Die Rache der Endgegner
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Autor: Ulyaoth Dauer: ~23 Minuten
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Dateigröße: 55,8 MB Format: Zip

Die Sprecher:


Anju als Anju

AstartusSavall als Erzähler

Evilitschi als Bürgermeister und seine Schwester als Kind

Reaven als Majora

Sirius als General Onox & Tingle

Tetra als Veran

Vas-y als Zanto & Zimmermann

Die Künstlerin:

Suis Bild kannst du dir hier in Großansicht genießen. Zfans.de bedankt sich an dieser Stelle nochmals für die schnelle Anfertigung dieses sehr hübschen Coverbildes. Sie hat auch den Untertitel für das Hörspiel beigesteuert.

Die Rache der Endgegner

oder „Join the dark side, we have cookies!“


Die Unterwelt war, wie jeder wusste, ein wahrhaft finsterer Ort. Wobei man hierbei im Grunde nicht einmal wirklich von „Ort“ sprechen konnte, denn fern von der schützenden, ordnenden Hand der Göttinnen waren sowohl Zeit als auch Raum nichts weiter als leere Worte, kaum mehr als Hüllen ihrer ursprünglichen Bedeutung. Nichts entstand, nichts verging, bloß die körperlosen Dämonen zimmerten grotesk entstellte Variationen der Schöpfung in das kalte Nichts, wie um sich über die Arbeit der Göttinnen lustig machen zu wollen.
Inmitten dieser dunklen Welt, schwebend im wirren Nirgendwo, lag eine kleine Insel mit einem pechschwarzen Turm; eine Festung, in der sich die aus der Welt der Göttinnen verstoßenen Seelen versammelten um blutige Rache zu planen, ihr Leid zu beklagen oder ihre Rückkehr in die Welt der Lebenden vorzubereiten.
Oder schlicht und einfach für Konferenzen zu den aktuellen Tagesthemen.

