Das Fest der Götter – Eine „The Legend of  Zelda“-Weihnachtsstory
    Teil  1
Von Garo-Meister
  
  „Furchtbar! Unfassbar! Schrecklich!“, zeterte der  aufgebrachte, alte Herr mit dem buschigen, weißen Bart und der  mitternachtsblauen, verzierten Robe durch die riesige von Säulen gesäumte  Halle. „Wie konnten sie nur gestohlen werden?“ Sein Echo hallte durch den Raum  und die königlichen Wachen zogen die Köpfe bei den lauten Worten ein.
„Besonders gleich alle drei auf einmal...“, murmelte sein  auffällig ruhiger Gegenüber mit den hübschen, falkenhaften Gesichtszügen und  dem schulterlangen, glatten braunen Haar. Im Gegensatz zu dem alten Herrn trug  dieser eine reich verzierte Rüstung. Ein Schwert steckte in der Scheide auf der  linken Seite.
„Diesen Goronen hab ich noch nie getraut!“, zeterte wieder  der Alte.
„Kanzler!“, önte es bestimmt von dem Thron auf dem Podium,  neben den beiden Streitenden. Darauf saß eine junge, wunderschöne Frau. Ihr  Haar war braun, lang und glatt, ihr Kleid ein wahres Kunstwerk und ihr Gesicht  ein noch viel größeres. „Ich verbiete Euch, so über unsere Verbündeten zu  reden, besonders zu dieser Zeit. Häuptling Grogor ist ein vertrauenswürdiger  Mann, genauso, wie König Ralis von den Zora.“
  „Verzeiht, meine  Prinzessin.“, antwortete der Angesprochene.
  „Dies ändert jedoch nichts  an der Tatsache, dass die Edelsteine fort sind.“, sprach der Mann in der  Rüstung. „Selbst unserer ist unter mysteriösen Umständen verschwunden.“
  „Was werden wir also tun,  General?“, fragte die Prinzessin.
  „Die königliche Armee wird  alles daran setzen, dass die Steine gefunden werden.“, antwortete der  Heerführer. „Für Hyrule!“
    Die  umstehenden Soldaten stampften kurz gleichzeitig mit ihren Speeren auf den  Boden.
    „Das geht nicht!“, schrie  der Kanzler aufgebracht. „Ihr Armeeheinis denkt nie mit dem Kopf nach! Das Volk  darf nicht mitbekommen, dass die Steine fehlen.“
    „Kanzler.“, sprach die  Prinzessin in einem warnenden Ton. „Mäßigt Euch!“
    „Verzeiht!“ Er setzte in  einem ruhigeren Ton fort. „Bisher wissen nur der Häuptling der Goronen, der  König der Zora und unsere Prinzessin mitsamt deren Vertrauten, zu denen wir  zählen von dem Verschwinden der drei Göttlichen Edelsteine. Wenn das Volk etwas  mitbekommt, wäre das eine Katastrophe. Sie würden ihr Vertrauen in die Kirche  und in den Staat verlieren. Zudem würde das Fest ins Wasser fallen und das  würde wiederum der Wirtschaft schweren Schaden zufügen.“
    „Wie sollen wir dann die  Steine finden? Schließlich haben wir nur noch 26 Tage.“, fragte der General.
    Ein  betretenes Schweigen trat ein.
  „Ich wüsste jemanden...“,  murmelte die Prinzessin nachdenklich. „Mir mag es nicht gefallen, ihn wieder in  etwas hineinzuziehen, womit er nichts zu tun hat, aber wir brauchen wohl erneut  seine Hilfe...“
Das konnte nicht wahr sein! Doch nicht zum Fest der  Götter.
    Der  junge Mann strich sein dunkelblondes Haar aus dem Gesicht und las den Brief,  den der durchgedrehte Postbote am Morgen gebracht hatte erneut.
