weist du, eigentlich schuldest du mir noch deine Hand!"

40. Kapitel

Etwas mehr als zwei Monate später… "Hm… warum nicht?", fragte sich Lin und strich einen weiteren Tag durch. "Was machst du da?", wurde sie sogleich von Benny unterbrochen. Ärgerlich drehte sie sich zu ihm um. "Das siehst du doch! Ich streiche den heutigen Tag im Kalender durch. Viele machen das." "Ja, das ist mir klar. Aber warum fängst du mitten im Monat an?" Er inspizierte den Kalender. "Das machst du jetzt seit fast einem Monat und zwei Wochen!" "Pf, na und? Das geht dich gar nichts an!" "Ja, schon klar. Von dem gewissen Frauenproblem haben wir Jungs ja keinen blassen Schimmer." Lin starrte ihren Bruder an. "Woher weis so ein Winzling wie du, über so etwas bescheit?" Trotzig erwiderte dieser darauf. "Na hör mal, wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert!" "Ja aber auch in diesem Jahrhundert gilt die Regel des `In der Schule pünktlich seins`!", rief ihnen ihre Mutter zu.

"Sind schon unterwegs!", meinte Benny, zwickte Lin in den Unterarm und spurtete los - dicht gefolgt von seiner wutentbrannten Schwester. Lin klingelte am Haus gegenüber. Ein graubärtiger Mann öffnete, Müdigkeit noch ins Gesicht geschrieben, die Tür. "Guten Morgen! Ich komme um Kim abzuholen." Der Mann sah sie fragend an. "Wie? Kim ist doch schon weg." "Was?" Gerade wollte Lin beschließen auch auf Kim sauer zu sein, da erklang eine Stimme, aus dem Tiefen des Badezimmers. "Aber Feng-yu, ich bin noch hier!" Kim stolperte die Treppe runter. "Also bis später!" "Ja, ja, macht es gut…ihr beiden." Der Alte schloss, sich am Hinterkopf kratzend, die Haustür.

"Hm, ihm geht's in letzter Zeit nicht so gut." "Was hat er denn?" "Ich glaube, er braucht einfach mal eine Pause. Seine alten Glieder machen nicht mehr mit… Apropos, kommst du heute wieder mit zum Basketballtraining?" In letzter Zeit hatten Lin und ihre Freundinnen oft mit der Mannschaft gespielt. Wobei sich Lin, Jenny und Laura sogar einigermaßen gut anstellten. "Nein, geht nicht. Ich habe heute Nachtmittag noch etwas vor…"…… Und das hatte sie wirklich. Nach der Schule ging sie schnurr stracks zu ihrem Termin. Als sie gerade ihren Hosenreisverschluss zuzog, kam die Ärztin zu ihr herein. "Lin, bist du dir sicher, dass du alle meine Fragen ehrlich beantwortet hast?" "Natürlich, ich habe Sie noch nie belogen. Warum fragen sie?" "Nun, ich führte was ich dir zu sagen habe, wird dich etwas überraschen…"

Toll! Ausgerechnet an einem so schwülen Tag - hatte er Nachmittagsunterricht. Und dann auch noch Mathe! Dabei hatte er bei so trübem Wetter doch auch nur trübe Gedanken. Benny schrieb lustlos das Ergebnis seiner letzten Rechenaufgabe hin. So, fertig, sagte er zu sich. Jetzt noch Name drunter schreiben und dann kann sie (die Lehrerin) nichts mehr sagen. Und eigentlich wollte er auch Benjamin schreiben, doch seine Hand schrieb etwas anderes. Benny hilf mir! Er verstand nicht was er da machte. Etwas Schreckliches wird passieren! Was tat er da? Ihn übermahnte die Angst. RETTE DEINE SCHWESTER!!! Er schrie auf. Seine Klassenkameraden und seine Lehrerin sahen ihn erschrocken an. "Was ist los, Benjamin?", fragte die Frau besorgt. "Was machst du da?", fragte Jonas, sein Banknachbar, während er die Sätze las. Er wollte aufhören, aber seine Hand gehorchte ihm nicht. Wieder und wieder schrieb sie Wörter hin. Es bleibt keine Zeit! Schreckliches! Li… Benny sprang auf und rannte aus dem Zimmer, den Flur entlang und aus dem Haupttor - nur rennen - weg von diesem Geschehnis, das er nicht begriff.