„Wir können dies nicht länger dulden“, grollte die Stimme des groß gewachsenen Mannes durch den Saal. Um seine Worte zu unterstreichen, hieb er mit seinem schweren Panzerhandschuh auf die nachtschwarze Tischplatte, was den dösenden Zanto am anderen Ende hochschrecken ließ. „Wir wurden zu lange ignoriert. Zu lange hat man uns verstoßen und nicht ernst genommen! Ich sage, sie werden ihre Arroganz mit ihrem Blut bezahlen!“
Die Hexerin Veran links von ihm zuckte kaum mit einer Wimper. „General Onox, entspann dich doch und erklär uns erst mal, worum es geht.“
Statt einer Antwort schleuderte Onox einige geöffnete Briefe auf den Tisch. Sie rutschten über die Platte und blieben schließlich in der Mitte liegen. Ein schwarzer Tentakel schlängelte sich von der Seite hin, ergriff einen davon und hielt ihn vor das einzelne Auge des Dämons, der sich mit seinen unzähligen Fangarmen an seinem Lehnstuhl festgezurrt hatte. (zischel) „Richtig, Bellum. Das sind unsere Weihnachtswunschlisten!“
Zanto gähnte durch seinen spitzen Helm hindurch. „Sie wurden zurückgeschickt? Schon wieder?“
Onox ließ sich langsam auf seinen eigenen Lehnstuhl nieder und faltete mit finsterer Miene die Hände. „Das wurden sie in der Tat, Zanto. Der Weihnachtsmann hält es scheinbar nicht für notwendig, uns Unterweltler zu beschenken. Das ist Diskriminierung übelster Form!“
Veran hob die Schultern, als hätte sie das erwartet. „Wahrscheinlich sind die immer noch wütend, weil jeder von uns bereits versucht hat, Hyrule zu unterwerfen oder zu vernichten?“
„Also bitte, man kann sich doch auch anstellen!“, erwiderte Onox gereizt. „Das ist doch kein Grund, unsere Weihnachtswunschlisten zurückzuschicken!“
„Der Großmeister sollte hier sein“, maulte Zanto. Unter mechanischem Klicken öffnete sich der Helm, klappte nach hinten weg und offenbarte Zantos dünnes Gesicht. Der Dämon neigte den Kopf zur Seite und knackste mit dem Genick. „Er wüsste, was zu tun ist. Auch wenn mir seit damals irgendwie da hinten ein Wirbel etwas schief zu sitzen scheint. Es knackst ständig, wenn ich so mache. Da, schon wieder!“
(zischel)
„Ja okay, ich weiß, dass das nichts mit dem Thema zu tun hat. Hat der Weihnachtsmann wenigstens Gründe angegeben?“
Veran griff nach einem der geöffneten Briefe und faltete das nachtschwarze Briefpapier auf. „Also, hier haben wir mal… ach, es ist deiner, Onox. Mal sehen… unter ‚Weltherrschaft’ hat er nur geschrieben ‚Das ist doch ein Scherz!’“
„Okay, das war vielleicht etwas viel verlangt“, gab Onox zu. „Aber ich habe extra darunter geschrieben, dass ich auch mit zwei, drei kleineren Königreichen fürs Erste zufrieden wäre!“ „Dann hätten wir hier den Brief von Bellum“, fuhr Veran fort. „Punkt Eins: Chaos und Zerstörung. Punkt zwei: Tod des Meereskönigs. Hier lautet die Anmerkung des Weihnachtsmannes nur ‚Sei froh, dass man dich nicht noch weiter verbannen kann als ohnehin schon’“
(zischel)
„Finde ich auch unverschämt von ihm“, nickte Onox.
„Dann der Brief von Majora… war unleserlich. Aber die Zeichnung der verwüsteten Stadt hat ihm offenbar auch nicht gefallen. Und dann der von Zanto. ‚Herrschaft über das Schattenvolk, ein neuer Helm und ein Teddybär.’“ (Pause.) „Moment, du willst einen Teddybär?“
„Teddybär der Unendlichen Finsternis, bitte sehr“, korrigierte Zanto. „Also, den könnte er mir durchaus gönnen!“
„Da steht aber, du solltest dich in Bescheidenheit und Güte üben, bevor du Geschenke erwarten kannst.“
„Worin soll ich mich üben?“
Onox nickte grimmig. „Er nutzt Fremdworte, um sich über uns lustig zu machen, wie erwartet.“
(zischel)
„Wie immer hat Bellum hier Recht!“ Onox erhob sich langsam und ballte eine Faust. „Wir können uns das nicht gefallen lassen! Wir müssen für unsere Rechte auf Weihnachtsgeschenke kämpfen.“ Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. „Darum habe ich auch bereits einen Plan ausgearbeitet – vorhin habe ich Majora zum Nordpol geschickt, um den Weihnachtsmann zu entführen und zu uns zu schaffen. Er sollte jeden Moment wieder hier sein. Oder sie. Da fällt mir ein, ich habe nie gefragt, welches Geschlecht Majora eigentlich hat.“
„So direkt zu fragen wäre aber nicht sehr höflich.“
„Ich weiß ich weiß. Ich werde einfach nächstes Mal darauf achten, ob Majora die Herren- oder die Damentoilette benutzt.“
Mehr konnte Onox nicht sagen, denn im nächsten Moment knallte es laut und mitten auf dem Tisch erschien Majora, schrill lachend und unter einem Wirbel aus buntem Qualm. In einer seiner dürren Hände hielt der Dämon einen Sack, in dem etwas zappelte. „Ich hab ihn ich hab ihn ich hab ihn!“
„Ausgezeichnet!“ Veran richtete sich zu voller Größe auf. „Okay, allesamt möglichst finster und böse aussehen. Auch du Zanto, setz den Helm wieder auf. Bellum, beweg die Tentakel etwas bedrohlicher… ja, genau so!“
„Kann ich ihn rauslassen? Kann ich? Oh bitte bitte bitte!“ Majora starrte Onox erwartungsvoll an, bis dieser einmal nickte. Flugs drehte der Dämon den Sack um und ließ die darin befindliche dickliche Gestalt einfach auf die Tischplatte plumpsen.
Onox verschränkte die Arme und lachte sein bestes Schurkenlachen. „Hahaha! Es hat sich wohl ausge-hohoho-t, Weihnachtsmann! Nun bist… Moment, wer ist das?“
Die Unterweltler blinzelten und starrten etwas verblüfft auf den kleinen Kerl, der auf dem Tisch saß und seine Entführer fassungslos anstarrte – wer auch immer das war, es war nicht der Weihnachtsmann. Es sei denn, dieser hatte sich seit letztem Jahr entschieden, seine Garderobe plötzlich grün zu färben und seine rote Unterhose über der Hose zu tragen. Allerdings war der Weihnachtsmann eigentlich größer. Und hatte eigentlich einen weißen Bart.
Eine Weile war es einfach nur still, dann schluckte der kleine Kerl hörbar. „Ähm… geht es um die Karten von letzter Woche? Tingle fürchtet, dass er da etwas zuviel Lon-Lon-Milch getrunken hatte und deshalb Himmelsrichtungen etwas vertauscht hat…“ „Ähm…“
„Keine Sorge!“, warf Tingle hastig ein. „Für einen Freundschaftspreis von nur fünf Rubinen bessere ich alle Karten aus und stelle eine viermonatige Garantie auf alles was ihr bei mir Montags oder Donnerstags erwerbt!“ Er ließ den Blick langsam herumwandern – von Onox zu Veran und Zanto über Bellum bis hin zu Majora, der immer noch über ihm stand und ihn aus seinen leuchtend gelben Augen anstierte. „Aber wenn ich’s mir recht überlege, für euch mach ich das gerne auch gratis“, fügte er dann noch mit nervösem Grinsen hinzu. „Du bist… nicht der Weihnachtsmann“, stellte Zanto schließlich fest und vergaß völlig, dass er eigentlich bedrohlich wirken wollte.
„Tingle war letztes Jahr Vertretung für den Weihnachtsmann“, meinte er. „Tingle ist nämlich Meister im Zuordnen von Dingen! Aber das macht Tingle nie wieder – wenn er gewusst hätte, dass Weihnachtsfeen nicht fliegen können…“
Niemand hörte ihm mehr zu. Onox richtete seinen Blick stattdessen auf Majora. „Du solltest doch den Weihnachtsmann entführen“, grollte er dann. „Was sollen wir mit diesem… Gnom?“
„Ha!“, Majora verschwand mit einem weiteren Knall und materialisierte sich wenige Meter weiter auf seinem eigenen Stuhl. „Ich hab nur das getan, was du gesagt hast! Komisch gekleideter Typ, der in fremder Leute Schornsteine klettert! Hab ich gefunden, hab ich entführt, hab ich hergeschleppt!“
„Hey, Tingle hatte nur seine Hausschlüssel im Haus vergessen!“
„Da hatte ich so einen schönen bösen Plan und dann so was!“, erboste sich Onox weiter, ohne Tingle Beachtung zu schenken. „Wie soll man denn so bitte schön blutige Rache nehmen, hm?“
„Sei doch nicht gleich so neeeeegativ!“
„Aaargh!“ Onox griff sich an den Kopf und wandte sich um. „Ich bin von unfähigen Idioten umgeben!“ (Pause) „Nein, nicht du, Veran. Nein Bellum, du auch nicht. Nein, nicht mal du, Zanto.“
(zischel)
„Ein anderer Plan, sagst du?“ Veran horchte auf. „Du hast eine andere Idee, Bellum?“
(zischel)
„Das könnte funktionieren“, nickte Zanto. „Das ist eigentlich eine sehr gute Idee. Bellum hat irgendwie immer die allerbesten Ideen!“
„In der Tat!“ Plötzlich sah Onox wieder zufrieden aus. „Das ist sogar noch besser als mein ursprünglicher böser Plan. Das werden wir machen! Und du…“ Er richtete seinen Zeigefinger auf Tingle, der in sich zusammenschrumpfte und den Kopf einzog. „…wirst uns dabei helfen! Ob du willst… oder nicht!“