„An Link, Erretter von Hyrule,
      erneut  wendet sich das Königreich von Hyrule mit einer dringenden Bitte an dich. Die  göttlichen Edelsteine, der Kokiri Smaragd, der Goronen Opal und der Zora  Saphir, auch als die drei Heiligen Steine bekannt, wurden gestohlen. Diese  Gegenstände sind nicht zuletzt aufgrund ihrer magischen Eigenschaften sehr  wichtig für das Reich. Zudem werden sie bei einer Zeremonie zum Fest der Götter  benötigt. Die Edelsteine wurden in den Goronen-Minen, dem Reich der Zora und im  Tempel von Hyrule aufbewahrt und waren einst im Besitz des Herrn der Zeiten.  Wir bitten dich untertänigst, die Edelsteine wieder zu finden, da ansonsten das  Fest der Götter ruiniert wird. Leider gelang es uns noch nicht konkretere  Hinweise über den möglichen Verbleib der Edelsteine einzuholen, aber wir  hoffen, dass es dir trotzdem gelingen wird sie bis zum Tag des Festes in das  Schloss zu bringen. Eine reiche Belohnung im Falle der Wiederbeschaffung ist  natürlich vorausgesetzt,
      es verbleibt mit freundlichen Grüßen
      Prinzessin  Zelda“
PS: Ich bitte um strengste Geheimhaltung.
Der junge Mann sah auf die  Rückseite des Briefes, dann auf dem Boden, ob ein zweites Papier  heruntergefallen war und daraufhin wieder zurück auf den Brief. Er stieß einen  lauten Seufzer aus.
  „Sie hat nicht einmal um eine Rückantwort gebeten.“, ächzte  er. „Sie erwartet also von mir, dass ich Folge leiste.“
    Er hielt sich die Hand an den Kopf und ließ den Brief zu  Boden fallen.
  „24 Tage! Wie soll ich innerhalb von 24 Tagen drei heilige  Steine finden und das ohne jegliche Anhaltspunkte? Ist die Prinzessin  wahnsinnig? Ich kann keine Wunder vollbringen!“
    Langsam erhob er sich und ging zur Tür. Als er sie öffnete  und herausblickte breitete sich vor seinen Augen eine verschneite  Waldlandschaft aus. Der Hirtenjunge Link wohnte am Rande des Dorfes Ordon im  Wald von Latoan weit im Süden Hyrules. Ein Jahr zuvor hatte er das Land vor  einem grausamen Tyrannen gerettet, welcher es in Finsternis stürzen wollte,  doch blieb den meisten Bewohnern des Landes verborgen, wer der mysteriöse  Erretter war. wandte sich die Prinzessin erneut an ihn, um ihn als Schatzjäger,  Detektiv, oder sonst was zu missbrauchen. Ausgerechnet zu einer Zeit, in der  schwierige Witterung das Reisen beeinträchtige und zudem zum Zeitpunkt des  Großen Festes. Auch in Ordon wurde das Fest der Götter gefeiert, jedoch anders,  als in der Stadt. Die Legende dahinter war die gleiche, wie überall, nämlich  dass die drei Göttinnen an diesem Tag das Triforce, das heilige Relikt der  Götter erschaffen hatten. Hier in Ordon war es eine Zeit, die man mit seinen  Liebsten verbrachte, somit war für Link ganz und gar nicht an Weggehen zu  denken.
  „Ilya...“ Er flüsterte den  Namen nur in den kalten Morgen hinaus und der Wind nahm ihn auf und wehte ihn  hinfort.
„Ich werde nicht lange  fort und zum Abend des Festes wieder da sein.“
      „Aber wieso Link?“
    Das  Mädchen vor Link hatte blondes Haar, ein hübsches Gesicht, strahlend grüne  Augen und einen kessen Blick. Unter ihrem dem dicken Mantel, der sie vor der  Kälte schützte, verbarg sich ein schlanker und für ihr zartes Alter schon  weiblich geformter Körper.
    Es  war lange her, dass Link seine Sandkastenfreundin Ilya so aufgeregt gesehen  hatte, sein Entschluss Hyrule zu helfen stand fest.
  „Ich... Ich muss einen Dienst für das Königshaus leisten.“
    Leise fiel der Schnee, als die beiden miteinander sprachen.  Auf den Straßen des Dorfes befand sich niemand mehr.