Kim war nicht bis zum Ende des Trainings geblieben. Nur kurz war er zu Hause gewesen um etwas zu holen. Er hoffte, dass Lin da war… Gleich nach dem Klingeln öffnete Lins Mutter die Tür. "Guten Tag! Ist Lin da?" Die Frau sah ihn etwas aufgewühlt an. Und erst nach langem Zögern erwiderte sie: "Ach du bist es, Kim. Ja sie ist da. Aber ich weis nicht, ob sie jetzt Besuch haben möchte." "Ist Irgendwas vorgefallen?", fragte er, obwohl er sich sicher war, zu wissen was los war. Die Mutter verzog besorgt das Gesicht.

"Ich weis es nicht. Sie kam total verstört nach Hause und hat die ganze Zeit geweint…" "Tja, dann ist es wohl soweit.", seufzte er. "Was meinst du damit?", fragte Lins Mutter, doch ehe sie noch etwas sagen konnte, legte ihr Kim, seine rechte Handfläche auf die Stirn und sprach: "Schlaf!" Und sofort fielen der Frau die Augen zu und sie kippte nach vorne. Kim fing sie auf, trat ein und schloss die Tür hinter sich. Er trug die Frau ins Wohnzimmer und legte sie aufs Sofa. Man erkannte selbst ohne genau hinzusehen, dass sie Lins Mutter war… "Ich hätte ahnen müssen, dass du eine Kreatur des Bösen bist." Kim sah zu dem alten Großvater, der im Türrahmen stand. "Kommt mir nicht in die Quere, alter Mann. Ich will euch nicht verletzten." "Ach", machte der Großvater. "Und wenn ich das tue? Ich weis genau wer du bist!" "Aus dem Weg!", befahl Kim.

"Was hast du mit Lin gemacht?" Kims Blick wurde düster und ernst. "Sie gehört jetzt mir, also mischt euch nicht ein." Der Großvater zog ein kürzeres, dünn geschliffenes Schwert. "Erst musst du mich töten!" Es war eines der Schwerter aus der Ninjutsu - einer über 800 Jahre alten japanischen Kampfkunst. Das war das des alten Dojomeisters, Lins Großvater musste ihn überredet haben, es ihm auszuleihen. Kim lachte leise, dann… "Euer Wunsch sei mir Befehl." - und ehe der Großvater die Zeit hatte sich auch nur zu bewegen, war Kim vor ihm. Seine Hand verformte sich zu einer Klaue und ohne zu zögern fuhr sie auf den alten Mann zu…und durchbohrte ihm die Brust… Kim zog sie zurück, an seinem ganzen Arm klebte das Blut. Der Großvater taumelte die Schritte zurück, bis er an der Wand lehnte. Er versucht zu sprechen, doch immer wieder quollen Blutströme aus seinem Mund und übergossen den Teppich. Er rutschte die Wand entlang nach unten und hinterließ eine rote Schleifspur an der Wand. "Ich habe euch gewarnt.", sagte Kim eiskalt und gleichgültig. Er wandte sich der Treppe zu. Plötzlich spürte er, wie eine schwache Hand sein Fußgelenk umklammerte. "Lin…wird nicht…freiwillig…mit dir gehen…", keuchte der alte Mann. Es kostete ihn all seine Kraft. "Ich werde sie zwingen." Kim befreite sich aus der Fessel. "Du…hast sie nie…geliebt…" Kim drehte sich zu dem Alten um. Kurz wurden seine Gesichtszüge traurig. "Nein, meine Gefühle für sie…waren stets echt…"