In Hyrule waren die Vorbereitungen zum Weihnachtsfest voll im Gange – die Zimmermänner stellten Weihnachtsbäume auf und platzierten Lampions und Girlanden überall in der Stadt, Kekse wurden gebacken und Geschenke verpackt. Die meisten Stadtbewohner waren guter Dinge, nur der Bürgermeister schien etwas nervös.
„Oh, das wird noch ein Desaster!“, wiederholte er zum fünfzigsten Mal und wischte seine Stirn ab. „Kein Schnee dieses Jahr! Wir sollten doch zu Weihnachten Schnee haben!“
„Keine Sorge, Bürgermeister“, versuchte ihn Anju zu beschwichtigen. „Schnee ist doch nicht unbedingt notwenig. Es kann auch so ein schönes Fest werden.“
„Wenn es doch nur das wäre! Alles ist zu spät dran oder läuft schief! Erinnerst du dich an den Goronen, den ich wegen Milch zur Farm geschickt habe?“
„Ja schon, aber…“
„Nun, du weißt, wie sich Goronen fortbewegen, oder?“
„Oh…“
„Ja, jetzt sitzen wir hier auf fünfzig Litern Butter, die keiner braucht!“ Er reckte die Hände gen Himmel. „Als hätten die Göttinnen etwas dagegen, dass wir ein vernünftiges Weihnachtsfest feiern!“
Anju ließ den Blick über den Hauptplatz schweifen. Der Bürgermeister hatte Recht, alles war etwas später dran als sonst. Der Himmel war grau und trüb und kein Flöckchen Schnee war zu sehen. Bloß kalter Wind pfiff durch die Straßen.
„Dann wollte ich einen meiner Angestellten zum Zorareich schicken, um dort frischen Fisch zu kaufen, aber offenbar waren auf der Landkarte die Himmelsrichtungen falsch“, fuhr der Bürgermeister fort. „Darum ist er nicht bei den Zoras, sondern bei den Gerudos gelandet. Er war offensichtlich erfreut darüber, aber den gegrillten Fisch heute Abend können wir vergessen. Wenn ich diesen Tingle in die Finger kriege…“
„Noch ist nicht alles verloren“, versicherte Anju. „Wo kämen wir denn hin, wenn wir unser alljährliches Weihnachtsfest an ein paar gegrillten Fischen scheitern lassen würden. Denkt doch an den hervorragenden Nusskuchen von Thelma!“
„Aus dem wird wohl nichts“, meinte der Bürgermeister etwas verlegen und kratzte sich am Kopf. „Die Dekus haben die Preise für Dekunüsse schon wieder erhöht und wir haben keine Lieferung reinbekommen.“
„…ach, verdammt.“
„Aber ich muss dir dennoch zustimmen, Anju“, meinte nun der Bürgermeister, der sich beinahe verpflichtet sah, die nun doch enttäuscht aussehende junge Frau aufzumuntern. „Weihnachten ist mehr als bloß Kuchen und Kekse. Denk doch zum Beispiel an meine berühmte Weihnachtseröffnungsrede!“
„Äh… ja, darauf freue ich mich schon total“, nickte Anju höflich, obwohl ihr Blick sagte, dass ihr der Nusskuchen vermutlich doch lieber gewesen wäre.