  „Du hast mir versprochen, dass wir den Abend gemeinsam  verbringen...“ Ihr Kopf senkte sich.
  „Und dieses Versprechen werde ich halten.“
    Link nahm seine Hand und legte die behandschuhten Finger an das Kinn seiner  Freundin. Zärtlich hob er es an, sodass sie sich in die Augen blickten.
  „Hey, hab ich dich jemals  enttäuscht?“ Mit einer sanften Stimme verließen die Worte seinen Mund und  verwandelten sich in der Kälte zu Rauchschwaden.
    Ilyas Gesicht zierte ein schwaches Lächeln und schon schlang  sie ihre Arme um seinen Oberkörper. Schüchtern erwiderte Link die Geste und  streichelte ihr Haar.
  „Bitte sei vorsichtig.“
  „Das werde ich sein.“
    Es schien eine Ewigkeit zu vergehen. Kalter Wind umstrich  die Gesichter der beiden, doch sie fühlten nur Wärme. Langsam lösten sie sich  voneinander. Ilya wischte sich eine Träne aus dem Gesicht, die Link anfangs für  eine geschmolzene Schneeflocke gehalten hatte.
  „Ich habe noch etwas für dich. Ich wollte es dir zwar erst  am Tage des Festes geben, aber ich möchte, dass du es jetzt schon erhältst.  Warte, ich hole es schnell!“
    Sie rannte ins Haus und Link blickte ihr hinterher. Was  könnte sie ihm schenken wollen?
    Nur wenige Sekunden später kam sie zurück und hielt in  Händen ein dickes wattiertes Gewand so rot, wie Blut mit schneeweißem Futter  und passend dazu noch eine rote Zipfelmütze.
  „Colins Mutter hat mir dabei geholfen.“, sagte sie  schüchtern auf den erstaunten Blick ihres Jugendfreundes hin.
Doch anstatt zu antworten Link Ilya in seine Arme und  drückte sie fest an sich. 
Die Reise zum Feuerberg, der Heimat der Goronen, welche  sich Link als ersten Haltepunkt ausgesucht hatte, war weit und hart, denn die  Winter in Hyrule waren kalt und unerbittlich. Aus diesem Grund pilgerte das  Volk in dieser Zeit meist vom Land in die Städte. Trotz des dicken Mantels von  Ilya nagte doch die Kälte an dem jungen Hylianer und seinem Pferd Epona. Es war  hart für eine Stute,  wie sie, der Kälte  zu trotzen und obwohl es noch ab und an grüne Stellen gab, die der Schnee noch  nicht bedeckt hatte, wurden diese mit der Zeit immer karger.
    Link  bezweifelte, dass sie den Weg durchhalten würde. Vielleicht sollte er ja doch  umkehren, bevor er sein geliebtes Pferd an den eisigen Hauch des Winters  verlieren würde.
    Zwei  Tage gingen ins Land und der Feuerberg, wollte nicht näher kommen. Es wurde  Dunkel und Link überlegte gerade, ob es bereits Zeit war ein Lager  aufzuschlagen, da zerbarsten Schneewehen um ihn herum und heraus kamen in dicke  Pelze gekleidete, grünheutige Gestalten mit Keulen: Bulblins, die hinterhältigen  Banditen der Hylianischen Steppe. Der junge Hylianer entschied sich kurzerhand  für eine Flucht, da ein Kampf auf diesem Terrain schwer werden würde. Doch kaum  gab er Epona die Sporen, da kamen auch schon von Osten und Norden weitere  Bulblins auf riesigen Wildschweinen angeritten. Jeweils zwei der Gestalten  saßen auf einem der gesattelten, mit einem dicken Winterpelz ausgestatten  Monstern. Pfeile flogen Link hinterher, als er nach Westen abdrehen wollte. Er  wiegte sich gerade in der Sicherheit außerhalb der Pfeilreichweite zu sein, als  aus Südwesten eine weitere Gruppe auftauchte und direkt auf ihn zuritt.