Er stand am Spielplatz und rang nach Atem, so schnell war Benny gerannt. Als er sich mit der Hand den Schweiß von der Stirn wischen wollte, bemerkte er, dass er noch immer den Stift festhielt. Was war nur los? Wovor hatte er Angst gehabt? Und vor allem: Was war mit ihm? Er fasste einen Entschluss - den einzig richtigen und mutigen… Benny glättete eine Sandfläche und setzte den Stift darauf. Wie auf Kommando fing seine Hand wieder an zu schreiben. Hilf mir. Du bist der Einzige, der die Welt jetzt noch vor dem Untergang bewahren kann! Er hob den Arm und glättete mit der anderen die Fläche erneut. Wer bist du? Und was willst du?, schrieb er. Wieder fuhr seine Hand über den Sand, ohne seinen Willen. Ich bin es, LINK! Benny konnte nicht glauben, was er da las. Du musst die Erde retten, du! Der du in deinem Augenblick der Held der Zeit bist! Er verstand nicht und plättete die Fläche wieder. Aber du müsstest tot sein! Wie machst du das? Meinen Arm kontrollieren? - Sandglätten. Wir Toten können je nach Magie mit unseren Nachkommen Kontakt aufnehmen. Wie, ich bin der Held der Zeit? Ja, in deiner Zeit - aber dafür bleibt keine Zeit. DEINE SCHWESTER! Was ist mit ihr? Sie ist in Gefahr - geh schnell nach Hause! Gut. Er bohrte den Stift tief in den Sand und lief los. Sein Haus war gleich um die Ecke…

Kim hatte seinen Arm sorgfältig abgewaschen und stand vor Lins Zimmertür. Von der anderen Seite her, hörte er ab und zu einen leisen Schlurzer. Langsam öffnete er die Tür. Lin saß auf dem Bett und sah nicht auf, als er das Zimmer betrat. "Weist du, wo ich heute Nachmittag war?", fragte sie mit zitternder Stimme. "Meine Regel ist ausgeblieben…und deshalb war ich beim Arzt…" Ihre Stimme überschlug sich. Kim schloss die Tür und kam näher. "Sie hat gesagt…sie sagte…ich…ich sei im 2. Monat!" Sie stand abrupt auf und sah ihn an. "Wie ist das möglich?" Ihre Stimme wurde immer höher. "Ich habe doch nicht…Wie ist das möglich?" Sie starrte ihn an, sie erwartete keine Antwort - woher auch sollte er es wissen. Lin wollte einfach nur ein Wort aus seinem Mund hören. Die Stille, die sie verschlang brechen…

"Verzeih mir…", sagte er. Und sie verstand… Ihre Augen waren groß und glasig. Sie schüttelte den Kopf. "Nein, das ist nicht wahr. Sag, dass es nicht wahr ist…SAG ES!" "Ich habe es getan.", erwiderte er mit gleicher Tonlage. "Nein…aber ich habe nichts gemerkt." Sie wusste nicht warum sie ihn verteidigte - vielleicht wollte sie es einfach nicht wahr haben. Nicht er - er konnte nicht… "Ich hatte einen Zauber über dich gesprochen, du warst nicht in der Lage etwas wahrzunehmen." Sie sah ihn an und wieder stiegen ihr Tränen in die Augen. "Aber warum, Kim? Wie konntest du mir das antun?" "Es war ein Teil des Planes - du bist ein Teil des Planes!" Er sah sie an, sah ihr in die Augen. Seine langen Pupillen, reglos, umringt von der gelben Iris. Dann riss sie die Arme in die Luft. "Naboru hatte Recht, du bist ein Monster! Ich will dich nie wieder sehen - verschwinde!" Doch statt, dass sie abwartete bis er das Zimmer verließ, schuppste sie ihn aus dem Weg und wollte selbst gehen. Plötzlich packte er ihre Hand und riss sie herum. Er schloss seine Augen und legte sich ihre Hand auf die Wange. "Das kann ich leider nicht zulassen - du wirst mit mir kommen!" Er öffnete seine Augen wieder. Was Lin dann sah…sie hatte noch nie so viel Furcht in ihrem Leben empfunden. Das war nicht der Kim, den sie kannte…