Schließlich war es Weihnachten.
Schnee gab es immer noch keinen, auch war die Hälfte der Dekorationen nicht vorhanden und viele der bekannten Hylianischen Weihnachtsleckereien fehlten, aber die Leute schienen trotzdem recht guter Dinge. Kinder rannten kreuz und quer durch die Straßen und diskutierten aufgeregt darüber, was sie wohl geschenkt bekämen, die Stadtwache pfiff Weihnachtslieder (wenn auch völlig neben dem Ton) und selbst der Bürgermeister beschloss, es einfach zu nehmen wie es war und seine Weihnachts-Eröffnungsrede zu halten. Er stieg auf das Podest auf dem Hauptplatz und sah die Leute sich bereits versammeln, da tippte ihm von hinten jemand auf die Schulter. Es war einer der Zimmermänner.
„Was gibt’s denn?“
„Öhm… der Weihnachtsbaum. Er ist uns soeben… na ja…“
Der Bürgermeister wandte den Blick zur Seite und sah gerade, wie zwei der anderen Zimmermänner verzweifelt versuchten, den ziemlich großen Baum am Umfallen zu hindern „Das ist nicht euer Ernst, oder?“
„Also irgendwas haben wir beim Standbein wohl falsch gemacht, ich glaube, das war ein Kommafehler beim Abmessen der Standbeine. Oder wir haben… auweia, zu spät.“ Mit lautem Krachen donnerte der Baum zu Boden, zerschmetterte dabei beinahe alle Glaskugeln, die darauf hingen und riss gleich noch eine Girlande mit. Ein Deku konnte gerade noch ausweichen und warf sich quietschend zur Seite, prallte dabei gegen einen Hylianer, der daraufhin seinerseits stolperte und einen der kleinen Tische umriss, auf denen die Weihnachtskekse aufgestapelt gewesen waren.
„Großartig“, stöhnte der Bürgermeister auf und schlug sich gegen die Stirn. „Was kann denn jetzt noch schief gehen?“
Seine Antwort erhielt er wenige Sekunden später.