    Der  junge Held fluchte leise und drehte Richtung Norden ab und hoffte dabei nicht  durch eine der beiden Gruppen in Bedrängnis zu geraten, doch da erhob sich  schon ein weiterer Schatten zwischen den Schneeflocken Diese Silhouette war  jedoch viel größer, als die übrigen. Als er näher kam, erkannte Link den  riesigen, breit gebauten Anführer der Räuberbande. Sein Name war King Bulblin  und er ritt auf einem gepanzerten, blauen Riesenschwein namens Lord Bulbo.  Zusätzlich wurde er von zwei weiteren Kriegern flankiert. Link hielt kurz an,  wog sein Möglichkeiten ab und erkannte, dass es keinen weiteren Ausweg gab, als  zu kämpfen.
  Der  Hylianer bereitete sich mental auf das Zusammentreffen vor. Er musste gen  Norden und somit würde er versuchen sich am Anführer vorbeizukämpfen. Er wollte  gerade Epona in Bewegung versetzen, als direkt vor ihm ein weiterer Bulblin aus  einer Schneewehe hervorsprang. Die Stute erschrak urplötzlich, bäumte sich auf  und schmiss ihren Reiter ab. Dieser landete unglücklicherweise unsanft auf  einer harten schneefreien Fläche auf dem Rücken. Ächzend wollte er sich gerade  wieder aufrichten, als auch schon drei Pfeile auf ihn gerichtet waren.
    Weiß  der Geier, wo die anderen beiden Bulblins herkamen, doch Link war klar, dass er  verloren hatte. Link fiel nichts mehr ein, was er tun könnte. Würde er eine  falsche Bewegung machen, wäre er tot. Er rührte sich nicht, sondern blieb  einfach sitzen. Angst machte sich in ihm breit. Nahmen Bulblins Gefangene? Aßen  sie Menschen?
    Es  dauerte nur wenige Sekunden, als schließlich auch die restlichen berittenen  Räuber ankamen. Sie unterhielten sich in einer Sprache, die der hylianischen  ähnelte, jedoch von starkem Akzent durchzogen war. 
    Endlich  kam nun auch der Anführer und seine Gefolgsleute trieben ihre Tiere beiseite,  um dem riesigen Schwein ihres Bosses Platz zu machen. Aus der Nähe betrachtet  sah der Anführer der Bulblins noch abscheulicher aus. Das grüne Gesicht, das  unter der Kapuze des dicken Fellmantels zu dem Hylianer hinabstarrte war  gleichermaßen grässlich, wie furchteinflößend und die großen gebogenen Hörner,  die durch Löcher aus der Kapuze hervorragten, taten ihr übriges, um jedem  seiner Feinde Angst und Schrecken einzujagen, doch jetzt machte sich auf diesem  Gesicht etwas neues breit: Erstaunen. Langsam stieg die Kreatur vom Rücken  ihrer Reitbestie und ging auf den jungen Mann zu, welcher seine Angst hinter  einer entschlossenen Maske verbarg. Als er genau vor ihm stand  schaute er Link genau in die Augen und seine  Nasenflügel hoben sich, als er dessen Geruch aufnahm.
    „HO!“, schrie er plötzlich  und in Links Ohren klang es mehr nach einem Freudenschrei, als nach einem  Angriffslaut.
    „Junge mit Schwert. Ich  dich wieder erkennen.“
    Was  hatte das zu bedeuten? Link hatte King Bulblin auf seiner letzten Reise viermal  im Kampf besiegt. Wollte er jetzt Rache nehmen?
    „Ich dir gesagt, wir  dienen dem stärkeren und du mir gezeigt, du stark.“
    Hoffnung  machte sich im Herzen des jungen Mannes breit.
    „Du aufstehen. Mit uns  kommen. Gast der Bulblins.“
    Gast!  Also kein Gefangener. Link atmete erleichtert auf. Als links von ihm zwei  Bulblins mit seinem Pferd auftauchten, erlaubte er sich sogar ein kurzes  Grinsen. Sie schienen Epona eingefangen, ja sogar beruhigt zu haben, auch wenn  sie ihnen gegenüber noch immer sehr widerspenstig wirkte.