Er stolperte die Stufen zur Haustür empor. Seine Hand zitterte und er bekam fast den Schlüssel nicht ins Schlüsselloch, so aufgebracht war er. Doch kaum hatte er den Flur betreten, veränderte sich die Umgebung. Nicht das Aussehen, er wusste nicht was es war. Als ob ihn eine gnadenlose Riesenhand quetschte, so fühlte er sich. Eine mächtige, dunkle Aura erdrückte ihn. Dann sah er ein Schwert auf dem Boden und neben ihm…lag ein alter Mann! Eine Blutlache, die selbst die Wand empor gekrochen zu sein schien, bildete einen weiten Kreis um seinen Großvater. Sein Herz schlug in diesem Augenblick so heftig, dass er ein Stechen in seiner Brust spürte. Benny kniete sich neben ihn und schüttelte ihn an der Schulter. "Opa…Opa…Opa wach auf…bitte!" Doch sein Großvater atmete nicht mehr. Seine Augen waren weit aufgerissen, als ob er im Schreck gestorben war. Dieses Mal irrte er sich nicht - sein Großvater würde nicht wieder aufwachen - nie wieder! Nicht einmal weinen konnte er, das Entsetzen verdrängte Gefühlsausbrücke jeder Art. Er hob seinen Blick, ins Wohnzimmer und sah seine Mutter dort liegen. Schnell rannte Benny zu ihr und hörte, während ihm ein kleines Stück vom großen Kloß in seinem Hals abfiel, ihren gleichmäßigen Atem. Deine Schwester! Surrte es in seinem Kopf. Benny sprang auf und rannte die Treppe hoch, zu Lins Zimmer. Er hatte wahnsinnige Angst davor, die Tür zu öffnen, aber er musste…und er tat es auch! Er riss die Tür auf, seine Hand klammerte sich krampfhaft an den Türknauf, sodass er gleich mit ihr ins Zimmer purzelte. "Lin!", rief er…

41. Kapitel

Hinter ihm fiel die Tür mit einem leisen Geräusch in die Angeln, wie von Geisterhand. Lin lag kerzengerade auf dem Bett, sie schien zu schlafen. Ihr Haar wehte und im Zimmer war es eisig. Benny sah ihren und seinen Atem als Rauchschwaden aus dem Mund hauchen. Doch der kalte Wind kam nicht vom offen stehenden Fenster, nein - der Grund stand davor. Kim sah hinaus. "Ich habe auf dich gewartet.", erwiderte er. Benny starrte seinen Rücken an, dann tat er einen Schritt auf seine Schwester zu. "Halt! Komm nicht näher!", warnte ihn Kim. "Was ist mit ihr?", fragte Benny mit erstickter Stimme. "Sie schläft." Jäh fand Benny seine volle Stimme wieder.

"Du…du hast Opa umgebracht! Du bist die Gefahr!" Kim drehte sich zu ihm um. Benny war wie gelähmt, als er ihm in die Augen sah… Die Augen ganz stechend rot. Nur die dünnen, senkrechten Pupillen waren in dem Rot zu erkennen. Und genau in diesem Moment spürte Benny einen Druck. Er wurde, von nichts, nach hinten gegen die Tür geschleudert, er knallte hart gegen das Holz, das ihm alles schmerzte. Stumpf plumpste er auf den Boden. Und als die Benommenheit nachließ, merkte er mit Entsetzen, dass er sich nicht bewegen konnte. Die mächtige, schwarze Magie legte sich auf seinen Körper wie ein schwerer Bleianzug. Er versuchte zu Atmen, aber er bekam nur so viel Luft, wie er gerade benötigte um nicht in Ohnmacht zu fallen. Kim schritt auf ihn zu und beugte sich zu ihm runter. "Du hast uns die ganze Zeit hintergangen…", krächzte Benny. "Dass du uns beschützen wolltest…alles nur gespielt…du hast uns…von Anfang an nur belogen!" "Tja, du hast es zu spät bemerkt, Kleiner." "Was hast du…vor…"