Donner krachte, ein Blitz erhellte die dunkle Nacht und der kalte Wind pfiff plötzlich stärker als zuvor; der Bürgermeister musste seinen Hut festhalten, sonst wäre er weggeweht worden; die ersten Bürger wurden bereits unruhig und zogen sich zurück – und dann sah er ihn: den pechschwarzen Schlitten, der sich urplötzlich aus den dunklen Wolken herabsenkte, gezogen von einem Knochenpferd mit glühend roten Augen. Ein schrilles „Ho Ho Ho ho hohoo hii hii ha haha ha“, schallte selbst durch den pfeifenden Wind. Das war definitiv nicht der Weihnachtsmann, den er gewohnt war.
„Ich und mein vorlautes Mundwerk…“
Der schwarze Schlitten senkte sich mitten auf dem Marktplatz herab und es wurde still. Selbst der Wind hörte auf, zu wehen und jeder war zu starr vor Schreck, ein Wort zu sagen – in ängstlicher Erwartung, was für eine Monstrosität sich aus diesem Schlitten erheben würde. Es war Tingle.
„Ähm… ho ho limpah und so“(, meinte er und winkte verlegen in die Menge. „Ihr kennt mich vielleicht noch von letztem Jahr? Ihr wisst schon, der mit den tollen Geschenkideen? Nein?“ Er hüpfte aus dem Schlitten auf die Straße.„Ist es nicht ein lustiger Zufall, dass Tingle schon wieder in einem Weihnachtsschlitten sitzt?“
Die Menge sah schon beinahe erleichtert aus, da richteten sich fünf düstere Gestalten aus dem Schlitten auf – Onox, Veran, Zanto, Bellum und Majora. Finstere Gestalten aus alten Sagen, aus Geschichten, die man Kindern erzählte, um ihnen Angst einzujagen; in Ländern fern und nah. Die Bürger kannten sie alle.
„In der Tat! Tingle ist diesmal in unserem Auftrag hier!“, ergriff Veran das Wort. „Er hat uns alles verraten, was ein gutes Weihnachtsfest ausmacht, also denkt nicht, ihr könntet etwas vor uns verheimlichen!“
„Was habt ihr vor?“, fragte der Bürgermeister verzweifelt, der verwünschte, immer noch auf dem Podest zu stehen. Jeder starrte zu ihm hinauf. Die Monster und die Bürger.
„Ihr denkt, ihr könntet Weihnachten feiern, ohne dabei an uns zu denken?“ Zanto sprang aus dem Schlitten und trippelte über den Platz bis hin zum umgestürzten Weihnachtsbaum. „Während wir in der Unterwelt schmoren, ohne Geschenke zu bekommen? Das konnten wir nicht zulassen und deshalb schworen wir Rache!“
„Und deshalb“, kreischte Majora und breitete seine dünnen Arme aus. „Jagen wir ganz Hyrule in die Luuuuuuuft!“
„Genau… äh nein!“ Onox stemmte die Hände in die Seite. „Majora, ich sagte doch, das wäre bloß Plan B, falls irgendwas schief läuft!“
„Och…“
„Unsere Rache besteht darin…“ Onox ballte böse grinsend eine Faust. „…ein viel besseres Weihnachtsfest zu inszenieren, als ihr Würmer es jemals könntet!“
„Oh nein, Gnade, bitte ni…was?“
Der Bürgermeister blinzelte verwundert, aber die Dämonen hatten bereits angefangen. Zanto ließ mit einem Fingerschnippen den Weihnachtsbaum verschwinden – an seiner statt erschien ein viel größerer, viel reicher geschmückter Baum mit einem kleinen Porzellan-Zanto an der Spitze. Veran ließ die Girlanden aufleuchten und auf Onox’ Zauberspruch hin materialisierte sich unter Donnerkrachen ein langer, reich gedeckter Buffettisch, der quer durch den gesamten Hauptplatz reichte. Schließlich hüpfte Majora unter schrillem Gekicher auf ein Häuserdach und schoss von dort aus buntes Feuerwerk in den Himmel. Bellum blieb im Schlitten und hob bloß seine Tentakel.
(zischel)
„Wartet mal…“, kam eine Kinderstimme aus der Menge. „ist das Schnee?“
Tatsächlich – es hatte begonnen, in dicken Flocken zu schneien. Lichter blinkten, es duftete plötzlich nach Zimtsternen, Nusskuchen und irgendwo vom anderen Ende des Buffets nach gegrilltem Fisch. Der Bürgermeister stand bloß perplex da und fragte sich, ob er irgendetwas Falsches gegessen hatte und gerade bloß einen seltsamen Traum hatte – aber in der nächsten Sekunde stand Onox vor ihm.
„So, du kleiner Sterblicher…“, fing er an. „Ich denke, die Zeit ist gekommen.“
Der Bürgermeister kniff die Augen zu, als der finstere General vor ihm etwas hervorzog. „Koste Schaumrollen der Verdammnis!“
Er riss die Augen wieder auf. Ihm wurde ein Teller mit Schaumrollen entgegengehalten. Zögerlich griff er zu, nicht sicher, ob sie ihm nicht in den Händen explodieren würden oder etwas Ähnliches. Aber nichts geschah – sie schmeckten sogar hervorragend.
„Oh, vielen Dank“, meinte er, erwies dann aber überraschend viel Schläue, als er sich blitzschnell eines Besseren besann. „Ich will sagen: Oh nein, diese Schaumrollen sind viel besser als die, die wir sonst haben! Ich bin geschlagen!“
„Ah-ha!“ Onox sah sehr zufrieden aus – das war wohl die richtige Antwort gewesen. „Nun denn, gib auf und nimm dir vom Gegrillten Fisch der Vernichtung, er steht dort hinten.“ Er wandte sich um und schritt stattdessen in Richtung einer Gruppe Kinder. „Wie wär’s mit ein paar Zimtsternen des Verderbens?“