    „Gast der Bulblins... das  ich das noch mal erlebe.“, murmelte er.
Nur  wenige Stunden später saß der Hylianer in der großen, warmen Höhle der  Bulblins. Er aß und trank mit ihnen und obwohl ihre Speisen, anscheinend mehr  Sättigung, als Geschmack bringen sollten, so aß Link sie trotzdem, um seine  Gastgeber nicht zu verärgern. Die Getränke der Bulblins schafften es sogar die  Kälte aus Links Körper zu vertreiben.
    Was  Link jedoch am verwunderlichsten fand, war die Tatsache, dass die Kreaturen,  ihn nicht mit Feindseligkeit, sondern mit Hochachtung zu behandeln schienen.
  „Warum du sein hier in  Kälte?“, fragte der Anführer nach der Mahlzeit.
  „Ich bin in einem Auftrag  von Prinzessin Zelda unterwegs. Leider ist es mir nicht erlaubt, darüber zu  reden.“
    Der  Anführer grummelte, jedoch hörte es sich mehr nach Zustimmung an.
  „Du wieder zu Hause an  Festtagen?“
  „Festtage? Feiert ihr auch  das Fest der Götter?“ Link war verwirrt, doch musste er sich eingestehen, dass  selbst solch grobschlächtige Kreaturen, wie diese, eine Kultur besitzen  mussten.
  „Natürlich! Fest hat lange  Tradition. In Festzeit wir nett zu einander und helfen einander.“ King Bulblins  Tonfall in der Antwort wirkte leicht beleidigt.
  ’Und den Rest des Jahres  über helfen sie sich nicht? Toller Zusammenhalt...’, dachte sich der Hylianer,  doch laut sagte er: „Sagt: Ihr habt Ahnung von den Wintern in der Steppe. Denkt  ihr, dass ich’s bis zum Feuerberg schaffe?“
  „Du schaffen. Ja! Haben  Pelz. Doch nicht Pferd. Dünnes Fell und finden keine Nahrung. Wetter wird  schlimmer. Viel schlimmer.“ Die Aussage erschlug Link förmlich.
  „Dann ist die Mission also  zum Scheitern verurteilt.“
  „Hm...“
    Der  Anführer der Räuber streichelte mit seiner rechten Hand sein verwarztes Kinn.
    „Wir Festzeit haben und  helfen. Respekt vor groß Mut von Junge! Wir dir geben Reitschwein. Haben dickes  Fell und finden unter Schnee genug Nahrung. Gutes und treues Reittier in kalter  Zeit.“
    „Das würdet ihr wirklich tun?“  Die plötzliche Großzügigkeit seines ehemaligen Feindes überraschte ihn  vollkommen. So hatte die brutale Kreatur doch während Links letzten Abenteuers  die Kinder aus seinem Dorf entführt, den Hylianer viermal beinahe umgebracht  und ihn nur wenige Augenblicke zuvor durch Eis und Schnee gejagt.
    „In Festzeit unsere Götter  sagen, wir helfen müssen, also wir helfen.“ Während er dies sagte klopfte sich  King Bulblin stolz auf die Brust.
    „Ich danke euch recht  herzlich für diese nette Geste.“ Link machte im Hocken eine leichte Verbeugung.  Seine Mission war noch nicht gescheitert und das dank Freunden, die einst seine  Feinde waren.
    
  
Link grinste über beide Ohren, während er in einem  raschen Tempo durch die verschneiten Ebenen ritt. Das Schwein stellte sich, als  ein schneller, als auch ausgesprochen treuer Begleiter heraus. Die Schweine der  Bulblins fanden außerdem selbst unter der harten Erde Nahrung, wie Wurzeln,  oder Würmer, sodass sie sogar sehr pflegeleicht waren. Das einzige, an das sich  Link noch gewöhnen musste war der Geruch, weshalb er seinen neuen Freund  liebevoll Stinki getauft hatte.