"Die Rache der Shjra! Es ist meine Bestimmung sie zu erfüllen." "Du bist krank!", würgte Benny. Kim kicherte belustigt. Seine Pupillen weiteten sich vor Erregung. "Nicht doch, ich erfülle nur meine Aufgabe." "Was wird passieren?" "Ihr werdet alle ausgelöscht, damit sich die Welt nach ihren Vorstellungen ordnen kann." "Das lasse ich…nicht zu. Du zerstörst unsere…Welt NICHT!" Benny zitterte am ganzen Leib und versuchte gegen die Lähmung anzukämpfen. Und tatsächlich schaffte er es gerade seinen Kopf zu drehen und die Fäuste zu ballen. Mehr aber auch nicht. "Ah, du hast wirklich erstaunliche Kräfte. Ich hätte nicht gedacht, dass du dich meiner Magie widersetzen kannst. Es ist viel zu Schade um dich!", beschloss Kim. Benny verstand nicht, was das bedeutete. "Was meinst du damit?" Kim streifte den grauen Handschuh ab.

Seine gesamte linke Hand war schwarz - wie eine Schwarzmondnacht. Mit der rechten Hand packte er Benny an den Haaren und zog seinen Kopf nach oben. Angsterfüllt sah Benny wie die schwarze Hand auf ihn zukam. "Was machst du?" Jäh spürte er die Hand auf seiner Haut. "Du darfst dich freuen!", lachte Kim ihm ins Ohr. Dann ließ er sie diagonal durch das ganze Gesicht des Jungen gleiten. Es brannte und schmerzte, als würden unzählige, spitzte Zähne sich hineinbohren und sein Fleisch verbrennen. Er schrie… "Schrei nur, keiner hört dich…", lachte die grausame Stimme weiter und die Hand presste sich noch mehr gegen sein Gesicht. Kim zog beide Hände zurück und Benny sackte zur Seite weg. Seine Augen waren zwar geöffnet, aber er war nicht in der Lage sich zu rühren, zu sprechen… Kim zog sich den Handschuh wieder über, stand auf und ging zum Bett hinüber. Lin war, wegen der Kälte, ganz weiß im Gesicht geworden. Ihre Stirn runzelte sich und ihre Lippen öffneten sich leicht. Als ob sie alles mitangesehen hätte…

Er hob sie hoch, trug sie zum Fenster und sprang geschmeidig aufs Fensterbrett. Noch einmal wandte er sich um. "Finde mich, Held der Zeit!", sprach er zu Benny. Benny sah alles durch einen silbrigen, verschwommenen Schleier. Er wollte antworten. Er wollte seine Schwester retten, aber seine Kraft reichte nicht. Kim sprang aus dem Fenster und erhob sich in den Himmel…das war das Letzte was Benny noch sah, bevor er das Bewusstsein endgültig verlor.

Er wusste nicht wie lange er einfach da gelegen hatte, ohne jegliche Wahrnehmung. Aber jetzt war er wenigstens in der Lage aufzustehen. "Lin…", würgte er. Ihm wurde schlecht und in seinem Rachen wurde es heiß und Schlucken tat ihm weh. Auf zitternden Beinen wackelte er ins Bad. Wasser floss aus dem Hahn, als er ihn aufdrehte. Es kam ihm jetzt so fremd und erstaunlich vor… Benny ließ Wasser in seine, zu einem Trichter geformten, Hände strömen und wusch sich damit das Gesicht. Vom Wasser verdünntes Blut tropfte ins Waschbecken und in den Abfluss. Wieder wusch er sich übers Gesicht. Lin, halt durch…ich werde dich finden…und…retten, so…wie du mich…gerettet hast… Wut und Hass stieg in ihm auf - ein solches Gefühl hatte er noch nie empfunden. Er wollte Kim etwas Stumpfes ins Herz rammen und zusehen wie er elendig zu Grunde ging…diesen Mörder… Er tastete nach dem Handtuch und trocknete sich ab…das Handtuch war blutdurchtränkt von seinem Gesicht. Benny sah in den Spiegel. Das Grauen schlängelte sich durch seinen Körper. Eine tiefe, schwarze Linie verlief quer über sein ganzes Gesicht…

Ende