Es dauerte ein paar Momente, bis die Hylianer verstanden hatten, was passiert war, aber sie gewöhnten sich schnell daran. Es war bloß etwas ungewohnt, statt „dankeschön“ etwas wie „zu Hilfe“ oder „Oh nein, ich gebe auf“ zu sagen, aber insbesondere die Kinder schienen einen großen Spaß daran zu haben. Bloß Thelma schien irritiert darüber, dass es nicht ihr Nusskuchen war, der da so gierig verschlungen wurde.
„Diesmal haben wir keinen Fehler gemacht“ Veran sah sehr stolz aus. „Seht, wir haben sogar die traditionellen, geheimen Kekse in Tingle-Form und sie sehen genauso aus, wie uns unser Spion verraten hat.“
„Oh. Äh. Ja, sehr authentisch.“
Sogar Geschenke gab es. Tingle hatte höchstpersönlich die Ideen dafür geliefert, was dazu führte, dass wieder viel getauscht werden musste, aber einige der Unterweltler hatten es sich auch nicht nehmen lassen, der Sache ihren eigenen Touch zu verleihen.
„Oh, das ist ja hübsch“, meinte Anju, als sie ihr Geschenk auspackte. „Woher ist das?“
„Das ist ein Kelch der Qualen“, erklärte Zanto. „Man trinkt daraus das Blut seiner besiegten Feinde!“
„Ich dachte eher daran, Blumen hineinzustellen und ihn auf dem Fensterbrett stehen zu lassen.“
„Ach. Das geht natürlich auch.“

Langsam fing der Schnee an, Dächer und Straßen zu bedecken. Onox, Veran und Bellum lehnten am Schlitten und beobachteten das gesellige Treiben. Der Bürgermeister und Zanto hatten ein Milch-Trinkspiel begonnen, Majora wurde das Feuerwerk offenbar nicht langweilig und irgendwo im Hintergrund torkelte ein Kind mit Zantos Helm herum, unter dem es beinahe vollständig verschwand.
„Ich weiß ja nicht, wie es euch geht“, fing Veran schließlich an und knabberte an ihrem Zimtstern des Verderbens. „Aber findet ihr nicht, dass die Hylianer etwas zu fröhlich sind dafür, dass sie gerade besiegt wurden?“
„Umso besser! Scheint, als könnten sie sich daran gewöhnen.“ Onox ließ ein Stück Nusskuchen des Terrors heranschweben. „Stell dir vor, der Bürgermeister meinte sogar, es sei furchtbar und wir sollten das nie wieder tun!“
„Oooh, wie nett von ihm!“
„Tja, was soll ich sagen? Ein voller Erfolg!“
(zischel)
„Ja, Bellum“, nickte Veran, mit einem Anflug eines Lächelns im Mundwinkel. „Auch dir ein furchtbares Weihnachtsfest. Und allen hier in der Stadt“
Inzwischen lag der Schnee dick auf den Straßen und Dächern – und selbst auf Bellums Kopf, aber er störte sich nicht daran.
Immerhin gab es Nusskuchen. Alles andere konnte warten.
Auch die Weltherrschaft.



Ende


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