    Die  Bulblins hatten sich als echte Wohltäter herausgestellt. Sie hatten Link Vorräte  in Form getrockneter Früchte und gepökelten Fleischs mitgegeben. Obwohl beides  qualitativ auf einem noch niedrigeren Niveau war, wie das Abendessen in der  Höhle, so füllte es doch den Magen und stärkte Körper und Geist. Die einzige  Bedingung, die die Bulblins gestellt hatten war, dass Link das Schwein, welches  seine neuen Freunde ihm überlassen hatten, wieder unversehrt zu ihnen  zurückbrachte, sobald die Schneeschmelze einsetzte.
    Link  hatte vor dem Aufbruch Epona wieder nach Hause geschickt. Sie war ein kluges  Pferd und konnte den Weg auch allein finden.
    Der  Schneefall wurde spürbar dichter und dann schließlich, zwei Tage später,  erreichte der Hylianer das Dorf Kakariko am Fuße des Berges. Ein kurzer  Überblick zeigte schon, dass das Dorf ausgestorben war und die wenigen Bewohner  in der Festzeit wohl in die Stadt gegangen waren. Einige der Häuser des Dorfes  waren unbewohnt und Link entschied sich kurzerhand die Nacht in einem solchen  zu verbringen.
    Stinki  hatte sich die Quelle des Lichtgeistes Eldin als Schlafplatz ausgesucht. In der  Umgebung der Quelle schien es, als herrsche eine andere Klimazone. Dort war es  warm und sogar kleine Nussbäumchen wuchsen dort, ja sie trugen sogar.
    Link  erinnerte sich, dass er dasselbe Phänomen schon zu Hause bei der Quelle des  Lichtgeistes Latoan beobachten konnte.
Nach  einer lang ersehnten Nacht in einem warmen Bett, machte sich der Hylianer  bereit für den Aufstieg. Stinki musste leider in Kakariko bleiben, da sein  Körper nicht für das unebene Gelände der Berge geschaffen war. Link band ihn an  einer langen Leine an dem größten der Bäumchen bei der Quelle an. Dort hatte  das Tier sowohl Wasser, als auch Nahrung in Form von Nüssen, Wurzeln oder  Bodenlebewesen. nach denen das Schwein nur zu gern schürfte.
    Der  Weg zu den Goronen führte einen gewunden, felsigen Pfad den Berg hinauf. Link  rechnete mit einer Tagesreise, doch das Wetter schien ihm einen Strich durch  die Rechnung machen zu wollen. Die Goronen wohnten nicht ganz auf dem Gipfel  des aktiven Vulkans, doch trotzdem stellte sich der Aufstieg nicht zuletzt  wegen des schlechter werdenden Wetters, als eine wahre Herausforderung heraus.  Der Schnee stand kniehoch und Link kam nur noch schwer voran. In diesem Moment  wünschte er sich, ein Gorone zu sein. Die Steinfresser konnten sich zu Kugeln  zusammenrollen und mit großer Geschwindigkeit in dieser Form die Pässe hinauf  und hinab rasen. 
    Es  wurde dunkler und der Hylianer bekam Angst, in der Nacht eingeschneit zu  werden. Sein Glieder wurden schwerer und die Füße in den Stiefeln waren bereits  durchnässt von dem Schnee, welcher von oben in die Stulpen eingedrungen war.
    Doch  endlich kurz bevor das letzte bisschen Licht, das noch hinter den dunklen  Wolken hervordrang vollkommen schwand, wichen plötzlich die steilen Wände zu  seinen beiden Seiten einem großen freien Platz. Er war angekommen. Sofort  beschleunigten sich seine Schritte bis er eine Felswand erreichte. Er tastet an  dem kalten Stein herum und fand schließlich, wonach er suchte. Ein rechteckiger  Höhleneingang. Sofort kam ihm Licht entgegen und Erleichterung, ja gar Freude  machte sich in ihm breit. Kaum war er drin, schon spürte er die Wärme um sich  herum. Er atmete die warme Luft ein und ging weiter. Nach nur wenigen Schritten  durch den Berg, kam er zu einem eisernen Aufzug. Kaum hatte er sich auf einen  auf der Plattform angebrachten Schalter gestellt, schon fuhr der Aufzug nach  oben und führte ihn in die Haupthöhle der Goronen. Viele tiefe Stimmen schlugen  ihm entgegenwährend ihm helle flackernde Lichter entgegen kamen. Er war angekommen!
Nur  wenige Minuten später saß er an einem warmen Feuer zusammen mit dem riesigen,  bulligen Goronenhäuptling Grogor und den Ältesten. Sie hatten ihm ein Gebräu in  die Hand gedrückt, welches ihm sofort heiß durch seine Adern schoss und ihn  vollkommen auftaute. 
    Der  Hylianer wärmte sich an dem flackernden Feuer, während der Häuptling Grogor ihm  flüsternd mitteilte, was passiert war: „Ich wollte gerade den Stein aus der  geheimen Kammer in unseren Minen holen, damit er in die Stadt gebracht werden  kann, doch da war er schon nicht mehr da. Wir suchten überall, doch das  einzige, was gefunden wurde, waren zwei Blätter in dem Raum, wo der Goronen  Opal war. Weißt du, was das bedeutet, Junge?“ 
    Natürlich  war Link, wie auch den Goronen klar, was das hieß: Auf dem Feuerberg gab es  keine Vegetation, also musste der Dieb die Blätter verloren haben.
    Es  war ein Anhaltspunkt, doch keiner, der Link wirklich weiterhalf. Er war  niedergeschlagen. Er hatte die gesamte Reise angetreten, nur um herauszufinden,  dass zwei Blätter gefunden wurden? Das konnte nicht wahr sein.
  „Was wirst du jetzt tun?“,  fragte Grogor.
  „Ich werde weiter nach  Zoras Reich reisen.“, antwortete Link seufzend.
  „Die Reise wird schwer und  hart zu dieser Zeit.“
  „Ich weiß!“, gab Link zu.
  „Wenn du trotzdem den Mut  hast, die Reise fortzusetzen, dann wird das Volk der Goronen dich unterstützen.  Du hast die Kraft gehabt, bis hierher zu kommen. Das fordert uns Respekt ab.  Deshalb gebe ich dir etwas, was dir bei deiner Reise hilfreich sein wird: Flüssiges  Feuer.“
  „Flüssiges Feuer...“,  wiederholte Link erfurchtsvoll.
  „Es ist eine spezielle  Flüssigkeit aus unseren Minen. Es ist, wie Lava, jedoch nicht so heiß und es  kühlt auch nicht ab. Schüttest du etwas davon auf einen entzündbaren Stoff,  wird dieser sich sofort entflammen und ein Feuer freisetzen, welchem selbst die  Kälte des Winters nichts ausmachen kann. Zudem verbrennt der Stoff, den du  damit entzündest lange nicht so schnell, wie normal. Somit kannst du mit einem  Haufen Reisig eine ganze Nacht lang ein Feuer unterhalten. Diese Flüssigkeit  geben wir normalerweise nicht her.“
  „Und warum wollt ihr sie  dann mir geben?“, fragte Link.
  „Dein Ansinnen ist edel  und du hast meinem Volk schon in der Vergangenheit geholfen. Aber das  wichtigste ist, dass es die Zeit des Fests der Götter ist. Es würde den  Traditionen unseres Volkes widersprechen, wenn ich dich als Gast, ohne Geschenk  ziehen lassen würde. Der Austausch von Geschenken unter Freunden und Familie  ist ein Festtagsbrauch der Goronen. Zwar erfolgt dieser Austausch erst am Tag  des Festes, doch es kann nicht schaden, wenn ich dir deines jetzt schon gebe.“
    Link  lächelte verlegen. „Verzeiht, aber ich habe leider kein Geschenk für euch.“
  „Dein Geschenk an uns wird  der Goronen Opal sein. Da bin ich sicher.“
    Der  Anführer lachte laut und auch Link ließ sich zu einem Lachen hinreißen.